BLACKMORE, J. R.: Interview mit J.R. Blackmore

15.06.2006 | 17:00

Stefan Kayser
Hallo, Jürgen. Beim Namen Blackmore werden unsere Leser sicher gleich aufmerken und an den früheren Gitarristen von DEEP PURPLE, Ritchie Blackmore, denken. Lass uns deshalb erst mal die Familienverhältnisse klären, und dann reden wir über deine Musik.

J.R. Blackmore
Das ist eigentlich ganz einfach zu erklären, ich bin halt der Sohnemann vom Ritchie.

Stefan Kayser
Deine neue CD "Between Darkness And Light" ist ein fast reines Instrumentalalbum. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

J.R. Blackmore
Ich selber liebe instrumentale Musik und wollte mal versuchen, selber ein Instrumentalalbum zu machen. Ich wusste, dass es schwierig ist und eine gewisse Herausforderung an das musikalische Können darstellt, aber diese Herausforderung wollte ich unbedingt annehmen. Mir war von Anfang an bewusst, dass es nicht damit getan ist, einfach nur einen Song zu schreiben und den Gesang wegzulassen. Hier muss man das Songwriting ganz anders angehen, und ich habe in dieser Zeit hoffentlich gelernt, Musikinstrumente miteinander zu kombinieren, ohne dass sich die Instrumente gegenseitig in den Frequenzen stören. Außerdem finde ich es manchmal sehr schade, wenn man Musik mit Gesang hört, dass in dem Moment, wo der Sänger anfängt zu singen, die Musikinstrumente im Hintergrund verschwinden und ihnen kaum noch Beachtung geschenkt wird. Andererseits muss es für den Zuhörer aber auch bis zum Schluss interessant bleiben.

Stefan Kayser
Gegen Instrumentalalben gibt es gewisse Vorurteile wie "kitschige Filmmusik" oder "interessiert nur Musiker". Aber wie ich schon in meiner Rezension geschrieben habe, ist "Between Darkness And Light" ein erfreulich gutes, melodisches Rockalbum geworden. Was waren deine Inspirationen?

J.R. Blackmore
Das ist immer schwer zu beantworten. Wenn man eine so kreative Sache angeht, ist manchmal ein einziger, kurzer Gedanke die Inspiration für einen Song. Manchmal sind es auch Dinge, die einfach schon lange in einem drin stecken und plötzlich raus wollen. Irgend etwas, das man sieht und unbewusst verarbeitet. Es ist also meist nichts, das man so greifen und mit einfachen Worten wiedergeben kann. Auf der anderen Seite war die Inspiration für das "Instrumental-Konzept", dass wir gezielt etwas für den musikbegeisterten Menschen bieten wollten, bei dem er selbst mit der Musik träumen und seinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Es gibt nicht viel erklärenden Text im Booklet, da wir eher die Phantasie der Hörer wecken wollten, sich eigene Vorstellungen zu der Musik zu machen. Also mehr eine Art individuelles "Hörvergnügen" erreichen wollten. Es sollte natürlich rockig sein, dabei stilistisch aber abwechslungsreich bleiben und nicht unbedingt in eine Schublade passen. Ich hoffe, wir konnten das erreichen.

Stefan Kayser
Auf der Scheibe fällt vor allem das zweiteilige Titellied auf, das sich vom Sound der übrigen Nummern abhebt und als einziges auch Gesang enthält. Was kannst du über dieses Stück erzählen?

J.R. Blackmore
Naja, es ist ja nicht direkt Gesang, sondern beinhaltet am Anfang lediglich das Dunkle, das zu einem spricht und im zweiten Teil dann das Licht, das zu einem singt. Es ist wie eine kleine Geschichte aus dem Leben, in dem man sich immer zwischen Dunkelheit und Licht aufhält und man nie weiß, wo man sich morgen befinden wird. Es kann zum Beispiel sein, dass dich morgen negative Nachrichten oder Ereignisse total aus deiner Bahn werfen oder du dich an einem Tag vor Freude und Glück kaum halten kannst. Eines ist auf jeden Fall klar, und das soll auch diese CD aussagen: Wer die dunkle Seite des Lebens nicht kennengelernt hat, kann auch nicht wissen, was das Licht (Freude, Glück usw.) bedeutet. Hierzu möchte ich noch kurz erwähnen, dass wir uns damals Gedanken gemacht haben, wie man das Licht in diesem Song darstellen kann. Wir sind dann der Meinung gewesen, dass ein Kind dafür am besten geeignet wäre. Da meine Tochter Shirley selbst Klavier- und Gesangsunterricht nimmt, haben wir sie diesen Part singen lassen.

Stefan Kayser
Wir von POWERMETAL.de geben in unseren Rezis meist einige Anspieltips an. Welche drei Titel aus deiner CD würdest du unseren Lesern zum Antesten empfehlen?

J.R. Blackmore
Auf jeden Fall sollte 'Between Darkness and Light' dabei sein, da es das Hauptthema ist und die anderen Lieder sich dazwischen bewegen. Als weiteren Song vielleicht etwas Ruhigeres wie 'Dreams' und dann eventuell noch etwas Rockiges wie 'Total Eclipse'. Ich glaube, dass man dann einen guten Überblick über das Album bekommt, wobei hiermit sicherlich nicht das ganze Album dargestellt werden kann.

Stefan Kayser
Im Beiheft der CD werden als Musiker allein du als Gitarrist und Malte Rathke an den Keyboards erwähnt. Sind Bass und Schlagzeug synthetisch oder wer hat diese Instrumente gespielt?

J.R. Blackmore
Ja, Bass und Schlagzeug sind von uns programmiert worden, aber da haben wir auch kein Problem mit. Für uns war dies der unkomplizierteste Weg zu arbeiten. Live würden wir natürlich mit echten Musikern arbeiten, hahaha.

Stefan Kayser
Warum ist so viel Zeit zwischen den Veröffentlichungen der Vorabsingle "Recall The Past" und des Albums vergangen?

J.R. Blackmore
Weil wir nebenbei noch unseren Arbeiten nachgehen mussten und uns leider nicht voll auf die Musik konzentrieren konnten. Außerdem ist es, wie gesagt, etwas total anderes, ein Instrumentalalbum zu schreiben als ein Album mit Gesang. Es gibt so viele Stellen, an denen man tagelang rumtestet, bis alles miteinander harmoniert. Es ist einfach anders und braucht sehr viel Zeit.

Stefan Kayser
Wie lange spielst du schon Gitarre? Und welche Gitarren sind dir am liebsten?

J.R. Blackmore
Ich spiele jetzt seit ca. 30 Jahren Gitarre, und es macht immer noch sehr viel Spaß. Für mich als gelernten Gitarrenbauer muss eine Gitarre Leben haben, alles andere fummel ich mir dann eh zurecht. Ich spiele aber momentan gerade eine Charvel Jackson oder eine PRS Santana, welche mir vom Ton her sehr gut gefällt.

Stefan Kayser
Welche Gitarristen waren oder sind deine Vorbilder?

J.R. Blackmore
Vorbilder... Hmm, nicht direkt Vorbilder, aber als Gitarristen schätze ich z.B. persönlich sehr: Uli Roth, Eddie Van Halen, Gary Moore, Jesse Cook... ach jaaa und meinen Vater natürlich, hahaha... naja und viele, viele andere.

Stefan Kayser
"Between Darkness And Light" ist dein erstes Album seit 1992 ("Still Holding On"). Wenn ich richtig informiert bin, hast du vor sehr langer Zeit mal in einer Metalband namens IRON ANGEL gespielt. Was hast du sonst in der Zwischenzeit gemacht?

J.R. Blackmore
Ich habe mich einfach nur weiterentwickelt, mit musikalischen Freunden. Hin und wieder mal ein kleines Konzert für blinde Kinder gegeben oder im Studio gebastelt, aber niemals die Musik an den Nagel gehängt... Nur eher so im Hintergrund gewesen, das bin ich ganz gerne mal.

Stefan Kayser
Stimmt es, dass "Still Holding On" demnächst neu herausgebracht wird?

J.R. Blackmore
Nein, "Still Holding On" ist bereits mit der MCD "Recall The Past" herausgebracht worden. Wir haben versucht, aus dem Material, das wir von den Aufnahmen zu dem Album noch hatten, das Beste herauszuholen. Die erste Auflage, die ja offiziell nie richtig veröffentlicht wurde, hatte leider einen dramatisch schlechten Sound, den wir auf jeden Fall deutlich verbessern konnten.

Stefan Kayser
Ist eine Tour geplant?

J.R. Blackmore
Eventuell nächstes Jahr, mit einem neuen Album, wenn uns die Fans auch sehen wollen... Sonst macht es ja keinen Sinn, oder?

Stefan Kayser
Danke für das Gespräch und viel Erfolg noch.

Redakteur:
Stefan Kayser

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