AXXIS: Interview mit Bernhard Weiß
05.01.2007 | 20:02Die deutschen Hard Rocker AXXIS hatten immer schon Faible für Balladen und tendenziell ruhigere Stücke bzw. Akustikversionen ihrer Nummern. Auf der kürzlich erschienenen Doppel-Best-Of-CD "Best Of Ballads And Acoustic Specials" kann man sich eindrucksvoll davon überzeugen. Auch wenn die letzte Studio-CD "Paradise In Flames" (2006) heftig gerockt hat und darauf mit der Sängerin Lakonia eine neue Sounddimension in die Band hineingetragen wurde, macht die neue Scheibe aus dem oben genannten Grund Sinn. Und die Tatsache, dass auf diesem Wege vielleicht neue Fanschichten angesprochen werden könnten, ist sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen. Anlass genug mal Sänger Bernhard Weiß zum Plausch zu bitten und Näheres zu erfragen...
Martin:
Erstmal Glückwunsch zur tollen neuen Platte. Ich denke mal, das Teil ist für alte Fans und für Neueinsteiger gleichermaßen interessant. Wie sind die bisherigen Reaktionen denn so ausgefallen?
Bernhard:
Ja, danke! Die Reaktionen sind wirklich überraschend gut. Ich bin nämlich eigentlich gar nicht so ein Freund von derartigen Best-Of-Scheiben. Normalerweise macht man eine Best-Of, wenn die Band tot ist, zumindest ist das in der Generation, aus der ich komme, oft so der Fall. Wir fühlen uns eigentlich noch recht lebendig... (lacht) Die EMI, unsere alte Plattenfirma, liegt uns aber schon seit fünf Jahren immer im Ohr doch mal etwas derartiges rauszubringen. Nur waren wir bislang mit den Bedingungen nicht einverstanden. Das hätte mehr so Abzocker-Charakter gehabt. Jetzt, da auch neues Personal an den entscheidenden Positionen sitzt und wir auch ein in unseren Augen wertiges Produkt an den Mann bringen können, hat es eben endlich gepasst. Letztlich könnten wir uns auch gar nicht wehren, da die EMI schließlich die Rechte an den älteren Songs hält. Der Zeitpunkt ist natürlich etwas fragwürdig und es werden ja auch nur zwei Seiten von AXXIS dargestellt, was natürlich nicht repräsentativ ist. Es ist aber aufgrund einiger Raritäten und Specials letztlich doch ein gutes Produkt, das wir eben nach Kräften auch unterstützen, obwohl ich eben grundsätzlich kein Freund von Best-Ofs bin.
Martin:
Wie kam es denn genau zu dieser "Doppel-Best-Of" bzw. zu der stilistischen Ausrichtung?
Bernhard:
Nun ja, die EMI wollte schon beispielsweise auch 'Kingdom Of The Night' in der Original-Version draufhaben. Nur finden wir, dann hätten auch Stücke aus der jüngeren Vergangenheit der Band dabei sein müssen, was wiederum die EMI nicht wollte, weil sie vermutlich keine Lizenzen an die anderen Firmen zahlen wollte. Es sollte halt so kostengünstig wie möglich bleiben und da wir wie gesagt an der Gestaltung der CD mitgearbeitet haben, kam von uns dann die Anregung doch dann die Akustik-Seite in den Vordergrund zu stellen, was sich auch anbot, da wir gerade ohnehin etwas in dieser Richtung produzieren und ja auch schon live häufiger unsere Stücke umarrangiert haben.
Martin:
Was war es denn für ein Gefühl alte Kracher wie 'Living In A World' oder 'Kingdom Of The Night' wieder neu einzuspielen? Es ist ja doch schon eine Weile her, als diese Songs entstanden sind...
Bernhard:
Das kannst du wohl sagen. Natürlich spielen wir diese Songs auch immer noch live und müssen das auch, aber das war schon leicht zum Schmunzeln. Ich habe seit langem mal wieder unser altes Demo gehört, mit dem wir damals den Plattenvertrag bekommen haben. Und mit dem Wissen von heute war das eigentlich schon katastrophal gespielt (lacht). Wir waren noch jung und brauchten das Geld... Das war wie als wenn du in einem alten Foto-Album blätterst. Aber die Aufnahmen damals waren für uns schon gewaltig, denn da wurden wir zunächst einmal von den gewaltigen technischen Möglichkeiten, die ein Studio so bietet, förmlich erschlagen. Aber wir haben damals auch viel gelernt.
Martin:
Wird es denn auch eine entsprechende (Akustik-)Tour geben? Oder anderes gefragt: Wird sich diese Seite von AXXIS als permanente Option etablieren?
Bernhard:
Seit drei Jahren circa machen wir ja immer schon eine Viertelstunde Akustisches auf den Konzerten, von daher ist das jetzt nichts wirklich Neues für uns. Ich finde, das gibt einem Rockkonzert einfach eine weitere Facette. Wir haben auch vor fünf Jahren schon mal eine komplette Tour nur mit Akustischem gemacht, was dir ganz neue Möglichkeiten bietet und den Aufwand vergleichsweise gering hält. Du fährst im normalen PKW und brauchst einfach viel weniger Kram mitnehmen. Man kann auch mal in ganz kleinen Clubs spielen. Ich erinnere mich noch an das Knust in Hamburg, einen ganz kleinen Laden. Das fühlte sich fast an wie als Straßenmusiker durch die Gegend zu ziehen. Es ist halt kostengünstig und du bist viel flexibler. Momentan gibt es da keine Pläne, weil wir eben erst unterwegs waren. Und dann sind die Veranstalter natürlich vorsichtig.
Martin:
Kommen wir mal zu "Paradise In Flames". Wie ist denn der Status von Lakonia zur Zeit? Auf eurer Homepage ist sie nicht als Bandmitglied ausgewiesen und auf "Best Of Ballads And Acoustic Specials" ist sie auch nicht zu hören...
Bernhard:
Richtig, das Ganze ist als Experiment zu sehen. Das gab mir auch mal die Freiheit auf der Bühne etwas anders zu agieren. Die Sache mit zwei Sängern ist einfach etwas Faszinierendes. Ich habe da oft MEAT LOAF im Kopf gehabt, was immer sehr beeindruckend war. Wir haben jetzt mit Lakonia mehrere Tourneen und auch große Festivals gespielt sowie ihr einfach mal einen Einblick in unser Leben gegeben, was für beide Seiten eine tolle Erfahrung war. Was auf der nächsten platte passiert, weiß ich selber noch nicht so genau. Wir schreiben gerade Songs, die uns aber auch wieder beide Möglichkeiten eröffnen. Ich möchte den Leuten andererseits auch nicht AXXIS als eine Band mit Sänger und Sängerin "anerziehen", obwohl wir sicher wieder Lust auf diese Form der Zusammenarbeit hätten. Ich weiß es momentan ehrlich noch nicht, was in Zukunft passieren wird.
Martin:
Wenn es denn eine deutsche Hard-Rock-Band mit einer charakteristischen Stimme gibt, dann ja doch wohl AXXIS...
Bernhard:
Klar, aber es sollte vom Sound her eben auch mal etwas ungewöhnlich sein. Es gibt ja nichts Schlimmeres, als wenn alles immer gleich ist. Die Erwartungshaltung der Leute wird sicherlich erfüllt, aber auch für uns als Musiker ist es wichtig mal eine andere Chemie zu erzeugen. Es kommt einfach mal frisches Blut in die Band und man lernt andere Ansichten kennen und die eingefahrene Routine wird aufgebrochen. Aus purem Egoismus war das eine tolle Sache und auch musikalisch eine tolle Erfahrung, da es wirklich gut funktioniert hat. Und dass das Ganze auch noch leicht dem Zahn der Zeit entsprach, war ein netter Nebeneffekt. Das war ja alles nicht geplant, so nach dem Motto NIGHTWISH ist gerade angesagt, also machen wir auch mal was mit Sängerin. Es passte einfach alles wie die Faust aufs Auge.
Martin:
Mit eurem Keyboarder Harry Oellers arbeitest du seit Beginn von AXXIS zusammen. Was macht eure Zusammenarbeit so besonders?
Bernhard:
Da haben wir uns erst neulich darüber unterhalten. Ich war noch mit keiner Frau so lange zusammen, wie ich mit Harry, dem alten Sack, Musik mache. Das ist schon mehr wie eine Freundschaft. Es gibt dennoch gerade auch beim Songwriting häufiger Streit, denn wir müssen ja auch immer spekulieren, was gut und was weniger gut ist, aber am Ende dieses spannenden Prozesses kommt dann immer eine AXXIS-Produktion heraus. Ich bin dankbar, dass wir uns haben und das möchte ich nicht missen.
Martin:
Seid ihr noch mit euren ehemaligen Kollegen in Kontakt? Der Walter hat ja zumindest ein paar Worte zum neuen Booklet beigesteuert. Gibt es darüber hinaus noch Kontakt? Oder zu eurem alten Bassman, dem Markus beispielsweise?
Bernhard:
Also, zu Markus, der ja in die Schweiz zurückgezogen ist, hat sich er Kontakt ziemlich zerschlagen. Das war damals auch einer der Gründe für seinen Rausschmiss, weil es einfach organisatorisch nicht mehr geklappt hat, da wir einen Bassisten vor Ort brauchten. Harry hatte zwischenzeitlich noch etwas Kontakt zu ihm. Bei Walter war der Kontakt nie abgerissen, auch als er raus war bei AXXIS, denn der ist einfach ein guter Freund von uns. Wir haben seinen Weg verfolgt und ihm mit unserem Studio auch immer wieder geholfen, wenn er eigene Produktionen am Start hatte. Das ist eine sehr effektive Zusammenarbeit, die so eher im Hintergrund abläuft. Zum Werner Kleinhans [Vorgänger von Markus am Bass - Anm. d. Verf.], der wieder in sein altes Leben zurückging, hatte Harry anfänglich auch noch etwas engeren Kontakt.
Martin:
Wenn ich auf die bisherigen Alben zurückblicke, dann fallen mir das geniale Debüt ein, mit dem ihr damals unglaublich durchgestartet seit. Dann natürlich "Back To The Kingdom", was ja irgendwie einen Neuanfang bedeutet hat... Und dann natürlich das krachende "Paradise In Flames", natürlich auch aufgrund der neuen "Bandkonstellation" mit Lakonia als weitere Stimme. Welche Alben sind für dich ganz persönlich die Eckpfeiler von AXXIS?
Bernhard:
Das ist schwer zu beantworten, da wir trotz des durchgängigen Stils bei AXXIS immer versucht haben jedem Album einen eigenen Stempel oder eine eigene Farbe aufzudrücken. Sicher ist AXXIS auch immer durch meine Stimme geprägt, die natürlich sehr polarisiert, wie du ja weißt, aber irgendwo ist die Stimme dann auch wiederum das Bindeglied aller Alben. Bei der "Voodoo Vibes" 1997 haben wir zu einer Zeit, als Metal ganz weg vom Fenster war und alle Welt Grunge gehört hat, mal völlig andere und neue Wege eingeschlagen. Zu der Zeit haben irgendwie alle Bands die Orientierung verloren. Und zu sagen, was denn die wichtigsten Stücke der Band waren und sind, ist ohnehin immer schwierig. Aber die Stücke, die wir immer noch live spielen, haben wohl etwas Besonderes an sich, wie eben 'Kingdom Of The Night' oder so. Auf der neuen CD ist ein Stück wie 'Take My Hand' sicher auch ganz wichtig, wo eben diese Duett-Singerei besonders gut zur Geltung kommt. Dann hat mal der Oliver Klemm vom Rock Hard gesagt, dass wir zeitlos schöne Rockmusik machen. Das ist ein tolles Lob, da wir genau das auch ständig versuchen. Unsere Songs sollen nicht heute rein und morgen raus gehen, sondern auch noch in zehn Jahren relevant sein. Genau das passiert uns immer wieder. Ich höre heute noch oft von Leuten, die unser Debüt gerade entdecken und gut finden. Der Sound ist im Grunde genommen sehr altbacken mit z.B. riesigem Hall und Delays auf der Stimme. Dieser bombastische Sound war damals in, aber die Songs funktionieren eben heute auch noch, was doch klasse ist.
Martin:
Das stimmt! Du hast ja gerade selber die "Voodoo Vibes" angesprochen. Das ist die einzige Scheibe von euch, die ich noch nie sonderlich mochte und nur aus Vollständigkeitsgründen im Schrank habe. Ihr wurdet damals ja schon ziemlich heftig seitens der Presse attackiert. Inwiefern trifft dich so etwas?
Bernhard:
Eigentlich gar nicht, da ich das irgendwie damals erwartet hatte. Wir sind mit dem Versuch ein moderneres Songwriting einzuschlagen ein hohes Risiko gegangen, was vom heutigen Standpunkt aus betrachtet für unsere Entwicklung aber auch echt wichtig war. Wir haben mit Drumloops und solchen Dingen experimentiert und viel gelernt, und zwar wie man Dinge anpackt und eben auch wie nicht. Das Problem war vermutlich, dass auf dem fertigen Produkt nicht unbedingt der Name AXXIS hätte draufstehen dürfen. Ich hätte das vielleicht als Solo-Projekt oder so machen sollen. Wenn man AXXIS erwartet und dann so etwas hört, kann man sich gelinde ausgedrückt natürlich nur wundern.
Martin:
Etwas anderes: Ihr seid immer eine sehr tourfreudige Band gewesen und seid es auch nach wie vor. Welche Tour oder welche Gigs hast du besonders in Erinnerung? Die Tour mit BLACK SABBATH? Rock am Ring?
Bernhard:
Ja, sowohl als auch. Wir sind damals als junge Band, die noch nicht viel live gespielt hatte, gleich in Budapest mit BLACK SABBATH vor 25.000 Leuten aufgetreten, was natürlich der Hammer war. Auch "Rock am Ring" ist natürlich unvergesslich. Aber manchmal, wie eben erwähnt, sind es auch die kleinen Sachen wie der Auftritt in Hamburg vor ein paar Jahren, die einem im Gedächtnis bleiben. Wir brauchen keine Bomben und Flammenwerfer auf der Bühne, um unsere Musik zu spielen.
Martin:
Die großartigen Co-Headliner-Touren mit PINK CREAM 69 dürften auch in guter Erinnerung geblieben sein, oder? Wird es da möglicherweise nochmal eine Neuauflage geben?
Bernhard:
Ja, klasse wäre das schon, da wir Bands uns echt mögen und das Ganze eher wie ein Familienausflug abläuft. Aber wir haben da ein wenig Angst, weil sich das natürlich auch abnutzt. Wenn ich das vorschlage und die sagen "ja", was mache ich dann? (lacht) Die Presse würde zu recht sagen: "Nicht schon wieder!", aber lustig wäre das schon. Ich würde das gerne machen, weil die eine geile Band sind und das mit uns eine starke Konstellation wäre.
Martin:
Viele eurer damaligen Weggefährten Ende der Achtziger sind als Band nicht mehr aktiv. Wie habt ihr es als Band AXXIS geschafft, solange dabeizubleiben? Zumal doch Rockmusik in der Form ja auch schon tausendmal totgesagt wurde...
Bernhard:
Das ist eine gute Frage, die ich kaum beantworten kann. Ich weiß das selber nicht. Sicherlich ist ein Faktor, dass wir Spaß an der ganzen Sache haben und das alles nicht primär als Beruf sehen, wo man sich dauernd widerwillig hinschleppt und im Grunde nur an die Kohle denkt. Wenn's mal nicht läuft, schmeißen wir auch nicht gleich die Flinte ins Korn, denn es macht unheimlich viel Spaß Musiker zu sein und beispielsweise auf Tour zu gehen. AXXIS waren ja immer schon eine Live-Band. Schon vor der EMI-Phase haben wir als Nobodys immer viel live gespielt. Für uns ist eine CD auch gar nicht wirklich repräsentativ für die Musik, sondern vielmehr das Live-Erlebnis. Dieser lockere Austausch auch mit den Leuten auf den Konzerten ist uns sehr wichtig. Mir persönlich macht das unheimlich viel Spaß und so etwas kannst du auch gar nicht auf CD pressen, das würde nicht funktionieren. Wir machen neue Platten, um einen Grund zu haben auf Tour zu gehen (lacht).
Martin:
Ich gehe also mal davon aus, dass du deinen Lebensunterhalt mit Musik bestreitest. Kannst du dich noch daran erinnern, was du empfunden hast, als dir klar wurde, dass du wirklich mit Musik deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst? Und war das immer dein Traum?
Bernhard:
Ja, das stimmt. Und ich denke, es ist eines jeden Musikers Traum professionell Musik zu machen. Wir haben in der Vergangenheit ja auch einige Gitarristen und Bassisten in der Band gehabt, die letztlich, obwohl sie auch den Traum hatten professionell Musik zu machen, Angst vor dem letzten Schritt hatten. Das heißt, sie hatten ein Problem damit die Sicherheit ihres alten Jobs aufzugeben, nur um Musik zu machen. Da trennt sich die Spreu sprichwörtlich vom Weizen. Diese Angst habe ich nie gehabt. Ich habe damals studiert und wäre wahrscheinlich richtig reich geworden, denn ich habe Gießerei-Technik studiert. Die Leute wurden damals händeringend gesucht. Dann kam der Plattenvertrag und die damit verbundene Entscheidung, alles auf eine Karte zu setzten. Allerdings hatten wir auch das große Glück, dass es auch gleich abging wie ein Zäpfchen. Das kann man nicht anderes beschreiben. Wir waren gleich sehr erfolgreich, daher kann ich vielleicht auch leicht reden. Andere mussten viel länger darauf warten, wenn es überhaupt so gut ging. Für mich persönlich war das also die absolut richtige Entscheidung, die Sicherheit des Sozialstaates hinzuschmeißen.
Martin:
Würdest du dich selbst als Musikfreak im Sinne von Plattensammeln bezeichnen?
Bernhard:
Nein! Genau das Gegenteil! Das ist jetzt peinlich und das darfst du eigentlich auch keinem erzählen, aber wir sind ja unter uns... (lacht) Ich habe keine Ahnung, was für Bands angesagt sind, ich kenne die ganzen Magazine nur daher, dass wir da teilweise mit Anzeigen drin stehen und ich Interviews für sie gebe. Ich bin immer wieder überrascht, was es alles für Bandnamen gibt. Viele sind ja auch schnell wieder weg. Warum soll ich mir die dann merken? (lacht) Wenige Bands sind über Jahre am Start und das sind dann auch diejenigen, mit denen ich groß geworden bin. IRON MAIDEN, AC/DC und wie die alle heißen. Es kommt selten vor, dass ich mal in einen Plattenladen gehe und mich eine Band überrascht. Das war mal mit dem schwarzen Album von METALLICA so. Da habe ich zwei Songs gehört und musste sie haben...
Martin:
Welches ja nur läppische fünfzehn Jahre auf dem Buckel hat...
Bernhard:
(lacht) Ja, da siehst du mal, was ich meine... Genau! Oft erzählen mir die Leute bei den Interviews etwas von der einen oder der anderen Band und das ist dann manchmal schon peinlich, wenn man keine Ahnung hat. Ich nicke dann oft einfach mal so und tue als ob...
Martin:
Ich bin selber kein Musiker, würde mich aber durchaus als Freak und Sammler bezeichnen und frage in meinen Interviews oft eben genau diese Frage und für mich überraschend antworten viele deiner Kollegen genau oder ähnlich wie du...
Bernhard:
Echt? Dann muss ich mir ja keine Gedanken machen... (lacht) Aber sicherlich ändert sich deine Einstellung zur Musik auch zwangsläufig, wenn du selber Ahnung vom Spielen und Produzieren bekommst. Man geht nicht mehr so naiv an Dinge heran, sondern weiß eben genau wie bestimmte Sounds zu Stande kommen. Früher habe ich beispielsweise KISS mit "Alive II" gehört und das Konzert gesehen. Ich hatte keine Ahnung wie so eine Platte und Produktion entsteht und heute habe ich einen Blick hinter die Kulissen und gehe da ganz anders ran. Die ganzen Träume, die mit der Musik zusammenhängen, werden dadurch schon relativiert. Ich weiß welche Gitarren verwendet wurden und solche Dinge. Man hört Musik viel analytischer und das ist total scheiße! Ich sehne mich eigentlich mal wieder danach, mich unvorbelastet in eine Platte regelrecht hineinfallen zu lassen. Jetzt gibt es mit EDGUY wieder einige neue Bands, die echt gut sind. Ich will jetzt nicht Schlechtes über die sagen, denn die muss man einfach im Zusammenhang mit guten jungen Bands erwähnen. Es ist schön, dass es in dieser Hinsicht Nachwuchs gibt, aber ich habe das alles schon mal gehört. Das hängt wahrscheinlich mit dem Alter zusammen. Die jungen Leute können da ganz anders rangehen, und wenn sie den Sound gut finden, dann fällt denen ein Ei aus der Hose. Bei uns alten Säcken ist das eben nicht mehr so.
Martin:
Ja, das stimmt, wobei EDGUY nun auch schon recht lange dabei sind. Gibt es bereits konkrete Zukunftspläne im Hause AXXIS? Du hast ja bereits momentane Produktionen erwähnt...
Bernhard:
Dieses Jahr war zunächst einmal unglaublich erfolgreich und arbeitsintensiv für uns. Wir sind viel getourt, haben eine neue Platte und die aktuelle "Best-Of" sowie eine Art Oper gemacht. Diese Dinge haben natürlich noch gehörige Nachwehen. Bei der Oper beispielsweise bin ich ja als eine Art Schauspieler direkt involviert. Seit September bin ich da am Landestheater Memmingen beschäftigt. Ich trete da auf und präsentiere die Songs, was unglaublich viel Spaß bereitet, weil es auch mal etwas völlig Neues ist. Das Thema "Prometheus" ist recht schwierig und komplex. Das hat mit AXXIS im Grunde gar nichts zu tun. Dann haben wir die LAKONIA-Produktion gerade in der Mache, die schon recht gut ankommt, was uns sehr wichtig ist. Ob da jedoch ein Deal zustande kommt, bleibt erstmal abzuwarten. Die Firmen wollen ja alle nichts mehr in Newcomer investieren. Wir glauben aber an LAKONIA und hoffen, dass da aus einem kleinen Pflänzchen mal eine richtige Blume entsteht.
Martin:
Also die Zeichen stehen auf Sturm! Bernhard, vielen Dank für dieses nette Interview und alles Gute bei euren Projekten!
Bernhard:
Dank dir!
- Redakteur:
- Martin Stark