PRIMORDIAL - Redemption At The Puritans Hand
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2011
Mehr über Primordial
- Genre:
- Pagan Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Metal Blade (Sony Music)
- Release:
- 22.04.2011
- No Grave Deep Enough
- Lain With The Wolf
- Bloodied Yet Unbowed
- God's Old Snake
- The Mouth Of Judas
- The Black Hundred
- The Puritan's Hand
- Death Of The Gods
Die Iren setzen auf Bewährtes. Episch, kraftvoll, monumental und doch nicht ganz so überragend wie die letzten beiden Werke.
PRIMORDIAL sind natürlich eine Bank im Pagan-Metal-Bereich. In hohem Maße mitreißend und einzigartig zelebrieren sie ihre von geschichtlichen und spirituellen Themen geprägte Musik, kommen dabei ohne multiinstrumentalen Schnickschnack aus und sorgen für ganz großes Emotionskino. Es gibt tatsächlich nicht viele Bands, die so stark euphorisieren können, zumal sich eine Scheiblette der Iren auch nicht abnutzt, sondern immer wieder von neuem in ihrem Glanze erstrahlt.
Zugegeben, das klingt ganz schön hochtrabend - und ist natürlich auf das Bandschaffen des vergangenen Jahrzehnts und vor allem auf die beiden Jetzt-schon-Genreklassiker "The Gathering Wilderness" und "To The Nameless Dead" gemünzt. Nun steht ein neuer Rundling in den Startlöchern und die Frage stellt sich, wie PRIMORDIAL gerade an die beiden letzten Meisterwerke anknüpfen. Vordergründig, will heißen stilistisch, gibt es kaum Unterschiede - wer es episch und hymnisch mag, der bekommt auf "Redemption At The Puritan's Hand" ein volles Pfund geboten. Ein Song wie 'Bloodied Yet Unbowed' bleibt mit seiner einnehmenden Erhabenheit und atmosphärischen Dichte sofort im Kopf und wird Pagan-Metal-Sympathisanten in Freudentaumel versetzen.
Mit fortschreitender (und wiederholter) Spieldauer wird aber auch immer deutlicher, dass die neue Scheibe weniger die Extreme auslotet und selten so düster, leidend, hoffnungslos, aber auch wütend, harsch oder böse klingt, wie man es von PRIMORDIAL eben auch kennt. Genau das ist es, was diesem Album letztlich zu einem wirklich besonderen Exponat fehlt. Kein Zweifel, die meisten Songs sind erstklassig; immer wieder darf man sich an kompositorisch Großartigem erfreuen. Dazwischen schleichen sich aber auch paar weniger begeisternde Stücke ein, was zudem auch den Fluss des Albums ein bisschen stört.
Nehmen wir 'The Mouth Of Judas' - ein fantastischer getragener Song, Alans betörender Gesang packt einen wie eine Klaue und in der majestätischen Epik der Melodien kann man sich regelrecht verlieren. Danach kommt mit 'The Black Hundred' jedoch eine Nummer, die überhaupt nicht zünden will - ein eher unspektakuläres Elaborat. Auch das Black-Metal-angehauchte 'Gods Old Snake' - unglücklicherweise auch noch direkt hinter dem wundervollen ' Bloodied Yet Unbowed' postiert - ist solch eine Nummer, die einfach zu sehr vor sich hin plätschert.
Will heißen, die Elemente ihres Erfolgsrezepts sind immer noch vorhanden und mehrheitlich stricken PRIMORDIAL daraus auch tatsächlich Stücke mit der für sie so typischen dynamischen, epischen Erhabenheit. Dennoch fällt auf, dass Alan nicht mehr so schön leidet wie auf "The Gathering Wilderness" und das Album ingesamt eingängiger, aber auch glatter ausfällt - mit weniger Widerhaken, weniger rauen Black-Metal-Ausbrüchen. "Redemption At The Puritan's Hand" kommt immer noch mit einigen tollen Hymnen daher, aber von Gänsehautattacken wird man nur vereinzelt heimgesucht, da die Iren ein durchgängig hohes kompositorisches Niveau dieses Mal nicht erreicht haben.
Denn während man in Richtung "To The Nameless Dead" und vor allem zum Meisterwerk "The Gathering Wilderness" schielt, wird klar, dass "Redemption At The Puritan's Hand" lediglich eine ziemlich gute Platte ist. Vier, fünf der neuen Songs gehen vorzüglich ins Ohr und unterstreichen die Ausnahmestellung PRIMORDIALs ('Lain With The Wolf', 'Bloodied Yet Unbowed', 'The Mouth Of Judas', 'Death Of The Gods' und mit leichten Abstrichen noch der Opener 'No Grave Deep Enough'), der Rest ist eher gehobener Durchschnitt. Da war die Trefferquote in der Vergangenheit doch ein gutes Stück höher.
Dass man die Messlatte im Falle PRIMORDIAL etwas höher anlegt, liegt natürlich an der Band selbst und daran, dass man inzwischen weiß, dass sie es eigentlich noch einen Tick besser können. Natürlich sollte an dieser Stelle aber nicht vergessen werden, dass sie mit der Neuen die Mehrheit der Konkurrenz trotzdem locker in die Tasche stecken. Zurück bleibt dennoch ein etwas zwiegespaltenes Gefühl und die Empfehlung an alle Unentschlossenen (Fans müssen das Album sowieso haben), gerade die Songs der vermeintlichen zweiten Reihe erstmal "Probe zu hören". Denn 'Bloodied Yet Unbowed' findet eh jeder Genrefreund toll.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer