FAIR TO MIDLAND: Interview mit Darroh Sudderth, Matt Langley

21.09.2007 | 16:28

Auch hier möchte ich es noch mal vorab sagen: FAIR TO MIDLAND sind der Newcomer des Jahres. Da gibt es keine Diskussion. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich ein Debütalbum zuletzt derart mitgerissen hat. Vor dem Gig in Berlin Anfang August traf ich Sänger Darroh und Keyboarder Matt. Während Matt als offener, lockerer Typ auftrat, ist Darroh ein schüchterner, sehr zurückhaltender Mensch. Doch beide sind sehr sympathisch und ergänzen sich bei unserem Gespräch gut.

Peter:
Für die meisten Leser von POWERMETAL.de dürftet ihr noch eine ganz neue Band sein. Von daher fangen wir doch am besten damit an, dass ihr euch kurz vorstellt. Woher ihr seid, was euer Stil ist.

Darroh:
Wir existieren jetzt seit acht Jahren und unsere Musik wird meistens als eine Mischung aus Alternative Rock und Progressive Rock bezeichnet.

Matt:
Es wird häufig gesagt, dass wir einen dramatischen und cineastischen Touch haben, vor allem seit ich in die Band gekommen bin, da ich viel mit eher orchestralen Sounds arbeite.
Wir sind aus dem Norden von Texas, etwa 90 Kilometer nördlich von Dallas. Gegründet wurde FAIR TO MIDLAND vor acht Jahren, doch von der Besetzung sind nur noch Darroh und unser Gitarrist Cliff übrig.

Peter:
Obwohl ihr ein echter Newcomer seid und euer Album erst nächsten Monat in Deutschland erscheint, habt ihr schon bei Rock am Ring, Rock im Park und auf dem Wacken Open Air gespielt. Liegt das an eurem guten Management, der Verbindung zu Serj von SYSTEM OF A DOWN (ihr Labelboss – d. Verf.) oder ist es schlicht die Qualität eurer Musik?

Matt:
Ja, wahrscheinlich ist es von allem etwas.

Darroh:
Zumal wir auch ein tolles Booking hier in Deutschland haben.

Peter:
Wie waren denn eure Erfahrungen auf diesen Festivals?

Matt:
Wir wurden völlig umgeblasen. Wir lieben euch!

Peter:
Und die Leute lieben euch auch?

Matt:
Ja, das Tolle war die Reaktion der Fans. Wir waren vor allem in Wacken die wohl weicheste Band auf dem Billing und dennoch waren die Fans sehr enthusiastisch. Ihr scheint hier alle sehr open-minded zu sein und es sah so aus, als ob uns die Leute mögen würden.

Peter:
Wie seid ihr denn überhaupt in Kontakt mit Serj von SYSTEM OF A DOWN gekommen?

Matt:
Das war vor allem Glück. Ein Freund von ihm hat uns auf einem Gig in Los Angeles gesehen, den wir auf einer unserer Touren gespielt haben. Er hat unsere Performance gemocht, eine CD gekauft und die an Serj weiter gegeben. Daraufhin hat sich Serj selbst dann Shows von uns angesehen. Nachdem ihm auch der zweite Gig gefallen hat, kam er nach dem Gig raus und hat uns von seinem Interesse erzählt.

Peter:
Das klingt ziemlich einfach.

Matt:
Ja, eigentlich eine ganz einfache Geschichte.

Peter:
Auf die ihr immerhin acht Jahre warten musstet. Wobei ich nur von einer EP weiß, die vor dem Album veröffentlicht wurde. Was habt ihr in der ganzen Zeit von der Gründung der Band bis zu dieser EP gemacht? Das waren ja auch knapp sechs Jahre.

Darroh:
Wir haben zwei Alben in Eigenregie eingespielt, aber in erster Linie haben wir einfach eine Weile gebraucht bis wir wirklich den Sound gefunden haben, den wir auch haben wollten und auch die Leute dafür in der Band hatten. Das hat bei uns einfach alles etwas länger gedauert als bei anderen Bands.

Peter:
Was ich an FAIR TO MIDLAND so mag, ist dieser sehr individuelle Stil, der nicht wirklich mit anderen Bands vergleichbar ist. Liegt das daran, dass ihr aus Texas seid? Denn viele texanische Bands haben einen sehr individuellen Stil. Egal, ob Heavy-Metal-Bands wie WATCHTOWER oder auch moderne Bands wie THE MARS VOLTA.

Matt:
Ja, das ist sicher auch ein Grund dafür. In erster Linie liegt es aber daran, dass wir in der Band fünf sehr unterschiedliche Charaktere sind. Und auch unsere musikalischen Vorlieben haben eine sehr große Bandbreite. Aber wir sind in der Lage zusammen Songs zu schreiben und unsere Ideen und Vorlieben so zu kombinieren, dass wir alle das Resultat mögen.

Peter:
Das Keyboardspiel erinnert mich an der ein oder anderen Stelle ziemlich an FAITH NO MORE.

Matt:
Puuuhh...

Peter:
Oh, ist das jetzt gut? Magst du den Vergleich?

Matt:
Oh ja, definitiv. Das ist toll. Randy Bottom ist einer der Musiker, der gezeigt hat, welche Art von Keyboardsounds im Rock passen und ich habe ganz klar eine Menge von ihm gelernt. Absolut.

Peter:
Und die Vocals klingen an manchen Stellen nach Serj Tankian von SYSTEM OF A DOWN, allerdings hast du eine variablere Stimme.

Darroh:
Eeehhmmm...

Peter:
Sag einfach "Ja". Ist ja die Wahrheit...

Darroh:
Oh, danke! Na ja, ich denke schon, dass er wahrscheinlich schon noch ein besserer Sänger und Frontmann ist als ich es bin und er hatte wahrscheinlich mehr Training als ich es bisher hatte, aber ich gebe einfach mein bestes.

Peter:
Du musst nicht schüchtern sein oder so. Sei ruhig ehrlich.

Matt:
Darroh ist einfach sehr bescheiden und zurückhaltend.

Peter:
Und bist du auch auf der Bühne so zurückhaltend? Denn als Frontmann auf der Bühne muss ja normalerweise ein bisschen extrovertiert sein.

Darroh:
Na ja, ich rede nicht auf der Bühne, ehm, na ja, Matt, vielleicht kannst du das besser beantworten.

Matt:
Also auf der Bühne ist Darroh kein bisschen zurückhaltend. Wenn wir auf die Bühne gehen, ist Darroh ganz einfach ein anderer Mensch. Ich weiß nicht mal, ob er selbst versteht, was da passiert. Er ist ein Teil der Songs.

Darroh:
Ich weiß nicht, vielleicht ist es einfach, dass ich mir als Performer mehr zutraue als als Sänger.

Peter:
Ich werde es ja heute Abend sehen (siehe auch den Konzertbericht ). Ihr habt gleich noch ein Videoshooting. Zu welchem Song dreht ihr da ein Video? 'Dance Of The Manatee'?

Darroh:
Wir wissen noch nicht genau, welchen Song wir nehmen und werden verschiedene ausprobieren. 'Dance Of The Manatee' oder auch 'Tall Tales Taste Like Sour Grapes'.

Peter:
Ja, das ist mein zweiter Favorit auf dem Album. Überhaupt könnten wir jetzt mal langsam auf euer Album zu sprechen kommen. Ihr habt offensichtlich ein Faible für sehr merkwürdige Titel wie 'A Wolf Descends Upon The Spanish Sahara' oder 'The Wife, The Kids & The White Picket Fence'. Worum geht es da in deinen Texten?

Darroh:
Ich überlasse es jedem selbst die Texte zu interpretieren. Für mich kann es etwas vollkommen anderes bedeuten als für den Hörer. Ich mag auch gar nicht so gerne über meine Texte reden.

Peter:
Wie sind denn bisher die Reaktionen in der Presse. Gab es da schon Reviews?

Darroh:
Ich denke schon, aber ich traue mich nicht sie zu lesen. Es ist schwierig mit Selbstvertrauen auf die Bühne zu gehen, wenn du vorher gelesen hast, was alles nicht gut an dir ist.

Peter:
Ich denke, meine Rezension wirst du lesen können.

Darroh:
Haha, danke!

Peter:
Wie läuft es denn in den USA, wo das Album ja bereits seit einigen Monaten zu haben ist.

Darroh:
Ja, das Album ist vor etwas mehr als zwei Monaten dort erschienen. Wir wollen jetzt nicht, dass da eine große Marketingkampagne angeworfen wird und wir die Presse und die Musiksender bombardieren. Wir wollen das lieber organisch wachsen lassen und uns eine echte, ehrliche Fanbasis erarbeiten. Ich meine, es läuft gut. Besser als erwartet. Aber wir wollen nicht so ein One-Hit-Wonder werden.

Peter:
Eine gute Einstellung und ein gutes Schlusswort! Danke für eure Zeit!

Matt:
Danke für deinen Support! Wir sehen uns bei der Show.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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