Der HELFAHRT-Gipfelsturm Teil IV
18.01.2009 | 09:28Gut Ding will Weile haben. Nach diesem Motto hat der nächste Teil unserer HELFAHRT-Gipfelwanderung ein wenig auf sich warten lassen (Hier zu den älteren Teilen: I, II und III). Umso größer die Spannung, was wohl als nächstes kommt, oder? Heute geht es um Stalin – nun eigentlich überhaupt nicht. Aber dafür um tolle Bilder. Willkommen zu Teil IV des HELFAHRT-Gipfelsturms.
13.13 – Wenn Stalin ein Albumcover gestaltet hätte ...
Nach der Pause auf einer wunderschönen Alm in der letzten Folge, geht es heute steil bergauf. Nach knapp vier Stunden Gemeinsamkeit würde mich nun doch mal interessieren, was die HELFAHRT'ler – und um niemand anderen geht’s – eigentlich so "neben" der Band machen. "Also ich studiere am Sprachen- und Dolmetscherinstitut und werde folglich Dolmetscher und Übersetzer für Englisch als Hauptsprache und Italienisch als Nebensprache," erzählt Tobias. "Ich bin dort jetzt das erste Jahr und es läuft doch sehr gut." Max hält es in seinem Berufsleben eher mit körperlichen Dingen: "Ich mache eine Mischung aus Studium und Ausbildung auf einer Privatschule und werde irgendwann mal Sportheilpraktiker und Kyropraktiker. Wenn ich fertig bin – in eineinhalb Jahren. Und ansonsten arbeite ich ab Oktober als Assistent für Pathologie im Rechts der Isar." Basti ist auf dieses Thema nicht so gut zu sprechen. "Ich war an einer Privatschule, die mich eigentlich mehr oder weniger über den Tisch gezogen hat. Aber da bin ich jetzt raus gekommen nach viel Tara. Jetzt bin ich gerade auf der Suche nach Job oder Ausbildungsplatz." Das Leben ist also auch für einen mehr oder minder erfolgreichen Musiker nicht immer einfach. Ein guter Augenblick für einen ambitionierten Journalisten also, sich in Angesicht des Grats auf dem er sich bewegt und den ca. hundert Metern Abgrund zwei Schritt neben sich, auf weit weniger brisante aber dafür nicht minder interessante Fragen zu stützen.
Auf unserer Homepage läuft in regelmäßigen Abständen eine Reihe über Albencover. Dabei gilt es, die besten Cover zu einem Themengebiet zu nominieren. Was läge näher, als die drei Musik-Begeisterten nach ihren Lieblings-Albumcover zu befragen? Doch die Frage scheint schwerer als erwartet, bis Max ein plötzlicher Geisterblitz trifft: "Ich habs! EMPYRIUM - "Where At Night The Wood Grouse Plays" (Prophecy Productions 1999). Das ist fantastisch, ein unglaublich tolles Cover-Artwork." Tobias und Basti sind sich ganz brüderlich darin einig, das GRABNEBELFÜRSTEN-Album "Schwarz gegen Weiß" zu nominieren. "Die ganze Aufmachung mit den ineinander verhakten Figuren, schwarz und weiß, das ist unfassbar gut," stellt Tobias fest. Nach einer kurzen Denkpause bringt Basti aber noch ein anderes Highlight ins Spiel: "Ich finde eigentlich die "Death Cult Armageddon" (Nuclear Blast 2003) von DIMMU sehr geil aufgemacht. Dieses kalte, mechanische und tote von Joachim Luetke ist großartig. Im Übrigen ist der Mann auch ein großer Künstler. Das Ganze ist ein bisschen zukünftiger gemacht, mit Knochenbergen und so. Und der Sound passt genau darauf."
Doch auch die HELFAHRT-Alben haben durchaus sehenswerte Cover, die sich nicht verstecken müssen. Auf dem aktuellen Album kriecht dem Fan eine Waldschratartige Figur aus einer wunderbar gemachten Waldoptik entgegen, ganz im Sinne des "Wiedergängers". Wie uns Max erklärt, stammt dieses Artwork von Michael Bayer (Schlagzeuger bei SYCRONOMICA). "Michael hat auch schon für FESTERING SALIVA das Coverartwork gemalt. Er ist ein unglaublich guter und talentierter Künstler. Er malt auf Öl, macht aber auch viel mit Photoshop. Wenn er allerdings etwas mit Photoshop macht, erkennt man das nicht sofort. Er hat übrigens nicht nur das Cover, sondern das komplette Artwork der CD übernommen. Damit sind wir wirklich absolut zufrieden." Doch nicht nur die künstlerische Ader verbindet, vielmehr sind Max und Michael schon seit Jahren befreundet und haben so einiges zusammen erlebt.
Der Vorgänger, "Sturmgewalt", sieht da ja ganz anders aus. Während bei "Wiedergang" gesetzte grüne Farben dominieren, ist auf dieser CD eine eindrucksvolle Gewitterformation mit kräftigen Rottönen zu sehen. Gemacht hat dieses Artwork Helge Stang (Sänger von EQUILIBRIUM), während das Bild von Max stammt. "Das war so ein grau-gelbliches Gewitterbild. Da haben wir dann quasi einen Ausschnitt raus genommen, es farblich verändert und so hat es mit dem Original nicht mehr viel zu tun. Helge hat auch das Booklet gemacht. Damals waren wir noch viel unprofessioneller, als wir es heute sind: Wir haben ihn gefragt: 'Hey, hast Du Lust, das Booklet zu machen?' Und er meinte: 'Klar'. Soweit so gut – wir haben ihm halt gar nichts gesagt," beschreibt Basti mit einem Lächeln. Ein wenig chaotisch sind die HELFAHRer ja schon. Nicht jedoch, was den Aufstieg angeht. Perfekt navigiert erreichen und durchstoßen wir die Wolkengrenze, nur im mit einer neuen Prüfung konfrontiert zu werden: Aus dem Nebel schälen sich langsam gehörnte, klobige Fleischklöpse heraus, laut brüllend und mit dem satanischen Schwanz wedelnd. Allein Tobias stellt sich der Gefahr und nähert sich diesen unheiligen Ur-Wesen, mutig, tapfer und leichtsinnig auf sein Leben pfeifend. Vorsichtig die Hand ausstreckend erleben wir einen Horror sondersgleichen, jeden Augenblick das endgültige Ende und die totale Apokalypse erwartend. Im Moment der Berührung, dem Höhepunkt unserer seelischen Qual, erkennen wir jedoch das Offensichtliche: Aufgrund einer natürlichen Fehlfärbung von lila zu braun haben wir das göttlich-süße Lebewesen zuerst nicht erkannt: Die berühmte und gefürchtete Milka-Kuh.
Nach dieser Nah-Tod-Erfahrung steht eigentlich nur noch eine Frage im Raum: Gibt es schon Artwork-Planungen für das nächste Album? "Also ich plädiere für Benjamin König von LUNAR AURORA – ein fantastischer Künstler." plaudert Basti. "Tobias und ich haben ja noch eine Band, NEBELMYTHEN, und dafür haben wir von ihm das Cover malen lassen. Ich habe von ihm noch nie ein schlechtes Cover gesehen. Alle sind geil – auf ihre Art." Tobias ergänzt: "Und das neue EQUILIBRIUM-Cover hat er auch gemacht. Das ist auch richtig gut." Die Freude über die unglaubliche Insiderinformation währt dennoch nur kurz, denn Basti schränkt ein: "Allerdings ist das erst eine kleine Tendenz, noch nicht spruchreif, und bis dahin ist es mindestens noch ein Jahr hin." Man darf also gespannt sein. Mittlerweile sind wir vollständig von Nebel umgeben. In dieser mystischen Welt voller Ruhe und Geheimnisse knurrt der eigene Magen noch viel lauter. Es wird Zeit, endlich den Gipfel zu erreichen. Und so machen wir uns auf, durch diese Watte-Welt in jene Richtung zu stapfen, in der wir die Spitze erwarten.
In der nächsten Folge werden nicht nur (hoffentlich) (endlich) den Gipfel erreichen, sondern auch einen genaueren Blick auf das aktuelle Album der bayerischen Gesellen werfen ...
- Redakteur:
- Julian Rohrer