AMON AMARTH: Interview mit Johan Söderberg

21.11.2006 | 11:15

PREMIERE heisst jetzt ARENA, oder war's doch anders herum?! Um auf Premiere zurück zu kommen: Das Interview mit AMON AMARTH war das erste Interview, dass ich mit einer Redaktionskollegin zusammen geführt habe. In diesem Fall haben wir den "kleinen" Johan in die Mangel genommen. Wer je die Wikingertruppe auf der Bühne gesehen hat, weiß um ihre kraft- und powervollen Shows. Umso verwunderlicher war es, dass Johan Söderberg im "echten" Leben ruhig, ja schon fast schüchtern rüberkommt. Auch die restlichen Bandmitglieder sind eher von ruhiger Natur, haben aber dafür umso mehr den Schalk im Nacken. Wie z.B. Johan Hegg, der zwar während der gesamten Tour Interview-Verbot hat, um seine Stimme zu schonen, es sich aber nicht nehmen lässt, die Fenster an der Batschkapp mit kleinen Steinen zu bewerfen, um den Tourleiter dazu zu bewegen, sich nach unten zu begeben. Das hatte wiederrum den Hintergrund, dass sich zur vereinbarten Uhrzeit weit und breit kein Gesprächspartner finden ließ, und letzten Endes Gitarrist Johan Söderberg in den "sauren Apfel" beißen musste.

Tolga:
Ist das eure erste Show auf dieser Europatour?

Johan:
Ja. Die erste mit der neuen CD.

Tolga:
Und was erwartet ihr von dieser Tour?

Johan:
Ich habe sehr hohe Erwartungen.

Tolga:
Bezüglich was?

Johan:
Dass es eine gute Tour wird mit vielen Leuten jeden Abend. Ich denke, dass wir unser bisher bestes Album veröffentlicht haben. Wir fühlen uns bezüglich dieser Tour sehr zuversichtlich. Es herrscht im Moment innerhalb der Band eine gute Stimmung.

Tolga:
Wer hatte denn die Idee für den Webbanner mit dem Slogan: "If you don't like AMON AMARTH, you're not into metal"?!

Johan:
(Gelächter) Ich denke, dass es jemand von der Plattenfirma war. Vielleicht: "Wenn du auf Metal stehst, dann stehst du auch auf AMON AMARTH." Ist das besser? (Wieder Gelächter)

Tolga:
Ich würde nun gerne ein paar Fragen zu eurem neuen Album stellen. Hört sich 'Gods Of War Arise' absichtlich nach 'Victorious March' an?

Johan:
(Lacht erneut) Ich weiß es nicht! Es ist ein Riffstil, den wir auf vielen Songs verwendet haben. Dieses Mal ist es auch das selbe Tempo, weshalb es sich wohl genauso wie 'Victorious March' anhört. Es ist nicht die selbe Melodie, nur die Art und Weise wie wir manchmal spielen.

Erika:
Es gibt einige Leute, die behaupten, dass das neue Album sehr rau und hart ausgefallen ist, wohingegen andere – so wie ich – der Meinung sind, dass es melodischer als die Vorgängeralben ist. Ihr benutzt mehr melodische Gitarrensequenzen. Welche Meinung vertrittst du: Ist es eher hart oder doch melodisch? Und was ist dafür der Hintergrund?

Johan:
Ich denke, beides: Es ist melodischer und ein bisschen härter als unser letztes Album ("Fate Of Norns" – d. Verf.). Der Hintergrund ist der, dass wir uns mehr in die Produktion reingekniet haben. Früher haben wir immer im Hinterkopf gehabt, dass wir imstande sein müssen, jede Note auch live zu spielen. Deshalb haben wir die Extraharmonien außen vor gelassen. Auf diesem Album ist es jedoch so, dass es manchmal drei Gitarren gleichzeitig zu hören gibt. Wenn wir dann live spielen müssen wir eine Gitarre "ausfallen" lassen, was nun wirklich niemand merkt. Auf dem Album hört es sich melodischer und besser an, wenn du Extraharmonien hinzufügst.

Erika:
Hat sich euer Gitarrenspiel verbessert?

Johan:
Ich weiß es nicht. Ich denke, eher nicht. Ich denke (schmunzelnd), wir sind seit zehn Jahren auf dem selben Niveau.

Tolga:
Um auf die Texte zu sprechen zu kommen: Was kannst du mir zu dem Text von 'Prediction Of Warfare' sagen? Und wieso Irland? Steckt da geschichtlich etwas Besonderes dahinter?

Johan:
Das ist nur eine fiktive Geschichte. Unser Sänger (Johan Hegg – d. Verf.) hat die Geschichte zusammengetragen.

Tolga:
Um nochmal auf Erikas Frage Bezug zu nehmen: Würdest du immer noch behaupten, dass ihr Death Metal spielt? Denn ohne Johan hinter dem Mikro und mit einem "richtigen" Metalsänger, ähnelt euer Sound dem einer melodischen Metalband mit dem Fokus auf eingängigen Melodien. Würdest dieser These zustimmen?

Johan:
Dem stimme ich zu! Ich denke nicht, dass wir richtig Death Metal sind. Wir sind nur Metal.

Erika:
Könnt ihr euch mit dem Genre "Viking Metal" identifizieren?

Johan:
Nicht die Musik. Die Story und die Geschichten behandeln Wikingerthemen. Die Musik hat mit Viking Metal nichts zu tun. Es ist ganz normaler Metal.

Tolga:
Mein Lieblingssong auf dem neuen Album ist 'Cry Of The Black Birds'. Speziell die THIN LIZZY-mäßigen Gitarrenparts sind sehr cool ausgefallen. Wurdet ihr von THIN LIZZY bei dem Song inspiriert?

Johan:
Nein, ich denke eher nicht. Es hört sich mehr nach IRON MAIDEN oder so was ähnlichem an.

Tolga:
Du hast im "Rock Hard"-Interview gesagt, dass 'Hermod's Ride To Hell' – das sich im übrigen meiner Meinung nach sehr nach RUNNING WILD anhört – den selben Status bei euren Fans haben könnte wie 'Death In Fire'. Hast du deine Meinung bezüglich dieses Songs geändert?

Johan:
Es ist ein sehr guter Song auf dem Album, aber trotzdem werden wir ihn heute abend nicht spielen. Wir hatten ein Voting, wo die Fans ihre Lieblingssongs aussuchen konnten. Viele Leute haben für diesen Song nicht gestimmt. Wir mögen ihn sehr und behaupten, dass er zu den "Top 3" auf dem neuen Album gehört. Die Leute sind aber offensichtlich nicht der selben Meinung.

Tolga:
'Runes To My Memory' hat eine sehr starke HYPOCRISY-Schlagseite à la 'The Fourth Dimension'. Habt ihr euch viel klassischen Death Metal angehört bevor ihr ins Studio seid?

Johan:
Sehr cool! Das freut mich so was zu hören. Ich mag das "Fourth Dimension"-Album sehr, aber es ist verdammt lange her seitdem ich mir das Album angehört habe. Beim Komponieren hab ich nicht bewusst an diesen Song gedacht. Bei dem Song im Speziellen hatte ich eher ein russische Melodie im Hinterkopf. Dieses Bombastische (singt den Rhythmus einer Oper vor) "da dada dada". Das habe ich unserem Sänger gesagt und er hat daraufhin den Text dazu geschrieben. Es geht um einen Russen, der umgebracht wird. Davon handelt der Text.

Tolga:
Johan schreibt ja hauptsächlich die Texte.

Johan:
Er schreibt alle Texte.

Tolga:
Hat er schon mal darüber nachgedacht ein Buch zu schreiben? 'Valhall Awaits Me' hat im Speziellen den besten Text in der Geschichte von AMON AMARTH.

Johan:
(Ist total baff und weiß erstmal gar nicht, was er antworten soll) Er ist, was das Schreiben angeht, sehr talentiert. Gute Geschichten, bei denen du dir bildlich alles vorstellen kannst, wenn du die Texte liest. Ich weiß jedoch nicht, ob er plant ein Buch zu schreiben.

Erika:
Eine ergänzende Frage zu dem Wikingerthema: Bezieht sich euer Interesse an den Wikingern nur auf die historischen Themen oder hat es etwas mit einem religiösen Glauben zu tun?

Johan:
In erster Linie ist es das Interesse für die Geschichte. Wir gehen nicht raus in den Wald und benehmen uns wie Wikinger. Damit hat's nun überhaupt gar nichts zu tun. Es ist ein Thema, das zu unserer Musik passt. Wir finden die alten Geschichten sehr cool.

Tolga:
Denkt ihr, dass ihr "With Oden On Your Side" toppen könnt? Es wird nämlich verdammt schwer.

Johan:
Unser Ziel ist es schon immer gewesen, das Vorgängeralbum zu toppen. Wir werden unser Bestes geben.

Tolga:
Langweilt es euch nicht, immer und immer wieder über Wikingerthemen zu schreiben? Sind auf dem kommenden Album andere Themen geplant über die ihr schreibt?

Johan:
Wir hatten ein paar Songs über andere Themen. Mit dem Wikingerthema verhält es sich so, dass er (Johan Hegg – d. Verf.) über irgendetwas schreiben kann. Er platziert jedoch immer den Protagonisten in den Wikingerkontext. Er schreibt z.B. über etwas, das er in den Nachrichten gesehen hat, benutzt jedoch hierfür Wikingercharaktere. Es ist nicht so, dass er in den Büchern nachschlägt und es historisch korrekt wiedergibt. Es kann sich dabei um alles Mögliche handeln.

Erika:
Du hast grad IRON MAIDEN genannt und wir haben uns über HYPOCRISY unterhalten. Was ist deine Lieblingsmusik, wenn du nicht deine eigene Musik spielst?

Johan:
Ich höre mir nur ein Album in einer bestimmten Zeit an. Wenn es ein Album ist, das ich mag, hör ich's mir an bis es mich langweilt. Ich habe nicht unbedingt eine Lieblingsband. Als ich aufgewachsen bin, waren es Bands wie IRON MAIDEN und ACCEPT.

Erika:
Nur Metal, oder hörst du auch andere Musikrichtungen wie Klassik oder Jazz?

Johan:
Ich mag diese RAMMSTEIN-Musik.

Erika:
(Lachend) Wir würden behaupten, dass es sich dabei ebenfalls um Metal handelt.

Johan:
Ich würde es als Mischung aus Hardcore und Metal bezeichnen.

Tolga:
Werdet ihr nicht des Tourens überdrüssig? Ihr habt auf fast jedem Festival schon gespielt.

Johan:
Manchmal wird es ein schon zu viel, aber jetzt fühlt es sich so an, als ob wir schon lange Zeit nicht getourt sind. Unserer letzte Tour war letztes Jahr im Dezember. Wir waren im Studio... Die Festivals sehe ich nicht als Touren an. Wir kommen an, spielen und fliegen danach wieder nach Hause. Wir freuen uns sehr auf diese Tour. Es wird bestimmt spaßig wieder zu touren.

Erika:
Ihr habt mit AMON AMARTH 1992 angefangen. Meiner Meinung nach seid ihr erst in den letzten vier bis fünf Jahren richtig erfolgreich gewesen. Stimmst du dem zu und welche Erklärung hast du dazu?

Johan:
Wir haben die ganze Zeit über immer kleine Stufen genommen. Es ist wie, als ob man etwas immer weiter baut. Nach einer Weile haben uns die Leute mehr beachtet. Wir haben jetzt zwar Erfolg, aber der hat sich erst nach und nach so ergeben. Es ist nicht so, dass er über Nacht gekommen ist.

Erika:
Möchtest du noch etwas loswerden?

Johan:
Ich hoffe, dass ich so viele Zuschauer wie möglich auf dieser Tour sehen werde und dass dabei alles gut läuft. Und dass die Fans es genießen.

Tolga:
Weißt du denn, wie viele CDs ihr von "With Oden On Your Side" bisher verkauft habt?

Johan:
Keine Ahnung. Die sagen, dass es gut läuft. Besser als die anderen Alben.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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