EPHRAT: Interview mit Omar Ephrat

17.08.2008 | 14:41

Mit "No One's Words" beeindrucken EPHRAT bereits auf ihrem Debütalbum mit ausgeklügeltem Prog, der zudem mit einigen hochkarätigen Gästen aufwarten kann und von Steven Wilson persönlich gimixt wurde. Genug Gründe, um sich mit Bandkopf und Namensgeber Omar Ephrat zu unterhalten.

Peter:
Als erstes Mal herzlichen Glückwunsch zu einem wirklich starken Album. Wie sind denn die Reaktionen bisher?

Omar:
Vielen Dank für das Kompliment! Bisher gibt es noch nicht so viel Feedback, abgesehen von hier aus Israel. Hier ist die Begeisterung allerdings schon ziemlich groß. Es sieht so aus, als ob die israelische Metal/Prog-Szene in diesen Tagen stark im Kommen ist und darüber sind hier natürlich alle sehr glücklich.

Peter:
Für "No One's Words" konntest Du Daniel Gildenlöw (PAIN OF SALVATION) und Petronella Nettermalm (PAATOS) als Gastsänger gewinnen, zudem hat Steven Wilson (PORCUPINE TREE) das Album gemixt. Ganz schön viel Prominenz für ein Debütalbum. Wie bist Du mit all diesen Leuten in Kontakt gekommen?

Omar:
Nun, ich habe lange Zeit in meinem Studio Musik gemacht, Songs geschrieben und aufgenommen ohne groß irgendwas tatsächlich zu planen. Du kannst sagen, dass Alles startete, als Gott Steven Wilson zu mir schickte, um mich zu befreien. :-)
Eines Tages, vor etwa zwei Jahren, habe ich Steven kontaktiert, um ihn nach seiner Meinung über mein Material zu fragen. Er war wirklich begeistert und bevor ich mich versah, kontaktierten mich InsideOut wegen einem Album und einem Vertrag und Steven selbst bot sich an Mix und Mastering auf dem Album zu übernehmen. Und so ist im Prinzip die Band entstanden. Ich habe grünes Licht bekommen, ein ganzes Album zu schreiben und eine Band zu gründen.
In den nächsten zwei Jahren habe ich dann das Album geschrieben und aufgenommen und habe dabei Gili Rosenberg und Tomer Z für Bass und Schlagzeug sowie Lior Seker für die Vocals gewinnen können. Allerdings habe ich für zwei Songs keine Vocals aufgenommen, dies gab mir die Gelegenheit mit anderen Sängern zu arbeiten. Eben mit Daniel und Petronella. Daniel hatte ich schon im Hinterkopf als das Ganze startete, noch bevor ich irgendwas geschrieben hatte. Er ist ein sehr spezieller und sehr talentierter Sänger, von dem ich dachte, dass er sich gut auf "No One's Words" einbringen könnte. Und genau das hat er auch gemacht. Er hat den Text zu 'The Sum Of Damage Done' geschrieben und den Song eingesungen. Mehr noch, er symbolisiert für mich die Tatsache, dass man immer noch neuen, originiellen Prog Rock/Metal machen kann. Manchmal denkst Du, dass niemand mehr etwas Neues macht, aber er beweist immer wieder das Gegenteil.
Die Zusammenarbeit mit Petronella hat mir Steven vorgeschlagen. Er empfahl mir ihre Band PAATOS und sofort als ich sie hörte, habe ich mich in ihre Stimme und all die Möglichkeiten, die sich dadurch für meine Musik ergeben würden, verliebt. Unsere Kooperation war so erfolgreich, dass sie neben 'Haze' auch noch auf dem 19-minütigen 'Real' zusammen mit Lior Seker zu hören ist.

Peter:
Du fügst deiner Musik einige orientale Melodien hinzu, aber das ist immer eher subtil und nie so aufdringlich. Wie wichtig sind die israelischen Wurzeln für dich?

Omar:
Nun, das ist schon witzig. Es hat nichts damit zu tun, wie wichtig das für mich ist, es ist einfach da. Ich versuche nicht die Songs in einer bestimmten Weise zu schreiben, aber der Einfluss dieser Art von Musik hier ist so groß, dass sie immer im Hinterkopf präsent ist. Ich denke, das ist der Grund warum sie nicht so aufdringlich sind. Sie sind nicht das Ziel bei der Entstehung, sondern lediglich der natürliche Lauf der Dinge.

Peter:
Was kannst Du mir über die Texte auf "No One's Words" erzählen?

Omar:
Das Konzept war, dass jeder Sänger die Gelegenheit hatte seine eigenen Texte zu schreiben. Ich denke, das war ein cleverer Zug, denn so waren die Sänger viel tiefer involviert als ein Sänger, der bloß singt, was ein anderer für ihn geschrieben hat. Letztendlich handeln alle Texte von extremen Situationen oder Menschen in extremen Situationen. Und das ganz ohne eine Absprache zwischen den verschiedenen Sängern.

Peter:
Was erwartest Du von Deiner Plattenfirma InsideOut?

Omar:
Sie haben mir von Anfang an völlige Freiheit gegeben bei der Wahl der Künstler und bei meinen Songs. Viel mehr kann man als Künstler eigentlich nicht erwarten. Die Möglichkeit, die sie mir geboten haben, ist unbezahlbar und ich denke, dass das Resultat ihr Vertrauen in EPHRAT rechtfertigt.

Peter:
Gibt es konkrete Pläne für eine Tour in Europa und im speziellen natürlich in Deutschland? Und wenn ja, mit wem geht es auf die Reise?

Omar:
Nein, bisher gibt es noch nichts konkretes. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ein Konzert dieser Band eine ziemliche unterhaltsame Angelegenheit wäre. Wir wären dann mindestens zu sechst. Ich kann nicht erlauben, dass die Show deutlich von der Qualität des Albums abfällt.

Peter:
Noch ein paar Fragen, die sich nicht so sehr auf die Musik beziehen.
Die Olympischen Spiele in Peking sind im vollen Gange. Wie ist deine Meinung zu China als Ausrichter der Spiele?

Omar:
Ich denke, sie machen einen wirklich großartigen Job dort. Eine Millionen Menschen von hier nach da zu karren und noch ein paar mehr von da nach hier, das ist schon unglaublich. Ich denke, das sind die beeindruckendsten Spiele, die die Welt bisher hatte.
Über die politische Situation (Kommunismus, Tibet etc.), nun, ich denke, darüber wurde schon genug gesagt.

Peter:
Okay, akzeptiert.
In den letzten Jahren gab es immer wieder (gescheiterte) Versuche den langjährigen Konflikt zwischen Juden und Moslems zu lösen. Wie ist deine Position in dieser Frage?

Omar:
Kurz und bündig: das passendste Wort, dass ich für diese Situation noch finden kann, ist: FRUSTRATION.
Es ist unverständlich, dass Israel jetzt 60 Jahre existiert und immer noch keinen Frieden mit seinen Nachbarn schließen konnte. 60 Jahre in einem konstanten Kriegszustand, es wird wirklicht alt. Und ich beziehe in diese Kritik alle mit ein, von Israel über die arabischen Staaten bis hin zu denen, die die Strippen ziehen. Ich hoffe wirklich, dass meine Band eines Tages auf eine Europatour über den Landweg gehen kann.

Peter:
Okay, das war es auch schon von meiner Seite. Wenn Du noch einen Kommentar für unsere Leser hinterlassen möchtest, ist jetzt der richtige Moment dafür.

Omar:
Schaut nicht auf die Verpackung, sondern darauf, was sich in der Box befindet! Und das meine ich natürlich vor allem im musikalischen Sinne. Ich denke manchmal, dass Bands mehr Zeit damit verbringen sich auf alles andere als die Musik zu konzentrieren und es wird Zeit, dass sich dies wieder ändert.

Peter
Wahre Worte. Omar, vielen Dank für das Interview.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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