BONFIRE: Interview mit Hans Ziller

08.03.2008 | 11:05

Die deutsche Hard-Rock-Institution BONFIRE hat sich für sein neues Album an großes Kulturgut gewagt und Schillers "Die Räuber" in Rockfassung gebracht. Leadgitarrist Hans Ziller (3.v.l.) stand netterweise sehr schnell zu einem Interview mit POWERMETAL.de über Gegenwart und Vergangenheit von BONFIRE bereit.


Stefan Kayser:
Euer neues Album "The Räuber" beruht auf Friedrich Schillers Sturm-und-Drang-Drama "Die Räuber". Wie kamt ihr auf die Idee, ein Theaterstück als Rockalbum zu adaptieren?

Hans Ziller:
Das Ganze war umgekehrt. Das Theater Ingolstadt fragte uns, ob wir an einer Zusammenarbeit interessiert wären. Nach dem ersten Treffen wurde "Die Räuber" vorgeschlagen, und für uns war das sehr interessant. Wir mussten aber erst mal das komplette Stück lesen und haben dann Songs zu ausgesuchten Szenen geschrieben. Das Album ist also der Soundtrack zu dieser neuen Inszenierung.

Stefan Kayser:
Nun kann man ein großes Drama sicher nicht ohne Kürzungen in ein Musikalbum umsetzen. Auf welche Teile der Handlung und welche Ideen des Dichters habt ihr euch hauptsächlich konzentriert?

Hans Ziller:
Wie gesagt, haben wir ja die Songs zu dem Stück geschrieben. Das heißt, es gab Vorgaben für einen Räubersong, einen Lovesong für Amalie, einen Song für Spiegelberg usw. Dann haben wir zusammen mit dem Regisseur die Songs immer wieder neu angepasst, abgeändert, erweitert usw. Die Arbeit an diesem Album bzw. Stück hat fast ein Jahr gedauert.

Stefan Kayser:
Was an der CD als erstes auffällt, ist der "denglische" Titel, der etwas komisch wirkt. Warum diese Namensgebung?

Hans Ziller:
Weil das Theater hauptsächlich BONFIRE im Original wollte. Und da wir hauptsächlich englisch singen, andererseits aber deutsche Texte unerlässlich waren, mischten wir die Texte in deutsch und englisch. Darum auch das deutsch-englische Wortspiel.

Stefan Kayser:
Ihr habt im Februar "The Räuber" als Musical auf die Bühne des Ingolstädter Theaters gebracht. Wie waren die Publikumsreaktionen?

Hans Ziller:
Während beim Musical nur gesungen wird, haben wir es als Rock-Oper mit Text und Musik aufgeführt. Die Leute waren begeistert, und es gab Standing Ovations plus eine Zugabe, was beim Theater nicht so üblich ist. Die Vorstellungen waren und sind bisher alle ausverkauft, was wohl für sich selbst spricht. Es wurden bereits vier Zusatzvorstellungen angesetzt. Außerdem planen wir, das Ganze auf DVD zu bringen. Wir werden das Stück bis Ende Mai vor 15.000 Menschen gespielt haben.

Stefan Kayser:
Wird es auch eine normale Tour geben?

Hans Ziller:
Es gibt Pläne, aber da laufen erst Gespräche, und das Interesse ist sehr groß. Vorerst spielen wir bis Ende Mai und mischen das mit eigenen Konzerten und Festivals, wo wir auch vier Titel von "The Räuber" spielen.

Stefan Kayser:
Habt ihr für die Texte Schillers Original bzw. eine Übersetzung verwendet oder neu formuliert?

Hans Ziller:
Die deutschen Texte sind original, die englischen nach der englischen Übersetzung, teilweise leicht abgewandelt, dass sie singbar sind.

Stefan Kayser:
Wolltet ihr es mit den deutschen Texten auch den Kritikern der Band noch mal zeigen, die euch seinerzeit für die Alben "Glaub dran" und "Freudenfeuer" angegriffen haben?

Hans Ziller:
Nein, überhaupt nicht. Von den Alben haben wir bislang 20.000 Stück verkauft, sie sind also ein Erfolg. Wir machen sowieso, was wir wollen und wozu wir Spaß haben, darum haben wir auch "The Räuber" gemacht.

Stefan Kayser:
Nicht nur BONFIRE machen wieder teilweise deutsche Texte. In den letzten Jahren erlebt die deutschsprachige Rock- und Popmusik insgesamt einen Erfolg wie seit NDW-Zeiten nicht mehr. Hast du eine Erklärung dafür? Und gibt es jüngere deutsche Bands, die du unseren Lesern empfehlen kannst?

Hans Ziller:
Alle Trends kommen und gehen genauso wie diese mit den deutschen Texten. Wir haben bisher alle überlebt, von daher sehen wir das relativ gelassen. Und ich finde EDGUY ganz cool.

Stefan Kayser:
BONFIRE hatte sich Anfang der 90er Jahre vorübergehend aufgelöst. 1996 kam das Comeback, und ich habe den Eindruck, es läuft richtig rund bei euch. Wie erklärt ihr euch dieses Durchstarten im zweiten Anlauf? Auch andere Bands haben sich ja in den 90ern aufgelöst, wie MAGNUM, oder ihre Stimme verloren, wie PRIEST oder MAIDEN, und haben heute wieder Erfolg.

Hans Ziller:
Gut, BONFIRE hat sich eigentlich nie richtig aufgelöst, es gab nur rechtliche Probleme mit dem Namen. Ich glaube, wenn man konstant gute Leistungen bringt und nie aufgibt, zahlt sich das irgendwann aus. Die jetzige Besetzung gibt es nun schon 12 Jahre, und wir sind halt super gut eingespielt, live eine Macht. Das zahlt sich irgendwann aus. Wir ernten jetzt die Früchte unserer jahrelangen harten Arbeit. Doch das ist noch lange kein Grund, einen Gang zurückzuschalten. In diesem Geschäft muß man immer Vollgas geben.

Stefan Kayser:
Was ist dein Lieblingsalbum von BONFIRE, das neue, mit dem ihr derzeit intensiv zu tun habt, mal außen vor?

Hans Ziller:
Ich glaube immer noch "Fireworks", weil es das ausgereifteste ist.

Stefan Kayser:
Habt ihr noch Kontakt zu früheren Bandmitgliedern?

Hans Ziller:
Eigentlich nur zu Jörg [Deisinger, erster Bassist von BONFIRE - SK].

Stefan Kayser:
Euer Rhythmusgitarrist Chris Limburg gibt den Spitznamen "Yps" an. Liegt das etwa in einem Comicheft begründet, das ich als Kind auch gerne gelesen habe?

Hans Ziller:
Genau!

Stefan Kayser:
Meine letzte Frage dreht sich um mein Steckenpferd Livealben. Was sind da deine Favoriten?

Hans Ziller:
Nach wie vor "Unleashed In The East" von JUDAS PRIEST sowie das erste von LYNYRD SKYNYRD, "One More From The Road".

Stefan Kayser:
Danke für das Gespräch und viel Erfolg.

Hans Ziller:
Bitte! Ich wünsche euch auch viel Erfolg mit POWERMETAL.de.

Redakteur:
Stefan Kayser

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