BIWO: Interview mit Sven Biwo

23.11.2022 | 23:00

Ein Metal-Fan durch und durch und nun hat der Jung aus dem Pott auch die erste CD seiner eigenen Band herausgebracht. Sven BIWOs "Life And Death" ist ein tolles, melodisch-schwermetallisches Album geworden, das ich persönlich in den letzten Wochen sehr gerne gehört habe. Darum war und ist es mir eine große Freude, dem guten Sven bezüglich seines Debüts, Einflüssen und Zukunftsplänen ein wenig auf den Zahn zu fühlen.

Grüß dich, Sven. Erst einmal ein großes Dankeschön, dass es mit dem Interview klappt. Wie geht es dir und der BIWO-Gruppe?
Der Dank liegt ganz auf meiner Seite. Wir erleben momentan den absoluten Wahnsinn, man lebt aktuell irgendwie in einer Trance. Das tolle Feedback, das wir für das Album bekommen, ist großartig. Wir haben sogar CDs nach Japan verkauft, das ist einfach verrückt. Da kommt so eine kleine Kapelle aus dem Pott und verkauft seine Tonträger nach Japan.

Da es wahrscheinlich noch den einen oder anderen gibt, der meine Review zu eurem Debüt noch nicht gelesen hat: Stell dich und BIWO doch bitte einmal vor.
Das war wirklich ein toll geschriebenes Review! Die Leute können sich gar nicht vorstellen, was das für ein Balsam ist. An alle, die das hier lesen: Schaut euch das Review an, haha. Zurück zu deiner Frage: Man nennt mich Sven Biwo, Sänger, Gitarrist und Songschreiber für die gleichnamige Band BIWO. Wäre Corona nicht gewesen, würden wir wahrscheinlich anders heißen und das Album anders klingen. Da aber in der Zeit einfach nichts ging, außer mehr oder weniger eingesperrt zu sein, habe ich das Zepter in die Hand genommen und die Idee auf einen Tonträger gebracht. Mittlerweile sind wir wieder als Band komplett und proben für das kommende Jahr. Neben mir sind Justus am Bass, Hanno an den Drums und Finley für die zweite Gitarre aktiv.

Habt ihr vorher schon in anderen Bands musiziert und Erfahrung sammeln können? Und wie kam letztendlich BIWO zusammen?
Ich weiß, dass Hanno u. a. in einige Bands war, in denen es aber immer nur zu den ersten Gehversuchen gekommen war und dann wegen Differenzen gescheitert ist. Ich selbst war mal in einer Hard-Rock-Band als Schlagzeuger tätig. Den Proberaum haben wir aber wie so viele Nachwuchsbands nie verlassen. Justus habe ich kurz vor dem Lockdown bei einem örtlichen Benefizkonzert kennengelernt. Das war eine Weihnachtsveranstaltung, die es alljährlich in allen Regionen gibt. Gleich und gleich gesellt sich, wenn in einer Gruppe von mehreren Musikern zwei Leute mit einem Metal-Shirt herumlaufen. Man kam schnell ins Gespräch und ich bin sofort mit der Tür ins Haus gefallen und sagte, dass ich auf der Suche nach Leuten bin, die Bock auf Heavy Metal haben. Solche Leute in der näheren Region zu finden, ist bei uns gar nicht so einfach, denn viele spielen nur noch Death Metal oder Metalcore. Anyway, schlussendlich gab es dann eine WhatsApp-Gruppe, in der Hanno dann dazu gestoßen ist. Als wir dann nach Weihnachten/Silvester uns treffen wollten, kam die große Unbekannte.

Ich habe es kurz angedeutet – seit einigen Tagen ist euer Debütalbum "Life And Death" erhältlich. Wie lange habt ihr effektiv an der Scheibe gearbeitet?
Die Schlagzeile war doch, dass es ganz viele Corona-Babys gibt, oder? Haha. Wir haben halt ein Corona-Album herausgebracht. Von Januar 2020 bis Juni 2022 haben die Arbeiten angedauert, bis es dann endlich final im Kasten war. Die Instrumente waren schnell aufgenommen, dann kamen die ersten Vocals hinzu, mit denen ich überhaupt nicht zufrieden war. In der Zeit war ich auf der Suche nach einem Sänger, aber es hat einfach nicht gepasst, sodass ich weiter mit meinen Stimmbändern gearbeitet habe, bis das Ergebnis zufriedenstellend war. Einige Songideen lagen schon eine halbe Ewigkeit auf meiner Festplatte. Dadurch, dass ich mein eigenes kleines Studio habe, konnte ich mir all die Zeit nehmen, um an gewissen Dingen zu arbeiten. Ich freue mich schon jetzt, mit den Jungs das zweite Album aufzunehmen.

Hier und da ein paar IRON MAIDEN- und STORMWITCH-Tendenzen, dort ein Hauch von RUNNING WILD und GRAVE DIGGER – das Album ist durch und durch im Schwermetall melodisch-europäischer Prägung anzusehen. Habe ich irgendwelche Einflüsse vergessen?
Rolf Munkes (u.a. CREMATORY) und die ersten MAJESTY-Alben. Ich selbst habe das nicht so auf dem Schirm gehabt, aber ein Fan hat mich darauf letztens aufmerksam gemacht und er hat damit verdammt recht. Rolf ist auch jemand, der mit Herz und viel Melodie spielt. Ich liebe die "Metal Law"-DVD von MAJESTY sehr. Aber ansonsten spiegelt es genau das wider, was ich höre und liebe, seitdem ich denken kann. Ich habe aber nie die Absicht gehabt, ein Lied klingen zu lassen wie von einer anderen Band, die Sachen entstehen einfach in meinem Bauch.

Verfolgt "Life And Death" ein spezielles Konzept, eine Art Geschichte, die ihr mit eurem Debütalbum erzählen möchtet?
Es hat in dem Sinne eine Überschrift. Das Leben, der Tod und der daraus resultierende Kampf mit der Welt und sich selbst. Umso spezieller ein Thema ist, desto eingeschränkter ist man in seiner musikalischen Kreativität. Dies kann von Vor-, aber auch von Nachteil sein. Auch die Texte sind sehr direkt gewählt worden, man trägt im Pott halt das Herz häufig auf der Zunge. Insgesamt sind die Texte auch sehr persönlich und spiegeln mein Inneres sehr gut wider.

Von welchen Sängern hast du dich persönlich inspirieren lassen?
Das ist schwierig zu sagen. Zu den Sängern, die ich am liebsten höre, zählen Eric Adams, Matthew Barlow, Bruce Dickinson usw. Dass ich überhaupt am Ende das Mikro in die Hand genommen habe, liegt aber an Chris Boltendahl und an Rock'n'Rolf [Kasparek – Anm. d. Red.]. Beides sind nicht die größten Sänger in dem Sinne, haben aber einen Wiedererkennungswert, der seinesgleichen sucht. Am Ende muss halt das Ganze passen. In einem eurer letzten Podcasts mit Tobias Sammet war ich überrascht, dass Tobi auf Knopfdruck wie Geoff Tate klingen konnte. Ich kann und möchte diese Fähigkeit nicht erlernen. Ich habe meine eigene Stimme, pack da ein bisschen Dreck drauf und gut ist die Sache.

Neben all dem melodischen Schwermetall hat sich mit 'Poor Boy' auch eine Nummer mit balladesken Tönen auf das Album geschlichen. Wie siehst du generell den Stellenwert von Balladen und welche ist deine liebste Metal-Ballade?
Metal-Bands sind die besten Balladenschreiber und da gibt es keine zwei Meinungen. MANOWAR mit 'Courage', GRAVE DIGGER mit 'Silence', AVANTASIA mit 'Lucifer', MAJESTY mit 'Aria Of Bravery', BLIND GUARDIAN und 'The Bard's Song' und so weiter. Die Liste könnte endlos sein. Ich persönlich finde sie wichtig, um einem Album halt mehr Farbe zu geben. Das ist in meinen Augen auch ein Problem vieler aktuellen Metal-Alben. Nach dem fünften Song habe ich das Gefühl, dass sich alles wiederholt. Auch hier muss ich Tobi Sammet Recht damit geben, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer sehr klein geworden ist. So wie du nehme ich mir aber auch gerne die Zeit und höre mir Sachen in Ruhe und bewusst an. Die Anschaffung eines Plattenspielers vor ein paar Jahren hat es nochmal verstärkt, da wird halt kein Track übersprungen, sondern die Platte komplett gehört.

Wie wird es generell mit BIWO weitergehen? Sind schon Pläne für neue Musik vorhanden oder lasst ihr euch jetzt erst einmal berieseln von den Eindrücken, euer Debütalbum in den Händen zu halten?
Aktuell stecken wir in den Proben für kommende Live-Shows. Momentan bin ich zumindest leer, was neue Songs angeht, die Phase kommt aber bestimmt wieder. Weißt du, ich bin ein Typ Mensch, der macht mehrere Monate nur das eine und in den darauffolgenden Monaten nur das andere. Mal geht es darum, neue Dinge zu lernen, mal darum, neue Songs zu kreieren oder wie im Moment einfach zu arbeiten. Die Ziele sind klar definiert für die nächsten Monate. Wir haben uns kleine Meilensteine gesetzt, die es zu erfüllen gibt. Da es für uns alle noch zum größten Teil Neuland ist, werden wir noch viel lernen dürfen.

Wie siehst du generell die Zukunft des Heavy Metals in dieser für Live-Musik doch herausfordernden Zeit?
In den kleinen Clubs dieser Welt. METALLICA und IRON MAIDEN und Co. in allen Ehren, ich bin ein riesiger Fan dieser Bands, aber eine Stadion-Show ist einfach der größte Mist. Der Sound ist mies und nach Konzertschluss rennen alle so schnell raus, wie es nur geht. Jeder Konzerttag ist für mich etwas ganz Besonderes, man trifft sich, trinkt zusammen Bier, feiert sein Leben und hat einfach eine tolle Zeit. Und nach dem Konzert darf es dann auch gerne weiter gehen, um das ganze gebührend abschließen zu können. Ich nehme da gerne das Helvete in Oberhausen als Beispiel. Unten ist der Keller, wo die Live-Konzerte stattfinden und oben ist dann halt eine ganz normale Bar. Ich glaube, ich brauche gar nicht erzählen, was für tolle Abende das teilweise sind. Außerdem, diese Energie in solchen Clubs ist einfach eine ganz andere. Das ist Heavy Metal für mich! Diese Clubs gibt es überall in Deutschland.

Mein lieber Sven, damit wäre ich auch mit meinen Fragen am Ende. Was möchtest du noch an unsere Leser richten?
Bleibt mir ja alle weiterhin gesund! Unabhängig von Corona, es gibt genug andere Krankheiten auf der Welt, die kein Mensch braucht. Ich wünsche jedem Einzelnen nur das Beste! Stay Heavy and Live Now!

Redakteur:
Marcel Rapp

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