BURIED TIME: Interview mit Buried Time
29.10.2006 | 20:35Lars :
Hallo. Für die, die euch nicht kennen, stellt euch doch mal kurz vor:
BURIED TIME :
Hallo, wir sind BURIED TIME aus Bochum. Auch bekannt als Maddin an den Drums, Lars am Bass, Dennis an der Gitarre und Alex singt, ist aber auch am Piano zu finden.
Lars :
Wie kam es eigentlich zum Namen BURIED TIME?
BURIED TIME :
Gute Frage! Der Name ist jetzt schon so alt, dass wir uns da schon gar nicht mehr dran erinnern können (wollen). Irgendwie waren in der Stunde Null schon alle anderen coolen Namen vergeben. Eigentlich wollten wir "GRAVE DIGGER" heißen. Aber nach exzessiven Forschungsarbeiten in der hiesigen Metal–Szene wussten wir, dass der auch schon verpachtet war. Ehrlich gesagt war uns der Name nicht so wichtig wie die Musik, allerdings ist BURIED TIME als Name gewachsen. Und mittlerweile gibt es Ereignisse in unserem Leben die sich mit dem Namen verbinden lassen. Deshalb stehen wir dahinter.
Lars :
Wie waren de bisherigen Reaktionen auf das Album?
BURIED TIME :
Durchweg positiv! Eigentlich ein bisschen erschreckend, denn "Innocence Gone" war eigentlich nur der Versuch im bandeigenen Studio ein paar Songs zu produzieren, was so in der Form eine ganz neue Situation war. Bis dahin sind wir immer im Studio gewesen und haben uns voll auf das musikalische Wirken konzentriert. Diesmal haben wir halt alles selber gemacht, vom ersten Mikro bis zum letzten Misch. Was da am Ende bei rauskommt, war also lange unklar. Jetzt so positives Feedback zur Platte zu bekommen, macht uns deswegen ein wenig doppelt stolz!
Lars :
Wie hat das bei euch damals angefangen?
BURIED TIME :
Alex und Lars haben BURIED TIME gegründet und zu zweit die ersten Songs geschrieben. Damals, so ca. 1996, wurden diese dann mit Drumcomputer und Keyboard-Sequenzer realisiert. Lars war schon am Bass und Alex hat neben dem Gesang auch die Gitarre gespielt. So ca. 1998 haben die beiden dann Dennis auf einer Party kennen gelernt, der zu diesem Zeitpunkt Gitarrist in einer anderen Band war. Recht schnell hat man sich zusammen gerafft und erst noch mit Drumcomputer, ab 1999 dann aber mit Frank Baumann an den Drums, Songs geschrieben und Demos aufgenommen. Martin war zu dieser Zeit schon ein guter und langjähriger Freund der Band und sollte 2004 eigentlich als zweiter Gitarrist zur Band stoßen. Wie es aber so manchmal im Leben ist, konnte Frank aus persönlichen Gründen nicht mehr länger so intensiv an der Band arbeiten wie der Rest, der das getan hat und verließ uns deswegen. Kurz entschlossen, aber nicht ganz spontan hat Martin seine Gitarre an den Nagel gehängt und sich sein erstes Drumset gekauft. Seid dem spielt er bei uns die Drums und leistet sehr gute Arbeit. Als die Aufnahmen zur "Innocence Gone" starteten, hatte Martin erst ca. ein Jahr Drum-Erfahrung. Auch das macht das positive Feedback zur Platte (s.o.) noch positiver für uns.
Lars :
Was sind eure musikalischen Vorbilder?
BURIED TIME :
Da sind wir sehr breit aufgestellt. Jeder von uns hat da ganz andere Bands und Künstler, die als Vorbilder in Frage kommen. Ob IRON MAIDEN, METALLICA, MEGADETH, mit denen wir ja irgendwie alle aufgewachsen sind, oder ANATHEMA, PORCUPINE TREE, RIVERSIDE oder KATATONIA, die uns momentan sehr begeistern. Irgendwie gibt es viel zu viele Bands, die für uns selber wichtig sind um noch mehr aufzuzählen. Wichtig ist, dass jeder von uns leidenschaftlich Musik hört, ob jetzt Prog, Metall, Rock oder Indie. Eher PINK FLOYD oder doch IN FLAMES. DREAM THEATHER oder alte CRO-MAGS Sachen. Dennis hört sogar BJÖRK, was nicht immer alle gut finden. Das einzig Wichtige ist aber, wenn wir vier zusammen Musik machen, sind wir BURIED TIME und das ist mehr als die Summe aus dem, was wir selber hören, nämlich vor allen Dingen das, was zwischen uns da ist und bei jeder Probe die Luft zum Brennen bringt.
Lars :
Ihr habt ja von eurem eher zum Gothic Metal tendierenden Stil einen doch recht großen Sprung Richtung Metal gemacht. Inwieweit wollt ihr diese Richtung fortsetzten?
BURIED TIME :
Richtig! Gothic Metal wird sicher immer ein Teil unserer Musik bleiben. Aber irgendwie ist das Thema doch schon ganz schön ausgelutscht, oder? Mittlerweile ist jede dritte Band, wenn nicht noch mehr, Gothic Metal. Wenn man selber Gothic Metal macht, ertappt man sich dann irgendwann dabei, diese Bands fast alle Scheiße zu finden. Irgendwann zweifelt man dann selber auch an seinem eigenen Konzept. Deswegen keine Konzepte mehr, was Musik angeht.
Es mag genug Bands geben, die mit einer klaren Linie wachsen oder diese auch zwingend brauchen. Vielleicht ist es auch richtig, dass der Markt diese Kollektiv-Ideen braucht. Aber wir möchten das nicht mehr mitmachen. Wir selber haben auch schon eher schlechte Erfahrung gemacht. Wir hatten da mal ein Management, das uns unbedingt in diese Richtung drängen wollte. Glücklicherweise konnten wir das stoppen. In Zukunft wird es sicher noch genug Leute geben, die in unseren Songs immer noch Gothic Metal erkennen. Wir schreiben auch Songs, wo man das vielleicht vertreten kann. Wir spielen auch Songs wie 'Cage Of Blindness' oder 'See My Fall' gerne live. Das aber auch nur deswegen, weil wir darauf Bock haben. Das Zeug was uns aber momentan entspringt, ist sicher "more heavy" und schneller als "Innocence Gone", weiterhin gibt es deutlich mehr Prog-Anteile. Wir arbeiten an besserem Songwriting und komplexeren Aufbauten. Es gibt aber immer noch Keyboards und Synthiesounds. Es wird auch in Zukunft Balladen geben. Unser Ziel ist einfach, dass BURIED TIME wie BURIED TIME klingt. Leute, die uns bis jetzt mochten, da schließen wir aber alle Demos der Vergangenheit ein, werden uns auch in Zukunft mögen. Leute die uns nicht mögen, werden uns auch in Zukunft nicht mögen.
Lars :
Warum macht ihr immer noch Eigenproduktion?
BURIED TIME :
In erster Linie deswegen, weil wir bis jetzt noch nicht den passenden Deal haben. Vielleicht ändert sich das bald. Momentan ist es leider recht schwierig starke und mutige Partner zu finden. Gerade in Deutschland. Das Land der Denker und Dichter verroht aufgrund der Globalisierung kulturell leider genauso wie der Rest der Welt.
Dem Konsumenten ist es noch nie so schwer gemacht worden gute deutsche Produktionen zu entdecken, die es ja nun mal gibt, wie es momentan der Fall ist. Die Foren, die vor zehn Jahren noch Anspruch hatten, profitieren sich nur noch mit Klingelton-Werbungen, Rätselspielen oder vorkonfektionierten Überseeproduktionen. Wenn es das Internet nicht geben würde, wäre die Situation hoffnungslos, aber nicht verloren. Bis zur "Innocence Gone" haben wir zwar auch schon Eigenproduktionen gemacht, allerdings nicht im eigenen Studio. Da Dennis sich schon lange mit der Kunst des Produzierens beschäftigt hat, und über einige Jahre ein doch ordentliches Projektstudio in den Proberaum gestellt hat, war das nur noch der konsequente letzte Schritt alles selber zu machen. Zukünftig wäre es aber schöner wieder in anderen Studios zu produzieren, um das Bestmögliche rauszuholen und noch mehr zu lernen. Das Projektstudio ist in erster Linie zur Verfeinerung des Songwriting-Prozesses gedacht.
Lars :
In welchem Studio würdet ihr gerne aufnehmen wollen?
BURIED TIME :
Aktuell gerne in den "Woodhouse Studios" in Hagen. Tolles Studio!
Lars :
Wie ist die Metalszene bei euch zu Hause?
BURIED TIME :
Die Metalszene ist bei uns herzlich willkommen! Alle, die uns noch nicht kennen, sollten mal auf unser Homepage oder unserer Myspace-Seite (Links siehe unten - Anm. d. Red.) vorbeischauen und reinhören.
Falls du die Frage anders gemeint hast (ist ein bisschen doppeldeutig): Wir wundern uns doch oft, wie viele gute Bands es überregional in Deutschland gibt, die leider noch vollkommen oder beinahe unentdeckt sind. Also genug guten Stoff gibt es, leider aber nicht mehr einen so großen Markt und so viele Idealisten wie früher.
Lars :
Woher kommen eure textlichen Inspirationen?
BURIED TIME :
Grundsätzlich aus ganz normalen Dingen des Lebens. All das, was uns gerade bewegt. Politik, das soziale Miteinader der Menschen, Poesie, Romane, sogar Naturwissenschaften (Eta Carinae). Aber auch viel persönliche Geschichte, die in einem Song verarbeitet wird. Wir versuchen immer Raum für eigene Interpretationen zu lassen ohne dass man etwas in unsere Texte interpretieren könnte. ;-)
Lars :
Wie seid ihr überhaupt zur Musik gekommen?
BURIED TIME :
Wie die meisten Musiker durch intensives Musik hören in frühster Kindheit. Da war man noch richtig beeindruckt vom Gitarristen "X" oder dem Sänger "Y" und wollte unbedingt genau so werden. Wenn man dann am Ball bleibt für ein paar Jahre, ist man so als Musiker geprägt, dass die richtige Frage wäre: "Wie zur Hölle ist man bis dahin ohne Musik ausgekommen?"
Lars :
Wie komponiert ihr?
BURIED TIME :
Die meisten Ideen bringen Alex oder Dennis mit zur Probe und diese werden dann mit der ganzen Band ausgearbeitet. Wenn der Song dann steht, wird dieser direkt live mitgeschnitten und in Ruhe auseinander genommen, eventuell verändert und dann gepaukt. Es entstehen aber auch immer mehr Ideen aus Jam-Aktionen, die wir mitschneiden und danach analysieren.
Lars :
Wie sieht es mit Tourplänen aus?
BURIED TIME :
Konkret spielen wir im November zwei Konzerte, und nächstes Jahr im Januar und Februar auch ein paar. Es lohnt sich aber immer mal wieder auf unserer Seite nachzuschauen, da momentan noch einige Termine in der Mache sind.
Lars :
Was macht ihr neben der Musik sonst noch?
BURIED TIME :
Viel zu viele Stunden verbringen wir in unseren Jobs. Irgendwie haben wir alle einen zeitintensiven Arbeitsplatz. Ansonsten versuchen wir so viel Zeit wie möglich an unseren Instrumenten zu verbringen, auch außerhalb der Probe. Ab und an ein Film, viel Musik hören und wenn man mal wirklich Zeit hat Lesen, Reisen oder Hörbücher hören.
Lars :
Was waren eure letzten Plattenkäufe?
BURIED TIME :
Die neue DREAM THEATHER-DVD "Score: 20th Anniversary World Tour Live With The Octavarium Orchestra", die letzte ANATHEMA-DVD "A Moment In Time", IRON MAIDEN – "A Matter Of Life And Death", TRIVIUM – "The Crusade", BLACK LABEL SOCIETY – "Shoot To Hell", gerade bei Amazon bestellt – PORCUPINE TREE-DVD – "Arriving Somewhere".
Lars :
Irgendwelche Lieblingsfilme?
BURIED TIME :
Vor allen Dingen altes schwarz/weiß-Zeug, die alten "Star Wars"-Episoden, "Herr der Ringe", diverse Horror B-Movies, "Kill Bill", Alfred Hitchcock-Klassiker, und und und...
Lars :
Das beste Konzert, das ihr besucht habt...
BURIED TIME :
PORCUPINE TREE 2005 Matrix Bochum
IRON MAIDEN 2005 RaR
METALLICA 2006 RaR
Lars :
...und das beste Konzert, das ihr gemacht habt.
BURIED TIME :
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert...
Lars :
Nachdem ihr ja selber schwer in Schubladen zu stecken seid, wohin würdet ihr euch stecken wollen?
BURIED TIME :
So eine schwere Frage zum Schluss, am besten wie schon erklärt in gar keine Schublade. Für uns selber ist das recht schwer zu sagen!
Lars :
Und noch ein paar letzte Worte?
BURIED TIME :
Erstmal Danke an dich und POWERMETAL.de, dass ihr uns Fragen stellt, auf die wir antworten dürfen. Hat uns Spaß gemacht. Wie schon erwähnt, alle, die uns nicht kennen, hier reinhören:
http://www.myspace.com/listentoburiedtime
http://www.buried-time.de
- Redakteur:
- Lars Strutz