BLACK SABBATH: "Vol 4" in Super Deluxe
12.02.2021 | 13:16Heute erscheint "Vol 4" in der "Super-Deluxe-Edition" - hier alles, was ihr dazu wissen müsst.
Dass BLACK SABBATH als Urvater die wohl wichtigste Band im Heavy Metal ist, dürfte heute unbestritten sein. Als "Vol 4" im Jahr 1972 erschien, war das trotz der Meilensteine "Black Sabbath", "Paranoid" und "Masters Of Reality" noch nicht so klar, zumal der Begriff "Heavy Metal" auch noch gar nicht verbreitet war. In meiner Wahrnehmung steht "Vol 4" immer etwas im Schatten der ersten drei Alben und sogar auch der beiden Nachfolger "Sabbath Bloody Sabbath" und "Sabotage", ohne natürlich dass der Klassiker-Status hier groß in Frage gestellt würde. Wie auch bei Songs der Marke 'Wheels Of Confusion', der großartigen Ballade 'Changes', 'Snowblind' oder 'Supernaut'? Eben.
Der Grund für diesen Exkurs ist die just erschienene Super-Deluxe-Version von "Vol 4", die es wahlweise als 4-CD oder 5-LP zu erwerben gibt. Die neu gemasterte Version des 1972er-Werks ist dabei fast noch am wenigsten interessant. Im Vergleich zu meinem CD-Re-Release aus dem Jahr 1986(!) ist der Unterschied in Dynamik und Wucht dann aber schon sehr deutlich. Wer allerdings eine der Neuauflagen aus den Jahren 2009 oder 2014 besitzt, wird hier wahrscheinlich keine großen Unterschiede hören.
Viel interessanter sind natürlich die drei weiteren CDs. Eine CD enthält sechs der ursprünglichen zehn "Vol 4"-Songs als Outtakes. Die dritte CD enthält diverse alternative Takes und Outtakes, darunter gleich vier Versionen von 'Wheels Of Confusion'. All dies wurde neu gemischt von Steven Wilson. Und auf dem letzten Silberling gibt es ein komplettes Konzert aus dem Jahr 1973. Das alles war bisher in dieser Form unveröffentlicht, weshalb wir darauf noch einen genaueren Blick werfen wollen.
Die von Steven Wilson gemischten Outtakes auf der zweiten CD klingen durch die Bank so, als könnten sie auch auf einem Studioalbum veröffentlicht werden. Da hat der Mann schon einen exquisiten Job hingelegt. Noch spannender ist aber, dass sich die Songs schon spürbar von den Versionen auf "Vol 4" unterscheiden. Das sieht man bereits an den Songlängen, wo 'Wheels Of Confusion / The Straightener' fast 30 Sekunden länger und 'Changes' 90 Sekunden kürzer ist. Ersteres endet mit einem längeren, leicht variierten Gitarrensolo, während 'Changes' noch eine Spur reduzierter klingt. Auch bei 'Supernaut' und 'Snowblind' sind es kleine Details, die die Versionen unterscheiden. Die CD wird von einer kurzen Version von 'Laguna Sunrise' (inklusive Studio-Dialog) und einer instrumentalen Version von 'Under The Sun' abgeschlossen.
Der dritte Silberling ist dann in erster Linie für die Nerds unter euch. Und das meine ich im allerpositivsten Sinne. Der Einstieg mit 'Bollocks' ist witzig, die vier folgenden Versionen von 'Wheels Of Confusion' dürfen dann auf Unterschiede seziert werden. Ähnliches gilt für die diversen Versionen von 'Supernaut', auch hier gibt es einmal einen falschen Start zu hören. Interessant ist auch die Version von 'Under The Sun' mit sogenannten 'Guide Vocals'. Alles in allem sind das durchaus unterhaltsame 50 Minuten, aber wie so oft nicht zwingend etwas, was ich nun in Dauerschleife konsumieren werde.
Das kann deutlich eher mit dem 70-minütigen Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1973 passieren. Der von Richard Digby Smith gemischte Sound ist herrlich roh und authentisch, eben so wie man es von BLACK SABBATH anno 1973 erwarten darf. Die Setlist besteht natürlich aus diversen Klassikern der ersten vier Alben (u. a. 'Tomorrow's Dream', 'Sweet Leaf', 'War Pigs', 'Children Of The Grave'), aber auch schon einem Vorgeschmack auf das kommende Album "Sabbath Bloody Sabbath" in Form von 'Killing Yourself To Live', sowie einer exzessiven, fast 20(!)-minütigen Version von 'Wicked World', bei der fröhlich soliert und gejammt wird. Dabei werden auch Songs wie 'Orchid' oder 'Into The Void' eingeflochten, das ist schon sehr cool. Bei 'Supernaut' gibt es dann noch ein kurzes Schlagzeugsolo von Bill Ward zu hören, das ebenfalls richtig Laune macht. Und wenn am Ende 'Paranoid' erklingt, ist die Stimmung eh am Anschlag.
Neben der ganzen Musik gibt es auch noch ein 60-seitiges Hardcover-Buch mit allerlei Bildern, Artworks, ausführlichen Linernotes, die die Geschichte des Albums nachzeichnen, und vielen Zitaten aus Kritiken und von der Band selbst. Wie beispielsweise von Geezer Butler, der in 2013 erklärte, dass das Album rund 65,000 Dollar gekostet und man 75,000 Dollar für Kokain ausgegeben habe. Das macht Spaß zu lesen und gibt zudem noch ein paar interessante Einblicke in die Welt von BLACK SABBATH und "Vol 4". Verpackt in einer stabilen Box, macht das Set auch im Regal wirklich was her. Die CD-Konfiguration wird für ca. 85,- EUR angeboten, die LP-Variante liegt bei ca. 110,- EUR.
Hier noch die Tracklist im Detail:
- Redakteur:
- Peter Kubaschk