Ein Studiobesuch bei MOB RULES
10.04.2025 | 17:23MOB RULES veröffentlicht im August nach sieben Jahren ein neues Studioalbum. Wir haben die Band im Studio besucht.
Sieben Jahre sind eine verdammt lange Zeit, in der viel passiert ist. Die Kathedrale Notre-Dame wurde durch einen Brand zerstört, ein Virus hat die Welt in Angst und Schrecken versetzt, in Ost Europa ist ein Krieg entbrannt und man hat das Gefühl, dass die Welt aus den Fugen gerät. Vor sieben Jahren ist mit "Beast Reborn" das letzte Studioalbum von MOB RULES erschienen, in diesem Jahr soll es endlich wieder eine neue Platte geben. Es gibt also noch schöne News in einer Welt, die gerade Achterbahn fährt. Okay, das Artwork des Covers zu "Rise Of The Ruler" wirkt extrem dystopisch, aber vielleicht ist doch nicht alles so schlimm, wie es aussieht. Das möchte ich an diesem sonnigen Samstagnachmittag herausfinden.MOB RULES hat eine knappe Handvoll Pressevertreter ins Bazement-Studio nach Hünstetten/Stinz-Trinitatis eingeladen. So unscheinbar der Name klingt, mutet auch das Studio an, welches in dem kleinen Ort in einer noch kleineren Straße liegt. Doch das Äußere täuscht. Markus Teske hat sich hier ein kleines Reich erschaffen, in dem neben MOB RULES zahlreiche Größen aus dem Rock und Metalbereich (unter anderem SAGA, U.D.O., THE NEW ROSES) sehr erfolgreiche Alben aufgenommen haben. Der Mann versteht also sein Handwerk. Sänger Klaus Dirks, Gitarrist Sven Lüdke und Keyboarder Jan Christian Halfbrodt haben sich eine Woche lang in das Bazement-Studio eingeschlossen, um den Endmix von "Rise Of The Ruler" aufzunehmen. Im Rahmen einer Listening Session habe ich heute also die Möglichkeit, in die neue Scheibe reinzuhören.
Auf einem Roll-Up-Display ist das Cover zu sehen, welches mich direkt an den Film "Mad Max" erinnert. Das post-apokalyptische Artwork hat der Franzose Stan-W. Decker gestaltet, welcher auch schon für BLUE ÖYSTER CULT und PRIMAL FEAR den Pinsel geschwungen hat. In entspannter Atmosphäre hören wir in die Tracks rein, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind. Jan zeichnet sich für die Texte verantwortlich und gibt uns eine kurze Einleitung. Die Geschichte der ersten beiden Alben von 1999 und 2000 wird weitergesponnen und finden auf dem neuen Album ihre Fortsetzung. Nach einem sehr guten Intro geht es dann mit 'Exiled' los. Der recht lange Song geht gut nach vorne und bietet eingängige Gitarren. Texte bieten ja immer einen großen Interpretationsraum. Für mich ist der Song eine Mischung aus post-apokalyptischer Rückkehrgeschichte, politischer Allegorie und musikalischem Selbstkommentar. Er behandelt Themen wie Vertreibung, Identität, Wiederaufbau und die Verantwortung, die eine Gesellschaft – oder eine Band – für ihr eigenes Erbe trägt.Auf 'Future Loom' könnt Ihr Euch freuen, der Track wird als nächste Single veröffentlicht. Im Zentrum steht Dendayar, der Wächter des Tempels – eine symbolische Figur, die vom stillen Beobachter zum Widerstandskämpfer wird. Die Story ist wirklich tiefgründig. Jan erzählt, dass er die heutzutage weit verbreitete KI nur benutzt hat, um seine Texte zu "bereinigen". Für ihn ist dieses Werkzeug eine große Arbeitserleichterung, bei den älteren Alben hat Jan einen englischen Lektor zu Rate gezogen. Ich höre ein paar sehr dezent eingesetzte Streicher heraus.
Während des Hörens macht sich Produzent Markus ab und zu Notizen. Obwohl das Album fertig ist, findet er an der einen oder anderen Stelle noch ein paar Schrauben, an denen er noch drehen könnte. Doch immer wieder hebt Markus den Daumen Richtung der Musiker, so auch beim Song 'Dawn Of Second Sun', welcher für mich ein Highlight ist. Die akustische Einleitung gefällt mir ausgesprochen gut, es wird ein enormer Spannungsbogen aufgebaut und das Tempo steigert sich in einem tollen Gitarrensolo. Der Song beschreibt meiner subjektiven Meinung nach eine spirituelle Reise durch Trauer und Erinnerung hin zu einem hoffnungsvollen Neubeginn. In einer Welt zwischen Mythos, Kosmos und Schicksal suchen die Protagonisten nach Versöhnung mit der Vergangenheit – und nach einem neuen Licht am Horizont.
'Back To Savage Land' wurde bereits als Single und Video veröffentlicht und führt die Geschichte fort. An dieser passenden Location wurde in dem engen Zeitslot mit 'Dawn Of Second Sun' ein noch weiteres Video gedreht, das demnächst ebenfalls als Single erscheint. Regisseur Reiner Fränzen hat mit dem "Jahrtausendblick" bei Rinteln in der Nähe von Hannover einen idealen Ort gefunden, um das sehr umfangreiche Video-Konzept der beiden Tracks in Szene zu setzen.Auch in 'Trial And Trail Of Fear' wird die Story fortgesetzt, der Song enthält tolle Drum-Akzente sowie einen kurzen Piano-Break. Gitarrist Sven Lüdke verortet MOB RULES nicht unbedingt in der "Schublade" Power Metal. Das hat vielleicht damit zu tun, dass in diesem Genre mittlerweile viele Bands den Stempel bekommen, die da nicht wirklich hineinpassen. Zu catchy, zu süß. Ich zumindest sehe die Band aus Norddeutschland jedoch im Sinne des alten klassischen eben genau in diesem Genre. Natürlich gibt es auf "Rise Of The Ruler" die im Power Metal oft eingesetzten Keyboard-Flächen. Diese hört man aber wohldosiert eher in Hintergrund. Der Fokus liegt ganz klar auf den Stromgitarren.
Es gibt für mich wirklich keine schlechten Lieder auf "Rise Of The Ruler", aber 'Providence' sticht durch seine Tempowechsel für mich heraus. Ein genialer Anfang mit den Gitarren und dem Drumset, dazu ein stampfender Goove. Einfach klasse. Textlich ist 'Providence' eine emotionale Hymne auf Zusammenhalt, Vertrauen und den Glauben an eine gemeinsame Zukunft – selbst unter widrigsten Umständen.
Bei 'Nomadic Oasis' schaue ich unweigerlich auf das Cover, welches im Raum steht. Dieses sagt eigentlich alles aus, um was es in dem Song geht. Extrem bildgewaltig, ein toller Refrain mit einer zweiten Stimme und einem Akustik-Part, den MOB RULES auch immer wieder mal auf den älteren Alben eingesetzt hat.
Natürlich gehört zu jeder neuen Platte auch die passende Tour und ich hoffe, dass ich die Band im Herbst dann auch wieder einmal live erleben kann. Hier darf dann keinesfalls 'Coast Of Midgard' auf der Setliste fehlen. Ich sehe schon die Crowd vor mir, wie sie die Pommesgabeln nach oben streckt und den eingängigen Refrain lauthals mitsingt. Ich werde dann natürlich auch in der Menge stehen und meine Stimmbänder strapazieren.Nach viel Tempo und Vollgas nach vorne gibt es dann mit 'On The Trail' Zeit zum Durchschnaufen. Sänger Klaus bekommt hier Unterstützung von Sängerin Ulli Perhonen. Das Ergebnis ist ein akustisches Duett, in dem die beiden hervorragend harmonieren. Der eher mittelalterliche Sound läuft irgendwie konträr zur dystopischen Zukunftsstory, macht die Sache dadurch aber extrem spannend. Spannend ist auch der Schluß, der Song endet abrupt und ich habe das Gefühl, dass etwas fehlt.
Die Auflösung gibt es dann mit 'Equilibrium (Rise Of The Ruler)', dem letzten Track auf "Rise Of The Ruler". Die Melodie des Vorgängers wird fortgeführt, jedoch mit Stromgitarren und ordentlich Druck. Klaus geht gut in die hohen Lagen, es fühlt sich jedoch niemals angestrengt an. Wenn hier die Pause zum vorausgegangenen Song etwas kürzer ist, wäre es für mich rund. 'Equilibrium' ist der Höhepunkt der Saga um Rise of the Ruler – ein epischer Song über Einheit, Wahrheit hinter Masken und das fragile Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel. Er zeigt die Wiedergeburt einer zentralen Figur und mahnt zugleich: Wahre Stärke entsteht aus Balance – nicht aus Macht.
Es wird Zeit für einer Pause und ich muss zugeben, dass mir das kommende Album extrem gut gefällt. Mit "Rise of the Ruler" erschafft MOB RULES ein fesselndes Konzeptalbum, das tief in eine post-apokalyptische, mythologisch aufgeladene Welt eintaucht. Es erzählt eine vielschichtige Geschichte von Exil und Heimkehr, Macht und Verrat, Glauben und Identität – alles eingebettet in ein episches Klanggewand aus kraftvollem Melodic Metal und filmischer Dramatik.
In der Pause erklären uns die Musiker unter anderem, dass sich in den letzten Jahren die Arbeit der Band deutlich gewandelt hat. Kam man früher noch zusammen, um neue Stücke zu schreiben und zu komponieren, wird heute viel online im heimischen Studio erledigt und die Ideen hin und her geschickt. Hier spielt es auch eine Rolle, dass die Bandmitglieder mittlerweile über einen größeren Umkreis verstreut wohnen und die Fahrerei dafür sehr zeitaufwendig wäre.MOB RULES wird bereits vor der hoffentlich bald angekündigten Tour live zu sehen sein. Am 2. Mai wird die Band im Bremer "Meisenfrei" ein Konzert spielen und vielleicht sogar den einen oder anderen neuen Song unter die Leute bringen.
Neben dem Standard-Album wird es noch eine limitierte 48-seitige Earbook-Edition geben. Diese dokumentiert die Entstehung des Albums, Videodreh, Fotoshooting und gibt Einblicke in die Konzeptstory. Der dazugehörige Silberling enthält die gesprochene Story, sowie fünf weitere neue Songs, die wir ebenfalls an diesem Nachmittag hören können. Diese sind noch nicht ganz fertig, laut Aussage von Sven zu ungefähr 80-90%. Es mag an meinen tauben Ohren liegen, ich finde die Tracks durchaus schon verkaufsfertig. Sei's drum, die Band und auch Markus Teske werden hier sicher noch Hand anlegen. Mehr möchte ich derzeit nicht verraten, freut Euch einfach auf die besondere Edition. Ich habe mir diese bereits während des Hörens vorbestellt.
Mein kurzes Fazit zu "Rise Of The Ruler": Nach sieben Jahren ein frisches, neues, starkes Album von MOB RULES. Es macht Spaß, in die tiefgründige Story einzutauchen.
Text: Andre Schnittker
Das Album erscheint am 22. August 2025. Ihr könnt es hier in diversen Formaten vorbestellen.
Back To Savage Land
https://www.youtube.com/watch?v=RnGZAvVOg74
- Redakteur:
- Andre Schnittker