Charity Unleashed Festival: Interview mit Dominik Kytzia
11.03.2025 | 13:33Mit dem "Charity Unleashed"-Festival findet Ende Mai ein Festival statt, dessen Vorstellung sich definitiv nicht hinter dem Berg verstecken muss. Denn hierbei handelt es sich um ein Benefiz-Festival, das neben dem solidarischen Gedanken auch sehr gute Musik zu bieten hat. Wir fühlten daher Dominik Kytzia, erster Ansprechpartner des CUFs, auf den Zahn, vor welchen Herausforderungen Festivals heutzutage stehen, mit welchem Gedanken es an den Start ging und was in diesem Zusammenhang das Besondere an der Metal-Szene ist. Here we go:
Hallo Dominik und vielen Dank, dass ich dir einige Fragen zum CUF stellen kann. Wie geht es dir? Was machen die Vorbereitungen?
Hey Marcel! Na klar! Vielen lieben Dank auch an dich und dafür, dass ich dir und den POWERMETAL.DE-Leser*innen heute unser Metal-Benefiz-Festival, in das wir seit Jahren viel Herzblut fließen lassen, ein wenig näher bringen kann. Mir geht es sehr gut, vor allem aufgrund der so überwältigenden Resonanz aus der Ruhrgebiets-Szene auf unsere gemeinnützige Veranstaltung! Das ist unser Antrieb, macht Lust auf mehr und die gemeinsame Sause Mitte Mai!
Wir beide haben uns auf dem "Rock Hard"-Festival im vergangenen Jahr kennengelernt, als du mir einen Flyer der kommenden Ausgabe in die Hand gedrückt hast. Generell: Wie kommen Flyer-Aktionen wie diese eigentlich bei anderen an?
Das stimmt, das war ein richtiger "Glücksgriff" und eine tolle gemeinsame Unterhaltung! Wie oft trifft man schon Chefredakteure bekannter Metal-Magazine zufällig im Vorbeigehen? Genau solche Momente sind es tatsächlich auch, die CUF-Flyer-Aktionen so spannend für uns als Team machen. Wir sind ein Orga-Team, das genauso aus der Live-Metal-Szene kommt wie die Gäste der Konzerte, die wir besuchen. Nicht selten werfen wir uns direkt nach der Promotion mit den Leuten in den Pit, die gerade noch am Einlass unser Line-up in die Hand gedrückt bekommen haben. Für uns ist das ein echtes Lebensgefühl unter (Live-)Musikfans. Zusätzlich haben wir vor allem die Thrash- und Death-Metal-Szene schon immer als eine Gemeinschaft wahrgenommen, in der Flyertausch auf Konzerten quasi zum guten Ton dazugehört.Am 24. Mai steigt im Druckluft Oberhausen die nächste Ausgabe. Wie entstand denn eigentlich deine/eure Idee, ein Festival zu machen? Mit welchem Gedanken dahinter ging die erste Ausgabe an den Start?
Das "Charity Unleashed"-Festival hat sich ab 2020 aus einer von mir veranstalteten privaten Feier unter Freunden zu einem ambitionierten öffentlichen Festival entwickelt. Zuvor kurzzeitig durch die Pandemie ausgebremst, sind wir im Anschluss erst recht und mit doppeltem Eifer durchgestartet. Die Grundidee ein Festival zu gründen, war für mich von vornherein untrennbar mit dem Gedanken der Schaffung einer einzigartigen ehrenamtlichen Metal-Plattform und dem starken Unterstützungswillen von Menschen in Not verwoben. Die Ambition durch eine ganz besondere Veranstaltung Mittel für gemeinnützige Zwecke zu generieren, ist seit jeher unser höchstes gemeinsames Ziel, was zu unserer Freude ebenfalls auf sehr viel Anklang in der ohnehin schon extrem solidarischen Metal-Szene getroffen ist. Dass unsere Motivation auch bei den Bands der ersten Festivaledition auf vollste Unterstützung getroffen ist, hat uns in unserer Arbeit nur noch mehr Aufwind gegeben. Wir waren und sind unendlich stolz darauf Teil dieser Szene zu sein.
Wenn du an die erste Ausgabe 2022 mit MOTORJESUS als Headliner zurückdenkst, welchen Tipp würde der gegenwärtige Dominik dem vergangenen Dominik mit an die Hand geben?
Haha, da fallen mir so einige Tipps ein! Der beste Ratschlag, den ich dem Vergangenheits-Dominik mit an die Hand geben würde, wäre wohl das Verständnis dafür, dass es nicht schlimm ist, wenn die erste eigene Veranstaltung noch mit kleineren Startschwierigkeiten das Licht der Welt erblickt. Es ist viel wichtiger einen ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung zu setzen und eine Idee und Haltung zu verankern, für die es wert ist sich einzusetzen und gemeinsam zu solidarisieren. Die Bekanntheit, die Unterstützer, der Feinschliff von Prozessen erfolgt mit jeder nachfolgenden Edition mehr und mehr. Das war mir vor ein paar Jahren noch nicht so klar wie heute.Ihr habt beachtliche Line-ups am Start: THE VERY END und IGNITION 2023, ASSASSIN und ERADICATOR im vergangenen Jahr. Jeder anwesende Gast erhöht dabei die Spendensumme und ermöglicht es den Deutschen Kinderhospiz Diensten auch weiterhin Gutes im Ruhrgebiet zu tun. Wie kommt diese Intention bei den Bands an?
Da sprichst du ein uns sehr wichtiges Thema an. Der Support der Bands, die bisher auf dem CUF gespielt haben und in diesem Jahr spielen werden, ist schlicht gesagt überwältigend. Mir war bei Gründung des Festivals nicht bewusst, wie viel Selbstlosigkeit und Einsatzbereitschaft uns vonseiten der Bands entgegenkommen würde. Dass Bandmitglieder auf uns zukommen und uns Bandmerchandise für unsere Festival-Tombola (dieses Jahr gibt es neben Tickets für das mit uns befreundete "Dong Open Air" auch viele andere tolle Gewinne zu ergattern) zuschicken würden, als wiederkehrende Gäste vergangener Ausgaben vorbeikommen oder auf Teile ihrer Gage für den guten Zweck verzichten würden, macht uns als Orga-Team sprachlos. So viel Unterstützung für unsere (Spenden-)Ziele, vorallem aus der Ruhrgebiets-Szene, zu spüren, fühlt sich richtig, richtig gut an! Dass wir bereits jetzt bei uns auftretende Bands kennen, die sich schon nach der jeweils zurückliegenden Edition für einen Auftritt im nächsten Jahr bewerben, zeigt uns, dass wir auch bei der Bandzufriedenheit auf dem richtigen Weg sind! Das ist ein wichtiges Feedback für uns!
Ich finde es toll, dass ihr es euch zum Ziel gesetzt habt, zwischenmenschliche Solidarität durch Musikverbundenheit zu stärken und vor allem für diejenigen da zu sein, die oft am Rand unserer Gesellschaft stehen. Für mich tatsächlich nur im Bereich des Rocks und Metals vorstellbar, für dich auch?
Es ist kein Zufall, dass, wenn ich persönlich irgendwo "Benefiz-Konzert" auf einem Flyer lese, mir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit direkt ein paar Zentimeter darunter derbe Metal-Logos entgegenspringen. Die tiefe Überzeugung für Mitmenschen in Not da zu sein, ist für mich eng mit der Metal-Szene verbunden. Dass aktiv dazwischengegangen wird, wenn Unrecht auf Konzerten oder Festivals geschieht, dass sich aufgeholfen wird, wenn jemand im Circle Pit stolpert, dass eine stützende Schulter da ist, wenn sie in Verzweiflung gebraucht wird – das alles und mehr habe ich selbst schon unzählige Male in den letzten Jahrzehnten, teils in schwieriger Eigenerfahrung, erlebt. Dieser Zusammenhalt macht die Metal-Szene für mich einzigartig. Dass genau diese Leute meist auch noch die ersten sind, die sich für den guten Zweck direkt zum VVK-Start das Ticket an den Kühlschrank oder die Pinnwand hängen, überrascht mich nicht im Geringsten.
In diesem Jahr wird es ziemlich deftig: ACCUSER und PRIPJAT stehen wie auch DESTROY THEM für reinen Thrash Metal, WORDS OF FAREWELL und SUNSHINE für melodischen, deftigen Hau-drauf-Metal. Und SMORRAH gibt es noch und ist stilistisch dazwischen angesiedelt. Wie wichtig ist dir musikalische Vielfalt auf dem Festival?
Unser Freund Dirk von Laut-Geknipst.de hat es kürzlich in seinem Vorbericht zum CUF 25 auf den Punkt gebracht: "Thrash Metal steht für Rebellion, Melodic Death für Tiefgang – genau wie das CUF! Hier geht’s nicht nur ums Abfeiern, sondern darum, gemeinsam Grenzen zu sprengen: zwischen Genres, zwischen Menschen und zwischen Schicksalen, die Aufmerksamkeit brauchen." Uns war es immer wichtig eine klare musikalische Ausrichtung für jede Edition zu finden, ohne das Line-up zu sehr auf ein einzelnes Sub-Genre zu versteifen. Die Welt ist divers und so ist auch jedes Metal-Subgenre ein wertvolles Teilstück einer enormen (musikalischen) Vielfalt. Diese Denkweise spiegelt sich in jedem CUF-Line-up wider, auch wenn wir als Orga-Team natürlich einen definierten musikalischen Geschmack haben. Wir möchten einfach nicht als "das Thrash-Festival" oder "das Death-Festival", sondern als überzeugendes Gesamtpaket für einen richtig guten gemeinsamen Metal-Tag gesehen werden.Ich finde es sehr cool und auch mutig, dass ihr euch in diesen doch schwierigen Zeiten einem Festival widmet. Das erfordert sehr viel Herzblut und auch ein tolles Team. Deins besteht aus insgesamt fünf Köpfen. Wer steckt dahinter und wer macht was?
Danke dir! Richtig, das CUF-Team besteht aktuell aus fünf Organisator*innen und ich bin sehr glücklich, dass sich über die Jahre ein so ambitioniertes und fähiges Team zusammengefunden hat! Viele Dinge entscheiden wir gemeinsam im Team, wir haben jedoch auch unsere spezifischen Zuständigkeiten, sodass es für jedes Thema eine feste Ansprechperson gibt. Nena ist seit dem Jahr 2023 unter anderem für den Designbereich zuständig. Sie übernimmt die visuelle Gestaltung unserer Außendarstellung und designt z.B. das Bildmaterial unserer Social-Media Postings. Außerdem kümmert sie sich um den Bereich Projektmanagement, fungiert am Festivaltag als Stage-Managerin und ist zusätzlich bei vielen wichtigen Terminen kaum mehr wegzudenken. Michelle ist in der Planungsphase der Veranstaltung für die technischen Absprachen mit den Bands zuständig und unterstützt Nena als Stage-Managerin während des Festivals. Joël kümmert sich, als einer von zwei jüngsten Neuzugängen im Team, um die Themen "Sponsorenakquise" und "Spendentombola" und Lennart, als ebenfalls neues Teammitglied, wird das Festival zukünftig mit coolen künstlerischen Illustrationen, z.B. für Shirt-Motive, unterstützen. Ich kümmere mich hauptsächlich um das Künstlerbooking, Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, verfasse die PR-Texte für unsere Internetauftritte und bin erster Ansprechpartner für alle allgemein eingehenden Themen. Ergänzt wird das Orga-Team dann am Festivaltag von einer unermüdlichen und fleißigen, ebenfalls ehrenamtlichen Helferschar aus unserem engsten Freundes- und Bekanntenkreis, ohne die das Festival gar nicht so stattfinden könnte, wie es unsere Gäste bereits seit Jahren gewohnt sind. Ich bin unendlich froh und stolz darauf von so vielen tollen Menschen umgeben zu sein und mich auch abseits der gemeinsamen ehrenamtlichen Arbeit stets auf freundschaftlicher Basis auf sie verlassen zu können!
Wann starten die Vorbereitungen für solch ein Festival? Und wie viel Zeit nimmt es generell in Anspruch?
Der Leitsatz "Nach dem Festival ist vor dem Festival" ist tatsächlich Programm. Es gibt zwar ziemlich klare Zeiten, in denen bestimmte Aufgaben anstehen, aber einen ganz klar definierten zeitlichen Anfang gibt es für unser Festival nicht. Oftmals beginnen die ersten Brainstorming-Prozesse bereits vor der jeweiligen Vorjahresedition und die Nachbereitungen der vergangenen Edition münden nach einer kurzen Pause direkt in die Bookingphase für das nächste Jahr. Das CUF ist mittlerweile zu einer Veranstaltung geworden, die das ganze Jahr über Aufmerksamkeit verlangt. Das zieht natürlich einiges an Energie, spendet aber mindestens genauso viel Antrieb, Motivation und Energie zurück. Klare Regenerationsphasen sind daher extrem wichtig, um auch über lange Zeit mit Elan dabei sein zu können. In diesem gemeinsamen Schaffungsprozess aufeinander zu achten, ist demnach extrem wichtig und auch ich persönlich muss mir das immer wieder ins Gedächtnis rufen!
Wohin soll das Festival deinen Wünschen nach noch? Was möchtest du mit deinem Baby – dem CUF – noch erreichen?
Das Festival ist bereits jetzt meine/unsere Erfüllung unserer Idee, aber natürlich haben wir noch so einige Zukunftspläne, Wünsche und Ziele auf der Bucketliste. Wir stehen allerdings auch bewusst gegen den Gedanken "mehr ist mehr". Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben vorallem die Underground-Metal-Szene zu stärken und (noch) verhältnismäßig unbekannte Bands zusammen mit deutlich bekannteren musikalischen Wegbereitern und Protagonisten der Szene auftreten zu lassen. Von dieser Ausrichtung möchten wir uns auch zukünftig nicht entfremden und vielmehr ein immer runderes Paket für alle Beteiligten schnüren, denn ohne Metal-Nachwuchs gibt es irgenwann auch keine Protagonisten mehr. Wir sehen es daher als unseren Auftrag auch jungen Bands eine wertige Auftrittsmöglichkeit zusammen mit Bands zu bieten, die bereits Alben veröffentlicht haben, als viele von uns noch gar nicht geboren waren. In welchem Umfang wir unsere Ziele erreichen können und werden, entscheiden aber natürlich auch unsere Besucher durch ihren Ticketkauf. Von daher der klare Aufruf: Unterstützt die Underground-Szene und den Ticket-Vorverkauf! Ohne Euch geht es nicht!
Und kannst du eventuell noch weitere Festivals mit solch einem bemerkenswerten Charity-Gedanken empfehlen – eventuell aus einer anderen Region?
Es gibt so einige Festivals da draußen, die einen ehrenwerten gesellschaftlichen und/oder gemeinnützigen Gedanken verfolgen und dazu beitragen, dass die Metal-Szene so lebendig ist. Aus unserer Region sind das natürlich vor allem unsere Freunde vom "Rage Against Racism" in Duisburg und vom "Culthe Fest" in Münster. Auch das "Dong Open Air" in Neukirchen-Vluyn unterstützt uns aktiv und mit Hingabe in unserer Spendenarbeit. Desweiteren gibt es auch noch weitere tolle überregional agierende e.V.s, die gemeinnützige Festivals wie unseres in ihrer Arbeit unterstützen. Hier fallen uns direkt unsere Freunde bei Metality e.V. ein, die durch ihre wertvollen Programme (u.a. "666 Schlafsack"-Aktion, "Black Dog"-Aktion) schon mehrfach für die Obdachlosenhilfe oder Menschen, die von psychischen Krankheiten betroffen sind, gespendet haben und auch weiterhin spenden. Das trifft natürlich vor allem bei uns einen wichtigen Nerv, da auch wir vom CUF in den vergangenen Jahren vermehrt für diese Zwecke gespendet haben.
Lieber Dominik, nochmals vielen Dank, dass du dich meinen Fragen gestellt hast. Ich hoffe, dass die kommende Ausgabe ein voller Erfolg wird. Was möchtest du unseren Lesern und hoffentlich kommenden Besuchern noch mit auf den Weg geben?
Na klar! Vielen Dank an dich, dass du auf mich zugekommen bist und dich meinem Redeschwall gestellt hast, haha! Das ist ja angeblich eine sozialpädagogische Berufskrankheit. Und an die Leser*innen von POWERMETAL.de: Runter von der Couch und auf Konzerte gehen! Wir sehen uns vor den Bühnen und in den Clubs!
Fotocredits: Dominik Kytzia
- Redakteur:
- Marcel Rapp