FROM FALL TO SPRING: Die Metalcore-Muntermacher
28.09.2025 | 13:23Die Mischung macht's! Und so hämmern uns die Jungs vom FROM FALL TO SPRING irgendwo in der Schnittmenge zwischen Post Rock, Metalcore, einer Menge Groove, tollen Hooks und leichten Nu-Metal-Tendenzen ihr nächstes Ausrufezeichen um die Ohren. "Entry Wounds" hat unheimlich viel Tiefgang, worauf wir im Gespräch mit der Band natürlich auch eingehen. Wohin es den Vierer sonst verschlägt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Hallo Jungs, Marcel von POWERMETAL.de hier – erst einmal ein großes Dankeschön, dass ich euch einige Fragen zum aktuellen Geschehen stellen kann. Wie geht es euch? Aufregende Zeiten für FROM FALL TO SPRING, oder?
Simon: Hi Marcel, danke dir! Gerade ist ein echt volles Programm angesagt. Albumpromo läuft, die Tour klopft schon an die Tür, wir feilen noch an den letzten Kleinigkeiten und rennen von Termin zu Termin. Aber genau so macht’s Bock, und wir feiern total, dass das Interesse an unserer Musik immer mehr wächst.
Vor allem die letzten zwei, drei Jahre waren sehr erlebnisreich. 2023 habt ihr an der Qualifikation zur deutschen Vorentscheidung für den ESC in Liverpool teilgenommen. Wie kam es denn dazu? Eine ganz bewusste Entscheidung eurerseits?
Simon: Wir haben die Sache relativ zufällig über TikTok mitbekommen. 2023 konnte man sich ja erstmals eine Wildcard mittels eines TikTok-Beitrages sichern. Das haben wir dann einfach mal ausprobiert, zumal wir da eh einen in unseren Augen sehr passenden Song, nämlich 'Draw The Line', in der Pipeline hatten. Die TikTok-Bewerbung fand dann direkt super großen Anklang, was uns natürlich sehr gefreut hat, und hat es ja dann tatsächlich ins Voting geschafft. Diese ganze ESC-Bubble hat uns einfach super gut gefallen, weshalb wir es dann 2025 direkt nochmal bei "Chefsache ESC" probiert haben.
Direkt danach erschien euer Debüt mit "Rise". Euch gibt es allerdings schon seit 2008. Gebt mir doch ein kleines Update, weshalb es 15 Jahre bis zur Veröffentlichung eures ersten Albums gedauert hat.
Benedikt: Wir haben lange Zeit verschiedene Stilrichtungen für uns ausprobiert, waren in kleineren Clubs regional unterwegs und wussten noch nicht so genau, wo die Reise hingehen soll. So richtig losgelegt haben wir eigentlich erst kurz bevor die Corona-Pandemie anfing, mit unserer ersten EP "Disconnected" 2019. Das war auch die Phase, in der wir als Band zusammen beschlossen haben, das Ganze mal auf ein professionelles Level zu heben und das Projekt mit Struktur anzugehen. Natürlich hatten wir während Corona wenig Möglichkeiten, uns live zu präsentieren, und haben uns dann auf Social Media und Streaming konzentriert. Seitdem haben wir dann auch regelmäßig Singles veröffentlicht, bis mit "Rise" 2023 dann endlich unser erstes richtiges Album rauskam.
Nun geht es aber Schlag auf Schlag – ihr habt mit Sebastian einen neuen Gitarristen seit 2023. Wie konnte er sich denn in das Songwriting zum neuen Album mit einbringen?
Simon: Seb ist ja quasi schon seit Bestehen der Band unser Produzent. Die Zusammenarbeit hat in der Vergangenheit so gut geklappt und der persönliche Vibe hat so gut gestimmt, dass wir dann 2023 Seb in die Band aufgenommen haben. Dadurch wurde Seb nicht nur als Produzent, sondern auch im Songwriting federführend, was die ganzen Songs durchaus nochmal auf ein neues Level heben konnte.
Da wären wir auch schon beim Thema: "Entry Wounds" steht in den Startlöchern und verspricht einmal mehr ein Highlight des melodischen Metalcores zu werden. Worin liegen denn eurer Meinung nach die musikalischen Unterschiede zum Debüt?
Benedikt: Wir denken, dass wir mit "Entry Wounds" musikalisch "erwachsener" wurden. Da zieht sich jetzt ein roter Faden durch alles, es wirkt alles wie aus einem Guss. Unseren rohen Kernsound haben wir beibehalten, aber die neuen Songs sind in unseren Augen einfach nochmal insgesamt ein ordentlicher Step-up zu der ersten LP "Rise".
Und mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Arbeiten herangetreten? Zumal die Platte über 20 Millionen Streams auf Spotify erreicht hat – werden da die Erwartungen höher und höher?
Simon: Wir haben eigentlich nie ein besonderes Ziel beim Songwriting. Wir schreiben das, worauf wir gerade Bock haben, über Themen, die uns gerade bewegen. Natürlich ist durch das größere Publikum ein gewisser Erwartungsdruck entstanden, wodurch wir unsere Ansprüche für Songs im Endstadium natürlich auch hochgeschraubt haben. Aber wir versuchen uns davon nicht einschränken zu lassen.
Welches übergeordnete Konzept verfolgt das Album oder woher der Titel "Entry Wounds"? Hand aufs Herz – was hat euch in den letzten Jahren die größten Wunden zugefügt?
Benedikt: "Entry Wounds" steht sinnbildlich für die Spuren, die Erlebnisse und Emotionen in uns hinterlassen. Jeder Song beschreibt eine Art Einschussstelle, einen Moment, der uns verändert. Inhaltlich geht es viel um innere Konflikte, Selbstzweifel und den Prozess, sich von Altem zu lösen und Heilung zuzulassen. Speziell im Band-Kontext gibt es das auch: den Druck, sich zu beweisen, Selbstzweifel und persönliche Rückschläge. Wir denken aber auch, dass diese Themen viele Menschen in ihrem Leben beschäftigen. Mit dem Albumkonzept in Form der digitalen Welt möchten wir das Ganze verbildlichen und greifbar machen: Es geht um Erinnerungen, Tagebucheinträge und den Dialog mit sich selbst.
Ihr habt euch im Zuge der Veröffentlichung etwas Besonderes einfallen lassen: eine exklusive Webseite, die das Konzept des Albums zum Leben erweckt. Könnt ihr da etwas Licht ins Dunkel bringen, was genau auf den User wartet?
Simon: Die Seite ist ein Gimmick, das das Album für die Fans bereits vor Veröffentlichung lebendig machen kann. Die Cloud, die man vom "Entry Wounds"-Artwork bereits kennt, enthält Memories in Form von Bildern und Videos, aber auch diversen Bonus Content rund um das Album, Infos zu den Songs, versteckte Nachrichten der KI, und uns als Band. Die coolsten versteckten Inhalte blieben bisher noch unentdeckt, und die Seite wird auch weiter noch aktiv mit neuem Content versorgt, also Vorbeischauen lohnt sich immer wieder.
Kommen wir zur Musik: Die Single 'Chasing The High' hat es mir enorm angetan. Vor allem das Video dazu ist sehr ausdrucksstark. Wie stehen Video und Song bzw. Bedeutung dahinter in Verbindung?
Benedikt: 'Chasing The High' stellt nicht ohne Grund den Anfang des Albums dar. Es beschreibt genau diesen ersten Impact, den kleine oder große Rückschläge in uns auslösen. Das Festhalten an Erinnerungen, die uns daran hindern, nach vorne zu sehen, und der innere Kampf, der dadurch ausgelöst wird. Das Video bringt uns direkt in die virtuelle Welt, in der das Albumkonzept diese Emotionen verbildlichen soll: Der Protagonist versucht, eine geliebte und verlorene Person in der virtuellen Welt wiederzubeleben, wird aber von Zweifeln und Schuldgefühlen übermannt.
Im weiteren Verlauf entpuppen sich 'Blood' und vor allem 'I Won‘t Back Down' als meine Favoriten. Ist insbesondere der letztgenannte Song euer Muntermacher in schwierigen Zeiten?
Simon: Ja! Der Song soll Stärke und Durchhaltevermögen vermitteln und eben nicht trotz aller Widerstände aufzugeben. Man soll sich nicht von Rückschlägen entmutigen lassen und dranbleiben.
Kaum zu glauben, aber der Großteil eurer Dates für den Herbst ist schon ausverkauft. Habt ihr mit solch einem einschlagenden Erfolg gerechnet? Wie geht ihr an solche Vorschusslorbeeren heran?
Benedikt: Wir wollen allen Zuschauer:innen eine unvergessliche FFTS-Show bieten. Dafür haben wir die mit Abstand größte Produktion unserer Bandgeschichte auf die Beine gestellt, um das Ganze auch livegerecht zum Leben erwecken zu können.
Offen und ehrlich, Jungs, wohin wird der FROM FALL TO SPRING-Weg in den nächsten fünf, zehn Jahren noch gehen? Was ist euer Masterplan?
Simon: Einen wirklichen Masterplan gibt es eigentlich nicht. Wir versuchen weiterhin, uns durch Touren, Festivals und Releases durchzukämpfen und gehen einfach unsern Weg.
Euch alles erdenklich Gute! Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
FFTS: Bleibt stabil, Leute! Hoffentlich sieht man sich mal auf Tour!
Fotocredits: Marcus Ulbrich
- Redakteur:
- Marcel Rapp