SERENITY (A) - Codex Atlanticus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2016
Mehr über Serenity (A)
- Genre:
- Symphonic Melodic Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Napalm
- Release:
- 29.01.2016
- Codex Atlanticus
- Follow Me
- Sprouts of Terror
- Iniquity
- Reason
- My Final Chapter
- Caught In A Myth
- Fate Of Light
- The Perfect Woman
- Spirit In The Flesh
- The Order
Weniger Weib, weniger Pop, dafür mehr Glanz und Gloria.
Wer SERENITY auf einer der unzähligen Gigs schon einmal live erleben durfte, wird wissen, welch feine Musikanten sich unter diesem Banner versammeln. Die Männer um Mastermind Georg Neuhauser stehen seit 2004 für eine edle Symbiose aus Melodic Rock und Symphonic Metal. Mein Erstkontakt war allerdings erst der Vorgänger "War Of Ages", eine bis heute gerne und regelmäßig gehörte Melodien-Bombe.
Leider hat man sich wieder von Sängerin Clementine Delauney getrennt, weil man den Aspekt "weiblichen Gesang" wieder zurückfahren wollte. Schade eigentlich. Doch "Codex Atlanticus" versprach schon im Vorfeld ein ganz besonders Album zu werden, denn Neuhauser ist ja nicht nur Musiker, sondern auch studierter Historiker und Geograph, und offenbar nicht der erste seines Faches, der eine Faszination für die Person Leonardo da Vincis entwickelte. Und mit dessen Schriften, dem "Codice Atlantico" befasst sich das vorliegende Konzeptalbum.
Wie erwartet bekommt man von SERENITY sehr gekonnt ausgearbeitete, epische Musik mit jeder Menge breitwandiger, symphonischer Arrangements, deren stilistische Bandbreite immer geschickt zwischen Pop, Rock und Power Metal variiert. Im Mittelpunkt steht Neuhausers leicht cheesige, samtweiche Stimme, die mich in ihrer Art immer wieder an FALCONER erinnert. Sie ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ganz sicher ein wichtiges Wiedererkennungs-Merkmal von SERENITY und ich mag sie sehr.
Man merkt "Codex Atlanticus" zu jeder Sekunde an, dass sehr viel Arbeit in diesem Album steckt. Vor allem die Orchestrierung ist sehr professionell als wichtiger Teil in die Musik integriert worden. Alle elf Songs bilden eine runde, ausgewogene Einheit und es ist ein gutes Gefühl, diese Musik zu hören, die sich durchaus auch mit neueren KAMELOT-Scheiben messen lassen kann.
Doch die letzte Begeisterung, die noch "War Of Ages" verursachte, stellt sich einfach nicht ein. Vielen der immer noch sehr eingängigen Melodien fehlen die Widerhaken, um sich längerfristig im Ohr festzubeißen. Ja, ich gebe es zu, mir fehlen die frechen, poppigen Melodien und auch ein wenig die bombastischen Uptempo-Passagen, die "War Of Ages" zu etwas Besonderem machte. Und ich vermisse den Wechselgesang mit der Sängerin. "Codex Atlanticus" hat möglicherweise schon eine Schuss zuviel Politur abbekommen (bestes Beispiel 'The Perfect Woman', einer der wenigen Songs mit weiblichem Gesang von Natasha Koch) und erscheint mir passagenweise in Schönheit und Glanz sterben zu wollen. Ich bin jedoch gespannt, wie die Lieder mit dem Live-Punch, den SERENITY definitiv besitzt, wirken werden.
Alles in allem ist "Codex Atlanticus" also ein Album, das weit davon entfernt ist, mittelmäßig oder gar schlecht zu sein, dass einem in seiner überbordenden Ambition aber auch nicht den Gefallen tut, wie gewohnt charmante Ohrenstürmer zu kredenzen. Entweder es wird mit der Zeit wachsen oder die Zeit wird es auffressen. Wir werden sehen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Thomas Becker