ARCHITECTS OF CHAOZ: Interview mit Dom Fox

04.12.2015 | 21:30

Bereits im Juli dieses Jahres erschien das Debütalbum "The League Of Shadows" der ARCHITECTS OF CHAOZ, doch wer hinter der Band jetzt eine ganz neue Truppe vermutet, liegt meilenweit daneben. Vielmehr handelt es sich hierbei um Paul Di'Anno und seine deutsche Begleitband PHANTOMZ, die nun unter neuem Namen erstmals auch Eigenkompositionen auf die Hörerschaft loslassen. Wir haben die kommenden Tourdaten zum Anlass genommen, um mit Schlagzeuger Dom Fox über das Album, die anstehenden Konzerte und vor allem den aktuellen Gesundheitszustand von Paul zu plaudern.

Hallo Dom und erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Ihr bereitet euch ja gerade auf die anstehende Tour vor, daher natürlich meine erste Frage: Wie geht es Paul Di'Anno aktuell?

Moin Tobi und auch von mir erst einmal vielen Dank für das Interview. Gesanglich ist Paul sehr gut beieinander aktuell. Die letzten PHANTOMZ-Touren waren fuckin' hell! Seine Knieprobleme werden aufgrund der stetigen Tourstrapazen natürlich nicht besser. Um ihm unnötiges und schmerzhaftes Laufen an Gehhilfen zu ersparen, haben wir ihn in den Rollstuhl verfrachtet. Einige Schritte muss er leider manchmal trotzdem noch laufen, das können wir ihm dann aber nicht abnehmen.

Auf dem Rock Hard Festival in diesem Jahr musste Paul den Auftritt ja im Sitzen bestreiten. Die eigentlich geplante Knie-OP wurde nun doch auf das kommende Jahr verschoben, von daher gehe ich davon aus, dass er auf der Tour wohl auch wieder sitzen wird, oder? Und wie geht man als Mitmusiker mit dem Umstand um?

Paul wollte den ersten Gig mit den ARCHITECTS OF CHAOZ eigentlich im Stehen durchziehen. Das ist dann einfach daran gescheitert, dass die extra für ihn angefertigte Kniemanschette nicht pünktlich geliefert wurde. Wir standen somit vor der Wahl die Show zu canceln, oder Paul eben das Konzert im Sitzen durchziehen zu lassen. Die Entscheidung war dann am Ende eine sehr leichte, denn wir alle haben sehr auf diesen Gig hingearbeitet und das wollten wir uns von einer nicht vorhandenen Kniemanschette nicht versauen lassen. Nun zur Frage, wie man damit umgeht? Es ist so, wie es ist. Wir sind eine Band aus fünf Verrückten, wir ziehen gemeinsam an einem Strang und unterstützten uns wo immer es geht.

Nun aber nochmal zurück zu eurem aktuellen Album "The League Of Shadows". Die Plattte ist jetzt ja bereits seit einigen Monaten im Handel. Bereut ihr eigentlich inzwischen, die Platte unter ganz neuem Namen veröffentlicht zu haben? Ich hatte beim Release immer das Gefühl, dass manche Leute gar nicht realisiert haben, wer eigentlich hinter dem Projekt steckt.

Warum sollten wir das bereuen? Für uns stand von Anfang an fest, dass es sich hier um eine Band von fünf gleichberechtigten Freunden handelt. Wir haben es ganz bewusst vermieden die Band Paul Di'Anno's ARCHITECTS OF CHAOZ zu nennen, damit gar kein falscher Eindruck aufkommen konnte.

Ich muss zugeben, dass ich mich zu Beginn etwas schwer getan habe mit "League Of Shadows". Aber mit der Zeit hat mich die Platte mehr und mehr überzeugt, sodass sie inzwischen in meinen Jahres-Top-20 landet. Besonders überrascht hat mich, dass viele der Songs recht Power-Metal-lastig ausgefallen sind. War das eine bewusste Entscheidung oder wie kam es dazu?

Vielen Dank für die Blumen, sag mir bitte noch deine Bankverbindung, damit ich weiß wohin ich das Geld überweisen soll! (lacht) Wenn man sich Pauls Backkatalog anguckt, muss man ganz klar feststellen, dass die beste Scheibe, an der er nach seiner Zeit bei IRON MAIDEN mitgearbeitet hat, nun mal das KILLERS-Album "Murder One" ist. Daran wollten wir anknüpfen. Wir hatten dabei kein festgelegtes Konzept, aber wir wußten beim Schreiben der Songs, welcher zu Paul passt und welchen Sound wir selber mögen. Somit ging uns die ganze Sache relativ leicht von der Hand.

Wie lief denn eigentlich das Songwriting ab? Paul ist ja nun doch sehr viel unterwegs, von daher stelle ich mir den Songwriting-Prozess recht kompliziert vor.

Wir haben das genauso wie bei der vorhergehenden Demo-CD gemacht. Joey, Gonzo und Andy haben ihre Songs fertiggestellt, Joey hat sie vorproduziert und dann an Paul weitergeleitet. Da wir zwischendurch immer mal wieder gemeinsam auf Tour waren, stellte Paul uns dann seine Lyrics und Gesangslinien vor und nahm diese anschließend zuhause auf. Danach ab ins Studio, vier Wochen Alkohol und Heavy Metal und fertig war "The League of Shadows"!

Ganz besonders überraschend finde ich den Track zum Bandnamen 'Architects Of Chaoz', bei dem ihr ganz schön in orientalischen Gefilden wildert. Wer hatten denn die Idee dazu?

Der Track stammt aus der Feder von Gonzo. Paul war sofort Feuer und Flamme und schrieb den Text sowie die für ihn sehr untypischen Melodien. Nebenbei erwähnt ist das auch der Lieblingssong meiner Frau, deswegen gebe ich bei der Nummer auf der Bühne immer extra viel Gas. (lacht)

Auf der Platte liefert Paul eine grandiose Gesangsleistung ab. Ich glaube, dass ich ihn so gut seit Jahren nicht mehr habe singen hören. Gerade auf der Bühne gab es allerdings in den letzten Jahren auch viel Kritik an seiner Leistung, was aber durchaus an der extremen Belastung des dauerhaften Tourens liegen kann.  Habt ihr das bei den aktuellen Tourplanungen für den Herbst berücksichtigt? Es wirkt fast so, als hätte ihr absichtlich sehr viel Luft zwischen den einzelnen Abschnitten der Tour gelassen.

Ich muss sagen, Paul hat wirklich die Gunst der Stunde im Studio genutzt und alles aus sich herausgeholt. Ich habe Videos von seinen Gesangsaufnahmen, da brennt einem fast das Handy-Display durch, so heiß war er beim Einshouten der Songs. Die längeren Pausen zwischen den Touren rühren einfach daher, dass Paul weltweit mit seinem MAIDEN-Programm auch stark in Anspruch genommen wird und wurde. Es wäre für ihn mal gut, länger zu pausieren, aber ohne Knete keine Fete - immer hart am Gas der Mann!

Was kann man denn von der Setlist erwarten? Auf dem Rock Hard Festival habt ihr ja konsequenterweise zu großen Teilen auf eigenes Material gesetzt. Wird es diesen Herbst auch wieder mehr MAIDEN-Klassiker zu hören geben?

Wir werden einen Großteil der Platte auf die Bühne bringen, so wie wir es auch auf dem Rock Hard Festival gemacht haben, das ist für uns ganz klar. Natürlich werden wir aber auch ein paar Nummern mit einbeziehen, die nicht aus unserer eigenen Feder stammen. Wer hier jedoch ein Set für Die-Hard-MAIDEN-Fans erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Wir wollen hier unsere aktuelle A.O.C.-Scheibe live vorstellen und keine PHNATOMZ-Show spielen! Sowohl ARCHITECTS OF CHAOZ als auch unsere guten Freunde PERZONAL WAR werden die Fans auf der Bühne und auch beim Merchandise Stand sehr überraschen, soviel sei verraten.

In Anbetracht der Ereignisse der letzten Wochen muss ich die nächste Frage stellen: Habt ihr ein gutes Gefühl aktuell auf Tour zu gehen, nach dem was am 13.11. in Paris passiert ist? Es gibt ja aktuell auch genügend Bands, die ihre laufenden Touren unterbrochen haben.

Als die Anschläge in Paris stattfanden, waren wir gerade auf Tour und bekamen alles über das Fernsehen im Hotel mit. Wir haben an besagtem Abend nicht viel darüber nachgedacht, sondern sind auf die Bühne gegangen, haben wie immer Vollgas gegeben und der versammelten Mannschaft gehörig in den Allerwertesten getreten. Wenn wir und alle anderen zu Hause bleiben und uns davon einschüchtern lassen, haben diese Terroristen das bekommen was sie wollten! Man sollte schon auf höhere Sicherheitsmaßnahmen Wert legen, aber wir müssen alle weiter unser Ding durchziehen. Natürlich selbstredend mit dem gebührenden Respekt gegenüber den Opfern und deren Familien.

Bevor wir zum Ende kommen, interessiert mich natürlich noch die Zukunft der ARCHITECTS OF CHAOZ. Ist ein weiteres Album in Planung, oder wartet ihr jetzt erst einmal ab, wie sich Pauls Gesundheit entwickelt?

Das Songwriting für die neue Platte ist bereits in vollem Gange. Es gibt auch schon Pläne dafür, wann das Album aufgenommen und veröffentlicht wird. Definitiv werden wir wieder bei Martin Buchwalter (Schlagzeuger von PERZONAL WAR) aufnehmen. Parallel dazu wird Paul sich zeitnah operieren lassen, ansonsten wird er sich an den Rollstuhl gewöhnen müssen. Und ich weiß, dass er da absolut keinen Bock drauf hat!

Damit wären wir dann auch am Ende angekommen. Ich möchte mich nochmal bei dir für deine Zeit bedanken. Ich selbst bin sehr gespannt auf die kommenden Shows, bei denen wir für einen Bericht vor Ort sein werden. Möchtet ihr unseren Lesern bis dahin noch etwas mit auf den Weg geben?

Nichts zu danken. Ihr seid vor Ort? Sehr gut, dann können wir das Finanzielle ja auch so regeln. (lacht) Wir freuen uns total auf die Shows mit PERZONAL WAR als Co-Headliner und hoffen, nach den Gigs mit möglichst vielen Fans einen zu trinken. Prost!


Dom klingt also insgesamt sehr optimitisch, was Pauls Gesundheit angeht, obwohl Konzertberichte aus dem letzten Jahr anderes vermuten lassen. Am Ende kann man sich hiervon wohl nur ein umfassendes Bild machen, indem man eines der anstehenden Konzerte der Jungs besucht. Folgende Termine stehen dabei in Deutschland auf dem Programm:

15.12.  Saarbücken - Kleiner Klub Garage
16.12.  Waldbronn  - Soundcheck One
17.12.  Siegburg - Kubana
18.12.  Siegen - Vortex Surfer
19.12.  Obermehler - Fuhrmannschänke
20.12.  Hamburg -  Bambi Galore (ohne Perzonal War)

 

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Redakteur:
Tobias Dahs

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