WORLDVIEW - The Chosen Few
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2015
Mehr über Worldview
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- M24 Music Group (Cargo Records)
- Release:
- 22.05.2015
- Mortality
- Illusions Of Love
- Back In Time
- The Mirror
- Why
- Prisoner Of Pain
- Two Wonders
- Walk Through Fire
- The Chosen Few
- The Last Cry
Wirklich nur Durchschnitt?
Jedem dürfte das Gefühl bekannt sein, dass man sich manchmal fragt, ob alle anderen Hörer Petersilie in den Ohren haben. Im Falle von WORLDVIEW ging es mir selbst so und bevor verschiedene negativere Reviews dieser Platte mich in Selbstzweifel versinken ließen, fand ich doch noch den ein oder anderen Kritiker, der meine Meinung teilt. Warum man im Falle von WORLDVIEW kaum drumherum kommt, diese Veröffentlichung zu loben, will ich in meinem Review nun schildern.
Die Herren von WORLDVIEW beschreiben ihren Stil als Progressive Metal und die Musiker selbst sind bereits seit den 1980ern im Musikgeschäft tätig. Wenn man dabei an 80er Jahre Bands wie QUEENSRYCHE, FATES WARNING oder auch die ein oder andere US Glam-Metal-Band denkt, liegt man bei WORLDVIEW genau richtig.
Schon zu Beginn steht in Form von 'Mortality' eine sehr gute Komposition, mit schwerem Riff, melodischem Gesang und orientalischen Einflüssen ausgestattet. Sofort geht die glasklar gesungene Stimme von Rey Parra ins Ohr. Im Anschluss folgt mit 'Illusions Of Love' wiederum eine Nummer geprägt von Rey Parras Organ, diesmal im Wechsel mit düsterem Background Gesang und solidem Gitarrenspiel. Schnell wird deutlich, dass der Gesang das große Plus von WORLDVIEW ist, denn Rey Parra besitzt auch noch diese Ausdruckstärke, welche Geoff Tate seit Jahren vermissen lässt.
Es folgt für mich mit 'Back In Time' ein erster Höhepunkt, auch aufgrund von der Wandlungsfähigkeit im Gesang. Stellenweise werden Erinnerungen an die Band RECON wach, die bei 80er-Jahre-Undergroundjägern Kultstatus genießt. Passend zum Titel ist der leichte 80er-Glam-Metal-Einschlag. Weiterhin sind auf dem Album zahlreiche Gaststars (wenn man die Alben von STRYPER, BLOODGOOD, DELIVERANCE oder VENGEANCE RISING im Regal stehen hat) aus jener Zeit vertreten, jedoch wurden diese großartigen Musiker so eingebunden, dass sie nicht zwangsläufig und im ersten Moment auffallen. Daher kann man hier auch mehr von einem freundschaftlichen Mitwirken als einem Allstar-Projekt sprechen.
Nach der schönen, verträumten Ballade 'Why' und dem rifflastigen 'Prisoner Of Pain' folgen nur noch Höhepunkte: 'Two Wonders' ist in jedem Falle zu nennen und besitzt anhand seines Ohrwurmrefrains Hitcharakter. Mit 'Walk Through Fire' hat man eine Komposition aus den Ärmeln geschüttelt, die viele Formationen sicherlich gerne selbst schreiben würden: Ein Hit mit herausragendem Sänger, der Erinnerungen an Ronnie James Dio wach werden lässt. Außerdem fühlt man sich bei der Instrumentalisierung an die ein oder andere Nummer des Meisters erinnert. Am Ende dienen dann die zwei besten Stücke 'The Chosen Few' und 'The Last Cry' als Rausschmeißer, welche das positive Gesamtbild in besonderem Licht erstrahlen lassen. Hier werden Old-School-Fans glücklich gemacht! Wer auf melodischen, leicht progressiven Metal mit epischem Einschlag steht, wird sich an diesem Finale entzücken.
Gibt man WOLDVIEW eine echte Chance, so entfaltet sich ein starkes Album, dem man anhört, dass eine Menge Arbeit drinsteckt und welches außerdem mindestens vier, fünf Glanzstücke hervorbringt, die man nicht mehr missen möchte.
Was gibt es also zu bemängeln oder kritisieren? Es sind keine 10 Überhits auf diesem Album, aber das hat auch niemand erwartet. Manchmal wünscht man sich noch etwas mehr Härte und Biss und das hätte womöglich auch Bill Metoyer produktionstechnisch anders regeln können. Im direkten Vergleich mit SACRED WARRIOR zieht WORLDVIEW den Kürzeren, weil erstgenannte Truppe Herausragendes geleistet hat und eine wesentlich ausgeprägtere Rhytmus-Gitarrenarbeit auszeichnet. WORLDVIEW hingegen gelingt es, ein durchweg gutes Album zu veröffentlichen, mit zahlreichen herausragenden Momenten, die sich individuell in den unterschiedlichen Titeln herauskristallisieren. Außer Frage stehen dabei jedoch 'The Chosen Few' (bei drei Minuten mit Les Carlsen am Gesang bereichert) und 'The Last Cry', welche eindeutig der Extraklasse zuzuordnen sind und die den Vergleich mit oben genannten Bands nicht scheuen müssen.
Eine subjektive Einschätzung fällt hier leicht und 8.5 Punkte sind locker drin, wenn man eine Vorliebe für die angesprochenen Bands, Musiker sowie 80er US-Metal hat. Eine mittelmäßige Bewertung wird alleine dem außergewöhnlichen Sänger Rey Parra nicht gerecht. "The Chosen Few" ist ein stattliches Gesamtwerk, das mit variablen und melodiösen Songs versehen wurde und wo sich ein mehrmaliges Hören lohnt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Lang