APRON: Interview mit Till Herence

18.01.2017 | 17:04

Einen wilden Kindergeburtstag verspricht Till Herence für die APRON-Tour mit dem neuen Album "Auf dem Ponyhof". Was dahinter steckt und wie sich Songs wie 'In Cerebrum Cacatur' erklären lassen, erzählte er uns im Interview.

Zum Zeitpunkt unseres Gespräches ist das große Highlight des vergangenen Jahres für die Band APRON gar nicht mal so lange her. Am 3. Dezember feierten die Münchner zusammen mit MR.SERIOUS&TGM, ACTIN MYSON und KALAPI ihr bandeigenes Indoor-Festival, das "Punchfest". Nach dem Namenspaten sucht man nicht lange, hieß doch der letzte Silberling von APRON "Der Punch". Noch jetzt steht Sänger Till Herence ganz unter dessen Eindrücken: "Dieses Jahr haben wir auch einen kleinen Contest dort veranstaltet", erzählt er. "Es wurde sehr gut angenommen." Wie gut, zeigen auch die Kommentare auf der Facebook-Seite von APRON. So wurden dort bereits erste Rufe von Daheimgebliebenen laut: Eine Live-DVD des "Punchfestes" müsse her.

Ob APRON derartige Ambitionen pflegt? Till ist da ganz realistisch: "Das ist natürlich auch immer eine Budgetfrage, so eine Live-DVD." Ganz abschreiben wolle man das Projekt jedoch nicht, so der Sänger weiter. "Abgeneigt ist keiner von uns. Aber wenn wir so etwas machen, dann wollen wir es auch richtig geil machen." Erst einmal hieße es jedoch warten. Lange ausruhen wird APRON sich jedoch nicht, so steht am 27. Januar das nächste Highlight für Till Herence und seine Mitstreiter an: Das neue Album"Auf dem Ponyhof" erblickt das Licht der Welt und wird mit einer deutschlandweiten Tournee dem gewogenen Publikum vorgestellt. Vielleicht ergibt sich ja dann eine Gelegenheit für einen Live-Mitschnitt. Denn wenn APRON auf die Bühne kommt, wird es wild: "Eine konfettigeladene Kindergeburtstagsparty mit sozialkritischen Texten und jeder Menge Crossover", fasst Till die Bühnenshows von APRON für mich kurz zusammen. Apropos Crossover: Die kunterbunte Mischung aus verschiedenen Genres ist das Markenzeichen der Südlichter - egal ob Metal, Hip-Hop oder Reggae. Gespielt wird, was Spaß macht. Auf die Frage, ob es da überhaupt noch Vorbilder für das musikalische Schaffen gibt, antwortet Till ganz diplomatisch. Zwar gebe es noch Grundelemente, diese seien jedoch vollkommen unterschiedlich bei jedem der Bandmitglieder. "Es gibt niemanden von uns, der nur einen bestimmten Sound hört", präzisiert her. "Wir haben alle viele Vorbilder. Einige davon hört man natürlich sehr oft und wird unterbewusst von ihnen beeinflusst." Eine Band, der APRON nacheifert, die gebe es jedoch nicht. "Das mischt sich eben sehr stark. Dadurch, dass wir sehr unterschiedliche Menschen sind, kommt eben so ein 'Gebräu' raus."

Dürfen denn auch alle am Süppchen mitkochen oder gilt bandintern 'Viele Köche verderben den Brei'? "Den Großteil der Texte schreibe ich", erklärt Till. "Die Kompositionen hingegen würfeln wir im Proberaum oft zusammen. Da hat jeder mal seine Ideen." So schustere man sich dann ein Album zurecht, mit dem sich alle wohlfühlen. Wie lange es dauert, bis ein Song schließlich Licht der Welt erblickt und von allen abgenickt wird, variiere dabei von Song zu Song. "Irgendwann weiß man aber auch, dass das Album jetzt fertig ist", resümiert Till. "Der Moment, an dem man feststellt, dass jede weitere Veränderung das Gesamtwerk verschlechtern würde." Auf die Frage, in welches Stück die Jungs den höchsten Zeitaufwand gesteckt haben, muss der Frontmann allerdings erst einmal lange überlegen. Selten werde konsequent an einem Lied gearbeitet, sodass ein direkter Vergleich schwer falle. Etwas einfacher hingegen fällt die Antwort darauf, welcher Song ihnen in der Komposition am schwersten gefallen sein. "'Auf dem Ponyhof', unser Titeltrack. In der ersten Version sind wir längst nicht so deutlich geworden und derart auf den Punkt gekommen, wie in der jetzigen Fassung", so mein Gesprächspartner, relativiert seine Aussage im nächsten Moment aber ein Stück weit: "Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Andere Bandmitglieder mögen das ganz anders empfunden haben." Auf ein gutes Miteinander bei der Entwicklung neuer Songs legen die Musiker dabei besonderen Wert: "Das läuft bei uns immer ganz demokratisch ab", sagt Till. "Wenn drei Leute sagen, dass das Lied so passt, setzt sich der Vierte halt in die Ecke und schmollt."  In seiner Rolle als Texter und Sänger sieht er dabei eine besonders anfällige Position: "Man präsentiert die Songs letzten Endes und steht daher in der direkten Schusslinie." Seine Mitmusiker würden dies jedoch akzeptieren.

Nach "Der Punch" ist "Auf dem Ponyhof" nun das zweite Album, welches Till zusammen mit APRON veröffentlicht. In der Band angekommen, das ist der Frontmann allerdings schon längst: ""Der Punch" war schon mein Baby. Aber das hier ist schon wieder etwas viel Intensiveres. Wir haben ein ganz anderes Gruppengefühl und sind eine ganz andere Band geworden." Geblieben ist der Band jedoch ihr Ausdruck von Wut und Adrenalin. "Allerdings etwas abgeschwächt, das hat sich gelockert", versichert Till. "Der Wut kann ich jetzt etwas entgegenstellen und muss nicht mehr die ganze Zeit am Stück schreien." Starke Gefühle bewegten die Band dennoch, ebenso wie Gedanken, die die Band konsequent beschäftigen und auf deren Grundlage die sozialkritischen Songs von APRON entstehen. Der persönlichste Song auf dem neuen Album? Till muss nicht lange überlegen: "'Alice D' ist der persönlichste Song. Er strotzt vor Zynismus", lautet seine klare Antwort. Doch auch in die Single-Auskopplung 'In Cerebrum Cacatur' hat APRON jede Menge Sarkasmus und sprachliche Finessen gesteckt: "Der Kabarettist Georg Schramm hat Latein einmal die Herrschaftssprache genannt. Die Herrschenden nutzen oft eine Sprache, die vom gemeinen Volk nicht verstanden wird." Denn wer nicht versteht, was gesprochen wird, der kann sich auch nicht wehren. "Bei 'In Cerebrum Cacatur' hörst du ja schon phonetisch, dass du veräppelt wirst", führt Till weiter aus. Doch der Song habe auch weitere Ebenen, die unter anderem den Erkenntnisprozess von Platons Höhlengleichnis aufgreifen. "Sie hat viele Schichten, diese Nummer", stellt er abschließend fest. "Summa summarum geht es jedoch um die Sprache und was ich damit erreichen möchte."

Noch vor dem Release startet am 19.01.2017 die "Auf dem Ponyhof"-Tour durch die deutsche Clublandschaft. Worauf die Fans sich freuen können? "Definitiv auf das, was sie von APRON schon kennen: einen schönen Kindergeburtstag, ganz viele Songs, eine lange Show und coole Vorbands. Das wird eine coole Party!", freut Till sich schon. Und einen Weltrekord? [2010 stand die Band 67 Stunden am Stück auf der Bühne und spielte damit das bis dato längste Konzert der Welt. - Anm. d. Red.] "Nein", sagt er ganz rigoros. "Das Kapitel ist abgeschlossen."

Redakteur:
Leoni Dowidat

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