BEATSTEAKS, THE: Interview mit Torsten
01.01.1970 | 01:00Ich war vor einem denkwürdigen Konzert in München kurz nach dem Soundcheck in der Lage, mit BEATSTEAKS-Bassist Torsten zu plaudern. Lest selbst, was er in dieser turbulenten Phase der Band zu erzählen hat.
Christian Hubert:
Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Europe Music Award. Ihr seit ja der “best national act“ geworden und wart auch in Rom, oder?
Torsten:
Ja, leider waren wir dort. Da dreht sich halt alles um USHER und NELLY und der Rest ist schmuckloses Beiwerk. Mit Rock'n'Roll hat das nichts mehr zu tun. Das war alles recht unspektakulär. Und wir mussten noch am Flughafen in Rom rumhängen, weil die Maschine nicht kam. Außerdem haben wir unseren Award ja gar nicht bekommen, die ganzen National Acts werden einfach nur beim Europe Music Award eingespielt.
Christian Hubert:
Im Publikum wart ihr aber schon, oder?
Torsten:
Ja, wir saßen da bei allen Musikern wie EMINEM und so. Das ist zwar cool, aber du siehst von den ganzen Mackern eh nichts, weil die alle ihre Bodyguards herum stehen haben.
Christian Hubert:
Gespielt habt ihr wahrscheinlich nicht, oder?
Torsten:
Ne, wir haben auch wirklich gesagt, wir werden da nur noch hinfahren, wenn MTV uns spielen lässt oder wenn wir den Award zumindest auf der Bühne abholen können.
Wir mussten auch einige Termine wegen der Tour sausen lassen und den Award haben wir auch nicht bekommen, das wird erst alles eingraviert. Nach außen sieht alles ganz toll aus, aber…
Christian Hubert:
Immerhin ist es ein Publikumspreis, von den Zuschauern gewählt.
Torsten:
Auf jeden Fall, da hatten wir nicht damit gerechnet. Die HOSEN, die ÄRZTE und die SPORTFREUNDE auf die Plätze zu verweisen, die alle ein größeres Publikum haben, das ist schon geil.
Christian Hubert:
Waren da nur Rock-Acts nominiert?
Torsten:
Ne, es gab am Anfang 50 Künstler, die angeboten wurden. Da war Hip-Hop auch dabei, SIDO und so. Und die ersten fünf wurden dann als die Nominierten hingestellt, das war dieses Jahr einfach so mit den Rock-Acts.
Christian Hubert:
Gibt’s noch irgendwelche lustigen Geschichten von der After-Show-Party?
Torsten:
Naja, wir wurden mit einem Bus zu so einer Universal Plattenfirma-Party gefahren, wo NELLY, BLACK EYED PEAS oder GWEN STEFANI da waren. Und die Sängerin von BLACK EYED PEAS war so besoffen, die hat die ganze Zeit geschielt, ansonsten war da nichts Spektakuläres dabei.
Christian Hubert:
Wie war denn eure "Deconstruction"-Ausland-Tour?
Torsten:
(zögert und überlegt) Für uns war es eine Chance gewesen, mal in Italien oder Spanien vor mehr als 70 Leuten zu spielen. Da fangen wir halt an, wo wir in Deutschland vor acht Jahren waren. Aber vor 2000 oder 3000 Leuten zu spielen, wenn mal sieben oder acht Bands dabei sind, ist schon cool. Allerdings hatten wir zum Teil nur 30 Minuten und wenn du dann verkackst und mal nur ein mittelmäßiges Konzert spielst, dann ärgerst du dich umso mehr, da du halt nur einmal in Italien bist und am nächsten Tag in Frankreich oder so, dann kannst du den Leuten nicht zeigen, dass du es besser kannst.
Christian Hubert:
Lag es an euch oder am Sound?
Torsten:
Es lag schon an uns, den Leuten kann man keinen Vorwurf machen. Die kennen uns halt nicht. Wir sind für die so ne kleine Band aus Berlin. Manchmal hat es viel Spaß gemacht, manchmal nicht. Es gab so Konzerte, da hattest du nur 20 Minuten Zeit und dann stehst du als mittelmäßige Band da.
Christian Hubert:
Seid ihr eigentlich überrascht, dass die Tour so gut anläuft? Fast jedes Konzert ist ausverkauft. Im Palladium in Köln spielt ihr zwei Mal und nach Weihnachten gibt’s dann noch Zusatzkonzerte.
Torsten:
Es ist schon cool. Nächstes Jahr geht’s dann noch nach Österreich, Slowenien, Polen, Tschechoslowakei, Tschechei heißt das ja jetzt. Das mit den Zusatzkonzerten ist schon cool. Wir spielten ja zunächst in der Music Hall und wechselten dann ins Palladium. Da haben wir schon gedacht, wow, das ist groß, aber auch das war recht schnell voll. Das kam dann vom Management, dass wir ein zweites Mal dort spielen sollen. Schiss hatten wir schon, ob das überhaupt nochmal voll wird, aber im Moment sieht alles total rosig aus.
Christian Hubert:
Was erwartet ihr von München speziell?
Torsten:
Letztes Mal waren wir im großen Backstage im April, das war auf alle Fälle ein Highlight. Das war eines der Konzerte, das wirklich fett war. Deswegen hoffen wir heute natürlich, dass das wieder genauso abgeht.
Christian Hubert:
Ihr habt jetzt vier Studioalben. Was ist dein Favorit?
Torsten:
Da ich neu dabei bin, bin ich eher noch der Fan und betrachte das anders. Die "Launched" ist mein Favorit, aber eigentlich finde ich sie alle geil. Natürlich auch die Neue, da ich selber da mitspiele.
Christian Hubert:
Seid ihr alle im Songwriting involviert?
Torsten:
Mehr oder weniger schon. Natürlich kann es sein, dass Thomas mit einem fertigen Song in den Proberaum kommt. Wir ändern dann so lange an den Kleinigkeiten rum, bis der Song fertig ist.
Christian Hubert:
Ihr habt also hauptsächlich Songs aus dem Bandproberaum dann bei den Studiosessions parat. Ist ja auch gefährlich, spontane Songs aufzunehmen, die einem eine Woche später vielleicht nicht mehr gefallen.
Torsten:
Die Gefahr ist auf alle Fälle da. Wir wollen lieber das Live-Gefühl auf die Platte bringen.
Christian Hubert:
Was haltet ihr von Maxi-CDs? In letzter Zeit veröffentlicht ihr ja einige davon.
Torsten:
Wir haben mittlerweile fünf Maxis, von der neuen Scheibe sind’s drei. Ich kaufe selbst eh noch viele Maxis, weil ich auch selber viel auflege in Berlin. Ich finde es macht immer Sinn, wenn man es so macht wie mir. Wir machen das total geil, finde ich, wir packen halt den normalen Song drauf, zum Teil sind noch Coverversionen dabei, für die wir extra ins Studio rennen. Des Weiteren sind auch immer die Videos drauf und diverse Remixes. Das kostet ja alles Kohle für die Leute. Ist ja klar, dass sie einen Song, den sie schon auf dem Album haben, nicht mehr brauchen. Aber wenn man coole B-Sides drauf hat, macht das schon Sinn.
Christian Hubert:
Verkauft ihr auch noch Vinyl? Picture oder so?
Torsten:
Auf jeden Fall. Die neue "Hello Joe"-Single zum Beispiel ist Picture. Wir verkaufen die hauptsächlich auf Tour und im Internet-Shop. CDs auf Tour kauft mittlerweile eh keiner mehr. Ich bin selber auf alle Fälle auch ein Fan von Vinyl.
Christian Hubert:
Was gibt’s bei euch im Bandbus alles zu hören? Könnt ihr auch eure eigene Musik hören?
Torsten:
Mittlerweile haben wir alle I-Pods, da können wir unsere CD-Sammlungen immer runterkopiert mitnehmen. Da läuft alles, von SLAYER bis SEEED, BRIGITTE BARDOT, FAITH NO MORE, AC/DC, MOTÖRHEAD, TWISTED SISTER; wir hören eigentlich alle alles. Wenn wir abends mit der Crew feiern und ein paar Bier trinken, wird meist was zum Tanzen aufgelegt. MADONNA, DEPECHE MODE oder so.
Christian Hubert:
Kennt ihr eigentlich euren Support KING KHAN heute Abend?
Torsten:
Natürlich, die haben wir selber ausgesucht. Wir haben uns mit unserem Manager hingesetzt und zwei Wochen Bands ausgesucht. Wir haben einen kleinen, erlesenen Kreis geiler Bands zusammen.
Christian Hubert:
Vielen Dank für das Interview und viel Spaß und viel Glück heute Abend.
Torsten:
Ja, ich wünsch dir auch viel Spaß und danke nochmal!
- Redakteur:
- Christian Hubert