WHEEL (FIN) - Resident Human
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2021
Mehr über Wheel (FIN)
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Odyssey Music Network
- Release:
- 26.03.2021
- Dissipating
- Movement
- Ascend
- Hyperion
- Fugue
- Resident Human
- Old Earth
Dieses Rad dreht mächtig auf.
Dass die finnisch-britischen Proggies von WHEEL sich bei mir in den letzten vier Jahren den Status einer Lieblingsband erspielt haben, dürfte als offenens Geheimnis gelten. Sowohl die beiden exzellenten EPs "The Path" und "The Divide" wie auch das nicht minder großartige erste Album "Moving Backwards" haben bei mir voll eingeschlagen und laufen allesamt seit ihrem jeweiligem Erscheinen bei mir in Dauerrotation. Anspannung und Vorfreude auf "Resident Human" sind entsprechend groß.
Wenn man bei einer Prog-Band sagt, dass musikalisch alles beim Alten geblieben ist, könnte man das eigentlich als Grund zur Kritik auffassen, aber ich empfinde das zumindest in diesem speziellen Falle nicht so. Meiner Meinung nach perfektioniert das Quartett derzeit seinen ureigenen Sound immer noch und so sind die Zutaten zwar ähnlich, aber es gibt eben doch genügend Nuancen, die eine Entwicklung aufzeigen. So empfinde ich "Resident Human" als noch düsterer und roher als den ohnehin schon nicht gerade sonnendurchfluteten Vorgänger. An eine beinahe positive Nummer wie einst 'Farewell' ist sowieso nicht zu denken.
Diese rohe Dunkelheit sorgt auch dafür, dass die Songs auf "Resident Human" noch ein bisschen mehr Arbeit erfordern, um sie zu verinnerlichen. Selbst die kurzen Nummern 'Movement', 'Ascend' und 'Fugue' sind allesamt keine eingängigen Hits. Die schiere Energie, die vor allem die Rhythmustruppe um Conan Virta (b.) und Schlagzeugmonster Santeri Saksala erzeugt, kann beinahe erdrückend wirken. Zumal Sänger James Lascelles auf der emotionalen Partitur auch am liebsten zu Wut und Verzweifelung greift, was das Licht am Ende des Tunnels nicht gerade lichterloh aufflackern lässt.
Aber - und ich finde, das ist die große Kunst von "Resident Human" - gibt man sich dem Album vollends hin, dann ist dieses Licht eben doch immer zu finden. Das zwölfminütige 'Hyperion' ist so ein Song, der hier Hoffnungsschimmer durchs Dickicht lässt, was vor allem am exzellenten Spiel mit laut/leise-Dynamiken liegt. 'We forget none of this is a given - give it up and search for something better' singt James dort und das Bessere kann auch wirklich existieren. Überhaupt sind die in der Mehrzahl existenziellen Texte Lascalles' mehr als ein Ohr wert. Hier macht sich jemand Gedanken darüber, wie wir als Menschheit miteinander umgehen. Auch 'Movement' ist dafür ein prima Beispiel, geht es hier doch um die Reaktionen auf den Tod von George Floyd.
Ich könnte hier noch zwei lange Laudationes zu den beiden anderen Longtracks 'Dissipating' und 'Resident Human' schreiben, aber ihr sollt ja auch noch etwas selbst entdecken, wenn ihr "Resident Human" hört.
Ob "Resident Human" wirklich noch besser ist als "Moving Backwards" mag ich auch nach vielen, intensiven Tests immer noch nicht wirklich sagen. Zur Zeit sehe ich die beiden Alben wohl auf Augenhöhe, aber das kann sich im Laufe der Monate natürlich noch ändern. Da die 9.5 Punkte für "Moving Backwards" auch heute noch mühelos Bestand haben, ist die Note für "Resident Human" also folgerichtig. Fans von Bands wie TOOL, KARNIVOOL, RISHLOO oder SOEN müssen hier ganz zwingend zugreifen. Superb.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk