Gruppentherapie: CLOVEN HOOF - "Resist Or Serve"

29.06.2014 | 20:36

Was bringt das neue Album der NWoBHM-Veteranen? Einen Spitzenplatz im Juni-Soundcheck zu Beispiel. Hier die Gruppentherapie.

Na, kennt ihr die Band noch? Jene Band, die in der Hochphase des NWoBHM in der Szene kräftig mitmischte und dann spurlos in der Versenkung verschwand? Doch CLOVEN HOOF hat trotz der langjährigen Durststrecke nichts an Esprit und Kraft verloren und auch das 2006er Comeback-Album "Eye Of The Sun" konnte sich sehen lassen. Es wurde also allerhöchste Zeit, dass Lee Payne und Co. wieder von sich hören lassen. Um es auf den Punkt zu bringen: "Resist Or Serve" ist ein rundum geiles Album, irgendwo zwischen NWoBHM und tollem Power Metal pendelnd, geworden, das mit vielen Killern, einer absolut zeitgemäßen Produktion und einem tollen Sänger zumindest für mich für die Überraschung des Monats sorgt. Jawohl, starke Gitarrenläufe hier, ein mehr als superbes Tempo dort, "Resist Or Serve" läuft seit Tagen rauf und runter? Darbietungen wie 'Brimstone And Fire', 'Helldiver', 'Austrian Assault' oder meine persönlichen Lieblinge 'Call Of The Dark Ones' (schnell!) und 'Valhalla' (nostalgisch!) sorgen bei mir für den ultimativen Begeisterungsschwall. Auch wenn der eine oder andere Track etwas abflaut, so ändert es doch nichts an der Tatsache, dass CLOVEN HOOF ein fulminantes Ausrufezeichen gelungen ist, das vollkommen zurecht zu den heißesten Juni-Abräumern zu zählen ist.

Note: 9,0/10

[Marcel Rapp]



Neue Alben altgedienter Bands sind immer eine schwierige Sache. Ist das Werk wurzeltreu, drängt sich der 1:1-Vergleich mit den Klassikern auf und diesen Test bestehen naturgemäß die Wenigsten. Wird der Sound modernisiert und das Songwriting zeitgemäßer gestaltet, sieht sich die Band mit Fackeln und Mistgabeln von den alten Fans ihrer frühen Tage verfolgt. Bei CLOVEN HOOF konnte man sich nicht entscheiden, mit welcher Situation man besser zurechtkommt, sodass sich "Resist Or Serve" zwischen den beiden beschriebenen Polen der Kritik platziert. Im vorderen Teil präsentiert man sich wurzeltreu und auch wenn man an einen Klassiker wie "A Sultan's Ransom" nicht heranreicht und Joe Whelan nicht ganz so großartig wie Russ North singt, wippt mein Fuß bei kleinen Melodic-Metal-Ohrwürmern wie 'Deliverance' und 'Brimstone And Fire' anerkennend mit. Dass das schnöde Wiederholen des Songtitels wie bei 'Helldiver' noch keinen tollen Refrain bedeutet, lassen wir dabei einfach mal außer Acht. Nicht hinwegsehen kann ich leider über den Versuch, sich in schnellen Songs wie 'Multilator' oder 'Cycle Of Hate' gesanglich modernem Brüllaffen-Thrash anzunähern, denn das passt in meinen Ohren weder zu CLOVEN HOOF, noch zum restlichen Klangbild von "Resist Or Serve". Damit nicht genug, denn in besagten Stücken wird auch munter zusammenhangslos zwischen Klar- und Kreischgesang hin und her geschaltet, was den Songs den Drive nimmt, den man mit der Erhöhung des Tempos vermutlich erreichen wollte. Zum Glück besinnt sich CLOVEN HOOF zum Abschluss von "Resist Or Serve" mit 'Premature Burial' und 'Austrian Assault' auf seine eigentlichen Stärken, sodass ich im Fazit halbwegs versöhnt bin. Allerdings muss ich dennoch anmerken, dass mehr Mut zu einer klaren stilistischen Linie "Resist Or Serve" sehr gut getan hätte, sodass ich die im Albumtitel aufgeworfene Frage nur zögerlich mit Serve beantworte.

Note: 7,5/10
[Arne Boewig]



Mit "Resist Or Serve" hatte ich schon gar nicht mehr gerechnet und als es dann angekündigt wurde, hielt sich meine Vorfreude stark in Grenzen, während ich dem Album mit einiger Angst entgegensah. Denn CLOVEN HOOF hatte nach einem tollen Auftritt auf dem KEEP IT TRUE-Festival die letzten Jahre vor allem mit einer Selbstdemontage verbracht, die jeder Seifenoper würdig wäre. Dass Lee Payne es nochmals schaffen würde, eine feste Besetzung zusammenzubekommen, geschweige denn ein Album aufzunehmen, ist also bereits eine Leistung, die es zu würdigen gilt. Dass "Resist Or Serve" dann auch bei weitem nicht so schlimm geworden ist, wie befürchtet, ist umso erfreulicher. Doch von einem wirklichen Kracher kann leider auch nicht die Rede sein. Denn die Band sucht in ihrer aktuellen Inkarnation offensichtlich noch ihren Sound zwischen Tradition und Moderne. Für beide Gangarten gibt es gute Gründe, aber auch weniger gelungene Beispiele auf dem Album zu hören und so bietet sich dem Hörer ein zerrissenes Gesamtbild. Auf der Habenseite stehen tolle Songs wie 'Deliverance' oder 'Valhalla', auf der anderen aber auch Ausfälle wie 'Mutilator' oder 'Helldiver', die weniger an ihrer Modernität oder Härte, denn an einfallslosem Songwriting kranken. Daher bleibt mir nur, eine Note im Mittelfeld zu zücken und auf ein schlüssigeres nächstes Album zu hoffen.

Note: 7,0/10
[Raphael Päbst]



Also hören auch auch mal rein in diese Band mit dem seltsamen Namen, eine der unzähligen NWoBHM-Bands, die "Kult" sein sollen und bei mir oftmals nur ein Schulterzucken auslösen. War nicht meine Zeit, nicht meine Musik. "Resist Or Serve" klingt zunächst mal erstaunlich modern und fett und bei 'Call Of The Dark Ones' kann man definitiv mehr als nur die Schulter zucken. Guter Song! Leider verfällt man danach immer wieder in Stangenwaren-Metal, der mich schon bei den letzten GAMMA RAY- oder IRON SAVIOUR-Alben eher gelangweilt als angemacht hat. 'Helldiver, helldiver, come make your stand?' Ist das jetzt die nahende Vierzig oder warum fixt mich das überhaupt nimmer an? Die Band macht ihre Sache sicherlich ziemlich kompetent, die Soli sind meist fein und über ein mangelndes Energie-Level kann ich mich auch nicht beklagen. Aber auch der dritte Song 'Deliverance' ist wieder super einfallslos, sowohl vom Riffing als auch von den Melodien her. Das rettet auch die Hell's Bell in der Mitte nicht. Danach pendelt man dann immer wieder zwischen ganz gut, ordentlich und öde. Höre ich solche Alben ganz zu Ende, komme ich einmal mehr zum Schluss, dass traditioneller Metal für mich wohl immer mehr ein toter Hund wird. Das ist mir zu konservativ und routiniert, irgendwie müsste da mehr Leben und Aufregung rein.

Note: 6,0/10
[Thomas Becker]





Nachdem es bei den Hufspaltern von der größten der britischen Inseln ja in den letzten Jahren in Sachen Line-up zuging wie im Taubenschlag und der Abschied von Ausnahmesänger Russ North am Ende dann doch unvermeidbar wurde, ist nun endlich das erste Album der neuen Besetzung in trockenen Tüchern. Das bedeutet vor allem, dass wir mit Joe Whelan einen Neuling am Mikro begrüßen dürfen, der CLOVEN HOOF doch ein gutes Stückchen weit aus den heimischen Gefilden entführt, weil seine Stimme eben nicht die klassische Metal-Sirene ist, die wir zuletzt gewohnt waren. Das Ganze klingt anno 2014 ein gutes Stückchen rauer als mit Goldkehlchen Russ North. Joe Whelan scheint mehr aus der Thrash-Ecke zu kommen und serviert uns eine etwas giftigere, punkigere Stimme, die hier und da sogar ein wenig ins Screamen verfällt. Heißt das, dass wir als alte NWoBHM-Fans CLOVEN HOOF nun abschreiben müssen? Nein, mitnichten, denn mit Stücken wie 'Deliverance' geht die Reise durchaus ein bisschen in Richtung DiAnno-Ära-MAIDEN. Nicht alle Lieder sind Volltreffer, und hier und da hat sich auch ein uninspirierter Refrain eingeschlichen, doch im Großen und Ganzen hat "Resist Or Serve" absolut Hand und Fuß. Vor allem besticht die Scheibe durch tolle Riffs und Leads, und durch feine Hooklines wie in den Versen von 'Brimstone And Fire' oder bei 'Northwind To Valhalla'. Letzteres Stück wäre beispielsweise mit seinem epischen Ansatz und der DEEP PURPLE-Nähe durchaus auch auf "Dominator" gut aufgehoben gewesen, während wir bei 'Mutilator' auch leichte Schwenks in Richtung groovenden Thrash Metal und alternativ angehauchten Passagen erleben, die aber nicht deplatziert wirken. Letztlich merkt man "Resist Or Serve" zu jeder Sekunde an, wie wichtig es Urgestein und Gründungsmitglied Lee Payne war, nach all den Rückschlägen der letzten Jahre nochmals ein richtiges Pfund abzuliefern und den Kritikern und Skeptikern zu beweisen, dass mit CLOVEN HOOF noch zu rechnen ist. Für mich ist der Versuch weitgehend gelungen, denn in jedem Fall kann die Band dem Vorgängeralbum das Wasser reichen. Wer eine Scheibe im Range von "Dominator" oder "A Sultan's Ransom" erwartet, der wird eine kleine Enttäuschung verwinden müssen, doch wer halbwegs unbefangen an das Album heran geht, der bekommt ein feines Stück Stahl zwischen klassicher NWoBHM und gemäßigtem Thrash, wie man ihn in den Neunzigern in Britannien so spielte.

Note: 8,5 / 10

[Rüdiger Stehle]


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Soundcheck 06/2014
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Redakteur:
Thomas Becker

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