PERSIAN RISK - Once A King
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2012
Mehr über Persian Risk
- Genre:
- NWoBHM
- ∅-Note:
- 10.00
- Asylum
- Riding High
- Killer
- Once A King
- Soul Deceiver
- Battlecry
- Spirit In My Dreams
- Ride The Storm
- Fist Of Fury
- Women And Rock
- Wasteland
Unerwartetes Lebenszeichen der NWoBHM-Melodic-Legende.
Unverhofft kommt oft. Hätte mir jemand Anfang des Jahres gesagt, dass es ein neues Album von PERSIAN RISK geben würde, hätte ich es nicht geglaubt. Hätte er obendrauf behauptet, dass dieses Album am Jahresende auf meinem Treppchen landen könnte, hätte ich an seinem Geisteszustand gezweifelt. Wie ihr anhand dieser Zeilen unschwer feststellen könnt, ist besagtes Album tatsächlich erschienen. Zwar ist von der Originalbesetzung lediglich Sänger Carl Sentance übrig geblieben, aber dieser hat unter anderem mit Don Airey (key., ex OZZY, RAINBOW, DEEP PURPLE etc.) und Chris Childs (bs., THUNDER) eine starke Besetzung zusammengetrommelt, um "Once A King" einzuspielen. Und dieses Album setzt nicht dort an, wo man 1986 mit "Rise Up" endete, sondern, überbietet dieses längst vergessene Juwel des melodischen NWoBHM in Sachen Abwechslungsreichtum, Hitdichte und Gesangsqualität. Aber Moment, ich falle ja quasi mit der Tür ins Haus, in dem ich davon ausgehe, dass alle wissen, bei wem es sich um PERSIAN RISK handelt. Eventuell hat der eine oder andere den Bandnamen schon einmal im Zusammenhang mit MOTÖRHEAD gelesen, denn deren Gitarrist Phil Campbell gehörte zu einer frühen Formation der Band, wie auch Jon Deverill, der zu den TYGERS OF PAN TANG wechselte und von Carl ersetzt wurde. Die Band nahm in der Zeit von 1981 bis 1984 diverse Singles, Demos und eine EP auf, hatte ein paar TV-Auftritte und mit 'Ridin' High' einen Hit, der auf jeder vernünftigen NWoBHM-Sammlung stehen muss. Das erst 1986 erschienene Album "Rise Up" kam leider fiel zu spät und fiel der Speed- und Thrashwelle zum Opfer, da PERSIAN RISK eher die melodische Schiene der ganz frühen tauben Leoparden oder PRAYING MANTIS spielten. Allerdings immer mit dem nötigen Biss und ohne die Cheesyness der späteren Leoparden-Bügeleisen. Wer also auf diese Art von Musik steht, sollte jetzt schnellstens "Rise Up" verhaften. Aber das nur als Tipp am Rande. Wenden wir unser Augenmerk auf "Once A King".
Musikalisch knüpft die Band exakt dort an, wo man 1986 aufhörte. Elf Nummern, von denen zwei – namentlich das bereits erwähnte 'Riding High' und der alte Gassenhauer 'Women And Rock' – bereits bekannt sind. Und wenn ich mir 'Riding High' heute anhöre, frage ich mich, wieso dieser Übersong nicht genau so eine Hymne ist wie 'Heavy Metal Mania', 'Don't Break The Circle' oder 'Captured City'. Die Nummer hat eigentlich alles, was so einen Hit ausmacht: Ein treibendes Grundriff, eine Killermelodiegitarre, eine wunderbare Gesangslinie, einen großartigen Metal-Text und einen Chorus, der sich in jedes Hirn brennt. Manche Dinge werden sich niemals klären. Auf jeden Fall steht einem späten Erfolg ja nun nichts mehr im Weg. Allein diese Nummer rechtfertigt den (erneuten) Kauf des Albums. Mit dem hochmelodischen Titelsong und dem kraftvollen 'Battlecry' finden wir dann zwei weitere (bisher unveröffentlichte) Nummern aus alten Tagen auf diesem Rundling. Und während der Titelsong mit einem fast epischen AOR-Flair um die Ecke segelt und die unfassbar tolle Gesangsleistung von Carl zeigt, stampft 'Battlecry' recht heavy und flink aus den Boxen. Hier hört man schon wunderbar die große Bandbreite und die kompositorische Vielseitigkeit der Band. Wer von den alten Fans nun Bedenken hat, dass die neueren Kompositionen weniger griffig und mitreißend sein könnten, der sollte mal flugs in das rasante leicht an 'I Speed At Night' von DIO erinnernde 'Ride The Storm' oder das furiose Eröffnungs-Melodie-Inferno namens 'Asylum' antesten. So geht Heavy Metal. Man hat das Gefühl einen heißhungrigen Newcomer zu hören, der seine Zähne fletscht und bereit ist für seinen verdienten Erfolg alles zu tun. Herzblut ich hör dich spritzen. Da wird mit- und gegeneinander soliert, da gibt es großartige Keyboard-Passagen, die so weit von Schmalz und Kitsch entfernt sind, wie ein Elefant von einem Gedächtnisverlust.
Wer es besinnlich mag, bekommt mit dem gefühlvollen 'Spirit In My Dream' die Seele balsamiert, während die Herren Heavy Rocker beim höchsten Highlight des Albums namens 'Fist Of Fury' völlig aus dem Häuschen sein werden. Diesen Titel bekomme ich seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf. Affenstarke Gitarrenattacken auf beiden Kanälen (der gute alte Stereo-Effekt!), immer wieder in die Verse eingestreute Soli und eine Hookline, die man einmal im Jahr geboten bekommt.
Über all diesen wundervollen Songs thront die Stimme eines Sängers, der auf eine bewegte Musik-Vergangenheit zurück blicken kann: Carl Sentance war nach seiner Position bei PERSIAN RISK noch eine Weile in der britischen Szene aktiv und sang bei TREDEGAR und TOKIO ROSE bevor es ihn in die USA zog. Dort formierte eine PERSIAN-RISK-Formation, ohne mit dieser jemals etwas Offizielles aufzunehmen. Im weiteren Verlauf seiner Kariere war er unter anderem mit Geezer Butler (BLACK SABBATH) aktiv, als Sänger diverser Musicals in den Staaten erfolgreich, an den Soloprojekten seines jetzigen Gefährten Don Airey beteiligt und eine Weile Frontmann bei den Schweizer KROKUS, mit denen er das Album "Round 13" einspielte. Und all' diese Erfahrung kann man auf "Once A King" nachhören. In Kombination mit unheimlich viel Gefühl und Facettenreichtum. Carl verfügt über eine extrem eigenständige und sehr kraftvolle Stimme, mit viel Soul und einem sehr hohen Wiedererkennungswert. Und ich gehe jetzt soweit zu behaupten, dass dieser Sänger, wenn er regelmäßig Album veröffentlicht hätte, die auch nur halb so gut gewesen wären, wie dieses hier, zu den ganz großen Stimmen der Szene aufgestiegen wäre.
Daher ziehe ich alle verfügbaren Hüte vor dem Durchhaltevermögen und widme mich völlig verzückt ein paar weiteren Durchläufen dieses wunderbaren Albums, welches für mich das klassische Metalalbum des Jahres darstellt.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 12/2012
Gruppentherapie
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae