ELVELLON: Interview mit der Band

05.06.2024 | 09:51

Lange hat es gedauert, bis der "Until Dawn"-Nachfolger in den Startlöchern steht. Doch nun ist es soweit und die ELVELLON-Musiker greifen erneut zu den Sternen. Metallischer, aber zeitgleich orchestraler und majestätischer. "Ascending In Synergy" ist in nahezu allen Belangen eine immense Weiterentwicklung, sodass es uns nur so unter den Fingern brannte, der kompletten Band ein paar schmucke Fragen zu stellen. Taucht ein in die Welt ELVELLONs!

Ihr Lieben, Marcel von POWERMETAL.de hier. Habt vielen Dank, dass ich euch einige Fragen zum neuen Opus stellen kann. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie ist die Stimmung bei ELVELLON? Wie geht es euch?


Pascal: Immer gerne. Danke, dass wir dabei sein dürfen! Wir sind gut drauf und guter Dinge hinsichtlich des bevorstehenden Release aber auch ein bisschen nervös, was man vielleicht verstehen kann. Wir hoffen, dass das Album gut ankommt, sowohl bei alteingesessenen Fans, als auch bei neuen Hörern.

Sechs lange Jahre sind seit "Until Dawn" vergangen. Ihr habt einen neuen Bassisten an Bord. Mögt ihr mir ein Update geben, was in diesen Jahren bei ELVELLON passiert ist und wie du, Jan, in die Band gekommen bist?

Jan: Mein Vorgänger Phil hat ELVELLON tatsächlich schon Ende 2018 verlassen. In Folge davon hat die Band (unter anderem) einen gemeinsamen Bekannten (Ili von der Band CONTRADICTION) angesprochen, ob er Lust hätte oder jemanden kennt, der in die Band passen könnte. Auf seinen Tipp hin hat Gilbert mich Anfang 2019 kontaktiert. Ich habe dann drei, vier ELVELLON-Songs gelernt, bin ein paar Mal in den Proberaum gekommen und es war sehr schnell klar, dass ich bleiben darf, hehe. Aufgrund meiner beruflichen und familiären Situation war ich erstmal nur als Live-Aushilfe dabei und konnte 2019 einige großartige Shows mit der Band spielen. Mein Highlight war dabei der Auftritt auf meinem langjährigen Lieblings-Festival RockHarz. Aber auch die anderen Festivalauftritte und die Tour mit VISIONS OF ATLANTIS haben unvergessliche Erinnerungen hinterlassen. Für 2020 wollten wir dann einerseits live noch eine Schippe drauflegen und andererseits sollte das Songwriting fürs Album richtig starten. Pandemie-bedingt kam es natürlich anders und es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Band wieder in ihren normalen Songwriting-Modus im Proberaum zurückgefunden hat. Sobald es aber wieder lief, war der volle Fokus auf dem kommenden Album und wir haben nur sehr wenige Konzerte (z.B. als Support für DORO) gespielt.

Anfang 2022 waren schließlich alle Demo-Versionen fertig und der eigentliche Produktionsprozess hat gestartet. Irgendwann im Laufe des Jahres hat die Band mich mit der Frage überrascht, ob ich den Bass für "Ascending in Synergy" einspielen möchte. Ich war davon ausgegangen, dass Gilbert das machen würde, habe mich aber sehr über die Frage gefreut. Kurz darauf haben wir gemeinsam entschieden, dass ich als "richtiges Bandmitglied" einsteige.

"Ascending In Synergy" hat nun endlich das Licht der Welt erblickt, der Nachfolger eures "Until Dawn"-Debüts. Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten zum Zweitwerk herangetreten? Was wolltet ihr anders machen?

Gilbert: Das Wort "Zielsetzung" ist etwas zu groß für das, was wir im Vorfeld bandintern besprochen hatten. Zwar hatten wir einige Gespräche darüber, aber das Songwriting ist bei uns von Anfang an ein sehr organischer Prozess, bei dem enge Konzepte der Kreativität eher im Weg stehen. Wir wollten nichts konkret anders machen, sondern lediglich unseren Stil weiter ausdefinieren. Innerhalb des Songwritings haben sich allerdings neue Wege aufgetan. So hat Nele dieses Mal zum Beispiel den Großteil der Texte beigesteuert und generell einen größeren, kreativen Anteil gehabt.

Auf mich wirkt das neue Album noch stimmiger, der Sound homogener. Für mich seid ihr metallischer und orchestraler zugleich geworden. Welche Unterschiede liegen eurer Meinung nach zwischen den beiden Alben? Wie hat sich ELVELLON zwischen dem ersten und dem zweiten Album musikalisch entwickelt?

Gilbert: Ich denke der größte Unterschied zwischen den beiden Alben ist, dass "Ascending In Synergy" reifer klingt als "Until Dawn". Die Harmonien sind spannender, beißender geworden und vor allem Neles Gesang traut sich in neue Gefilde vor. Auf den bisherigen Singles ist davon leider noch nicht viel zu hören, aber den Menschen, die auf das gesamte Album gespannt sind, können wir einige Highlights versprechen. Wie du schon richtig erkannt hast, sind die Metal- und Orchesteranteile gewachsen. Beim Orchester haben wir mit einem Arrangeur zusammengearbeitet, der vielen Songs nochmal eine ganz neue Ebene gegeben hat. Als wir die Dateien von ihm erhalten haben, waren das wahre Gänsehautmomente beim Hören. Zudem sind die Gitarren bei uns in der Stimmung etwas tiefer geworden, was den Metal-Faktor deutlich erhöht hat.

Was genau sagt der Titel auf, was genau steigt in Synergie auf? Stecken hinter Titel oder dem kompletten Album ein konzeptioneller, roter Faden, den ihr verfolgt?

Nele: Zunächst einmal haben wir sicherlich einen gewissen musikalischen und auch lyrischen Rahmen, in dem wir uns bewegen. Aber ein Konzeptalbum wollten wir im Vergleich zu "Until Dawn" nicht direkt nachschieben. Vielmehr ist "Ascending in Synergy" wie ein Sammelband, den man so oft man möchte, aus dem Regal ziehen kann. In diesem Sammelband befinden sich zehn wertvolle Geschichten, die den Hörer dazu einladen, wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen, zu reflektieren. Für mich ist dieses Album eine Möglichkeit und Einladung für jeden, der Rat sucht, sich mit sich selbst auseinandersetzen möchte oder einfach nur gehört werden will. Musikalisch, sowie lyrisch versuchen wir dabei immer, möglichst viel Platz für den Hörer zu lassen, um seine eigenen Interpretationen in die Songs einfließen und sie so zu seinen eigenen werden lassen zu können.

The Aftermath Of Life



https://www.youtube.com/watch?v=nHcI97vZQhc

'A Vagabond's Heart' ist eine sehr schöne, passende Single. Was genau macht denn das Herz des Vagabunden aus?

Nele: Vielen Dank! Ursprünglich habe ich den Text zu diesem Song deshalb geschrieben, weil es die Reise durch mich, meinen Geist und alles, was mich ausmacht, beschreibt. Wir Menschen sind so häufig abgelenkt von außen, so dass wir gar keine Zeit haben, einmal in uns hineinzuhören oder gar die Reise anzutreten, um uns selbst zu entdecken. Dabei geht allerhand verloren. Was man aber sehen kann, was ich natürlich nur aus eigener Erfahrung teilen kann, ist all das, was in 'A Vagabond‘s Heart' zu lesen und zu hören ist. Das Herz des Vagabunden macht also vor allem aus, sich zu trauen, die Reise überhaupt anzutreten und neugierig zu sein, herumzuwandern und sich genau dafür auch die Zeit nehmen. Es geht darum, nicht alles direkt zu bewerten, sondern zuallererst einmal alles anzusehen, zu entdecken und vor allem die Reise als solche zu genießen.

Auch 'Last Of Our Kind' gefällt mir extrem gut. Was macht unsere Art denn aus? Oder welche Spezies meint ihr denn?

Maddin: Unsere Art spielt in diesem Sinne auf die "Star Wanderers" an. Jene die in dieser Geschichte als "die letzten ihrer Art" beschrieben sind, kamen als "Wissende", Namenlose in unsere Welt, um ihr Wissen mit uns zu teilen. Auch das Geschenk der Sprache und der Worte haben sie den Menschen gebracht. Mit dem Erfüllen dieser Aufgabe waren diese Namenlosen "die letzten Ihrer Art" und wurden danach von den Beschenkten, als die "Star Wanderers" getauft, da sie nach alldem ihre Plätze bei den Sternen eingenommen haben. Die letzten Namenlosen waren also gleichzeitig die ersten "Star Wanderers". Eine reine Fantasie, die für mich ein wenig zeigen soll, wieso die Gabe der Sprache ein so großer Schatz für mich ist.

Interessant! Ihr habt mit 'My Forever Endeavour' eine schöne, zweite Single im Gepäck. Wie weit repräsentieren denn die beiden Stücke - also auch 'A Vagabond's Heart' - das gesamte Album? Kommen noch weitere Singles?

Jan: Vielen Dank! Wer unser erstes Album "Until Dawn" kennt, wird nicht überrascht sein, dass die beiden bisherigen Singles nur einen Teil des Albums repräsentieren. Auf "Ascending in Synergy" warten noch einige Gitarrenriff-lastigere Stücke und - quasi in der Tradition von 'Shore to Aeon' - auch wieder ein längeres. Ich, der beim Schreiben der Songs nicht beteiligt war, finde, dass es der Band gelungen ist ein sehr facettenreiches Album zu schreiben, bei dem sich aber trotzdem alles gut zusammenfügt. Es wird noch eine weitere Single geben. Natürlich wieder mit einem Video auf dem YouTube-Kanal von Napalm Records. Details dazu verraten wir aber natürlich noch nicht, hehe.

Das Artwork ist auch wirklich wunderschön geworden. Wer hat es entworfen und wie steht es in Verbindung zu den Songs auf "Ascending In Synergy"?

Nele: Entworfen haben wir das Artwork, selbstredend alle gemeinsam. Solche finalen Entscheidungen, was nun tatsächlich als Artwork gedruckt wird, fällen wir immer demokratisch und mit allen gemeinsam. In ansehnliche Form hat es dann Péter Sallai gebracht. Die Grund-Idee stammt von mir, da ich beim Schreiben von "Ascending in Synergy" immer eine starke Verbindung zum Element Wasser hatte. Dies symbolisiert für mich all die Stärke und Macht, die in uns selbst steckt, aber häufig gar unentdeckt beziehungsweise unterschätzt bleibt. Genau das symbolisiert für mich das Artwork; ein unfassbar starkes Element wie das Wasser und das Emporsteigen von mir selbst innerhalb dieses Elements, was mich aber sanft trägt. Eine unbeschreibliche Kraft, die mich immer weiter nach oben treibt, bis ich schließlich ein Stück mehr zu dem geworden bin, was ich bin: in Balance, ausgeglichen, ein Stück näher bei mir selbst. Wir finden so viel in uns, wenn wir uns nur wagen hinzusehen.

"Ascending In Synergy" brennt darauf, auch live präsentiert zu werden. Was hält die Festivalsaison denn für ELVELLON bereit? Wie wird es nach der Veröffentlichung der Scheibe weitergehen?

Maddin: Genauso brennen auch wir drauf, unser Werk mit der Welt zu teilen! Für die Festivalsaison 2024 wartet aktuell ein noch recht überschaubarer Zeitplan auf uns und das Album. Das liegt primär daran, dass wir uns um die meisten Booking-Angelegenheiten noch selbst nebenher kümmern müssen. Dieses Jahr steht dennoch z.B. das grandiose Dong Open Air in unserer Nachbarstadt bevor, ebenso wie eine Show mit VAN CANTO in Aschaffenburg und natürlich unser Release Konzert im Mai. Auf alle diese Termine freuen wir uns wie verrückt. Vermutlich werden wir noch viel Zeit in die Live-Planung investieren und uns sicher auch um eine angenehmere Booking-Situation bemühen. Alles Weitere steht wohl noch in den Sternen. Aber ich habe das Gefühl, das uns mit "Ascending In Synergy" noch viele tolle Dinge erwarten.

Ihr habt auch sehr gute Erfahrung mit Crowdfunding-Kampagnen gemacht. Welche Möglichkeiten haben sich dadurch für euch ergeben, die ihr ohne diese Kampagnen nicht hättet?

Pascal: Die Tatsache, dass heutzutage so etwas wie Crowdfunding möglich ist, ist sowohl für die Band als auch für die Fans ein Segen. Denn dadurch können wir als Band Projekte angehen und realisieren, die wir anders vielleicht hätten fallen lassen müssen. Die Fans bekommen dann natürlich mehr Content von uns. Sei es ein besser produziertes Album, interessante Musikvideos oder gar eine ganze Live-DVD. Gerade deshalb können wir auf unsere Fans nicht stolzer sein, die uns so tatkräftig unterstützen.

Ihr seid jetzt auch seit 2010 im Geschäft. Wie hat sich denn eurer Meinung nach der Symphonic Metal im Laufe dieser 14, 15 Jahre entwickelt?

Gilbert: Meiner Meinung nach ist nicht allzu viel in dem Zeitrahmen passiert. Nach dem Hoch in den 90ern und vor allem Anfang der 2000er, ist er in der Wahrnehmung etwas gesunken, hat sich aber in der Metal-Szene eine kleine, beständige Nische gesichert. Dort folgt er, immer mit etwas Verzögerung, den aktuellen Trends und übernimmt neue Einflüsse wie tief-gestimmte Gitarren oder Themen-Kostüme auf der Bühne.

Ich danke euch sehr, dass ihr meinen Fragen Rede und Antwort standet und wünsche euch alles erdenklich Gute mit "Ascending In Synergy". Was möchtet ihr euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?

Maddin: Der Dank geht an euch! Wir haben uns sehr über die Gelegenheit gefreut, deine Fragen beantworten zu dürfen. Ein paar Worte an die Menschen da draußen? Gern!

Wir sind zutiefst dankbar für jede Einzelne, jeden Einzelnen von Euch. Euch mit unserer Musik zu erreichen und zu berühren, ist ein großes Privileg für uns und beflügelt uns immer weiter. Ohne Euch wüssten wir nicht, wie unglaublich toll es sich anfühlt, unserer Musik eine Plattform zu geben, wie man so schön sagt. Danke für alles, womit ihr uns schon unterstützt habt oder es überlegt zu tun, seien es Worte, Zeit oder auch nicht zuletzt die Teilnahme an unseren Crowdfunding-Aktionen. Wir hoffen, dass unsere Musik euch in vielen Momenten begleiten wird. Wir sehen uns live!

Fotocredits: Paul Epp

My Forever Endeavour



https://www.youtube.com/watch?v=8w_MNMyWHrs

Redakteur:
Marcel Rapp

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