ARCHITECTS-Interview mit Tom Searle

24.05.2012 | 15:50

"Daybreaker", das fünfte Album der ARCHITECTS, klingt wieder wesentlich härter und technischer als sein Vorgänger "The Here And Now". Dabei war Drummer Dan Searle letztes Jahr im POWERMETAL.de-Gespräch noch hin ung weg von der Platte. Sein Bruder Tom sieht das allerdings anders, wie er erklärt.

"The Here And Now" ist ohne Frage ein wirklich gutes Album geworden. Nur war der ein oder andere ARCHITECTS-Fan sicherlich über die melodischere und absolut nicht technische Ausrichtung des vierten Langspielers. Umso erfreuter zeigte sich die Fanbase, als man im letzten Dezember den neuen Song 'Devil's Island' veröffentlichte, welcher die Band aus Brighton wieder von einer wesentlich härteren Seite zeigte.

"Nachdem wir ein Jahr mit "The Here And Now"

tourten, wurde uns klar, dass wir am liebsten die harten Stücke der Platten spielten", so Gitarrist Tom Searle über den Sinneswandel seiner Truppe. "Wir haben es einfach vermisst, harte Musik zu schreiben. Das Schreiben von "The Here And Now" hat Spaß gemacht, aber diesmal wollten wir es wieder krachen lassen. Ich habe wieder härtere Songs geschrieben, denn eigentlich ist es das, was wir machen wollen." Angesprochen auf die Euphorie seines Bruders Dan kommentiert der Gitarrist, dass sein Schlagzeug spielender Bruder stets wesentlich überzeugter von "The Here And Now" war als er selber, was auch der Grund gewesen sei, warum der Gitarrist kaum Interviews zu der Platte gab. So ganz glücklich war Searle nicht mit der Platte, wie er heute offen zugibt. "Aber wenn wir die Songs live spielen, kann ich mich noch daran erinnern, warum wir das Material damals gut fanden", führt Tom weiter an. "Als wir "The Here And Now" fertig aufgenommen haben, sagte ich zu meinen Vater, dass ich hoffe, dass wir noch ein Album aufnehmen werden, weil ich nicht wirklich zufrieden war mit dem Ergebnis. Ein Album, dass mir Spaß macht und für das ich gerne auf Tour gehen. Und diese Chancen haben wir genutzt."

 

Doch die ARCHITECTS zeigen sich nicht nur von ihrer harten Seite und versuchen ein neues "Hollow Crown" aufzunehmen, sondern man will sich weiterentwickeln. Songs wie 'Truth, Be Told' oder 'Behind The Throne' erinnern mehr an THRICE als an Metalcore. 'Unbeliever' ist durch seine Klavierlastigkeit eh eine komplette Neuheit im Bandkontext. Wie so oft geht das Quintett nicht zu hundert Prozent auf Nummer sicher. "Wir haben schon immer eine Band wie THRICE geliebt. Ich habe ihnen schon immer viel Respekt dafür gezollt, dass sie einfach das machen, was sie wollen. Sie ignorieren einfach die Grenzen eines Genres, wir aber machen uns schon etwas Gedanken darüber, was wir machen können und was nicht. Wir sind sicherlich nicht die besten Musiker der Welt, aber trauen uns schon etwas zu. Außerdem haben wir einen guten Sänger, also versuchen wir das Bestmögliche aus uns herauszuholen. Wir wollen uns immer weiterentwickeln und experimentieren. Darum ging es uns auch auf "The Here And Now", da haben wir auch viel experimentiert, auch wenn das Ergebnis nicht so wurde, wie wir es uns vorgestellt haben." Man ist sich aber bewusst, dass nicht jeder Fan Songs wie 'Truth, Be Told' mögen wird, doch dass sei ihnen irgendwo egal, so Searle.

Eine weitere Änderung im ARCHITECTS-Kosmos sind die Lyrics. Früher behandelte man die üblichen Themen wie Herzschmerz, Teenager-Ängste und auf "The Here And Now" zusätzlich noch die harte Arbeit, die einen letztendlich zum Erfolg führen wird. "Daybreaker" hingegen stellt eher sozial-kritische und politische Themen in den Fokus. "Ja, das stimmt. Ich denke, dass wir das auch in Zukunft weiterverfolgen werden. Irgendwie wirken unsere kleinen Probleme lächerlich, wenn man sie mit den wirklich großen und ernsten Themen dieser Welt vergleicht. Wir sollten alle mehr Zeit dafür verwenden, über diese Problematiken nachzudenken, darüber zu reden und sie letztendlich auch zu lösen." Dieses politische Bewusstsein wird auch im Video zu 'Devil's Island' verdeutlicht, denn der Clip enthält Szenen von den Aufständen in London aus der jüngsten Vergangenheit. "Ich war geschockt, als ich davon hörte", erzählt der Gitarrist aus Brighton. "Irgendwie war es auch beängstigend und verwirrend. Dies war ein Schlüsselereignis für mich ein politisches Verständnis zu entwickeln. Wir im Westen denken immer, dass Chaos und Aufstände nicht bei uns passieren können, sondern eher im Nahen Osten wie in Syrien zurzeit, dabei war das ganz nah bei uns."

Desweiteren ist Bassist Alex 'Ali Dino' Dean wieder Teil der Band. Nach der Veröffentlichung von "The Here And Now" stieg der Bassist aufgrund familiärer Umstände aus. Seit geraumer Zeit ist er aber wieder ein ARCHITECT. Searle erzählt, dass Dean das Bandleben vermisste und sich nicht mit einem normalen Job anfreunden könne.

Wünschenswert wäre allerdings wenn die Metalcore-Truppe endlich einmal eine eigene Headliner-Tour auf dem europäischen Festland spielen würde. Bisher gab es außer einzelnen Shows zwischen Festivals noch keine Gelegenheit die Band als Hauptact des Abends zu erleben. Searle: "Wir sind halt verdammt dumm! Hoffentlich ändert sich das in der Zukunft und wir headlinen bei euch mal eine Tour." Dafür konnte man die Jungs als Support von RISE AGAINST dieses Frühjahr sehen, wo man gerne mal vor gut 10.000 Menschen spielte. "Die Shows waren absolute klasse!", weiß der Brite zu berichten. "Wir dachten, dass uns niemand sehen will und dass man uns entgeistert und verwirrt angucken wird. Doch da waren wirklich viele Menschen offen für uns. Ich weiß nicht, ob Fans harter Musik nicht so offen für uns sind, aber die RISE AGAINST-Shows liefen wirklich gut für uns."

Wer die Band allerdings in letzter Zeit live erlebt hat, konnte feststellen, dass keine Songs von "Ruin" gespielt wurden. Das Debüt "Nightmares" (noch ohne den heutigen Sänger Sam Carter) wird eh schon seit Ewigkeiten außen vor gelassen. "Ich wäre überrascht, wenn wir wieder "Ruin"-Material spielen, aber man soll ja niemals nie sagen. Auf ein paar Shows nach der RISE AGAINST-Tour haben wir wieder ein paar Lieder von "Ruin" gespielt. Wir haben aber nur begrenzt Zeit auf der Bühne und müssen da nunmal spielen, was die Leute hören wollen", erklärt Tom. Genug Gelegenheiten Übersongs wie 'Buried At Sea' oder die Hymne 'You'll Find Safety' zu spielen, haben die ARCHITECTS in nächster Zeit aber genug, denn der Rest des Jahres wird mit unzähligen Shows gefüllt sein.

Redakteur:
Sebastian Berning

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