Gruppentherapie: FALCONER - "Black Moon Rising"

06.06.2014 | 01:06

Die Gruppentherapie zum Vizeweltmeister des Mai-Soundchecks: FALCONER aus Schweden.

FALCONER ist eine schöne Konstante für den Heavy Metal dieses Jahrtausends. Seit 2001 veröffentlicht man in schöner Regelmäßigkeit qualitativ hochwertige Alben. Und in der Gruppentherapie streiten sich die Experten, ob "Black Moon Rising", das nunmehr achte Album, auch das bislag Beste ist. Doch bevor wir jetzt wieder These überprüfen, ob nicht alle achten Alben besser sind als die siebten (so tatsächlich geschehen und stundenlang diskutiert auf einem Powermetal.de-Redaktionstreffen), lesen wir erst, was die Therapeuten noch so zu sagen haben zu "Black Moon Rising".




Eine Tatsache gilt es gleich zu Beginn festzuhalten: "Black Moon Rising" ist das beste Album der Schweden. Ja, auch der Erstling kommt da nicht heran. Die Gründe dafür? Liegen auf der Hand. Elf Songs hat die Scheibe, elf Hits meldet das Radar. Natürlich gibt es ein kleines Gefälle und nicht jede Nummer ist so göttlich wie 'Halls And Chambers', 'In Ruins' oder der Titelsong, aber auf einem derart hohen Niveau reden wir eher von Acht-Punkte-"Ausrutschern". Einen maßgeblichen Anteil am Siegeszug FALCONERs hat definitiv Mathias Blad, der die beste Konkurrenz im melodischen Metal mal ganz gewaltig abstinken lässt. Die Melodien sind ihm perfekt auf den Leib geschneidert, die Gitarren bedienen mal äußerst gekonnt den Rhythmus oder konkurrieren mit Mathias' Stimme um die goldene Melodie-Krone und ehrlich gesagt wüsste ich nicht, wie man diesen Stil noch besser spielen könnte. Dass "Black Moon Rising" weniger folkig klingt als so mancher Vorgänger geht auch einher mit der Tatsache, dass hier jede Nummer auf den Punkt kommt. So oft wie dieser tolle Rundling lief in den letzten Wochen bei mir kaum ein anderes Album und die Konkurrenz tut gut daran, sich die neue FALCONER als Maßstab zu nehmen.

Note: 9,0/10

[Nils Macher]

Formtief nachhaltig überwunden, würde ich mal sagen. Denn nach Mathias' Weggang war die Band für mich leider austauschbar. Die Rückkehr verlief für mich holprig, aber seit die letzten beiden Alben wieder einen starken Aufwärtstrend zeigten, war ich guten Mutes. Tatsächlich darf auch bei mir der schwarze Mond häufig aufgehen, ich kann dem neuen Material attestieren, sich weniger schnell abzunutzen als dies bei "Northwind" beispielsweise der Fall war. Die metallischere Ausrichtung tut ein übriges, frischen Wind in den FALCONER-Stil zu blasen, ohne dabei die kitschigen, schunkeligen und ebenso brillanten Melodien des charaktergebenden Sänger zu vernachlässigen. Obendrein vermag ich keinen Abfall zu finden, so dass eine klare Empfehlung zum Eintüten an jeden Power Metal Fan geht.

Note: 8,0/10

[Frank Jaeger]





Nein, im Gegensatz zum geschätzten Kollegen Macher halte ich "Black Moon Rising" nicht für das beste Album der Schweden, denn dieses hört auf den Namen "Chapters From A Vale Forlorn". Aber der neueste Output von FALCONER folgt direkt auf dem Fuße. "Black Moon Rising" bietet nach den eher experimentellen Vorgängern wieder genau das, was sich die Fans der ersten Alben seit Jahren wünschen. Versteht mich nicht falsch, ich finde jede Scheibe der Band um Mastermind Stefan Weinerhall großartig (ja, auch die beiden Dreher mit Kristoffer Göbel), aber "Among Beggars And Thieves" und vor allem "Armod" bewegten sich schon recht weit weg vom ursprünglichen Wirken der Sympathieträger aus Mjölby und wirkten auf viele Hörer sicher eher abschreckend. Das dürfte Anno 2014 nicht mehr passieren. Der typisch einschmeichelnder Folk ist wieder zurück und Mathias Blad singt immer noch wie ein Gott. Eine kleine Neuerung gibt es allerdings. So hart wie beispielsweise bei 'Age Of Runes' zeigte sich die Truppe bislang noch nie. Dieser schwarze Mond wird sicherlich in vielen Jahres-Polls weit oben landen. Und das hat sich die Band inzwischen auch verdient.

Note: 9,0/10
[Marius Luehring]

Ob "Black Moon Rising" nun das beste Album von FALCONER ist oder nicht kann ich nicht sagen, denn es ist neben dem selbstbetitelten Debüt die einzige Scheibe des schwedischen Quintetts die mir bislang zwischen die Lauscher kam. Daher halte ich mich mit Einordnungen des neuen Albums ins Gesamtwerk vornehm zurück, damit hier kein Blinder euch etwas von der Farbe erzählt. Ich kann euch aber sagen, dass "Black Moon Rising" mit allen Qualitätsmerkmalen aufwartet die auch bereits das selbstbetitelte Debüt ausgezeichnet haben: charakterstarker, etwas melancholischer Gesang, hier und da folkige Passagen, einschmeichelnde Melodien diesseits der Kitschgrenze und wunderbare Refrains. Der Titeltrack, 'Halls And Chambers', 'In Ruins' und 'At The Jester's Ball' mischen hier an der vordersten Ohrwurmfront mit, wohingegen sich 'Scoundrel And The Squire' komplett dem Folk verschrieben hat. 'Locust Swarm', 'Wasteland' und 'Age Of Runes' gehen allerdings komplett von der Doublebass getragen nach vorne. Die ganze Palette des Sounds von FALCONER wird also bedient und obwohl nicht jedes Stück so sehr ins Schwarze trifft wie die Genannten sehnt man sich auch in keinem Moment nach der Skiptaste.

Note: 9,0/10
[Arne Boewig]




Und Nils hat doch recht! Ich verstehe ja, dass viele Hörer emotional besonders an dem Album hängen, mit dem sie eine Band kennen gelernt haben, und eben dieses bis in alle Ewigkeit für das Nonplusultra halten. Trotzdem, meine lieben Freunde, halte ich das, was Stefan Weinerhall und Kollegen hier auf "Black Moon Rising" zum Besten geben, für den eindeutigen künstlerischen Höhepunkt von FALCONER. Endlich ist es dem schwedischen Folk-Metal-Flaggschiff mal gelungen alle Stärken auf ein und demselben Album zu bündeln. "Black Moon Rising" verbindet perfekt die rasante Intensität des Debüts mit der melodischen Raffinesse von "Chapters Of A Vale Forlorn" und der reiferen kompositorischen Anlage der letzten drei Scheiben. Natürlich ist der Gesang auch dieses Mal die Krönung. An Mathias Blad mögen sich in der Vergangenheit so manche Geister geschieden haben, für mich aber bleibt er einer der versiertesten und ausdrucksstärksten Sänger im gesamten Hardkeks-Sektor. Im Endergebnis kommt der FALCONER-Sound anno 2014 so selbstbewusst und mitreißend aus den Boxen wie noch nie. Beeindruckend souverän variieren die Falkner Stimmungen und Tempi. Sie jonglieren geschmackssicher und atemberaubend spielfreudig mit schunkeligem Melodic Metal und mit leicht angeschwärztem Viking-Stoff aus MITHOTYN-Tagen. Das Suchtpotenzial dieses Albums ist so enorm, dass ich nicht sicher bin, ob ich es anpreisen oder eher davor warnen soll. Mein geliebter Metal kann eben doch wunderbar eingängig sein ganz ohne Kitsch, kann superheavy sein ganz ohne aufgesetzte Brutalität und kann ästhetisch Gold wert sein ohne akustische Nickelbrille oder Frickelalarm. In Anbetracht der ganz persönlichen Freude, die mir "Black Moon Rising" bereitet, komme ich hier nicht um die Höchstnote herum!!

Note: 10,0/10

[Martin van der Laan]





Ob "Black Moon Rising" nun die beste oder nur die zweitbeste FALCONER-Scheibe ist, mag jeder für sich entscheiden, Fakt ist jedoch, dass FALCONER endlich wieder nach FALCONER klingt. Das mag sich jetzt komisch anhören, aber das Problem aller Alben der Schweden seit spätestens "Grime vs. Grandeur" war, dass immer ein essentieller Teil des ganz eigenen Bandsounds fehlte. Denn was ob der offensichtlichen Folk-Einflüsse gern überhört wird, ist der klassische Hard Rock, der im Gitarrenspiel von Stefan Weinerhall eine große Rolle spielt. Und so gewannen "Falconer" und "Chapters From A Vale Forlorn" ihren besonderen Charme daraus, dass sich erdige Hard-Rock-Riffs mit folkigen Melodien verbanden. Bei "Grime vs. Grandeur" schlug das Pendel dann, durch den Sängerwechsel verstärkt, in eben jene Hard-Rock-Richtung aus und der Folk litt darunter. Doch bei "Northwind" und den Nachfolgern ging es dann eben in die genau andere Richtung, süßlicher Folk stand auf der Speisekarte, ohne klassisches Fundament aus dem Rezeptbuch von DEEP PURPLE. Das hat sich mit "Black Moon Rising" endlich wieder geändert und die beiden Säulen des ursprünglichen FALCONER-Sounds tragen das Album gleichberechtigt und verleihen ihm diesen ganz speziellen Charakter, den so tatsächlich keine andere Band hat. Da sich unter die Songs zudem keine Ausfälle geschlichen haben, ist "Black Moon Rising" das dritte "richtige" FALCONER-Album und welches da nun die Nase vorn hat, hängt zumindest für mich schlicht von der Tagesform ab.

Note: 9,0/10
[Raphael Päbst]


Mehr zu diesem Album:


Soundcheck 05/2014

Review von Marcel Rapp

Interview von Nils Macher mit Stefan Weinerhall

Redakteur:
Thomas Becker

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