PROCESSION - Destroyers Of The Faith
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2010
Mehr über Procession
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- High Roller Records
- Release:
- 15.11.2010
- Hyperion
- Destroyers Of The Faith
- The Road To The Gravegarden
- Chants Of The Nameless
- Tomb Of Doom
- White Coffin
Gänsehaut-Doom!
Nach einer großartigen EP, liefert das Trio aus Chile mit "Destroyers Of The Faith" endlich ihren lange erwarteten ersten Longplayer ab. Und auch, wenn Hauptonkel Felipe Plaza Kutzbach das Personalkarussell seit besagter Veröffentlichung ein wenig rotieren ließ, hat sich weder an der stilistischen Ausrichtung, noch an der Qualität des Songmaterials irgendetwas Grundlegendes geändert. Noch immer servieren uns die Jungs exzellenten Doom, der in der Schnittmenge früher CANDLEMASS und später WARNING angesiedelt ist. Das bedeutet, wir bekommen tieftraurige Epik geboten, die von stoisch langsamer Rhythmik in die weite Welt hinaus getragen wird. Flotte Passagen, wie sie unsere Freunde aus Skandinavien in letzter Zeit gerne einmal einbauen, gibt es auf "Destroyers Of The Faith" nicht. Sicherlich ein Umstand, der die Verfechter des wahren Doom in große Euphorie versetzen wird. Mir ist so etwas ja relativ gleichgültig, so lange die Musik emotional ergreifend ist, ehrlich herüber kommt und handwerklich überzeugend dargeboten wird, aber in diesem Fall komme auch ich nicht umhin zu schreiben, dass die Stimmung, die PROCESSION erzeugen, von schnelleren Passagen sicherlich gestört werden würde.
So kann ich mich der düsteren Stimmung voll hingeben und drehe beim wundervollen Titelsong mental schon am inneren Rad. Zerreißprobe. Das bereits bekannte 'The Road To The Gravegarden' hat natürlich an seiner Klasse nichts eingebüßt, irritiert allerdings ein wenig. Da hätte ich lieber noch einen weiteren komplett neuen Song gehört. Aber 'Chants Of The Nameless' entschädigt danach für alles. Diese Melodie raubt mir den letzten Verstand. Unfassbar großartig, was PROCESSION hier an Emotionen freisetzen. Ist das der beste Doomsong des Jahres? Offensichtlich. Ich weiß gar nicht, wie oft ich diese Nummer in den letzten Wochen angehört habe und ich kann mit Gewissheit sagen, dass sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Vielmehr intensiviert sich der positive Eindruck immer mehr. Da bekomme ich es beinahe mit der Angst zu tun, wenn ich mir vorstelle, wie tief mich dieses Stück Musik in einigen Monaten berühren wird. Die Gitarrenmelodie zerreißt mich jedes Mal und der Gesang von Gitarrist Felipe geht so tief unter die Haut, dass man befürchten muss, später einen chirurgischen Eingriff über sich ergehen lassen zu müssen, um ihn dort wieder zu entfernen. Mehr geht nicht. Oder doch? Das Ende von 'White Coffin' belehrt mich eines Besseren. Hier wird der Hörer zum Ende des Albums hin mit schwelgerischen Chören entlassen, die nach der einsetzenden Stille am Ende des Albums für eine beinahe beklemmende Stille sorgen. Das Doom-Paradies?
Ein Genreklassiker der Neuzeit.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae