Alan Parsons Project - Die Biographie

16.06.2008 | 14:43

Das ALAN PARSONS PROJECT bei POWERMETAL.de?

Was sich anfangs nach einem Widerspruch anhört, lässt sich doch relativ leicht in ein wissendes Nicken verwandeln. Schließlich handelt es sich bei dem Projekt um eine der besten und kommerziell erfolgreichsten Progrock-Bands. Des Weiteren zeichnet sich Namensgeber Alan Parsons für die recht erfolgreiche Scheibe "The Dark Side Of The Moon" von PINK FLOYD als Toningenieur und Produzent verantwortlich, und zu guter letzt haben sich die Scheiben, da sie von Anfang an vom Produzenten der Platte gemacht worden sind, als Traum jedes Audiophilen herausgestellt, da sich auch im Soundbereich mehr Geheimnisse verstecken als in so mancher Prog-Werkstätte. Und nun gibt es auch alle Scheiben als interessante Neuauflagen mit Bonustracks. Doch reden wir nicht über die Gründe, reden wir über die Band. Reden wir vom ALAN PARSONS PROJECT.

THE ALAN PARSONS PROJECT nimmt seinen Lauf ...

Alan Parsons hätte rechtmäßig schon von vornherein als Megastar gelten müssen. 1975, also zum Zeitpunkt, als alles begann, hatte er nicht nur "Dark Side Of The Moon" am Regler überwacht, auch zeichnete er für die BEATLES-Alben "Abbey Road" sowie "Let It Be" als Tontechniker verantwortlich. Taten, die eigentlich zu einer gewaltigen Karriere hätten führen müssen. Doch wie es so ist, bekannt wurde sein Name nicht - etwas, das Produzenten auch heute noch stören könnte. Nicht viele kommen beim Aufzählen berühmter Produzenten über Rick Rubin hinaus, wenn überhaupt. Mit diesem nagenden Gefühl der mangelnden Achtung traf Mr. Parsons dann auf Eric Woolfson, der zwar auch keinen bekannten Namen, dafür aber eine Vision hatte: ein Konzeptalbum über Edgar Allan Poe, seines Zeichens berühmter Horror-, Sci-Fi- und Was-sonst-noch-Autor. In der Kantine der Abbey Road Studios, dem Ort, wo sich noch viele Scheiben des Projekts einfinden sollten (im Studio, nicht in der Kantine), kamen beide zusammen und zueinander. Zuerst jedoch wurde nur ein "Managervertrag" abgeschlossen, soll heißen: Eric Woolfson managte Alan Parsons bei der Produktion von Musikern wie PILOT, STEVE HARLEY, COCKNEY REBEL, JOHN MILES, AL STEWART, AMBROSIA und THE HOLLIES. Während dieser Zeit trafen die Ideen beider zusammen, und Alan Parsons' größter Wunsch, ein Regisseur in der Musikszene zu werden, wurde mit dem Debüt "Tales Of Mystery And Imagination" endlich wahr.

Album 1: "Tales Of Mystery And Imagination"

Über das Debüt von 1976 lässt sich mit Sicherheit am meisten sagen, strotzt es doch nur so vor Premieren. Allein die Idee, den Produzenten des Albums und nicht Band oder Sänger in den Vordergrund zu stellen, ist einmalig und wurde so erfolgreich auch nie wieder umgesetzt. Des Weiteren glänzte hier der digitale Vocoder, der Stimmverzerrer, beim Song 'The Raven' mit seinem ersten Einsatz. Auch die Premiere des Albums sollte bombastisch werden. Das von 200 Musikern gemachte Album bekam bei seiner Premiere in dem Griffith Park Observatory Planetarium eine der ersten Lasershows als Präsentationsgrundlage, was bei vielen der anwesenden Presseleute für offene Münder sorgte. Doch auch die normalen Dinge waren für dieses Projekt etwas außergewöhnlich. Hier wurde ein komplettes Orchester inklusive Glockenspiel und dem Westminster City School Boys Choir genutzt, um unter der Regie von Andrew Powell instrumentale Meisterleistungen wie das riesige Instrumental 'The Fall Of The House Of Usher' zu erschaffen. Dass dabei auch Teile von "La Chute De La Maison Usher" von CLAUDE DEBUSSY verwendet wurden, mag vielleicht aufgefallen sein, wurde aber offiziell nie erwähnt.

Auch außerhalb der großen Orchestersuiten ging es heiß her, denn in den Abbey Road Studios fand sich neben der gesamten Besetzung der PILOTS auch Filmikone Orson Welles ein, um die Einleitung für die Scheibe zu sprechen. Dass in den ersten Auflagen jedoch kein Pieps von ihm zu hören war, lag letzten Endes an rechtlichen Problemen, so dass erst zur Wiederveröffentlichung von '87 die Stimme des "Citizen Kane"-Regisseurs zu hören war. Fertig war die Mischung erst, als auch die Sänger John Miles (bekannt durch seinen auch mit Orchester geprägten Song 'Music'), Arthur Brown (bekannt durch KISS-Schminke und den Song 'Fire'), Terry Sylvester (THE HOLLIES) und Leonard Whiting (ein recht bekannter Schauspieler) ihre Stimme beitragen konnten. Der Erfolg dieser Anstrengungen ließ dann auch nicht lange auf sich warten. In den USA gab es Platz 38 für das Album, Platz 37 und 80 für die Singles 'Doctor Tarr And Professor Fether' und 'The Raven'. In Deutschland gab es für das Grammy-nominierte Werk dann zum Abschluss noch den elften Platz in den Charts. Neun Monate Aufnahmezeit lagen zu diesem Zeitpunkt hinter den Musikern, und der riesige Erfolg belebte das ALAN PARSONS PROJECT und ließ daraus mehr als eine kurze Zusammenkunft werden.
[Lars Strutz]

Kritik von Eike Schmitz:

tales of mMit seinem ersten Album "Tales Of Mystery And Imagination. Edgar Allan Poe" erschuf THE ALAN PARSONS PROJECT sein wohl berühmtestes und diskussionswürdigerweise auch bestes Album. Sieben verschiedene Klangkonzeptionen sind darauf zu hören, von denen jede einem anderen Text des Schriftstellers Edgar Allan Poe gewidmet ist. Für einige direkt aus dem Werk des Herausgebers, Autors und Dichters entnommene Passagen konnte der Hörspiel- und Filmschaffende Orson Welles ("The War Of The Worlds", "Citizen Kane") gewonnen werden, welcher Aufzeichnungen seiner beeindruckenden Stimme als Tonband an die Produzenten sandte.
Eingespielt wurde das Album mit State-of-the-art-Technologie. So kreierte Keith Johnson für "Tales Of Mystery And Imagination" eigens einen neuen Keyboardtyp, das Projectron, welches mit Spannungsregulierung und analogem Sampling arbeitete und Klänge ähnlich derer des Jahre später produzierten Fairlight erzeugte. 'The Raven' war der erste Rocksong, bei dem für Alan Parsons' selten zu hörenden Gesang ein von EMIs Forschungslaboren entwickelter digitaler Vocoder zum Einsatz kam. Dennoch verzichteten die Musiker 1976 bewusst auf den Einsatz von Synthesizern, obwohl der Moog seit einigen Jahren verfügbar war. Die einzige Ausnahme stellte ein durch gefiltertes weißes Rauschen simulierter Windeffekt im 'Arrival'-Part von 'The Fall Of The House Of Usher' dar. Dennoch wurde dem Album damals allgemein ein elektronischer Klang bescheinigt.

Zehn Jahre später, für die Übertragung auf das damals modernste Tonträgermedium, die Compact Disc, entschied man sich jedoch, Teile des Albums neu einzuspielen und abzumischen, wobei nun auch Synthesizer sowie die oben erwähnten Tonspuren von Orson Welles' Lesung aus Originaltexten von Edgar Allan Poe zum Einsatz kamen und die analogen Master der erhaltenen Originalaufnahmen auf 24 digitale Tonspuren überführt wurden. Weitere zwei Jahrzehnte später klingt "Tales Of Mystery And Imagination. Edgar Allan Poe" noch immer beeindruckend, und sein entrückt wirkender, klarer Klang hat sich zeitlos gehalten.

Tracklist:
A Dream Within A Dream Instrumental (3:43)
The Raven Alan Parsons (EMI vocoder), Leonard Whiting (4:01)
The Tell-tale Heart Arthur Brown (4:40)
The Cask of Amontillado John Miles (4:29)
(The System Of) Doctor Tarr and Professor Fether John Miles (4:15)
The Fall of the House of Usher Instrumental
I Prelude (5:51)
II Arrival (2:36)
III Intermezzo (1:06)
IV Pavane (4:44)
V Fall (1:07)
To One In Paradise Terry Sylvester (4:14)

Album 2: "I Robot"

1977 ging es dann gleich weiter mit "I Robot". An sich hätte sich das Album ja "I, Robot" schimpfen sollen, da sich aber die Rechteverwalter von Sci-Fi-Autor Isaac Asimov, auf dessen Werken das Album hätte basieren sollen, dagegen wehrten, wurde das Konzept verworfen und das Komma im Titel weggelassen. Für das recht erfolgreiche Album (Chartplätze wie etwa US: 9, UK: 30, Schweiz: 32) wurde der Charles-de-Gaulles-Flughafen (mit leichten Veränderungen) als Frontmotiv genutzt, was den Eindruck einer Zukunft, die gar nicht so weit entfernt liegt, gut darstellte.

Die Aufnahmen fanden wieder in den Abbey Road Studios statt, wofür man Namen wie Allan Clarke (wieder von THE HOLLIES), Steve Harley, (COCKNEY REBEL) Jack Harris, Jaki Whitren, Dave Townsend, Lenny Zakatek (die letzten beiden werden noch häufiger in Erscheinung treten, vor allem Lenny Zakatek, der vorher nur mit der Band GONZALEZ auf sich aufmerksam machen konnte) für den Sangesposten sowie Hilary Wetern, Smokey Parsons, Tony Rivers, John Perry, Stuart Calver, The English Choral und The New Philharmonia Chorus für die Stimmen im Hintergrund gewinnen konnte. Durch die Personen entstand auch eine einmalige Aufnahmeweise: Die Musiker kamen, sangen ihre Parts, und Alan Parsons mischte sie zusammen, wie er es für richtig hielt, genauso wie ein Regisseur, der seinen Darstellern die Kamerazeit erlaubt, wie er es für den Film für richtig hält. So kam es auch, dass beim Song 'Some Other Time' sowohl Peter Straker als auch Jaki Withren ihre Stimme abgaben, in der Endversion der Hauptpart allerdings nur von Peter Straker kommt, während Jaki Withren im Refrain zu hören ist. Eine Tatsache, die vielen nie auffiel, obwohl es sich bei Jaki um eine Frau handelt.
[Lars Strutz]

Kritik von Eike Schmitz:

i robotAuch mit dem zweiten Album ist THE ALAN PARSONS PROJECT wieder ein hochwertiges Werk gelungen. Es klingt weitaus elektronischer als das Debüt, sehr transparent und klar, aber auch vielschichtig. Teils vom Funk beeinflusste, stets elegant, aber funktional wirkende Rhythmen ziehen sich als roter Faden durch das sonst sehr facettenreiche "I Robot". Vielleicht ist kaleidoskopartig das bessere Wort, denn bei aller Abwechslung speisen sich die Stücke doch aus den für THE ALAN PARSONS PROJECT typischen Bestandteilen: mehrschichtige Arrangements, schöne und ruhige Melodien, schlichte Basslinien, Einsatz von Orchester und Chören, elektronische Einflüsse, wechselnde Sänger. Nur selten einmal ist eine Sologitarre zu hören. Tragende Klangteppiche und Songentwicklungen halten sich die Waage. Klassische Songwritertradition (höre 'Day After Day') und moderne Einflüsse verschmelzen zu etwas genuin Neuem. Von Instrumentalstücken ('I Robot') über genreübergreifenden Artrock ('The Voice') und Popsongs bzw. -balladen ('I Wouldn't Want To Be Like You' und 'Some Other Time') bis hin zu avantgardistischen ('Nucleus') und soundtrackartigen Klängen ('Total Eclipse' und 'Genesis Ch.1. V.32') ist auf "I Robot" alles vertreten; doch nichts davon klingt gewöhnlich. Hier kann man also wirklich von progressiver Musik sprechen. Wenn man versucht, sich vorzustellen, rein gar nichts über die literarischen Hintergründe des Debütalbums zu wissen und dementsprechend dessen geniale Synästhetik völlig außen vor lässt, liegt der Gedanke nahe, dass "I Robot" diesem aufgrund seines außergewöhnlichen Klangs und seiner stilistischen Vielfalt sogar den Rang als bestes Werk des Projekts ablaufen könnte.

Tracklist:
I Robot Instrumental (6:02)
I Wouldn't Want To Be Like You Lenny Zakatek (3:22)
Some Other Time Peter Straker und Jaki Whitren (4:06)
Breakdown Allan Clarke (3:50)
Don't Let It Show Dave Townsend (4:24)
The Voice Steve Harley (5:24)
Nucleus Instrumental (3:31)
Day After Day (The Show Must Go On) Jack Harris (3:49)
Total Eclipse Instrumenal (3:09)
Genesis Ch. 1 v. 32 Instrumental (3:28)

Album 3: "Pyramid"

Mitten in der Pyramidenhysterie im Jahre 1978, die sich mit den obskuren Gebilden aus der ägyptischen Wüste beschäftigte, nutzte Alan Parsons das Interesse an den mystischen Bauten für sein drittes Werk "Pyramid". Während andere sich über Dollarnoten und Botschaften aus dem All wunderten, kümmerte sich das Album um "einen Blick auf gestern durch die Augen von heute" (laut Woolfson). Die Gesangskollegen hießen diesmal Colin Blunstone (THE ZOMBIES), Dean Ford, David Paton (PILOTS) sowie die bereits bekannten Lenny Zakatek, Jack Harris und John Miles. Andrew Powell kümmerte sich wieder um das Orchester, und für die Chorarrangements stellte sich das English Chorale zur Verfügung. Für das Album gab es wieder eine Grammy-Nominierung sowie ein Jahr später eine weitere Nominierung als Soundtrack, da zwei Songs ('What Goes Up' und 'Voyager') für den Film "Ice Castles" verwendet wurden. Die Auszeichnung selber konnte Parsons aber auch hier nicht in den Händen halten. Für aufmerksame und aufgeschlossene Zuhörer gibt es als Bonus nun die Antwort, woher die Gitarrenteile von BAPs 'Verdamp' lang her' stammen, für die meisten nämlich aus dem Anfang des Instrumentals 'Voyager'. Auch der Song 'What Goes Up' wurde ein zweites Mal für fremde Zwecke verwendet, und zwar 1997 in dem Johnny-Depp-Film "Donnie Brasco". Der Erfolg war nun zementiert, ein Grund für Alan Parsons, nach Monaco zu ziehen, was später für die Veröffentlichung von "The Turn Of A Friendly Card" von Bedeutung sein wird.
[Lars Strutz]

Kritik von Peter Kubaschk:

Pyramid"Pyramid" war das dritte Album des ALAN PARSONS PROJECT und glänzt mit stilvollem Progressive Rock, der dennoch genügend Platz für eingängige Melodien lässt. Eine Nummer wie das von David Paton veredelte 'What Goes Up' kann man auch schlicht als Hit bezeichnen. Daneben gibt es einige erhaben orchestrierte Songs der Marke 'Shadow Of A Lonely Man', die diese gewisse Siebziger-Prog-Schönheit ausstrahlen. Kurz gesagt: "Pyramid" gehört zu den Höhepunkten in der Diskographie.

Der Re-Release enthält neben ausführlichen Linernotes noch sieben Bonustracks, die sich aus Instrumental- und Demoversionen zusammensetzen. Das hört man allerdings auch. So wirklich toll ist das jetzt nicht, aber für Die-hard-Sammler sicher interessant. Und wer das Album noch nicht hat, wird die Extras sicher gerne mitnehmen.

Tracklist:
Voyager Instrumental (2:24)
What Goes Up ... David Paton (3:31)
The Eagle Will Rise Again Colin Blunstone (4:38)
One More River Lenny Zakatek (4:18)
Can't Take It With You Dean Ford (5:05)
In The Lap of Gods Instrumental (5:29)
Pyramania Jack Harris (2:45)
Hyper-Gamma Spaces Instrumental (4:19)
Shadow of a Lonely Man John Miles (5:39)

Album 4: "Eve"

Im Jahr 1979 wagte man sich wieder an ein Album des Projekts, und langsam nahmen auch die berichtenswerten Sachen ab. Mit Chris Rainbow, Clare Torry und Lesley Duncan schlichen sich drei neue Namen zwischen die bereits bekannten Sänger David Paton und Lenny Zakatek, und auch Dave Townsend, noch von "I Robot" bekannt, mischte wieder mit. Erwähnenswert ist hierbei Lesley Duncan, die nicht nur bei "Dark Side Of The Moon" für die Backing-Vocals zur Verfügung stand, sondern auch wegen des besonderen Themas des Albums - es geht um Frauen - bei einem Song die kompletten Gesangslinien für ein Album singen durfte. Als weitere Frau bei einem anderen Song auf "Eve" kam Clare Torry am Mikro zu Ehren - in der Beschränkung auf dieses Album blieb weibliche Gesangsführung eine einmalige Sache beim ALAN PARSONS PROJECT.

Unter der Leitung von Sandor Farcas machte sich diesmal sogar das Münchner Kammerorchester an die Vertonung der orchestralen Passagen. Und noch etwas sollte für Deutschland relevant werden: der Track 'Lucifer', der von nun an das Fernsehmagazin "Monitor" beschallen durfte. Der charakteristische Rhythmus am Anfang des Titels entspricht der Buchstabenfolge E-V-E im Morsecode. Interessant wird vor allem die Tatsache, dass sich 1979 jedes Presswerk von EMI in Deutschland mit der Pressung von ALAN PARSONS PROJECT beschäftigte, ein weiteres Indiz für den zunehmenden Erfolg des bis dato noch nie live aufgetretenen Projekts. Der erste Live-Auftritt sollte erst 1994 stattfinden. Die höchste Chartplatzierung, die das ALAN PARSONS PROJECT mit "Eve" erhielt, war Platz dreizehn der Billboard Charts.
[Lars Strutz]

Kritik von Eike Schmitz:

EveWer sich mit der Diskographie von THE ALAN PARSONS PROJECT auch nur oberflächlich vertraut machen möchte, sollte zumindest einmal 'Lucifer' und 'Winding Me Up' von ihrem 1979er Album "Eve" gehört haben. Bei Erstgenanntem handelt es sich um ein trippiges, nächtliches, beunruhigendes und doch wunderschönes Instrumentalstück, welches die hypnotischen Qualitäten der ENNIO MORRICONE-Western-Soundtracks mit einem spacigen Sound versieht und in die Zeitlosigkeit überführt hat; bei Letzterem um einen progressiv ausgestalteten Popsong mit völlig flüssig eingebauten Elementen aus höfischer Tanzmusik. Auf beide Titel trifft zu, was auch für so manch anderes Werk der Band gilt: Es handelt sich dabei um einfache, aber dennoch komplexe Musik. Auch wenn das Album nicht ganz halten kann, was diese beiden Stücke versprechen, so bietet "Eve" doch genügend Abwechslung, um nicht als Wiederholungsversuch früherer Erfolge gelten zu müssen. Allenfalls ist es als Meilenstein einer Entwicklung hin zu eingängigerer Musik seitens des Projekts zu bezeichnen. Einige Titel, namentlich 'You Lie Down With Dogs', 'Don't Hold Back' und 'If I Could Change Your Mind', beweisen gar Poptauglichkeit.

Im Nachhinein mag "Eve" kommerziell ausgerichtet wirken, doch ausgerechnet in der Post-Punk-Ära ein Pre-Punk-Album zu veröffentlichen, das dennoch nicht gänzlich traditionell bzw. konventionell klingt, ohne sich damit völlig zwischen die Stühle zu setzen, war sicherlich keine Sache, die man mal eben im Vorbeigehen bewältigte. Gelöst hat man dieses Problem durch das Einbeziehen elektronischer und funkgeprägter Rhythmen, durch eingängige Gesangsmelodien, das eine oder andere radiotaugliche Gitarrensolo und nicht zuletzt durch eine äußerst glatte Produktion unter Beibehaltung des klassischen ALAN PARSONS PROJECT-Markenzeichens der (hier etwas abgespeckten) orchestralen Arrangements. Dennoch klingt dieser Brücken schlagende Ansatz zwischen progressivem und klassischem Songwriting hier nicht mehr ganz so frisch, wie das auf den ersten Alben der Band noch der Fall war, und bisweilen segelt "Eve" auch schon bedenklich nahe am Kitsch entlang.

Tracklist:
Lucifer Instrumental (5:08)
You Lie Down With Dogs Lenny Zakatek (3:48)
I'd Rather Be A Man David Paton (3:55)
You Won't Be There Dave Townsend (3:40)
Winding Me Up Chris Rainbow (3:59)
Damned If I Do Lenny Zakatek (4:53)
Don't Hold Back Clare Torry (3:39)
Secret Garden Instrumental (4:43)
If I Could Change Your Mind Lesley Duncan (5:49)

Album 5: "The Turn Of A Friendly Card"

Für das 1980 erschienene "The Turn Of A Friendly Card" diente neben dem neuen Wohnort des Projekts, Monaco, auch das von Phillip K. Dick geschriebene "The Game-Players Of Titan" (deutscher Titel "Das Globus-Spiel") als Inspirationsquelle. Die CD erzählt in losen Zusammenhängen die Geschichte eines älteren Mannes, der tief in seiner Midlife-Crisis der Versuchung erliegt und in einem Kasino sein ganzes Geld aufs Spiel setzt. Das hat wie so häufig bei Glücksspielen kein Happy-End, und somit steht der Mann ohne Geld auf der Straße. Zu den bekannten Sängern Zakatek, Rainbow und Woolfson selbst gesellte sich diesmal Dave Terry (auch bekannt als Elmer Gantry von ELMER GANTRY'S VELVET OPERA). Ebenfalls vertreten: ein mysteriöser Saxophonspieler aus Paris, dessen Name man vergessen habe. Das wieder unter Mithilfe des Münchner Kammerorchesters entstandene Album erhielt in den Billboard Charts Platz fünfzehn, die Single 'Games People Play' landete auf Platz sechzehn. "Turn Of A Friendly Card" war das letzte Album, bevor ALAN PARSONS PROJECT der endgültige Durchbruch mit "Eye In The Sky" ereilte.
[Lars Strutz]

Kritik von Eike Schmitz:

Turn of a friendly cardMit dem fünften Album war THE ALAN PARSONS PROJECT im Jahre 1980 endgültig im Bereich Middle of the road angekommen. "The Turn Of A Friendly Card" ist ein Album ohne Ecken und Kanten; die Songs plätschern weitgehend einfach so vor sich hin, auch wenn hier wieder viel mit geschichteten Klängen gearbeitet wurde. Das macht die Stücke einerseits eingängig, andererseits aber mitunter auch ziemlich unspektakulär. Der experimentelle und teils sogar avantgardistische Aspekt, der in der Frühphase des Projekts neben der teils gelungenen Stimmungsmalerei den besonderen Reiz vieler ALAN PARSONS PROJECT-Songs maßgebend mitbestimmte, scheint hier völlig in den Hintergrund getreten zu sein. Stattdessen wird besonders in der ersten Hälfte des Albums glattgebügelter, wenn auch hübsch arrangierter Melodic Rock geboten, der mehr oder weniger elegant dahingleitet und oftmals die Grenze vom Adult-oriented Rock hin zum anspruchsvollen Pop überschreitet.

Auch die elektronischen Anteile wurden stark zurückgefahren: Lediglich 'Games People Play' wartet mit dem einst so bandtypischen Projectron auf, und obschon bei 'Time' eine tonhöhenveränderte Gitarre und bei 'The Gold Bug' ein Echo auf dem Clavinet zu hören ist, klingen die Songs insgesamt doch recht konventionell. Zudem kam die Hälfte der insgesamt zehn Stücke ganz ohne Orchester-Arrangements aus. Bei vieren davon sorgte Chris Rainbow stattdessen für den Gesang im Hintergrund, ergänzend auch bei der Single 'Time'. Bei 'Snake Eyes', bei dem er wie auch in den beiden Titelstücken den Hauptgesang übernahm, wird er im Refrain zudem noch von einem Chor aus Bandmitgliedern und Studiocrew unterstützt. Thematisch dreht sich, wie der Titel schon verrät, alles ums Thema Glück und Spiel. Bei aller Kritik: Seite zwei der LP weiß phasenweise durchaus zu beeindrucken. Trotz der durchweg gediegenen Umsetzung ist das Album jedoch nicht unbedingt zu den Klassikern der Band zu zählen.

Tracklist:
May Be A Price To Pay Elmer Gantry (4:52)
Games People Play Lenny Zakatek (4:17)
Time Eric Woolfson (5:05)
I Don't Wanna Go Home Lenny Zakatek (4:54)
The Gold Bug Instrumental (4:28)
The Turn Of A Friendly Card:
The Turn Of A Friendly Card (Part One) Chris Rainbow (2:39)
Snake Eyes Chris Rainbow (3:17)
The Ace Of Swords Instrumental (2:58)
Nothing Left To Lose Eric Woolfson (4:03)
The Turn Of A Friendly Card (Part Two) Chris Rainbow (3:12)

Album 6: "Eye In The Sky"

eitsGeht es um das ALAN PARSONS PROJECT, geht es meistens auch um "Tales Of Mystery And Imagination". Oder um "Eye In The Sky". Mit diesem Werk, auf dessen Cover das Auge des Horus abgebildet ist, begann eine völlig neue Ära für die Band, vor allem, was den Erfolg betraf. 1982 erreichte das Werk Platz sieben in den US- sowie Platz 28 in den UK-Charts. Die Single 'Eye In The Sky' sollte ihre erfolgreichste werden, mit Platz drei in den US-Charts und Platz sechs in Kanada. Nachdem "Turn Of A Friendly Card" schon Platin einheimste, konnte "Eye In The Sky" die Verkaufszahlen sogar noch toppen. Für Alan Parsons kam die neunte Grammy-Nominierung (er gewann wieder nicht), und das Instrumental 'Sirius' sollte ihr bis heute bekanntestes Stück werden. Allein die Anzahl an Sportlern, die dieses Instrumental als Einmarschmusik nutzten: die Basketballer der Chicago Bulls, Eintracht Frankfurt, die Footballmannschaft der Detroit Lions, Wrestler Ricky "The Dragon" Steamboat, das englische Football-Team Manchester City und noch viele weitere. Auch anderweitig wurde das Stück genutzt, so etwa bei dem Disneyfilm "Flubber" und bei P. DIDDYs Album "The Saga Continues". Zu guter Letzt wurde es auch für einen IMAX -Film über Michael "Air" Jordan genutzt.

Nachdem 1980 "A Turn Of A Friendly Card" erschienen war, zogen Alan Parsons und Eric Woolfson wieder zurück nach England, und auch für "Eye In The Sky" hagelte es wie damals bei "Tales Of Mystery And Imagination" Premieren. Zum ersten Mal wurden für ein einziges Stück ('Silence And I') insgesamt 95 Instrumente genutzt, die Fairlight-Technologie kam zum Einsatz, eine Methode, Geräusche ins Keyboard einzuspeisen und diese dann in verschiedenen Tonlagen zu spielen, und es gab für das Album tatsächlich kein übergeordnetes Konzept. Zwar basiert der Titel auf Phillip K. Dicks Roman (im Deutschen unter "Und die Erde steht still" bekannt), doch nach den Vorwürfen, zu vorhersehbar zu sein, entschied sich die Band gegen ein zusammenhängendes Konzept. Bei den Sängern wiederum änderte sich nicht viel. Die Stammcrew aus David Paton, Lenny Zakatek sowie Elmer Gantry und Colin Bluntstone wurde ein weiteres Mal durch Chris Rainbow, mit bürgerlichem Namen Christopher Harley genannt, ergänzt.
[Lars Strutz]

Kritik von Lars Strutz:

"Eye In The Sky" kann wirklich als Meisterwerk gesehen werden. Egal ob das vielfach gelobte 'Sirius', das geniale 'Silence And I' mit einem der großartigsten Instrumentalpassagen des Projekts oder die Ballade 'Old And Wise'. Auch außerhalb der typischen Popstücke wie 'Eye In The Sky' oder 'You're Gonna Get Your Fingers Burned' glänzt diese CD wie frisch gewaschenes Geschirr. Dass diese CD den Durchbruch markierte, ist wirklich kein Wunder. Hier schmiegt sich Massenkompatibles an instrumentale Meisterleistungen, und niemandem würde es auffallen. Das übliche Suchtgefühl bei diesen frühen Werken stellt sich schon nach den ersten Durchgängen ein, und man kann sich wirklich im Himmel wähnen. Allein, was es hier abseits zu entdecken gibt: Saxophon bei 'Old And Wise', orchestrale Meisterleistungen bei 'Silence And I' und dieser herrliche Anfang von 'Sirius', der einen förmlich zum Augenschließen zwingt. Wer nicht mit "Tales Of Mystery And Imagination" anfangen kann (oder will), darf sich mit "Eye In The Sky" den Projectophilen anschließen.

Tracklist:
Sirius Instrumental (1:53)
Eye In The Sky Eric Woolfson (4:36)
Children Of The Moon David Paton (4:51)
Gemini Chris Rainbow (2:11)
Silence And I Eric Woolfson (7:22)
You're Gonna Get Your Fingers Burned Lenny Zakatek (4:23)
Psychobabble Elmer Gantry (4:51)
Mammagamma Instrumental (3:34)
Step By Step Lenny Zakatek (3:53)
Old And Wise Colin Blunstone (4:54)

Album 7: "Ammonia Avenue"

Als sich Eric Woolfson 1981 mit dem Manager der Imperial Chemical Industries (ICI) traf, konnte er noch nicht wissen, dass ihn der darauffolgende Spaziergang durch den Industriepark, dessen Straße den Namen Ammonia Avenue trug, ein ganzes Album beeinflussen würde. 1984 nämlich verdaute der Texter die Erlebnisse in der CD "Ammonia Avenue", um über "die möglichen Missverständnisse, die aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit auf industriell-wissenschaftliche Entwicklungen und dem Mangel an Verständnis der Bedürfnisse der Laien aus dem Blickwinkel ebendieser Wissenschaftler entstehen" aufzuklären. (Zitat: Eric Woolfson, Musikexpress, Mai 1983). Die Ammonia Avenue war auf den ersten Blick eine Straße mit Meilen von Rohren, ohne Leben drumherum, und dem Straßennamen "Ammonia Avenue".
Ursprünglich war geplant, dieses Album zusammen mit seinem Nachfolger "Vulture Culture" auf den Markt zu bringen, dies wurde jedoch aus unbekannten Gründen verworfen. Der Erfolg des Albums war wieder sehr groß, so erhielt es neben den Chartpositionen fünfzehn in den USA und 24 in Großbritannien auch eine Nominierung bei den ersten MTV Awards, und zwar für das Video zu 'Don't Answer Me'. Stimmlich kam es nun zu einer wenig überraschenden Mixtur aus Eric Woolfson, Chris Rainbow, Lenny Zakatek und Colin Blunstone.
[Lars Strutz]

Ammonia AvenueTracklist:
Prime Time Eric Woolfson (5:03)
Let Me Go Home Lenny Zakatek (3:20)
One Good Reason Eric Woolfson (3:36)
Since The Last Goodbye Chris Rainbow (4:34)
Don't Answer Me Eric Woolfson (4:11)
Dancing On A Highwire Colin Blunstone (4:22)
You Don't Believe Lenny Zakatek (4:26)
Pipeline Instrumental (3:56)
Ammonia Avenue Eric Woolfson (6:30)








Album 8: "Vulture Clture"

Die Kritik an der amerikanischen Pop- und Konsumkultur nahm sich das Projekt 1985 vor. Hier erschien das erste Mal der berühmte "Mr. Laser Beam", Lee Abrams, dessen Name hier als Anagram genutzt wurde. "Vulture Culture" ist das einzige Album des Projekts, bei dem Andrew Powell und seine Orchester-Arrangements nicht zum Zuge kamen. Die einfachen Songs und Arrangements wurden auch durch die bekannte Sängerriege Eric Woolfson, Chris Rainbow, Lenny Zakatek, David Paton und Colin Blunstone nicht sonderlich aufgewertet. Auch charttechnisch gab es mit Platz 46 in den USA. keine Glanztaten zu vermelden. Das einzig Erwähnenswerte wäre noch die Tatsache, dass sich der Albumtitel als erstes Level in der dritten Welt von "Donkey Kong Country" finden lässt.

Kritik von Lars Strutz:

Vulture"Vulture Culture" kann sich noch als eines der großartigen Werke der Spätphase des ALAN PARSONS PROJECT wähnen. Die Hitsingle 'Let's Talk About Me' mit der herrlichen Atmosphäre, das übergeniale 'Days Are Numbers (The Traveller)' oder der garantierte Ohrwurm 'Vulture Culture' zwingen einen förmlich zum Hinhören. Die platten Popsongs der Nachfolger sind noch nicht geschehen, das Ende des Projekts wird erst in zwei Jahren eintreten, und man kann sich gemütlich die Geschichte über die amerikanische Kultur anhören, ohne angeödet zu sein. Natürlich wird es stellenweise zu locker, und orchestrale Großtaten kann man inzwischen nicht mehr erwarten, aber auch das Instrumental 'Hawkeye' weiß auch jetzt noch einiges zu reißen. Die Symbiose aus Gitarren und dem Genie von Woolfson und Parsons kann hier noch ohne Gewissensbisse angehört werden. Schade, dass das alles bald ein Ende haben sollte.

Tracklist:

Let's Talk About Me David Paton (4:22)
Separate Lives Eric Woolfson (4:42)
Days Are Numbers (The Traveller) Chris Rainbow (4:02)
Sooner Or Later Eric Woolfson (4:26)
Vulture Culture Lenny Zakatek (5:21)
Hawkeye Instrumental (3:48)
Somebody Out There Colin Blunstone (4:56)
The Same Old Sun Eric Woolfson (5:24)

Album 9: "Stereotomy"

Das vorletzte Werk des ALAN PARSONS PROJECT ging 1986 in die Presswerke, und kam trotz Grammy-Nominierung über den 43. Platz in den US-Charts nicht hinaus. Der Titel ist aus Edgar Allan Poes "The Murders In The Rue Morgue" und eine Metapher für die Art und Weise, wie berühmte Persönlichkeiten von den Anforderungen ihres Status "geformt" werden. In der Sängerriege gaben sich Graham und Steve Dye (SCARLET PARTY) sowie Gary Brooker (PROCOL HARUM) als neue Köpfe die Ehre, zwischen John Miles, Chris Rainbow und Eric Woolfson zu singen.

Für viele dürfte das Cover der Kaufgrund gewesen sein, das mithilfe eines Filters zwei verschiedene Covermotive beinhaltete. Auf der Neuauflage als CD ist leider nur die "blaue" Version zu sehen, die "rote" kann man sich aber auf der Rückseite der CD ansehen, in leicht abgewandelter Form.

Der Titel des Instrumentals 'Where's The Walrus' bezieht sich übrigens auf eine Aussage von Lee "Mr. Laser Beam" Abrams, der nach dem Hören von "Ammonia Avenue" und "Vulture Culture" fragte, wo das Walross sei, womit er sich auf den BEATLES-Klassiker 'I Am The Walrus' bezog. Des weiteren wurde der Song 'Limelight' zweimal genutzt: zum einen bei der NBC für ihre Sendung "NBC Sports" 1986 und zum anderen 1996 als Einmarschhymne für die deutschen Olympioniken, allerdings als Coverversion von BONNIE TYLER. Zu guter Letzt sollte man noch den Track 'Chinese Whispers' erwähnen, der auf dem gleichnamigen Spiel basiert und Wortfetzen von Edgar Allan Poes "The Murders In The Rue Morgue" enthält.

Traurige Nebenbemerkung: Lenny Zakatek, der seit "I Robot" jedem Album des ALAN PARSONS PROJECT seine Stimme geliehen hatte und fast zur Stammbesetzung gehörte, falls man beim Projekt überhaupt davon reden konnte, ließ seine Stimme auf "Stereotomy" leider nicht zum Vorschein kommen.
[Lars Strutz]

Kritik von Lars Strutz:

StereotomyFür mich wird "Stereotomy" für immer eine der herbsten Enttäuschungen des Projekts bleiben. Trotz sehr harter Ansätze (was haben sie mit John Miles nur gemacht, dass er auf 'Stereotomy' so rau singt?) nervt hier nicht nur die hohe Anzahl an Instrumentals. Mit 'Where's The Walrus' gibt es sogar das längste Instrumental des Projekts, und auch die Wiederholung des Titeltracks am Ende der CD trägt nicht gerade zu einer ausgewogenen, spannenden CD bei. Größtenteils läuft der Silberling durch die Ohren und macht allerhöchstens noch bei 'Beaujolais' halt. 'Limelight' hat noch Hitcharakter, aber das war's dann schon. 'In The Real World' nervt fast schon, und die drei Stücke ohne Gesang haben kaum etwas zu bieten. Wer sich schon immer gefragt hat, warum es das ALAN PARSONS PROJECT nicht mehr gibt, kann sich die Frage hiermit gut beantworten. Schade um eine so große Band.

Tracklist:
Stereotomy John Miles (7:15)
Beaujolais Chris Rainbow (4:27)
Urbania Instrumental (4:34)
Limelight Gary Brooker (4:39)
In The Real World John Miles (4:17)
Where's The Walrus? Instrumental (7:34)
Light Of The World Graham und Steve Dye (6:22)
Chinese Whispers Instrumental (1:02)
Stereotomy Two John Miles (1:18)

Album 10: "Gaudi"

Kommen wir zum letzten Album des ALAN PARSONS PROJECT. 1985 bis 1986 machte sich die bewährte Besetzung aus John Miles, Lenny Zakatek, Eric Woolfson und Chris Rainbow - verstärkt durch Geoff Barradale (VITAMIN Z) - daran, im "The Grange" und den Mayfair Studios in England das Leben des spanischen Architekten Antoni Gaudí zu vertonen. Gaudí war einer der herausragenden Vertreter des Modernisme Català, einem Architekturstil, der sich von etwa 1885 bis 1920 in Katalonien entwickelte. Das Album, welches 1987 erschien, feierte einen traurigen 57. Platz in den Billboard-Charts, und auch ein "Gastauftritt" in der Serie "Miami Vice" durch das Stück 'Closer To Heaven' half da nicht weiter. In Spanien erfreute sich das Album allerdings nicht nur durch das Konzept einer großen Beliebteit. Viele Fußballfans sangen die abgewandelte Textzeile "La Sagrada, Barcelona" aus dem Album bei den Spielen ihres Lieblingsvereins. Der Erfolg blieb aus, der geplante Nachfolger "Freudiana" wurde nicht unter dem Namen ALAN PARSONS PROJECT verwirklicht, und die Band löste sich nach diesem Album offiziell auf.
[Lars Strutz]

Kritik von Eike Schmitz:

GaudiMit dem in loser Form um das Wirken des spanischen Architekten kreisenden Album "Gaudi" war THE ALAN PARSONS PROJECT in seiner Spätphase endgültig im Poprock angelangt. Natürlich durfte auch hier ein bombastischeres Stück ('La Sagrada Familia') genausowenig fehlen wie das obligatorische Instrumental ('Paseo De Gracia'), und auch 'Closer To Heaven' und 'Inside Looking Out' sind mehr als nur hübsch arrangiert. Doch allzu progressive oder gar avantgardistische Wohltaten sind hier besser nicht zu erwarten. Stücke wie 'Too Late' und 'Standing On Higher Ground' klingen doch ziemlich poppig und mögen zwar in Sachen Radiotauglichkeit neue Maßstäbe gesetzt haben, doch grenzen sie für sich genommen schon fast an musikalische Belanglosigkeit. Interessant für Freunde progressiver Musik ist allenfalls die für THE ALAN PARSONS PROJECT ungewohnte Leichtigkeit, mit der "Gaudi" aufwarten und unter Umständen auch punkten kann - eine Leichtigkeit, die sich auch in der dezenten Einbindung von Anklängen typisch "spanischer" Elemente wiederfindet, die sich niemals aufdrängen oder gar kitschig zu werden drohen. Hieran erkennt man das zweifelsohne große Talent des Duos Woolfson/Parsons, und auch die Auswahl passender Gastsänger kann wieder einmal nur als gelungen bezeichnet werden. Was man sich jedoch beim ZZ TOP-Rip-off 'Money Talks' gedacht haben mag, sei einmal dahingestellt. Zwar befanden sich die bärtigen Texaner zu jener Zeit mitten in der Liebäugelei mit elektronischer Verfremdung, so dass der Stilbruch auf "Gaudi" somit nicht allzu abrupt anmutet, doch vom ALAN PARSONS PROJECT war man derart offensichtliche Plagiate bislang nicht gewohnt.

Tracklist:
La Sagrada Familia John Miles (8:44)
Too Late Lenny Zakatek (4:34)
Closer To Heaven Eric Woolfson (5:54)
Standing On Higher Ground Geoff Barradale (5:02)
Money Talks John Miles (4:23)
Inside Looking Out Eric Woolfson (6:19)
Paseo De Gracia Instrumental (3:43)

Nach dem Projekt

Eric Woolfson:

Als mit dem zehnten Album des ALAN PARSONS PROJECT der Vertrag erfüllt war, hatten Woolfson und Parsons noch nicht genug. Das elfte (inoffizielle) Album sollte abermals einem biografischen Konzept folgen. Nach Huldigungen an Schriftsteller und Architekten nahmen sich die beiden nun eines Psychologen an und widmeten drei Jahre Produktion den "Freudiana". Abermals mit einer Vielzahl an Musikern und Sängern, bei denen die altbekannten Rainbow, Miles und Woolfson nur die Spitze des Eisbergs bildeten. Doch anstatt eines weiteren ALAN PARSONS PROJECT-Albums entstand daraus unter der Regie von Woolfson, der bereits im Vorfeld ausgiebig über den Wiener Pionier der Psychoanalyse, Sigmund Freud, recherchiert hatte, schließlich ein Musical. Dies war der Auftakt zu einer Reihe von Musicals, die Eric Woolfson noch produzieren würde. Während die folgenden drei Produktionen mehr oder weniger direkt an den jeweiligen Stoff der ALAN PARSONS PROJECT-Alben Nummer eins, fünf und zehn anknüpften, basiert Woolfsons jüngstes Musical auf dem koreanischen Bühnenstück "Sanbul" von Cham Bum-Suk. Zu den ersten vier Musical-Projekten sind bereits entsprechende CDs erschienen, zuletzt "POE. More Tales Of Mystery And Imagination", dessen Produktion sechs Jahre dauerte und eine Million Euro verschlang. Dieses Album enthält zehn Titel, darunter Vertonungen von Edgar Allan Poes Gedicht 'The Bells' sowie seiner drei Geschichten "Angel Of The Odd", "The Pit And The Pendulum" und "The Murders In The Rue Morgue".

Woolfsons Musicals:
"Freudiana" Premiere: Theater an der Wien, 1990.
"Gaudí" Premiere: Stadttheater Aachen, 1993.
"Gambler" Premiere: Musicalbühne Mönchengladbach, 1996.
"Poe" Premiere: Abbey Roads Studios London, 2003.
"Dancing Shadows" Premiere: Opernhaus im Kunstzentrum Seoul, 2007.
[Eike Schmitz]

Alan Parsons:

Nach Eric Woolfsons Weggang an die Musicalbühne beendete Alan Parsons das PROJECT, um seinerseits unter eigenem Namen Musik zu machen. Das erste "Solo"-Album war "Try Anything Once" von 1993. Unter den vielen Komponisten, Musikern und Sängern auf der Scheibe waren mit Ian Bairnson, Andrew Powell und Stuart Elliot auch einige alte Bekannte vertreten.

Was hatte sich geändert außer der Stimme? Zunächst mal war es kein Konzeptalbum mehr. Keine Pyramiden oder Roboter, keine freundlichen Karten oder Augen im Himmel, sondern eine Sammlung leichter und transparenter Lieder im gehobenen Rock-Pop-Bereich. Es finden sich Rockstücke ('The Three Of Me'), Schleicher ('Wine From The Water'), Balladen ('Siren Song'), gleich vier Instrumentalstücke (u. a. 'Jigue' / 'Re-Jigue') und natürlich Orchester-Bombast wie beim abschließenden 'Oh Life (There Must Be More)'. Musikalisch war "Try Anything Once" also weder der völlige Bruch mit der Vergangenheit noch die unveränderte Fortführung des PROJECTs. Eine bedeutende Änderung sollte sich in den folgenden Jahren aber noch ergeben: Der berüchtigte Bühnenabstinenzler Parsons ging auf Tour!
[Stefan Kayser]


Trivia:


- Parsons berichtet, dass er im Cashbox-Magazin unter den besten Sängern 1977 gelistet war, dabei singt er abgesehen von ein wenig Hintergrund gar nicht.

- 1998 fand der Name Verwendung im Austin-Powers-Film "The Spy Who Shagged Me" (dt.: "Spion in geheimer Missionarsstellung"). Der gigantische Laser auf dem Mond, der auf der Erde Chaos und Verwüstung anrichten soll, wurde von einem gewissen Alan Parsons erfunden. Somit nennt Dr. Evil diesen "The Alan Parsons Project".

- 1996 erhielt das Projekt einen namentlichen Gastauftritt bei den Simpsons in der Folge "Homerpalooza" (dt.: "Homer auf Tournee").

- In seinem Heimatland hatte das Projekt nie wirklich Erfolg, nur selten waren die Verkaufszahlen dort besser als in den USA.

- 1984 erschienen die Werke des ALAN PARSONS PROJECT auf CD.

- In den Anfangstagen der CD wurden viele ALAN PARSONS PROJECT-CDs genutzt, um die Vorteile dieses Mediums aufzuzeigen. Auch heute noch werden sie für Audiophile als Heiligtum angepriesen und auf hochwertigen Geräten abgespielt.

- 1987 erblickt "Tales Of Mystery And Imagination" das Licht der Welt auf einer CD.

- Andrew Powell, der für fast alle ALAN PARSONS PROJECT-CDs zur Verfügung stand, arrangierte u. a. auch für DONOVAN, JOHN MILES, CLIFF RICHARD, PILOT, AL STEWART, MICK FLEETWOOD, DAVID GILMOUR (PINK FLOYD), PETER HOFFMAN und die MÜNCHENER FREIHEIT. Des Weiteren produzierte er u. a. KATE BUSH, CHRIS DE BURGH, KANSAS, ANDRE HELLER und JUDY COLLIN. Sein Album "Andrew Powell And The Philharmonia Orchestra Play The Best Of The Alan Parsons Project" ist inzwischen ein begehrtes Sammlerobjekt.

- Die normale Besetzung für ein ALAN PARSONS PROJECT-Album lautete: Ian Bairnson (Gitarren), Stuart Elliott (Drums), David Paton (Bass) und Richard "Trix" Cottle am Keyboard. Stuart Elliot spielte allerdings auf den ersten ALAN PARSONS PROJECT-Alben nicht mit, das machten Stuart Tosh ("Tales Of Mystery And Imagination" und "I Robot") und Burleigh Drummond ("Tales Of Mystery And Imagination").

- 1981, während es zum Streit mit der Plattenfirma kam, sendete das ALAN PARSONS PROJECT der Plattenfirma ein Tape namens "The Sicilian Defense", ein Album, auf dem nur Instrumentalstücke zu hören waren. Nach einer Gerichtsschlacht allerdings wurden die Konflikte gelöst, und das "Spaßtape" verschwand. Im Schach nennt sich eine bestimmte aggressive Eröffnung so.

- Insgesamt gab es für das Projekt elf Grammy-Nominierungen, allerdings wurde kein einziger Grammy gewonnen.

- Die Eröffnungsansprache von Orson Welles auf "Tales Of Mystery And Imagination" ist von Edgar Allan Poes "Marginalia 150".

- Fans des Projekts nennen sich gerne Projectophiles, Projectiles, Parsonites, Parsonians oder Projectologists, zumindest in Amerika.
[Lars Strutz]

Redakteur:
Lars Strutz

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