ANGELUS APATRIDA: Interview mit Guillermo Izquierdo

01.07.2010 | 20:08

Die spanischen Thrasher von ANGELUS APATRIDA haben mi POWERMETAL.de-Soundcheck mi Juni mit einem sehr respektablen sechsten Platz abgeschlossen. Grund genug, euch die Herren einmal näher vorzustellen. Sänger Guillermo Izquierdo stellte sich unseren Fragen.

Die Reaktionen auf "Clockwork" sind nicht nur in unseren Reihen gut. "Ja, "Clockwork" bekommt in ganz Europa hervorragende Reviews und wir sind natürlich sehr zufrieden damit. Wir können kaum erwarten zu sehen, wie die Metalheads bei den Shows reagieren werden." ist Guillermo ganz Enthusiast. Dennoch stellt sich natürlich die Frage, wer ANGELUS APATRIDA überhaupt sind. "Die Band existiert jetzt seit etwas mehr als 10 Jahren und wurde in Albacete, im südöstlichen Nirgendwo Spaniens gegründet. Seit 2003 sind wir jetzt mit einem festen Line-up unterwegs und haben in dieser Besetzung bereits zwei Alben in Eigenregie veröffentlicht. "Evil Unleashed" kam 2006 und "Give 'Em War" dann 2007. Nachdem wir drei Jahre auf Tour waren, haben wir dann letztendlich den Vertrag mit Century Media unterschrieben. Der Bandname vermischt spanisch und lateinisch und heißt so viel wie heimatloser Engel." erzählt der sympathische Sänger. Dass bei den Iberern die Vorbilder wie DEATH ANGEL, MEGADETH, TESTAMENT oder ANTHRAX recht deutlich durchschimmern, ficht Guillermo nicht an. "Ja, diese vier Bands gehören sicher in unsere Top10 des Thrash Metal. Aber neben dem Thrash Metal sehen wir auch die NWoBHM oder den Hardcore als unsere Einflüsse. Wir sind auch beeinflusst von Bands wie IRON MAIDEN, PANTERA, LAMB OF GOD oder MACHINE HEAD.  Aber letzten Endes klingen wir sicher nicht genau wie diese Bands, sondern versuchen aus allem das Beste zu kombinieren und so einen 100%igen ANGELUS APATRIDA-Stil zu kreiieren." gibt Guillermo zu Protokoll und fügt an: "Wir wissen natürlich, dass wir nicht das Rad neu erfunden haben, aber wir sehen uns schon als originelle Band. Zumindest so originell wie Thrash Metal sein kann." lacht Guillermo.

Dass die derzeit grassierende Thrash-Metal-Welle für die Spanier eine gute Chance ist, die verdiente Ernte der letzten zehn Jahre harter Arbeit einzufahren, hofft Guillermo natürlich auch. "Ja, vielleicht ist jetzt wirklich die richtige Zeit für unsere Musik. Als wir 2000 angefangen haben, erzählte uns die Menschen und die Presse in Spanien, dass wir unseren Stil ändern und auf spanisch singen sollten. Aber weil wir, zusammen mit ein paar anderen Bands, durchgehalten haben, gibt es jetzt eine neue Generation junger, spanischer Thrash-Metal-Bands. Ich finde auch, dass Thrash Metal auf Spanisch gar nicht funktioniert, warum wir uns von Anfang an dafür entschieden haben, auf Englisch zu singen. Zudem denke ich denke schon, dass wir perfekt in diese Szene passen, die gerade weltweit entsteht, auch weil wir auf Englisch singen.", gibt sich der Frontmann selbstbewusst. Um sich dort zu profilieren, hilft natürlich der Vertrag mit Century Media. "Es ist ja unser erster Vertrag mit einem großen Label wie Century Media und wir erhoffen uns davon natürlich, einen Fuss in die weltweite Metalszene zu bekommen. Bisher wurden unsere Alben ja nur in Spanien veröffentlicht und war vielleicht noch über einige kleine Vertriebe in Deutschland oder Italien erhältlich. Von daher ist das alles natürlich total neu für uns und wir sind sehr froh über die exzellente Arbeit, die Century Media für uns machen."

Titel wie 'Legally Brainwashed' oder 'One Side Of War' zeugen davon, dass sich die Texte mit sozialen/politischen Inhalten beschäftigen. "Es ist deutlich mehr sozial als politisch," stellt Guillermo klar, "denn Politik sucks! Wenn wir Texte schreiben, geht es eigentlich ganz einfach um Dinge, die wir hassen oder lieben oder schlicht um persönliche Situationen. In 'Legally Brainwashed' geht es darum wie Religion Angst unter den Menschen verbreitet, in dem sie sagt, was sie zu tun oder zu lassen haben. Gerade die katholische Kirche hier in Spanien ist politisiert mit Konservativen. Und dann gibt es Priester überall auf der Welt, die Kinder missbrauchen und niemand schert sich darum. Das ist echt lächerlich." bezieht Guillermo klar Stellung. "In 'One Side Of War' geht es um Krieg ganz generell. Wir finden, dass es im Krieg keine zwei Seiten gibt, sondern nur eine Seite und zwar die Seite, die kämpfen will. Und heutzutage ziehen manche Länder in den Krieg nur wegen des Geldes oder - noch unglaublicher - der Religion. Dabei geht es doch in jeder Religion um Frieden und Liebe unter den Menschen. Wir sind keine Pazifisten, aber wir verstehen Krieg einfach nicht." ist Guillermo auch hier nicht um klare Worte verlegen.

Fragt man Guillermo nach spanischen Metalbands, die man mal anchecken sollte, wird schnell klar, dass er ein echter Maniac ist. "Die Szene in Spanien ist wohl besser als je zuvor. Es gibt viele neue Bands im Untergrund, die harten, extremen Metal spielen. Ich würde da vor allem CRYSYS, AGRESSION, STEEL HORSE, WILD, LEGEN BELTZA, KILLEM, MOHO, AVULSED - die Könige des spanischen Death Metal - oder SOUND OF SILENCE empfehlen. Die Wahrheit ist, dass Spanien gerade eine unglaubliche Metalszene hat mit all diesen Bands, noch vielen anderen und den spanisch singenden Bands wie SOZIEDAD ALKOHOLIKA, SARATOGA, WARCRY oder KOMA."


Keine dieser Bands wird ANGELUS APATRIDA auf Tour in Deutschland begleiten. Dafür werden SKELETONWITCH und WARBRINGER mit von der Partie sein. "Oh man! Ich kann es gar nicht erwarten! Das ist ein absolut unglaubliches Package und der Name "European Bangover" passt da wie die Faust aufs Auge." ist Guillermo kaum zu bremsen. "Wenn dir das Album gefällt, warte erst mal ab bis du uns live gesehen hast. Jeder sagt, dass wir 200% auf der Bühne bringen, von daher bin ich zuversichtlich, dass die Fans nicht enttäuscht sein werden. Es ist unsere erste Europatour und wir können es nicht erwarten, dass unsere Fans uns endlich zusammen mit den anderen beiden Bands auf der Bühne sehen können." Wenn die Jungs so euphorisch auf der Bühne sind wie Guillermo, wenn er über seine Musik spricht, muss man sich da wohl keine Sorgen machen. Das solltet ihr also nicht verpassen.


Sorgen machen musste man sich hingegen bereits kurz um Spanien und Deutschland bei der WM, auch wenn beide jetzt im Viertelfinale stehen. "Wir ihr England überrannt habt, war wirklich großartig. Und wir kommen auch langsam auf Touren. Aber diese WM ist schon komisch. Frankreich und Italien in der Vorrunde raus, Argentinien und Brasilien gewinnen zwar, spielen aber nicht besonders. Ich denke, dass Deutschland und Spanien die Favoriten auf den Titel sind und hoffe sehr, dass wir uns im Halbfinale begegnen. Und falls Deutschland da gewinnt, bin ich nicht mal sehr traurig, denn Deutschland ist mein anderer Favorit. Aber dann bitte auch nicht böse sein, falls Spanien gewinnt." Das könnten wir wohl verschmerzen, hätten wir doch dann mit England und Argentinien schon zwei große Gegner rausgehauen.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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