CALIBAN: Interview mit Robert

01.01.1970 | 01:00

"Most important and influential band within the scene". Als ich das im beiliegenden Info zu „Shadow Hearts“, der aktuellen und mittlerweile dritten Scheibe des deutschen Fünfers CALIBAN gelesen habe, war ich doch leicht verwirrt. CALIBAN? … Most important? … Influential? Na, also ich weis nicht. Mittlerweile höre ich mir schon weit über ein Jahrzehnt harte und artverwandte Sounds an, aber den Namen CALIBAN hab ich bis zu dem Zeitpunkt noch nie gehört (nicht so Taliban ... haha … sorry, blöder Witz). Mir scheint, da hab ich irgendwie was verpasst oder Robert (Drummer des Quintetts)? Wie seht Ihr persönlich Euren Status in der Metalcore-Szene?

Robert: Die Metalcore-Szene erlebt in Deutschland zurzeit einen regelrechten Boom. CALIBAN gibt es jetzt seit 6 Jahren, wir sind also schon eine zeitlang dabei. Ohne überheblich klingen zu wollen, haben wir diese Musikrichtung zusammen mit einigen anderen Bands auch ein Stück weit geprägt.

Oliver: Aha, jetzt bin dann auch ich im Bilde. Bist Du mit der stilmäßigen Einordnung Eures Sounds - Metalcore - eigentlich zufrieden oder würdest Du Euren Sound eher anders beschreiben?

Robert: Metalcore trifft es schon ganz gut. Wobei ich finde, dass man uns nicht auf dieses Logo reduzieren sollte. Unsere Musik beinhaltet noch ein paar mehr Elemente und Einflüsse als Metal und Hardcore. Aber im Großen und Ganzen ist Metalcore schon o.k.

Oliver: Soso. Aber wenn ich mir Eure Vocals so anhöre, mal abgesehen von den wenigen Clean-Parts, erinnert mich das ganze doch eher an eine Black Metal Band. Sind diese Art von Vocals beabsichtigt oder wird sich das ganze bei der nächsten Scheibe noch weiter Richtung Clean-Parts und weitere Experimente bewegen?

Robert: Die cleanen Gesangsparts waren ein Experiment, das wir auf „Shadow Hearts“ gerne machen wollten. Da diese sich sehr gut in unsere Musik einfügen, werden wir wohl auch weiterhin solche Parts in unsere Musik einbeziehen.

Oliver: Dann noch mal was zu den Clean-Vocals. Diese machen Euch ja laut Info vergleichbar mit Bands wie KILLSWITCH ENGAGE oder AFTERSHOCK. Warum dieser Vergleich? Versucht man Euch damit ins Fahrwasser dieser Bands zu stoßen?

Robert: Nö, eigentlich nicht! Unsere Musik ist ja auch ein wenig härter als die von KILLSWITCH ENGAGE. Da KILLSWITCH ENGAGE aber auch Metal mit cleanen Gesangsparts verbinden, liegt dieser Vergleich bei manchen Leuten auf der Hand.

Oliver: Das sehe ich ähnlich. Der Vergleich mit KILLSWITCH ENGAGE ist nicht wirklich treffend. Aber mal was anderes, wie sind denn die Reaktionen bis dato auf "Shadow Hearts" so ausgefallen?

Robert: Also bis jetzt könnte es nicht besser laufen. Bis auf ein paar wenige haben wir für „Shadow Hearts“ nur gute Kritiken bekommen.

Oliver: "Shadow Hearts" rammt die ganzen Möchtegern-MetalCore-Milchbubis unangespitzt in den Boden". Was hältst Du von der Aussage, die ich im Begleitinfo Eurer Promofirma gefunden habe? Wenn ich ehrlich bin, ohne Euch jetzt als Milchbubis zu bezeichnen, so seht Ihr ebenfalls nicht gerade aus, als würdet Ihr knapp vor Eurem Vierzigsten stehen?

Robert: Haha, ne so alt sind wir noch nicht. Was soll ich zu der Aussage sagen? Es ist halt Teil der Promotion-Kampagne und sollte auch in diesem Kontext gesehen werden.

Oliver: Wenn Ihr "Shadow Hearts" einem bestimmten Film bzw. Filmgenre als Soundtrack zuordnen müsstet, wohin würdet Ihr das Album stecken?

Robert: Hmm, teilweise vielleicht für einen Actionfilm, oder vielleicht auch für einen Gruselstreifen, quasi als Schockeffekt.

Oliver: Wie seid Ihr eigentlich ans Songwriting zur neuen Scheibe rangegangen? Wenn ich da im Info zur Scheibe so lese, die Erwartungen an Eure dritte Scheibe sind / waren sehr hoch. Wie seid Ihr mit diesem "Druck" umgegangen?

Robert: Wir haben uns da eigentlich gar keinen Druck gemacht. Wir haben halt versucht, gute Songs zu schreiben und geschaut, was rauskommt. Hat meiner Meinung nach ganz gut funktioniert.

Oliver: Wo wir schon beim Thema sind. Wie läuft bei Euch das Songwriting so ab?

Robert: Meistens bringt Marc die Riffs mit zur Probe und wir versuchen dann alle zusammen, die einzelnen Parts in ein gutes Songwriting umzuwandeln. Manchmal geht das ziemlich schnell, manchmal ist das aber auch schwieriger.

Oliver: Kommt eine neue Scheibe einer Band auf den Markt, wird diese von der Presse in den meisten Fällen mit dem / den Vorgänger(n) verglichen. Ist das in Eurem Falle o.k. für Dich oder ist es Dir lieber, wenn jede Eurer Scheiben als eigenständiges, einzelnes Produkt angesehen wird?

Robert: Das ist schon in Ordnung, da unsere Platten sich aber ziemlich stark unterscheiden, macht das eigentlich nicht so viel Sinn.

Oliver: Wie viel Prozent der Fragen, die Ihr von der Presse gestellt bekommt haltet Ihr persönlich für Schrott?

Robert: Haha, das sag ich jetzt nicht … Scherz beiseite. Da man uns in der Metalszene wahrscheinlich noch nicht so gut kennt, ist es schon o.k., immer nach der Bandgeschichte gefragt zu werden. Obwohl es manchmal schon nervig wird, immer einen ganzen Aufsatz zu schreiben, da diese Frage ja schon ziemlich umfangreich ist! (Die Frage ist doch nicht allzu umfangreich … wohl eher die Antwort! … Anm. d. klugscheißerischen Verfassers)

Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Wann ist für Dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

Robert: Kritik ist kein Problem, solange diese Kritik nicht beleidigend wird. Dann hört es mit konstruktiver Kritik auf.

Oliver: Welchen Stellenwert nehmen für dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?

Robert: Einen sehr hohen. Da das Internet auch immer umfangreicher wird, ist es klar, das Online-Mags stark an Stellenwert gewinnen. Online Interviews haben eine genauso hohe Priorität wie geschriebene Magazine.

Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?

Robert: George W. Bush, um zu sehen, was in seinem Hirn vorgeht. (Viel Spaß auf weiter Flur … Anm. d. Verf.)

Oliver: Was ist das erklärte große Ziel von CALIBAN, bei dem Ihr sagen würdet, wenn wir das erreicht haben, könnten wir eigentlich aufhören?

Robert: Keine Ahnung, da wir trotz unserer sechsjährigen Geschichte noch relativ am Anfang stehen, wird es da wohl hoffentlich noch einiges geben.

Oliver: Was steht für Euch in nächster Zeit an? Touren? Festivals?

Robert: Also, nächste Woche geht's nach Japan für eine kurze Tour mit SHADOWS FALL und KILLSWITCH ENGAGE. Danach sind wir in Europa unterwegs als Support von BIOHAZARD. Im Mai geht's in die USA, wo wir unter anderem beim NEW ENGLAND METALFEST spielen werden. WITH FULL FORCE und DOUR FESTIVAL (Belgien) sind ebenfalls bestätigt. Für eine komplette Liste checkt am besten www.lifeforcerecords.com. (Nicht schlecht Herr Specht … Anm. d. Verf.)

Oliver: Gut, dann machen wir mal hier Schicht im Schacht. Danke für die Antworten. Du hast das letzte Wort ... come on!

Robert: Alles klar, danke schön erstmal an Dich für das Interview. Danke an alle Leute, die uns so hammermässig unterstützen. „Shadow Hearts“ steht jetzt in den Läden, also: Augen auf beim Plattenkauf … www.CALIBANmetal.com


Redakteur:
Oliver Kast

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