SOEN - Imperial
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2021
Mehr über Soen
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Silver Lining (Warner)
- Release:
- 29.01.2021
- Lumerian
- Deceiver
- Monarch
- Illusion
- Antagonist
- Modesty
- Dissident
- Fortune
Emotionale Achterbahnfahrt, die auf dem Höhepunkt endet.
SOEN hat sich bei mir mit den bisherigen vier Alben durchaus den Stempel "Lieblingsband" erspielt. Es gibt nur wenige Bands, die so regelmäßig ihre Runden in meinem virtuellen oder echten Player drehen. Das letzte Album "Lotus" hat dann auch zum ersten Mal die Höchstnote eingestrichen. Die Erwartungen an das neue Werk "Imperial" sind also entsprechend hoch.
Und bereits beim ersten Hören fällt auf, dass sich der Sound der Truppe wieder etwas verschoben hat. Vor allem der Gesang von Joel klingt eine Spur roher und natürlicher, auch insgesamt ist der Sound noch natürlicher und wärmer geworden. Das Ergebnis ist eine emotionale Tiefe, die mich vor allem bei den ersten Spins unglaublich fertig gemacht hat. Mit 'Illusion', 'Modesty' und vor allem 'Fortune' sind gleich drei Songs vorhanden, die unfassbar traurig sind.
Sehr häufig höre ich neue, mit Spannung erwartete Album in den ersten Tagen mehrmals am Tag, teilweise mehrmals am Stück. "Imperial" aber hat mich emotional so gefordert, dass ich das gar nicht konnte. Es gab Momente, wo 'Fortune' mich so sehr berührt hat, dass ich tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Das ist etwas, was mir sonst wirklich nie passiert. Ich kann kaum erklären, was gerade bei 'Fortune' mit mir passiert. Es ist nicht nur die im tiefen Moll gefärbte Stimmung, es ist nicht nur das getragene Tempo oder die hintergründigen Streicher. Nein, es ist dies alles gepaart mit Joels überirdischem Gesang und dem wunderschönen Text. 'One day I know you'll understand that your happiness depends on you even after all the fights you lost'. Das beschert mir - wie oben beschrieben - weit mehr als die übliche Gänsehaut. Puh. Ganz so dramatisch ist es bei 'Illusion' und 'Modesty' nicht, aber auch das sind so hochklassige wie tieftraurige Songs, wie ich sie mit diesem Grad an Emotionalität schon lange nicht mehr gehört habe.
Aber es gibt natürlich auch die andere Seite von SOEN. Da sind die härteren Songs, die von Martins Drumming ebenso leben wie von Cory Fords Gitarren und Joels Gesangslinien. Tatsächlich habe ich mich beim ersten Hören vom Opener 'Lumerian' kurz gefragt, ob "Imperial" nicht vielleicht zu nah an "Lotus" sein könnte, doch dieser Gedanke verflüchtigt sich im weiteren Verlauf des Songs recht schnell. Nein, viel mehr denke ich mittlerweile, dass der kurze links/rechts-Wechsel auf der Gitarre schlicht großartig ist. Und der ruhige Pre-Chorus vor dem finalen Refrain ist ebenso ein echter Ohrenschmaus. 'I believe that in the end we could be something more', singt Ekelöf hier und ich hoffe es inständig für die Band.
Das Schöne an 'Lumerian' ist, dass jeder andere Track mindestens genauso großartig ist. Schon das folgende 'Deceiver' ist durchaus ein Ohrwurm mit einem unfassbarem Chorus. 'In the waters of sin I will drown my awareness of you - you have always been there covering the sun - aching in my chest'. Auch lyrisch finde ich das total fantastisch. Und dann kommen ja noch die beiden vorab ausgekoppelten 'Monarch' und 'Antagonist', wobei gerade letzteres mit seinen sehr direkten, sozial-kritischen Lyrics und einem fabelhaften Video punktet.
Ihr merkt es schon, die anfangs erwähnten Erwartungen werden hier tatsächlich absolut erfüllt. Wenn es etwas zu meckern gibt, dann vielleicht dass acht Songs und 42 Minuten Spielzeit sich ein bisschen kurz anfühlen. Dank der emotionalen Achterbahnfahrt, bin ich aber am Ende gar nicht so traurig darüber.
Da "Lotus" auch mit zwei Jahren Abstand die verdiente Höchstnote eingefahren hat und "Imperial" vielleicht sogar noch eine Spur stärker ist, muss ich das Jahr erneut mit der glatten Zehn eröffnen. Was für eine Band!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk