MY DYING BRIDE - The Ghost Of Orion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2020
Mehr über My Dying Bride
- Genre:
- Gothic/Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 06.03.2020
- Your Broken Shore
- To Outlive The Gods
- Tired Of Tears
- The Solace
- The Long Black Land
- The Ghost Of Orion
- The Old Earth
- Your Woven Shore
Vergangenheitsbewältigung geglückt
Die tragische Erkrankung von Aaron Stainthorpes Tochter liegen wie ein schwerer Schleier über "The Ghost Of Orion", dem neuen Album von MY DYING BRIDE. Sein Kind hat den Krebs glücklicherweise besiegt, ein Siegeszug beim Nuclear Blast-Einstand gelingt den Briten ebenfalls, mit ganz wenigen Abstrichen.
Auch wenn der Weggang von Gründungsmitglied Calvin Robertshaw seine Spuren bei den Trauerweiden hinterlassen hat und die acht Songs wesentlich weniger abwechslungsreich ausgefallen sind als der Vorgänger "Feel The Misery", ist Album Nummer 14 um keinen Deut schwächer geworden. "The Ghost Of Orion" kommt dadurch wesentlich homogener und in seiner Gesamtheit flüssiger rüber.
Stainthorpes Gesangsleistung ist beachtlich. Der Anteil an Growls wurde reduziert, dafür sind die klaren Vocals mit sehr viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Beispielsweise die Harmonien in 'Tired Of Tears', die wiederum eingebettet sind in ein Meer aus mehrstimmigen Gitarren-Melodien. Trotz erwähnter Homogenität ist es dem sechssaitigen Alleinunterhalter Andrew Craighan gelungen, qualitativ Hochwertiges aus seiner Gitarre zu zaubern. Reminiszenzen an die eigene Vergangenheit wie auch an weitere UK-Größen aus jener Zeit (ich denke da an ANATHEMA von der "The Crestfallen EP" bis "Pentecost III" oder an PARADISE LOSTs erste drei Langspieler) machen das neue Album zu einem Trip zurück, als alles irgendwie doch besser war.
Ein weiteres Plus ist die Experimentierfreude, die die Briten an den Tag legen. Neben den fünf regulären Songs jenseits der Sieben-Minuten-Grenze angesiedelt, verzaubert uns Linda Fay Hella (WARDRUNA) in 'The Solace'. Der folkige, verträumte Gesang der Norwegerin wird hier von Gitarrenharmonien begleitet und weckt in mir erneut Assoziationen an MY DYING BRIDEs Landsleute aus Liverpool und tönt wie die metallische Schwester von 'J'ai Fait Une Promesse'. Wunderbar. Der Titelsong ist ein reines Instrumental und der Rausschmeißer 'Your Woven Shore' betört mit Kinderchor und Cello. A propos Streichinstrumente: Natürlich darf auch hier die tolle Leistung von Geiger/Keyboarder Shaun Macgowan nicht unerwähnt bleiben.
Die Gleichförmigkeit ist allerdings auch gleichzeitig ein wenig ein Makel auf "The Ghost Of Orion". Da hätte Robertshaw vielleicht einen wichtigen Gegenpol zu Craighan im Songwriting-Prozess mimen und aus dem Werk eine Neun herauskitzeln können.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Haris Durakovic