FB1964: Interview mit Frank Bornkamp
24.07.2024 | 15:53Frank Bornkamp ist wieder am Start. Besser bekannt unter dem Namen FB1964 veröffentlicht der Gitarrist in schöner Regelmäßigkeit und abwechselnd ein Cover- und Konzeptalbum. Und nach "Ventus Metallum" hat er sich nun mit den sieben Todsünden beschäftigt und ein schmuckes Album mit tollen Gastsängern auf die Beine gestellt. Wir schnappten uns Frank, um ihm bei seinen Studioarbeiten, Gastmusikern, seinem Herzensprojekt sowie Zukunftsplan ein wenig über die Schulter zu schauen.
Frank, im vergangenen Jahr erschien mit "Ventus Metallum" ein weiteres, hochklassiges Coveralbum. Was ist für dich das Besondere an Coveralben und was ist seit der Veröffentlichung der Scheibe passiert?
Ich mache immer abwechselnd ein Coveralbum und ein Konzeptalbum mit eigenen Stücken. Coveralben machen einfach Spaß, vor allem die Auswahl der jeweiligen Tracks ist immer sehr kurzweilig. Das Besondere an Coveralben sollte sein, dass man die Originale nicht eins zu eins nachspielt, sondern seine eigene Note einbringt. Das gelingt im Grunde schon dadurch, dass jemand anderes den Song singt und die Soli anders gespielt sind. Aber auch bezüglich Tempi und kleinen Veränderungen im Arrangement kann man den Song neu gestalten. Da FB1964 ein reines Studio-Projekt ist, habe ich im Anschluss gleich an "Seven Deadly Sins" gearbeitet.
Wie entstand die Idee, ein Konzeptalbum über die sieben Todsünden aufzunehmen? Was macht für dich das Thema so attraktiv?
Grundsätzlich sind Konzeptalben eine "Arbeitserleichterung", da man basierend auf dem Konzept ja schon Textideen hat und sich nichts aus den Fingern saugen muss. Ich recherchiere im Internet über die Thematik oder kaufe mir Bücher. Das ist die Basis für die Texte. Bei "Seven Deadly Sins" sind es eben sieben Sünden und demzufolge sieben Songs. Das Thema der sieben Todsünden (Stolz, Gier, Lust, Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit) finde ich super, da es die "menschlichen Schwächen" beschreibt, denen wir alle mehr oder weniger schon erlegen sind.
Wie kann ich mir generell die Arbeit an einem Album mit deinen Mitmusikern vorstellen? Entwirfst du alles und schickst Mirko, Hanno und Becky die Dateien, damit diese die dann veredeln oder wie läuft ein Aufnahme- und Songwritingprozess im Hause FB1964 ab?
Bei mir im Studio komponiere ich die Songs und nehme meine Gitarren auf. Am Anfang denke ich mir Gitarren-Riffs und -Licks aus. Hieraus entstehen dann die Instrumental-Rohversionen der Songs. Dann komponiere ich hierzu Gesangs-Melodien. Auf Basis der Gesangs-Melodien mache ich die Texte. Ich "singe" dann mit meiner schrecklichen Stimme die Texte ein und schicke die Files und Texte an Becky. Becky singt dann in aller Ruhe bei sich zu Hause die Vocals ein und schickt mir die fertigen isolierten Vocal-Files zurück. Mirko und Hanno bekommen meine Gitarren-Riffs - ich nehme immer zwei Spuren links und zwei Spuren rechts im Panorama auf - den Klick und Infos über Takt/Tempi. Auf Basis dieser Vorlagen spielen die beiden ihre Instrumente ein. Hanno nimmt die Drums in Hannover im Horus-Sound-Studio auf. Mirko nimmt seinen Bass zuhause im stillen Kämmerlein auf.
Beide können Ihre eigenen Ideen einbringen und haben künstlerische Freiheit. Das ist auch gut so, da ich ja nur Gitarrist und kein Schlagzeuger bzw. Bassist bin. Sobald ich alle Spuren beisammen habe, gebe ich sämtliche Files an ein professionelles Studio zum mixen und mastern. Ich habe in der Vergangenheit schon versucht, selbst zu mixen und zu mastern, mir fehlt aber das Know-How und die Technik um einen sehr guten Sound zu produzieren.
Du konntest einmal mehr eine ganze Palette an namhaften Gästengewinnen. Ob es nun Ralf, Bobby oder Johnny sind, die Liste kann sich sehen lassen. Wie kommen die Kollaborationen zustande?
Viele Musiker haben ja schon diverse Male bei mir mitgespielt. Von daher habe ich die Kontakt-Mail-Adressen und frage einfach nach. Die Musiker hören sich dann den Song als Demo-Version an und teilen mir dann mit, ob ihnen der Song gefällt und sie den Song einsingen möchten. Natürlich bekommen die Musiker auch ein Musikerhonorar. Das ist gerade in der heutigen Zeit für viele Musikschaffende überlebenswichtig, da durch die Ausfälle in der Coronazeit und durch schwindende Tonträgerverkäufe und zu wenig Geld für digitale Downloads das Musikerleben nicht leichter geworden ist. Das ist aber ok für mich, da Musik mein Hobby ist und ich fast mein ganzes Geld in dieses Projekt stecke.
Und – in diesem Zusammenhang – du entwirfst Stücke und hast sofort im Ohr, welcher Gast hierfür prädestiniert wäre? Oder wie läuft der Entwicklungsprozess hier?
Nein, erst wenn die Instrumental-Versionen (Gitarren, Bass, Drums) fertig sind, überlege ich mir, welche Sänger ich nehme. Ich mache mir dann eine Liste mit potentiellen Sängern und frage die Favoriten. Man bekommt natürlich nicht immer eine Antwort oder Zusage, da viele Sänger terminbedingt gerade auf Tour oder mit ihren eigenen Bands im Studio sind. Dann muss man eben mit bei anderen Sängern anfragen. Natürlich kommt es auch vor, dass man eine Absage bekommt, weil einem Sänger der Song nicht gefällt ... Musik ist eben Geschmacksache.
Musikalisch bewegen wir uns mehr im mittleren Tempo, es geht um einiges düsterer zu Werke. Ist das eventuell auch dem konzeptionellen Gedanken dahinter geschuldet und eine bewusste Entscheidung, weniger auf das Tempo zu gehen?
Ja, da hast Du Recht. Ich habe aber bei einigen Songs immer wieder Tempi-Wechsel vorgenommen und teilweise das Tempo angehoben, um das Album etwas interessanter zu gestalten.
Woher hast du dich bei den Songs beeinflussen lassen? Filme wie "Sieben" oder eigene erlebte Ereignisse? Welchen Gast möchtest du gerne eines Tages noch auf einem deiner Alben verewigen, was bisher noch nicht geklappt hat? Welchen Wunsch möchtest du dir noch erfüllen?
Ja, der Film "Sieben" ist super gemacht und hat mich auch ein bisschen inspiriert. Außerdem haben wir ja alle schon unsere Erfahrungen mit den sieben Todsünden gemacht. Sie sind ja auch sehr menschlich. Ich selbst habe natürlich noch nie eine Todsünde begangen, hehe. Rob Halford oder Bruce Dickinson wären schon genial. Lemmy und Dio sind ja leider nicht mehr da. Das ist aber Traum-Denken, da mein Budget nicht für solch hohe Honorare vorgesehen ist.
Einmal mehr gehen die Einkünfte dieses Projektes an Regenwald.org. Erzähl uns doch einmal, wie das genau abläuft, was diese Organisation für dich zu einer Herzensangelegenheit macht. Kannst du sagen, was bei all deinen Projekten schon an Regenwald.org ging?
Leider bringt die moderne Zeit bei zig-Veröffentlichungen im Monat mit sich, dass man mit Tonträger-Verkauf und mit digitalen Downloads nur ein Bruchteil dessen verdient, was früher mal drin war. Darum stecke ich bei jedem Projekt mehr Geld rein, als durch Verkäufe wieder herauskommt. Dennoch habe ich das Projekt mit den Regenwald-Spenden verbunden, da viele Leute dadurch auf Regenwald.org aufmerksam werden. Ich spende genau 1.000 Euro bei jedem Projekt an den Regenwald. Diese Spenden sind auf der einen Seite eine Herzensangelegenheit, da der Regenwald unsere grüne Lunge ist. Auf der anderen Seite werden die Spenden z.B. auch von den Gastmusikern positiv angenommen.
Hast du schon im Hinterkopf, womit du mit FB1964 in Zukunft in Erscheinung treten möchtest? Weitere Cover- oder spannende Konzeptalben? Was schwebt dir noch vor?
Momentan schwebt mir vor, weiterhin immer abwechselnd Cover- und eigene Sachen zu machen, solange ich noch Lust an dem Projekt habe.
Lieber Frank, danke, dass du Rede und Antwort standest. Ich wünsche dir mit "Seven Deadly Sins" alles erdenklich Gute. Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche Euch und Euren Lesern alles Gute und weiterhin viel gute und spannende Musik!
Fotocredit: Norbert A. Müller
Wrath
https://www.youtube.com/watch?v=PLNfDPdKq9Q
- Redakteur:
- Marcel Rapp