DARKEST ERA: Interview mit Ade Mulgrew
02.03.2011 | 15:08DARKEST ERA haben mit "The Last Caress Of Light" die Herzen der POWERMETAL.de-Redaktion im Sturm erobert. Originell, traditionell, irisch, schön. Wir sprachen mit Gitarrist Ade Mulgrew.
Mit der Nachricht, dass DARKEST ERA den Soundcheck bei POWERMETAL.de gewonnen haben, fällt der Einstieg natürlich leicht. "Wir waren begeistert, als wir gesehen haben, dass wir bei euch auf dem ersten Platz im Soundcheck gelandet sind.", freut sich Ade. "Überhaupt kommt "The Last Caress Of Light" bisher sehr gut an und wir sind sehr glücklich mit den Reaktionen darauf. Es hat in den großen europäischen Magazinen beinahe durchgehend gute Rezensionen bekommen, gerade aus Deutschland ist das Feedback exzellent. Wir wussten natürlich, dass wir ein starkes Album abgeliefert haben, aber die Begeisterung hat unsere Erwartungen doch übertroffen. Es hat offensichtlich einige Leute wirklich überrascht.", erzählt Ade.
Nachdem man zuvor in Eigenregie bereits zwei EPs und ein Demo veröffentlicht hat, ist "The Last Caress Of Light" nun endlich das offizielle Debüt. "Es fühlt sich schon sehr anders an, ein echtes Album bei einem so namhaften Label zu veröffentlichen. Wir sind sehr stolz auf unsere EPs, hatten aber immer eine spezielle Vorstellung davon wie unser vollständiges Album klingen soll und haben darauf hingearbeitet. Es ist auch so, dass die ersten beiden Songs von "The Oaks Session" ('An Ancient Fire Burns' & 'To Face The Black Tide' - PK) bereits für das Album geschrieben wurden. Wir haben die EP eher veröffentlicht, um den Plattenfirmen zu zeigen, wie etwa das Album klingen würde. Für uns ist "The Last Caress Of Light" von daher auch mehr als nur ein Album, sondern ein echter Meilenstein in der Karriere der Band.", gibt Ade zu Protokoll und fügt an: "Wir sind mit dem Album auch sehr viel glücklicher als mit den EPs. Die Produktion ist zum Beispiel exakt so kräftig und differenziert, wie wir sie haben wollten. Die Songs klingen endlich so, wie sie schon immer klingen sollten." Doch das ist nicht das Einzige, was sich für die Band geändert hat: "Mit MetalBlade im Rücken nehmen uns nun natürlich viel mehr Leute wahr. Es ist einfach so viel mehr los als zuvor, vor allem in punkto Reviews und Interviews. Wir haben also schon wirklich etwas erreicht mit dem Album und ich hoffe, dass dies erst der Anfang unserer Reise ist.", gibt sich Ade optimistisch.
Dass in der Gruppentherapie zu "The Last Caress Of Light" Vergleiche mit der NWoBHM, THIN LIZZY, PRIMORDIAL, SKYCLAD, BATHORY, Pagan & Black Metal oder auch WHILE HEAVEN WEPT gezogen werden. Damit werden sowohl Einflüsse zitiert wie auch bewiesen, dass der Sound von DARKEST ERA ziemlich eigen ist. "Viele der Bands und Genres, die da genannt werden, kann man wohl als unsere Einflüsse sehen. SKYCLAD würde ich jetzt nicht dazu zählen und WHILE HEAVEN WEPT sind zwar toll, haben wir aber selbst auch gerade erst entdeckt. Aber der Rest repräsentiert unsere Einflüsse gut, zeigt aber auch eine solche Bandbreite auf, dass man schon sagen kann, dass wir einen sehr einmaligen Sound spielen. Ich meine, dass Doom Metal, THIN LIZZY & BATHORY im selben Satz das durchaus beweisen sollten.", lacht Ade. "Es scheint so, dass verschiedene Leute unterschiedliche Aspekte unserer Musik besonders wahrnehmen. Einige sind besonders von der folkigen Seite unserer Musik angetan, andere vom episch-traditionellen Aspekt unserer Musik. Für mich ist besonders wichtig, dass die Musik dennoch fokussiert ist. Sie klingt kräftig, melodisch, wie eine Naturgewalt. Man kann sich seine bevorzugte Charakteristik raussuchen, aber es hat dennoch immer eine besondere Atmosphäre, einen echten Spirit. Und genau das war auch unser Ziel. Dass man uns nicht einfach in eine Schublade stecken kann, sehen wir absolut positiv." Und das völlig zu Recht.
Dass DARKEST ERA zu jedem Zeitpunkt absolut irisch klingen, ist für Ade auch völlig selbstverständlich. "Ja, das liegt einfach am kulturelllen und musikalischen Erbe, das man hier in Irland hat. Wenn du als Gitarrist in Irland aufwächst, kommst du nun mal nicht daran vorbei, dich mit THIN LIZZY zu beschäftigen. Und solche Elemente können sich dann im Sound der Band manifestieren. Dieser prägende Sound von THIN LIZZY kam ja zu großen Teilen aus irischen Traditionals, wie etwa diese keltische Art des Riffings. Dafür muss man nur mal 'Emerald' hören. Und 'Black Rose' ist genauso von traditioneller irischer Musik beeinflusst wie wir es sind, da hört man dann natürlich durchaus Ähnlichkeiten. Es gibt einfach diese Signatur, die Bands wie uns, MALE MORDHA, PRIMORIDAL oder CRUACHAN verbindet, die man damit wohl erklären kann. So wie es auch einen typisch deutschen, italienischen oder amerikanischen Sound gibt, der sich aus deren Herkunft ergibt."
Auch die Texte geben sich betont keltisch. "Ja, die Texte sind von der keltischen Mythologie und Folklore beeinflusst, wie auch von irischen Dichtern wie Yeata oder Joyce.", erzählt Ade, um dies tiefer zu erläutern: "Vor allem die Bilder und die Sprache, die wir benutzen, kommen daher, weshalb der Stil auch oft an diese alten Schriften erinnert. Inhaltlich aber ist nur 'The Morrigan' eine mythologische Geschichte und auch hier ist es ein Allegorismus. Der Rest der Texte erzählt unsere eigenen Geschichten, beschäftigt sich mit Dingen, die ich ausdrücken wollte. Es geht darum wie sich die Zeiten ändern, in uns und um uns herum. Es geht um den Kampf, die Verbitterung, die ständig währende Schlacht zwischen Stärke und Schwäche. Der Titeltrack ist so etwas wie der letzte Atemzug vor dem Fall, die letzte Reflektion einer verlorenen Seele vor dem, was die Dunkelheit bringen wird."
'Poem To The Gael' ist hingegen nicht an ein irisches Traditional angelehnt. "Es ist ein Kompliment für mich, wenn man denkt, dass es sich um einen traditionellen irischen Song handelt, denn dann weiß ich, dass ich den Spirit des Songs richtig einfangen konnte." freut sich Ade. "Der Song basiert auf einer Akkordfolge, die ich schon einige Jahre hatte, aber nie benutzen konnte. Kurz bevor wir ins Studio gegangen sind, saß ich mit Sarah (Wieghall, gt. - PK) zusammen und wir haben Musik & Texte geschrieben, ein paar Melodien und das Arrangement verfeinert und plötzlich war der Song fertig. Und auch wenn der Titel, der von einem alten irischen Gedicht kommt, eine Art Liebeserklärung an Irland vermuten lässt, ist es tatsächlich eine Art Klagelied für etwas, das man verloren hat. Es ist über das Ende der Zeit, darüber verloren zu sein und die Welt in Flammen zu sehen."
- Redakteur:
- Peter Kubaschk