DARKEST HOUR: Interview mit Mike Schleibaum

15.12.2014 | 12:01

Mit dem neuen selbstbetitelten Album ist DARKEST HOUR einen mutigen Schritt gegangen. Melodischer und eingängiger war die Band nie. Vor einem Auftritt mit MACHINE HEAD gibt Gitarrist Mike Schleibaum einen kleinen Einblick in die letzten Monate.

PM.de: Wie waren die bisherigen Konzerte auf der Tour? Ich denke mal, dass viele MACHINE HEAD-Fans euch nicht wirklich kennen.

Schleibaum: Genau. Der Hauptgrund, warum wir auf dieser Tour sind, ist uns neuen Leuten zu präsentieren. All diese modernen Metalheads stehen halt richtig auf den Sound und MACHINE HEAD haben hier sehr viele Fans, die noch nie mit uns in Berührung gekommen sind. Wir kommen halt mehr aus der Hardcore-/Metalcore-Szene, aber die Tour läuft richtig gut für uns. Wir gehen auf die Bühne und rocken. Oft kommen Leute zu uns, die DARKEST HOUR noch nie gehört haben, es aber gut fanden. Für eine Band, die gut 20 Jahre alt ist, ist das natürlich super.

Euer neues Album ist wesentlich melodischer als zuvor. Im Internet habe ich einige negative Kommentare dazu gelesen. Wie geht ihr damit um?

Nun, das einzige was für Metalheads noch bedrohlicher ist als umgedrehte Kreuze und angemalte Gesichter ist Melodie. Wir haben diese Kritik also erwartet. Der Punkt ist aber der, wir haben acht Alben veröffentlicht und wollten jetzt etwas Neues machen. Wenn man einen Sänger hat der singen kann, dann will man das auch zeigen. Für mich persönlich ist das Album von der rhythmischen Seite sehr interessant. Das Album hat 15 Songs, wenn man die Deluxe Version hat, und es gibt melodische und super harte Nummern. Ich rate den Leuten dazu, die Platte öfters zu hören. Es ist ein Grower!

Aber woher kam der Entschluss eine so vielschichtige Platte zu machen? Immerhin verlasst ihr euren Melo Death/Metalcore-Sound und wartet mit Balladen und weiblichem Gesang auf.

Weiblichen Gesang hatten wir schonmal bei einem Song und fast alles was jetzt neu erscheint, haben wir bereits irgendwo gemacht, aber es war in ein Thrash-Gewand verpackt. Jetzt weißt du halt nicht mehr, was du von DARKEST HOUR erwarten kannst. Früher hatten wir Ideen, die als thrashige Songs endeten, heute haben wir die Barrieren durchbrochen - und es fühlt sich gut an.

Was hat das Songwriting beeinflusst? Habt ihr euch zudem irgendwelche Ziele gesetzt, wie die Platte zu klingen hat?

Ich wollte ein Metalalbum machen, welches die Bands mit denen wir verglichen werden oder die aus der selben Szene stammen wie wir, nicht machen würden. Es kombiniert amerikanischen und skandinavischen Metal. Ich glaube keine der schwedischen Bands würde die rhythmischen Aspekte der Songs so angehen wie wir. Viele amerikanische Gruppen hingegen bleiben beim Verse/Chorus-Schema. Wir wollten etwas ganz eigenes schaffen und ich glaube, dass uns das hier und da gelang. Es gibt verrückte Ideen, die aber noch immer im melodischen Metal-Kontext stehen. Wir sagen dazu übrigens nicht mehr Death Metal, sondern Heavy Metal, haha.

Die größte Veränderung ist allerdings der Gesang. Wo hat John (Henry, Gesang) auf einmal das Selbstbewusstsein hergenommen so viel zu singen?

Früher haben wir schon etwas mit cleanen Vocals experimentiert, allerdings war das Ergebnis nie wie wir es wollten. Die melodischen Songs haben jedoch danach verlangt. Was viele auch nicht wahrhaben wollen ist, dass wir auf der Bühne als Musiker gewachsen sind. Wir gründeten die Band als Teenager und vier Jahre später haben wir unser erstes Album "The Mark of Judas" veröffentlicht. Wir tourten viel und waren somit Teil der amerikanischen Szene. Dass war 1999 und in der Zwischenzeit ist musikalisch viel passiert. John singt und spielt Musik genauso lange wie ich oder der Rest der Band.

Ursprünglich sollte das Album "Fuck Waiting Around To Die" heißen. Wieso ist es letztendlich als "Darkest Hour" erschienen?

"Fuck Waiting Around To Die" war eine Idee der Plattenfirma. Wir haben damit ein bisschen gespielt, hätten das Album aber auch "For Every Dead God Who Worships The Living", was die erste Zeile der Platte ist, nennen können. Wir hatten einige gute Titel, jedoch wollten wir ein Statement machen. Wenn man sich die Diskographie anschaut, sieht man, nun, ich will nicht “Evolution“ sagen, weil dass das alte Material schlecht darstellen würde, aber es gibt definitiv eine Entwicklung. "Darkest Hour" ist ein guter Schluss- aber ebenso Anfangspunkt für uns.

"Darkest Hour" ist eure erste Veröffentlichung über Sumerian Records (u.a. ASKING ALEXANDRIA, ANIMALS AS LEADERS, BODY COUNT, THE DILLINGER ESCAPE PLAN). Warum habt ihr das Label gewählt?

Wir hatten mehrere Optionen als unser alter Vertrag auslief. Sumerian war dafür offen, dass die Band musikalische Veränderungen vornimmt. Andere Labels wollten, dass wir genauso weitermachen wie zuvor, weil sich das wohl verkaufen lässt. Sumerian war halt offen für Veränderungen und das hat uns beeindruckt und dazu gebracht, dass wir bei ihnen unterschrieben.

Was ist eigentlich aus den Plänen für den Re-Release eures Debütalbums "The Mark Of Judas" geworden? Ihr habt einige Zeit bei Facebook darüber gepostet, aber bisher kam da nichts.

Oh, ich könnte dir jetzt das neue Artwork zeigen, aber mein Handyakku ist alle. Wir warten da noch auf den richtigen Zeitpunkt. Das neue Album ist noch nicht lange auf dem Markt und wird bald auch auf Vinyl erhältlich sein. Nächstes Jahr ist unser 20. Geburtstag als Band und ich denke, dass dies ein guter Anlass für den Re-Release ist. Aber mal ehrlich: Das Album ist noch immer zu bekommen. Jeder mit etwas Gehirn sollte in der Lage sein die CD zu kaufen. Aber das Remaster ist cool, weil wir mit den original Bändern gearbeitet haben. "The Mark of Judas" hat diesen speziellen Vibe, den Debütalben so an sich haben. Es kann zwar nicht mit dem Standart der neueren Platten mithalten, aber das Songwriting ist dennoch stark.

Das Jahr neigt sich so langsam dem Ende. Was ist dein Lieblingsalbum 2014?

Metal oder generell?

Generell. Das was du am Besten findest.

Puh, also mein Lieblingsalbum 2014 ist ein Hip Hop-Album. Wenn man Musik macht, dann muss man auch ab und an mal etwas anderes hören. Das neue HORNET-Album ist gut und natürlich die neue AT THE GATES-Platte. Obwohl ich nicht ganz so begeistert bin, wie ich es gerne wäre, ist das Teil ein Meisterwerk. Da spielt natürlich Nostalgie mit, aber die Songs sind einfach richtig gut.

Und was war dein persönliches Highlight des Jahres?

Ich konnte bei BODY COUNT auf der Bühne stehen und 'Copkiller' mitsingen. Das war krass! Ich denke kaum einer kann nachvollziehen, wie cool es ist, wenn ICE-T auf den Brettern steht, dich am Bühnenrand sieht und zu dir sagt 'Yo, Mike, get up here!'. Das war mein Highlight! Aber die "Mayhem Festival"-Tour diesen Sommer war auch gut. BODY COUNT, KORN und AVENGED SEVENFOLD waren auch dabei. Die ganze Tour war eine Heavy-Metal-Achterbahnfahrt, haha!

Redakteur:
Sebastian Berning

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