END OF GREEN: Interview mit Michael Setzer
01.01.1970 | 01:00Nach dem wunderbaren “Songs For A Dying World” der Düster-Rocker END OF GREEN hatte ich die Möglichkeit, ein Phoner-Interview mit einem der Jungs zu führen. Dies bot mir gleichzeitig die Möglichkeit, einen sympathischen und netten Menschen wie Michael Setzer (Gitarre) ein wenig kennen zu lernen.
Here we go:
Dani:
So, am Anfang muss ich erst mal ein Lob zu eurer echt geil gewordenen “Songs For A Dying World” loswerden. Wo habt ihr das gute Stück aufgenommen?
Michael:
Dankeschön, das hören wir gern! Wir haben wieder in Backnang im Subzerostudio aufgenommen, wo wir auch unsere bisherigen Platten produziert haben. Das ist das Studio von unserem alten Label (Subzero - logisch ;o)). Da konnten wir ziemlich kostengünstig rein und waren relativ glücklich drüber. Dort konnten wir uns halt richtig austoben und auch spät in der Nacht noch Musik machen, ohne das sich jemand beklagt.
Dani:
Gab’s bei den Aufnahmen irgendwelche besondere Vorkommnisse oder so?
Michael:
Also das Hauptproblem war, dass wir die Platte eigentlich 2x aufgenommen hatten (lacht). Beim ersten Mal waren wir nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis und haben uns gedacht, das müssen wir noch mal machen. Dann haben wir tatsächlich das Ganze komplett neu eingespielt. Das hat zwar lang gedauert, aber es war besser so.
N paar Lieder haben wir noch mal überarbeitet und so war es halt sehr arbeitsintensiv, arbeitsintensiver als wir dachten.
Dani:
Jetzt seid ihr aber schon zufrieden, oder?
Michael:
Wahrscheinlich kommen in 2 Monaten wieder die Punkte, wo man sagt: “Oh mein Gott, das hätten wir anders machen sollen”. Aber das ist immer so, das wird sich nie ändern und damit müssen wir halt leben. Im Großen und Ganzen sind wir aber richtig glücklich mit der Platte und vor allem, dass sie endlich erscheinen kann!
Eigentlich hätte sie nämlich schon am 18. März rauskommen sollen, aber dann gab’s glaub ich irgend ein Problem mit einem Presswerk. Jetzt sind die CDs aber da und stehen ab 02. April in hoffentlich jedem Plattenladen.
Dani:
In was unterscheidet sich “Songs For A Dying World” von euren bisherigen Platten?
Michael:
Man tut sich immer n bisschen schwer, die eigene Musik zu analysieren... hmmm... ich persönlich finde die Platte direkter. Ich glaube, die kommt ehr auf den Punkt. Wir haben auf jeden Fall das erste mal alle Seiten unserer Musik auf einer Platte.
Leute haben manchmal komisch geguckt wenn sie uns live gesehen haben, da wir auf Platte doch irgendwie anders klingen. Aber diesmal haben wir diese ganze Stimmung auch auf Platte gekriegt.
Es reicht von rockigen Songs bis hin zu epischen, wirklich todtraurigen Songs, also eigentlich die ganze Palette und alles was uns ausmacht. “Songs For A Dying World” ist ne ganz gute Visitenkarte von uns.
Dani:
Aber live seid ihr immer noch intensiver,... einfach anders!
Michael:
Wir fragen uns auch immer wieder, warum das im Studio nicht in der Art hinzukriegen ist. Aber ich denke, langsam kommen wir vielleicht auch in die Nähe unserer Live-Performance, sonst müssen wir halt ne Live-Platte machen (lacht).
Live is für uns halt ne Möglichkeit, die Songs auch mal n bisschen anders zu spielen und ganz anders an die Musik ran zu gehen.
Dani:
Wie waren bisher die Reaktionen für “Songs For A Dying World”?
Michael:
Bisher nur positiv! Aber ich hab beinahe Angst. Irgendwann kommt wahrscheinlich jemand und sagt: “Ihr seid scheiße!”
Die Leute waren bisher zufrieden und überrascht von der Platte und so was hört man natürlich gern. Es ist halt n schönes Gefühl, wenn es Leute gibt, die die Platte wirklich anspricht. Ich hoff mal, dass es so weiter geht, aber ich denke irgendwann kommen auch schlechte Kritiken. Damit muss man dann halt irgendwie umgehen und solange die Kritiken fair sind ist das auch kein Problem.
Wir haben ja früher schon mal ne ganz böse Kritik bekommen, ich glaub im MetalHammer für “Believe My Friend”. Da haben sie uns mit der Kinder-Band Hanson verglichen, das war schon ganz schön fies! Na ja, aber Geschmäcker sind verschieden. Ich hab das gelesen und dachte mir nur: “Oh mein Gott, die finden uns ganz schön scheiße”.
Dani:
Schreib ihr die Lyrics zusammen?
Michael:
Ne, das macht alles der Michael Huber (vox), ich hab mit den Texten fast nix zu tun. Er kommt mit den Texten, wir lesen da mal kurz drüber und er erklärt uns vielleicht was er damit meint oder wie er sich dabei fühlt. Das ist also schon zum Großteil seine Arbeit und es sind ja auch sehr persönliche Texte, was wohl auch mit ein Grund ist, warum er die so gut rüberbringen kann. Es sind seine Gedanken.
Ich denk es ist schon besser wenn der Sänger seine Texte selber schreibt, es is dann einfach auch die beste Möglichkeit das Ganze gut rüberzubringen!
Als ich gestern z.B. erfahren hab, dass der Sänger von DEPECH MODE seine Texte nicht selber schreibt war ich total überrascht, da er die auch immer sehr authentisch rüber bringt...
Dani:
Wie sieht’s mit dem musikalischen Teil aus? Wer komponiert?
Michael:
Also das kannste dir so vorstellen: Wir gehen in n Proberaum und jeder wirft dann seinen Teil in die Mitte, dann rühren wir um und gucken was wir draus machen können.
Dani:
Woher kommt euer Bandname und was für ne Bedeutung messt ihr ihm bei?
Michael:
Der Name kommt glaube ich noch von unserem ganz alten Bassisten, der ist noch vor der ersten Platte ausgestiegen und hat den irgendwann mal angeschleppt.
Grün ist ja die Farbe der Hoffnung, also eben das Ende der Hoffnung. Ist nicht gerade n fröhlicher Name und trifft also die Musik ganz gut.
Dani:
Dann mal zu euren Einflüssen. Ihr habt ja “Black No.1” von TYPE O NEGATIVE gecovert, was sind deiner Meinung nach eure Haupteinflüsse?
Michael:
Also das mit TYPE O war ne ganz eigene Sache, da kam das Orkus (Gothen-Magazin)auf uns zu und hat uns gefragt ob wir n Stück für nen TYPE O NEGATIVE-Sampler machen wollen und uns gleich “Black No.1” vorgeschlagen. Wir haben uns dann gedacht: “Jo, TYPE O NEGATIVE hören wir uns gern an, das machen wir”. So haben wir “Black No.1” anfangs eigentlich nur für den Sampler gemacht. Dann haben wir aber festgestellt, dass der Sampler doch nicht in allen Läden liegt und da wir unsere Version eigentlich ganz gut fanden haben wir uns gedacht, wir packen es noch mit auf die Platte.
Dani:
Ich find eure Version auch sehr gelungen....
Michael:
Es hat auch Spaß gemacht den Song aufzunehmen, es ist einfach ein Klassiker!
Dani:
Und was hört ihr privat für Musik?
Michael:
Hmmm, das geht bei uns echt quer durch den Garten. Unser Schlagzeuger Matze steht z.B. tierisch auf SLAYER oder BLACK SABBATH. Ich hör ganz gern KATATONIA (Katatonia mit K). SOUNDGARDEN ist auch ne Band die ich sehr schön find, THE CULT, THE CURE, so diese Ecke. TYPE O NEGATIVE natürlich auch.
Es spielen schon n paar Dinge mit in unsere Musik, aber da muss man dann auch zwischen den Bands die man gern hört und den Bands die einen musikalisch beeinflussen unterscheiden.
Ich find z.B. auch INCUBUS oder THE DEFTONES sehr geil, musikalisch haben wir mit denen aber eigentlich nichts gemeinsam. Es hätte für uns auch keinen Sinn, zu versuchen so wie die DEFTONES zu klingen, weil ja schon die das tun.
Natürlich bleibt die Musik die man hört n bisschen hängen, SOUNDGARDEN hat mich z.B. sehr beeinflusst.
Dani:
Ihr müsst halt gucken, dass ihr END OF GREEN bleibt!
Michael:
Ja, unsere Identität aufgeben, nur um wie ne andere Band zu klingen, das muss echt nicht sein! Es wäre nicht gut, wenn wir versuchen würden wie die momentan erfolgreichen Bands wie z.B. LINKIN PARK zu klingen, weil wir das A) nicht können und B) es die Bands ja schon gibt. Nen lauwarmen Aufguss davon zu machen wäre doof!
Es bringt dir als Band eigentlich überhaupt nix nen anderen Weg einzuschlagen, nur um mehr Platten zu verkaufen. Als HIM Nr. 1 in Deutschland war haben sich z.B. sehr viele Leute für uns interessiert und haben gesagt “Oh Mensch, aus denen könnten wir die deutschen HIM machen”, aber das sind wir halt einfach nicht! Das würde man auch relativ schnell merken! Es wäre dumm von uns, unsere Musik zu verraten, nur um Geld zu machen!
Dani:
Könntet ihr euch vorstellen Musik hauptberuflich zu machen?
Michael:
Na, auf jeden Fall! Es wäre schon ne Sache die uns sehr freuen würde! Wenn wir uns 24 Stunden am Tag um die Band kümmern könnten, das wäre schon geil. Momentan geht’s noch nicht, aber klar wär’s schön wenn sich das irgendwann ändert, aber nicht um jeden Preis.
Dani:
Was macht ihr denn beruflich?
Michael:
Unser Gitarrist, der Oliver, arbeitet in nem Trickfilm-Büro in Stuttgart. Ich selbst bin Redakteur und mach das schon seit ich 16 bin. U.a. hab ich fürs Magazin der Rofa geschrieben (Rockfabrik live). Unser Bassist ist Erzieher, unser Schlagzeuger arbeitet in der Autobranche und unser Sänger ist eigentlich n Überlebenskünstler. Er arbeitet ab und zu in nem Studio und macht mal Dies, mal Das.
Dani:
Übliche Frage für ein Online-Magazin: Wie stehst Du zum Internet, Mp3’s usw.?
Michael:
Ich denke, das Internet ist mittlerweile einfach die beste Plattform um auf sich aufmerksam zu machen. Also bei uns ist es so das wir, seit wir ne eigene HP (http://www.endofgreen.de) haben, Kontakt zu Leuten bekommen, die wir sonst nie kennen gelernt hätten.
Das fing so an: Ich hab privat ne E-Mail von einem Schweden bekommen der uns einfach ne HP gebastelt hat. Dann haben wir uns das angeschaut, fanden es schön und haben gesagt er soll das ruhig weiter machen und quasi unser Webmaster sein. Über die HP haben sich dann so viele Leute bei uns gemeldet, die irgendwann mal was von uns gehört haben. Insofern ist das Internet ne wirklich gute Basis für uns um Kontakte zu halten und auf uns aufmerksam zu machen...
Was Mp3’s angeht war ich selbst bekennender Napster-User. Ich find es gut, Musik jedem zugänglich zu machen. Andererseits verstehe ich auch Bands wie METALLICA, die sich da tierisch drüber aufgeregt haben. Aber METALLICA sollten sich da eigentlich nicht beschweren, weil sie eben jahrelang mit ihrer Musik wirklich gut verdient haben. Wir haben früher oft Leuten Demo-Tapes gegeben, damit sie Mp3’s draus machen oder es sonst irgendwie verbreiten. Es wäre dumm, eine Möglichkeit wie das Internet nicht zu nutzen! Klar geistert auch viel Scheiße im Netz rum, die kein Mensch braucht...
Dani:
Naja, ich denk, richtige Fans kaufen die Platte sowieso immer [...]
Michael:
Ja, so is das bei mir auch. Wenn ich ne Platte wirklich gut finde will ich diese Platte mit Cover zuhause stehen haben! Ich will die Platte als Ganzes! Es ist z.B. ein wunderschöner Geruch, wenn du eine Vinyl aus der Hülle ziehst. Das möchte ich nicht missen! Und auch wenn sich die Platten nicht verkaufen, Hauptsache die Musik verbreitet sich mal.
Dani:
Für kleine Bands ist es auf jeden Fall perfekt.
Michael:
Ja, du findest im Internet soviel über Bands, von denen du in Magazinen, Fernseher oder Radio nichts hörst. Um bekannt zu werden kann ich mir nichts besseres vorstellen als das Internet.
Dani:
Der süddeutsche Underground hält sehr stark zusammen, wie kommt ihr mit den anderen Bands klar?
Michael:
Es gibt natürlich Bands mit denen man sich nicht so gut versteht, aber der Großteil hält schon gut zusammen und es ist ein großer Austausch untereinander. Man kennt sich und man hilft sich! Ich denke wir haben hier in Süddeutschland eine der besten Szenen in Deutschland, weil es so viele unterschiedliche Bands gibt, die aber trotzdem irgendwie untereinander verbandelt sind, sich gegenseitig aushelfen und gegenseitig auf die Konzerte kommen; das ist einfach n schönes Gefühl.
Ich hab mal dringend ne Gitarrenbox für ein Konzert gebraucht, also hab ich bei CARGO CITY (???), das ist ne Alternative-Blues-Band aus Stuttgart, angerufen und gefragt ob ich ne Box haben kann. Dem Gitarrist wurde dann mal seine Gitarre geklaut, dann hab ich ihm halt eine von mir ausgeliehen. Das ist einfach das spannende am Underground. Der Austausch unter Bands und die Freunde, die man dabei findet.
Dani:
Es ist ja auch relativ viel los... Konzerte usw.
Michael:
Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie viele Clubs und Bands es hier in Stuttgart überhaupt gibt. Ich hab mal gehört, das es allein in Stuttgart schon über 800 verschieden Bands gibt. Gut, da is dann HipHop und Blues und alles mit drin, aber Stuttgart ist ne Stadt mit 600000 Einwohnern, das find ich schon ordentlich! Die sind eben auch so ziemlich alle aktiv, man spielt z.B. oft mit einer Band mehrmals, da entwickelt sich dann über die Jahre schon ne Freundschaft... Hier in Stuttgart ist es extrem schön, viele nette Bands!
Dani:
Ich bin hier auch ziemlich glücklich und muss mir immer gut überlegen ob ich mir nicht für 4 Euro n Underground-Konzert angucke oder eben für 30 Euro ne bekanntere Band.
Michael:
Ich bin auch immer maßlos enttäuscht, wenn Bands kommen, 45 Minuten spielen, sagen “Wir lieben euch!” und dann abhauen. Das war z.B. bei den RED HOT CHILI PEPPERS so. Man zahlt das halt nicht so nebenher und ich denke bei den Preisen hat ein Fan eben das Recht auch dementsprechend was dafür zu bekommen. Im Underground geht es einfach irgendwo humaner zu.
Ne Undergroundband freut sich eigentlich auf jedes Konzert, die Großen denken wohl oft “Egal, dann sind wir halt heut Abend scheiße, morgen spielen wir sowieso wieder”. LIFE OF AGONY haben mich da mehrmals schwer enttäuscht [...] Unser Motto ist irgendwo ja auch Spaß an der Musik zu haben!
Dani:
SOULFLY in Stuttgart war damals auch nicht das gelbe vom Ei, da hätte ich eigentlich mehr erwartet...
Michael:
Bei SOULFLY was ich auch sauer, aber das lag ehr daran wie die Vorgruppen (GLASSJAW) behandelt wurden. GLASSJAW ist halt ne relativ chaotische Band mit Geschrei, aber auch mit schönen Melodien. Ich bin extra hingegangen um die Band zu sehen. Da waren dann aber ziemlich viele Idioten im Publikum die Zeug auf die Bühne geworfen und die Band beschumpfen haben. Da hab ich mich dann auch gefragt was SOULFLY mittlerweile für Leute anziehen... und dann kommen SOULFLY und gehen nach 40 Minuten wieder, das war schon ne Frechheit!
Hier folgte ein längeres Gespräch über SOULFLY und SEPULTURA, welches ich nicht abtippen werde. Also weiter im Takt:
Dani:
Wie sieht’s eigentlich bei euch Tourmäßig aus?
Michael:
Silverdust, die momentan wirklich alles für uns tun, versuchen grad ne Tour für uns an den Start zu bringen, aber sicher ist da noch nichts. Ja, im Sommer werden dann wieder einige Festivals am Start sein, u.a. sind wir im Mai zusammen mit u. a. IN EXTREMO auf dem Feuertanzfestival. Dann werden wir dieses Jahr auch wieder auf dem SummerBreeze spielen, da freuen wir uns schon wie die kleinen Kinder, weil’s einfach n Wahnsinns Erlebnis und unheimlich schön ist [...]
An dieser Stelle war mein Band zu Ende und meine Unprofessionalität führte dazu, dass ich kein Ersatzband da hatte. Aber ich denke, im Großen und Ganzen sind die wichtigsten Fragen drauf...
An dieser Stelle sage ich dann auch noch mal Danke!
- Redakteur:
- Dani Schmötzer