AMON AMARTH: Interview mit Olavi Mikkonen

01.01.1970 | 01:00

Am 4. November des vergangenen Jahres erschien das neue Album von 5 mehr oder weniger jungen Nordmännern, mit dem sie es gegen den Rest der Welt aufnehmen wollten. Die Rede ist von AMON AMARTH’s Death Metal Meilenstein „Versus The World“. Was allerdings für die Langrille gilt, muss noch lange nicht für die einzelnen Musiker gelten. Denn auf die Eingangsfrage nach dem werten befinden, gab’s ein wenig kämpferisch klingendes „Ich bin müde und mein Kreuz tut mir höllisch weh.“ von Klampfer Olavi Mikkonen zu hören. Diese körperlichen Abnutzungserscheinungen haben sich inzwischen hoffentlich wieder gelegt, denn das Interview wurde bereit Ende letzten Jahres geführt …

Oliver: Vorweg ein Frage zu einer Sache, die ich ehrlich gesagt überhaupt nicht glauben kann. Stimmt es, dass Ihr das neue Material auf der Tour mit VOMITORY erarbeitet habt? Wie soll das funktioniert haben? Ich dachte eigentlich immer, dass schwedische Bands auf Tour nur feucht-fröhlichen Aktivitäten nachgehen. Habt Ihr wirklich Zeit gefunden an neuen Songs zu schreiben? Kann ich mir nicht unbedingt vorstellen …

Olavi: Wo hast Du denn das her? (Steht im Presseinfo … Anm. d. Verf.) Wir haben zwar versucht während der Soundchecks neue Songs zu proben, aber das kam nicht wirklich oft vor. Alles in allem haben wir ein paar Riffs und einen ausgearbeiteten Part von der Tour mitgebracht, aber das war’s dann auch schon. Vor der Tour haben wir untereinander zwar festgelegt, dass wir neue Songs schreiben würden, aber letzten Endes sind wir auch nicht anders wie alle anderen Bands. Das bedeutet, wir haben uns lieber mit interessanteren Dingen beschäftigt, als neue Stücke zu proben.

Oliver: Wie sind die Reaktionen bis dato auf „Versus The World“ so ausgefallen? Für mich persönlich ist es die beste AMON AMARTH Scheibe überhaupt und ganz klar einer meiner Faves 2002.

Olavi: Es ist noch ein wenig zu früh darüber etwas sagen zu können, aber bis jetzt tendieren alle Reaktionen in deine Richtung.

Oliver: Steckt hinter dem neuen Album ein textliches Konzept?

Olavi: In allen Texten geht es um das Ende der Welt, Ragnarök.

Oliver: Mit „Versus The World“ hab Ihr zum ersten Mal außerhalb des ABYSS STUDIO aufgenommen. Wie habt Ihr Euch bei den Aufnahmen so gefühlt? Vom Sound her ist die Scheibe jedenfalls wirklich über alle Zweifel erhaben.

Olavi: Anfänglich waren wir alle ziemlich nervös, da wir bis dato im ABYSS die Garantie hatten, dass jede Produktion besser als sein Vorgänger wird. In BERNO war alles neu für uns, aber nach einer Weile verschwand die Nervosität. Mit der Zeit stellt sich dann nämlich raus, dass der Sound von „Versus The World“ so werden würde, wie wir uns das schon für vorherige Alben gewünscht hätten. Berno selbst hat ein fantastisches Gehör und es ist wirklich cool mit ihm zusammenzuarbeiten. Er hört Sachen, an die wir bisher noch nie gedacht haben. Positiv an ihm fanden wir auch, dass er überhaupt gar nix von unserem alten Zeug hören wollte, sondern sich nur an unseren Vorstellungen orientiert hat und so eine Art Neuanfang initialisierte.

Oliver: Wenn Du einen Blick zurück wirfst, gibt es irgendwelche grundsätzlichen Unterschiede zwischen der Arbeit im ABYSS STUDIO und dem BERNO STUDIO?

Olavi: Nein, nicht wirklich. Eigentlich haben wir das Album so aufgenommen wie alle anderen auch, mit der Ausnahme von Fredrik. Er hat die Drums komplett ohne Pilotgitarre eingespielt.

Oliver: Auf dem neuen Album, seid Ihr etwas vom Gas gegangen, aber dafür gibt es jetzt noch mehr eingängige Killerriffs als jemals zuvor. War das geplant und eher eine Art natürliche Entwicklung?

Olavi: Nicht direkt geplant. Nach dem „The Crusher“-Album, das ziemlich „straight forward“ war, dachten wir es wäre nun an der Zeit ein etwas epischeres Album zu machen, um dorthin zurückzufinden, wo wir damals angefangen haben. Wir haben ein Konzept für das Album erarbeitet – das Ende der Welt – und im Anschluss daran begonnen Songs rund um dieses Thema zu schreiben.
Zwei Dinge waren letzten Endes für die großartigen Riffs auf dem Album verantwortlich. Erstens: wir haben nach den Aufnahmen zu „The Crusher“ gut ein Jahr nichts Neues geprobt. Danach waren wir hungrig wie ein Bär nach dem Winterschlaf. Zweitens: nach einer Verletzung hatte ich eine schwere Zeit durchzumachen, in der ich nichts anderes tun konnte als rumliegen und Riffs schreiben.

Oliver: Wenn ich ehrlich bin, seit Ihr für mich inzwischen die MANOWAR des Death Metal … eingängige, erstklassige Songs und auch die Covers Eurer Scheiben erinnern irgendwie stark an die Kings of Metal. Kannst Du Dich mit dem Vergleich irgendwie anfreunden?

Olavi: Nein! (Wieso die Antwort wohl nur so knapp ausgefallen ist? … Anm. d. Verf.)

Oliver: Um auf dem SUMMER BREEZE 2002 zu spielen habt Ihr kurzfristig die Aufnahmen zum neuen Album unterbrochen. War diese Unterbrechung eine willkommene Abwechslung oder eher ein notwendiges Übel? Wie hat’s Euch in Abtsgmünd gefallen?

Olavi: Die Pause hat sich keineswegs auf die Aufnahmen ausgewirkt, eher im Gegenteil. Wir hatten die Möglichkeit unsere Köpfe von den Recordings freizubekommen, Dinge zu tun, die nichts mit dem Album zu tun haben und schließlich mit frischem Gehör wieder an die Aufnahmen zu gehen. Auf der anderen Seite, war der Gig nicht unbedingt berauschend, da wir davor überhaupt nicht geprobt haben. Das gleiche gilt für WACKEN. Trotzdem war es ein nettes Festival und ich glaube wir sind auch fürs kommende SUMMER BREEZE wieder gebucht.

Oliver: Wo wir schon beim Thema sind: erzähl doch mal, wie lief Eure erste Headliner Tour in den USA im Januar 2002 und wie war’s in Europa mit VOMITORY, CALLENISH CIRCLE, SINS OF OMISSION and DIABOLIC?

Olavi: Die Tour in den Staaten war großartig. Eigentlich sollten ja MARDUK headlinen, aber die Jungs hatten Probleme ihre Arbeitsvisa rechtzeitig zu bekommen. So kam es eben, dass wir die Tour ohne sie spielen mussten, zusammen mit DIABOLIC als Support und diversen lokalen Acts. Die ganze Sache war einfach nur cool, hauptsächlich deswegen, weil es unser erster längerer Aufenthalt in diesem Teil der Welt war.
Die Tour in Europa war, abgesehen vom beschissenen Bus, auch ein voller Erfolg.

Oliver: Wenn Du Eure aktuelle Scheibe einem bestimmten Film bzw. Filmgenre als Soundtrack zuordnen müsstet, wohin würdest Du das Album stecken?

Olavi: Keine Ahnung. Wahrscheinlich erwartet jetzt jeder, dass ich so etwas sage wie, ein Film mit dem Namen „Zorn der Nordmänner“ - ein Film über Wikinger, die in südliche Gefilde einfallen, glorreiche Schlachten kämpfen und für ein ruhmreiches Leben nach dem Tod ihr Leben lassen. Um ehrlich zu sein … Nein! Der Titel des Films würde heißen „Großmütter bumsen Möchtegern-Rockstars 12“!

Oliver: Jede Band hat in Bezug auf Songwriting eine anderes Rezept. Wie entstehen bei Euch die Songs?

Olavi: Das ist bei uns von Zeit zu Zeit sehr unterschiedlich. Bei dem aktuellen Album war es bei den meisten Songs so, dass ich ein Grundriff hatte, das ich dann Schritt für Schritt erweitert habe. Anschließend haben wir das ganze geprobt, jeder hat dabei weitere Ideen eingebracht wie es weitergehen könnte. Diese Proben haben wir aufgenommen und ich mir dann hinterher das ganze immer und immer wieder angehört um Lösungen zu finden. Im Anschluss daran sind wir im Proberaum über die überarbeiteten Varianten gegangen um wieder ein Stück weiter zu kommen … etc. Während wir nun an den Stücken basteln, versucht Johan parallel dazu Lyrics zu verfassen. Steht dann irgendwann mal ein Stück nimmt Johan das Teil auf und erarbeitet bei sich daheim die Vocal-Lines. Im Proberaum wird dem ganzen dann der Feinschliff verpasst. Dieser ganze Prozess kann sich bei einem Song über Monate hinziehen, deshalb arbeiten wir auch immer parallel an mehreren Stücken.

Oliver: Was bedeutet eigentlich Euer Bandname? Vielleicht ist die Frage blöd, aber ich hab darüber noch nie was gelesen … shame on me!?

Olavi: AMON AMARTH war einer der größten Krieger hier im Norden. Er ist eine Legende in Skandinavien. Am 22. Juni ist der nationale Gedenktag für AMON AMARTH, der Tag an dem er sein Leben nach dem Tot antrat.

Oliver: Gibt es eine Frage die Du gerne einmal in einem Interview gestellt bekommen möchtest? Wenn ja welche und wie sieht die Antwort dazu aus?

Olavi: Olavi, wie kann es sein, dass ein so feiner, junger, talentierter, sexy, außergewöhnlicher, starker, gut aussehender und freundlicher Mann wie Du, noch Single ist? Nun, einer von uns muss. Wer sonst, soll all die weiblichen Wesen zufrieden stellen, die etwas AMON-Touch haben wollen?

Oliver: Thema “Frauen”: wurdest Du schon jemals von einer Frau vor die Wahl gestellt: sie oder Band / Musik?

Olavi: Nein, ich bin nicht wie die meisten Typen. Ich kann mehr als eine Sache zur gleichen Zeit unter einen Hut bringen.

Oliver: Dieses Jahr ist Euer 10 jähriges Jubiläum. Gibt es schon Pläne für eine Party oder wie gedenkt Ihr dieses Event zu feiern?

Olavi: Ich glaube nicht, dass wir das Jubiläum feiern werden, wieso auch? 10 Jahre und noch immer keine Kohle damit verdient!?

Oliver: Wie waren Deine Eindrücke von WACKEN 2002? Ich glaube wir waren im gleichen Hotel, aber ehrlich gesagt war ich die Tage nicht immer so ganz auf der Höhe …

Olavi: Ich genauso! Ich weiß zwar, dass ich dort war aber ... schon seltsam was Alkohol so mit deinen Erinnerungen anstellt!

Oliver: Wo siehst Du AMON AMARTH in 10 Jahren?

Olavi: In meinen Gedanken, sollte ich da noch welche haben! Oder in einer Kiste in meinem Keller, wann immer mich ein nostalgisches Gefühl beschleicht.

Oliver: Kommen wir kurz vor knapp noch zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

Olavi: Das warten hat ein Ende, endlich ist der Bastard weg!

Oliver: O.k. das war’s. Danke fürs Gespräch!

Olavi: Gleichfalls Danke und Skål För Fan!






Redakteur:
Oliver Kast

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