OCEANS OF SLUMBER - The Banished Heart
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2018
Mehr über Oceans Of Slumber
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 02.03.2018
- The Decay Of Disregard
- Fleeting Vigilance
- At Dawn
- The Banished Heart
- The Watcher
- Etiolation
- A Path To Broken Stars
- Howl Of The Rougarou
- Her In The Distance
- No Color, No Light
- Wayfaring Stranger
Von epischen Songs und unnötigem Ballast.
Als das (offizielle) Debüt "Winter" im März 2016 veröffentlicht wurde, wurde ein musikalisches Erdbeben ausgelöst, das seinesgleichen suchte. Die Attribute überschlugen sich geradezu an Lobpreisungen - zu Recht! Denn was OCEANS OF SLUMBER hier geschaffen hatte, war nicht nur Dank der stilistischen Vielfalt ein extraordinäres Album, die wunderbare Stimme Cammie Gilberts machte es zu einem Ausnahmealbum, da ihre teils soulige, durchdringende Stimme im Metal ein Alleinstellungsmerkmal war.
Und Cammies Stimme ist es auch, die "The Banished Heart" zu einem Genuss werden lässt. "The Banished Heart" treibt das Spiel der Extreme noch weiter, als "Winter" es bereits vorgemacht hatte, so stehen höchst emotionale und melodiöse Parts, die Cammie in einzigartiger Manier intoniert, neben teils wirklich brachialen Death-Metal-Arrangements, Blastbeats und Doublebass-Gewitter inklusive. Dieser Wechsel von Extremen wäre nicht wirklich bahnbrechend, doch OCEANS OF SLUMBER weiß die Macht der Dynamik wohl zu nutzen und schafft so mit "The Banished Heart" ein Album, das extrem herausfordernd ist, denn das Album macht was mit einem. Wenn etwa im Opener Cammie “Buried hidden meanings at the edge of everything Slowly there corroding every bit that's left of me” in fast beschwörerischer Weise wiederholt, lässt einen das nicht los. Und dann ist da noch der Titeltrack: Meine Güte, was für ein Gefühlsfeuerwerk! Nach den neun Minuten muss man schon mal schlucken und sich die Gänsehaut abstreifen, das geht tief. Ebenso verzaubert 'A Path To Broken Stars' mit seinen großen melancholischen Melodien und ungeahnt vielfältigen musikalischen Dimensionen.
So weit, so gut! Doch reden wir nochmal über den Death Metal auf "The Banished Heart": So bin ich durchaus für extreme Metal-Spielarten zu haben, doch ich muss ehrlich gesagt gestehen, dass mir sämtliches Gegrunze auf dem Album missfällt, ja geradezu abstoßend finde ich es. Klar, der Gegensatz der Extreme macht den Reiz der Musik zum Teil auch aus, doch bei der Überlegung, ob mir ein OCEANS OF SLUMBER-Album nur mit Cammies Gesang noch mehr vom Hocker reißen würde, bin ich zum Schluss gekommen: Ja, definitiv! Die Growls müssen einfach nicht sein, sie bringen der Musik keinen Gefallen, nachzuhören beispielsweise in 'At Dawn' und 'Etiolation'. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt, dem unnötigen Ballast. Die Songs haben fast alle Überlänge, dabei würde OCEANS OF SLUMBER auch kürzere Songs gut zu Gesicht stehen, so könnte der wie oben beschriebene sonst großartige Titelsong auch gut um die Hälfte gekürzt werden, doch noch öfter sind es vor allem die extremen Parts, die mir beim Genuss von "The Banished Heart" im Wege stehen.
Dann wäre da noch Drummer Dobber, ein Tier hinter den Kesseln, keine Frage! Doch mit seinen ständigen Rolls und Wirbeln ballert er die Songs auch ganz schön dicht. Man höre zum Beispiel 'Howl Of The Rougarou', welches nach dem zarten Intro mit einem monströsen Riff daherkommt, hier könnte Dobber meines Erachtens songdienlicher spielen, um dem Riff mehr Druck zu verleihen. Grundsätzlich fällt auf, dass er kaum einen straighten Beat spielt, wodurch im Endeffekt kein packender Groove entstehen kann.
Das werden andere Ohren bestimmt ganz anders hören, was aber klar geworden sein sollte, ist, dass "The Banished Heart" ein verdammt interessantes und vielfältiges Album geworden ist, dass es sich lohnt intensiv zu hören und sich mit auseinanderzusetzen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke