OPETH - In Cauda Venenum
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2019
Mehr über Opeth
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 27.09.2019
- Livets Trädgård
- Svekets Prins
- Hjärtat Vet Vad Handen Gör
- De Närmast Sörjande
- Minnets Yta
- Charlatan
- Ingen Sanning Är Allas
- Banemannen
- Kontinuerlig Drift
- Allting Tar Slut
- Garden Of Earthly Delights
- Dignity
- Heart In Hand
- Next Of Kin
- Lovelorn Crime
- Charlatan
- Universal Truth
- The Garroter
- Continuum
- All Things Will Pass
Licht und Schatten einer Ausnahme-Band.
Vor jeder Veröffentlichung der schwedischen Prog-Granden zermartern sich Fans den Schädel: Wie heavy wird das neue Album? Wird Mikael Åkerfeldt irgendwann auch wieder auf Platte growlen? Und seit der Veröffentlichung von "Heritage" bleibt die Antwort auf im Prinzip jede Frage, die man sich stellen kann, gleich: OPETH liebt den Wandel viel mehr als die Kontinuität. "In Cauda Venenum" macht hier nicht nur in Sachen Songwriting keine Ausnahme, sondern bringt mit der schwedischen Version des Albums noch eine ganz neue Seite der Band zum Vorschein. Zum Zuge sind bei mir in etwa beide Versionen gleich oft gekommen, eine wirkliche Präferenz zu einer der beiden Sprachvarianten hat sich nicht entwickelt, der Höraufwand verdoppelt sich natürlich wenn man beides kennenlernen möchte.
Es kommt also nicht von ungefähr, dass man neues Material der Schweden deutlich öfter hören muss bzw. möchte, um sich eine profunde Meinung zu bilden. Dabei durchlief meine Wahrnehmung der neuen Scheibe einen sehr kurvenreichen verlauf vom anfänglichen "hmm, was soll ich damit anfangen?" über "wow, das nächste Prog-Meisterwerk" zum Fazit, welches sich seit inzwischen einigen Wochen nicht mehr verändert hat: Es ist OPETH und es ist gut. Aber seit "Pale Communion" dreht sich OPETH für meine Ohren im Kreis. War eben jenes 2014er Album noch als mutig wahrgenommen worden, finden "Sorceress" und "In Cauda Venenum" im gleichen Dunstkreis statt, auch wenn sich einige musikalische Stilmittel deutlich vom jeweiligen Vorgänger unterscheiden.
Wie ihr merkt, ist eine Besprechung dieses Albums keine einfache Angelegenheit. Denn musikalisch, also vom Songwriting, dem Bedienen der Instrumente und der Produktion ist OPETH auch anno 2019 wieder über jeden Zweifel erhaben. Klar, so schwelgerisch wie bei 'Lovelorn Crime' kann sonst nur ein STEVEN WILSON klingen und die für OPETH typische rhythmische Dynamik bei 'Dignity' ahmt sonst quasi niemand fehlerfrei nach. Aber bei aller Qualität, durch die man "In Cauda Venenum" als Fan bedenkenlos kaufen kann, haut mich keine Euphorie aus den Latschen. 'Charlatan' und 'Heart In Hand' klingen so als hätte STEVEN WILSON seine Plattenkiste im Studio offen stehen gelassen. Das ist natürlich an sich kein Kritikpunkt, lediglich ein Verweis auf musikalische Avancen, die man in den 2010er Jahren halt nicht zum ersten Mal bekommt.
Was allerdings alle Kritikpunkte, die ich OPETH hier anlasten möchte, gemeinsam haben, kristallisiert sich erst bei den zahllosen Durchläufen heraus, ehe es einem wie Schuppen von den Augen fällt. Es ist die fehlende Katharsis, die diesem Album ein Gefühl verpasst, als wäre die Handbremse trotz Vollgas angezogen. Es gibt zahlreiche Momente, in der mit viel Spannung gearbeitet wird, die sich aber nur zu Teilen entlädt. Wie ein Gewitter, das zwischen schwüler Sommerhitze und reinigendem Blitzen und Donnern steckenbleibt. Es liegt nicht nur an den nicht vorhandenen Death-Metal-Vocals, sondern auch am instrumentalen Arrangement. Und natürlich wird es genau so gewollt sein, um sich die Chancen der Ekstase entgehen zu lassen, sind bei OPETH zu viele Vollprofis am Werk. Auch wenn es um der guten Absicht Willen, sich nicht zu oft im Stile der frühen 2000er zu wiederholen, geschehen sein mag, werde ich es nicht verstehen. Auch wenn ich weiß, dass die Songs live alle deutlich härter klingen werden und ich auch bei "Garden Of The Titans" mit dem Material der "Sorceress" meinen Frieden gemacht habe. Irgendwie fühlt es sich falsch an. Und deshalb gibt es hier "nur" achteinhalb Punkte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher