Gruppentherapie: JAG PANZER - "The Hallowed"

26.06.2023 | 18:21

Kann es denn zum frischgepanzerten Juni-Soundchecksieger "The Hallowed" zwei Meinungen geben? Wir sammeln gleich derer acht!

Gleich zwei Granden des US-Metal teilen sich den Soundcheck-Sieg im Monat Juni: FIFTH ANGEL und JAG PANZER. "The Hallowed" heißt das neue Album der Gepanzerten und hat beim werten Kollegen Thunderlaan akuten Genie-Alarm ausgelöst (zum Review). Auch einige Teilnehmer der Gruppentherapie springen vor Begeisterung mit feuchten Augen in ihre Kutten, andere hingegen zeigen sich eher verblüfft, weil man solche Musik anno 2023 doch eigentlich gar nicht mehr hört. Vielleicht ja, weil auf dem Albm zu viel gelabert wird? Auch das Gerücht, Harry Conklin wäre mit einer rosafarbenen Kurzhaarfrisur bedroht worden, kommt hier auf.

Was für ein fantastisches Album sich mit "When Angels Kill" (FIFTH ANGEL) die Pole-Position unseres aktuellen Soundchecks doch teilen darf und mich vom Charisma und Spirit doch ein ums andere Mal an "Ample Destruction", DAS JAG PANZER-Album schlechthin, erinnert. Konzeptionell befinden wir uns mit einer Gruppe Überlebender in der Postapokalypse und suchen mit ihnen und trainierten, mutierten Tieren nach einem sicheren Ort namens "The Hallowed". Und glaubt mir, in dieser Festung wird das gleichnamige JAG PANZER-Album rauf und runter gespielt, das dieses durchaus coole Konzept sehr geschmackvoll und energisch umsetzt. Der Sound ist eine Wohltat, Tyrant singt einmal mehr wie ein junger Gott, wie kein Zweiter im US-Metal-Zirkus, dazu die urtypischen Gitarren von Briody und Rodarte und eine wunderbare, spannungsvolle Abwechslung, die über 53 Minuten auf einem sehr hohen Level gehalten wird.

So reihen sich Hymnen an Hymnen, die sich mal schneller und flotter ('Prey', 'Stronger Than You Know'), mal epischer und erhabener ('Edge Of The Knife', 'Dark Descent') ihren Weg durch Ohren, Mark und Bein bis ins wahrhaftige, metallische Herz bahnen. Obwohl ich die schnelleren Sachen generell etwas lieber habe, liegt die Stärke bei JAG PANZER doch klar in den Midtempo-Hymnen, die sich von Minute zu Minute immer mehr steigern und im zehnminütigen Epos 'Last Rites', einem Grande Finale, wie es im Buche steht, enden. Das ganze Album ist ein Hochgefühl im epischen Schwermetallgewand, einfach toll und vollkommen zurecht so weit vorne. Punkt, aus, Ende!

Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]

Ich gebe zu - einen Hammer wie "The Hallowed" hatte ich JAG PANZER nicht mehr zugetraut. Klar waren die letzten Alben nie mies - das gab es bei der Truppe nur ein Mal ("Dissident Alliance"). Aber bei den starken US-Metal-Alben des Jahres hat die Band wohl seit "Mechanized Warfare" keine Rolle mehr gespielt, doch das dürfte diesmal anders sein. Was macht "The Hallowed" so viel stärker als die letzten drei Alben? Die Produktion ist unglaublich druckvoll, aber vom Klangbild her weniger künstlich als auf dem Vorgänger. Die mehrstimmigen Vocals können überzeugen und wirken nie so, als hätten sie es nötig, die Stimme des Tyrants zu stützen - er ist ja sowieso einer der besten Metal-Shouter aller Zeiten, aber was er auf diesem Album abzieht, hat nahezu TITAN FORCE-Niveau. Dazu wirkt das Songwriting erfrischend und verzichtet auf schwächere Titel. Ihr merkt: Ich bin ähnlich angetan wie andere Redaktionsmitglieder und fast ein bisschen enttäuscht, dass ich erst so spät angefangen habe, durch diese Scheibe meinen Player zu blockieren. Und bei allem Respekt vor FIFTH ANGEL, die ich sehr mag (und auf Albumlänge zuletzt klar besser fand als JAG PANZER) - der Punktsieg in diesem Duell geht aus meiner Sicht klar an die Panzerknacker-Bande.

Note: 9,5/10
[Jonathan Walzer]



Euphorie ist etwas Schönes. Und ich freue mich, dass die Kollegen so euphorisch ob des neuen JAG PANZER-Werkes sind. Und dabei hat Rüdiger, der dem Album im Soundcheck die Bestnote verpasst hat, noch gar keinen Beitrag verfasst. Euphorisch war ich anfangs auch, als ich zum ersten Mal "The Hallowed" gehört habe, da auch ich nach den letzten drei nicht so überzeugenden Scheiben der Band ein solches Album nicht mehr zugetraut habe. Das ging sogar so weit, dass ich redaktionsintern vom besten JAG PANZER-Album seit "The Age Of Mastery" gesprochen habe.

Aber irgendwie ist diese Begeisterung für "The Hallowed" so schnell verflogen, wie sie gekommen war. Der erste Eindruck war wirklich stark und weckte in mir tatsächlich Erinnerungen an "The Age Of Mastery", welches eines meiner ersten Metal-Alben war, das bei mir in Dauerrotation lief. Und insbesondere der Gesang vom Tyrant ist ähnlich stark wie damals. Aber schon nach dem dritten oder vierten Durchlauf musste ich dann doch feststellen, dass die Songs auf "The Hallowed" zwar Erinnerungen wecken, aber diese zehn neuen Lieder nicht an 'Iron Eagle', 'Lustfall And Free' oder 'Sworn To Silence' herankommen. Sie bleiben nicht so extrem hängen und verursachen in mir nicht das Gefühl, sie sofort wieder hören zu wollen. Bitte nicht falsch verstehen, meine Begeisterung ist nicht komplett entfallen, sie tritt lediglich in abgeschwächter Form hervor, was dazu führt, dass ich dieses Album eben nicht in Dauerschleife hören werde, aber sicherlich hin und wieder mal aus dem Regal ziehen werde, wenngleich natürlich die "Gefahr" besteht, dass ich im letzten Moment dann doch zu "The Age Of Mastery" oder gar "Ample Destruction" greife, wenn mich die JAG PANZER-Lust packt.

Note: 7,5/10
[Mario Dahl]

Nun also JAG PANZER an der Spitze der Monatscharts und somit erneut eine dieser Gruppen, welche insbesondere bei Kritikern sehr beliebt zu sein scheint, aber in meinen Ohren nur Stirnrunzeln verursacht. Ich höre bei diesen tatsächlich oftmals nichts, was mich nachhaltig begeistern würde. Solch eine "self-fulfilling prophecy" erfüllt sich jetzt auch bei "The Hallowed": Die Kollegen sind zum Großteil geradezu ekstatisch unterwegs, während ich verzweifelt den Funken suche, um dieses Album nicht mit sechs Punkten abzustrafen. Somit macht es keinen Sinn zu erläutern, warum ich nicht in den gleichen Premium-Regionen wildere wie Rüdiger, Marcel oder Meister Thunderlaan; vielmehr möchte ich lieber aufzeigen, warum es noch zu einem positiven Gesamteindruck ausreicht - trotz dieses langweiligen, totgenudelten 1980er/1990er US-Power-Metal mitsamt einer Soundästhetik (fürchterliche Drums), die zwar eine übersichtliche Underground-Schar mit feuchten Augen in die Kutte springen lässt, aber auch offenbart, dass man nicht akzeptieren will, dass 2023 andere Hörgewohnheiten gelten.

Das liegt neben den geschmackvollen Gitarrenleads zum Großteil am wunderbaren Konzept. War ich erst einmal angeödet, weil es wieder in eine postapokalyptische Dystopie geht und episodenhaft mehr oder weniger ein Roadtrip nachgezeichnet wird, löst die Band diesen knietiefen Klischeefall äußert elegant, indem die ganze Story aus Sicht der begleitenden Tiere geschildert wird. Quasi "Als die Tiere den Wald verließen 2.0". Und das funktioniert erstklassig und löst auch eine weitere Baustelle – die teilweise sehr pathetischen und kitschigen Texte kaufe ich einem knuffigen Tierchen deutlich eher ab als einer menschlichen Killermaschine. Und dieses gut umgesetzte Storytelling sorgt dafür, dass ich an "The Hallowed" als Ganzem deutlich mehr Gefallen finde, als an einzelnen Songs des Albums oder gar anderen Werken aus diesem Genre. Insbesondere zum Ende entwickle ich sogar wirklich Spaß an der tierischen Reisegruppe und drücke die Daumen für ein möglichst positives Finale. Ob es das gibt, müsst ihr aber schon selbst rausfinden.

Note: 7,5/10
[Stefan Rosenthal]

Ich wollte mich eigentlich trotz eigener stimmlicher Defizite bereitwillig in den Chor der Lobpreisenden einreihen und nur hauchzart auf die Euphoriebremse drücken. Nun haben Mario und Stefan bereits ihre nüchternere Sicht auf "The Hallowed" erläutert. So ist es dann an mir, den Notenschnitt wieder ein wenig anzuheben. In die Höhen, wo die Luft extrem dünn wird, geht es aber nicht. Den Einzug auf den Olymp, den Martin in seinem Hauptreview verkündet, sehe ich bei "The Hallowed" dann doch nicht gegeben. Auf dem Olymp regiert nämlich weiterhin der Bergkönig in seiner Transzendenz über das Land, wo Tag und Nacht sich vereinen. Ohne Warnung bringt er großflächige Zerstörung, die sich beim aktuellen Album von JAG PANZER nicht abzeichnet, auch wenn es ohne Zweifel zu begeistern weiß. Nach dem eher mäßigen Vorgänger war mit dieser Steigerung in fast allen Bereichen nun wirklich nicht zu rechnen. Umso schöner, dass die US Metaller uns ein so überzeugendes Album kredenzen! Das Allerwichtigste ist die überbordende Spielfreude, die an allen Ecken und Enden herauszuhören ist. Dass der Tyrant noch einmal einen solchen Eroberungsfeldzug befehligt, hätte ich nicht gedacht. Mir gehen auch die Leads gut ins Ohr, und das beginnt schon gleich mit dem Eröffnungstrack. Auch der leichte Thrash-Einschlag in 'Prey' erfreut. Meine Lieblingsstücke sind aber das hymnische 'Ties That Bind' und 'Edge Of A Knife', die beide mit packenden Refrains aufwarten. Nur mit 'Last Rites' bin ich nicht warm geworden. Das Heroische, das sich zu Beginn ankündigt, wird leider nicht weiter ausgearbeitet, und so zieht sich der Song etwas. Aber das wäre mein einziger Kritikpunkt an diesem ansonsten rundum gelungenen Langspieler.

Note: 9,0 /10
[Jens Wilkens]

Da kommt man nichts Böses ahnend in die Redaktion geschlendert, um dem neuen Werk von JAG PANZER die verdiente Huldigung auf den Leib zu schneidern, und was müssen die wunden Äuglein erblicken? Wüstes 7,5-Punkte-Keilen im Rundumschlag gegen den US Power Metal, gegen die Freunde traditioneller Metalklänge und gegen den stählernen Untergrund auf einmal, weil die alten Säcke im Redaktionsrund vermeintlich einfach nicht kapieren wollen, dass anno 2023 andere Hörgewohnheiten gelten sollen? Da hast du aber mal einen räudigen Cerberus von der Kette gelassen, mein lieber Stefan! Mal schauen, ob wir den wieder einfangen können, denn ich frage mich gerade ernsthaft, seit wann es denn die Jahre sind, die Hörgewohnheiten haben. Mir dünkte immer, dass es die Menschen gewesen seien, die solcherlei Präferenzen hegten, und da wir Freunde traditioneller Metalklänge gottlob noch nicht alle zur Gänze über den Jordan gegangen sind, haben wir auch unsere unsäglichen, altbackenen Hörgewohnheiten bis ins Jahr 2023 hinüber gerettet.

Nun hat all das unkend Gewese aber glücklicherweise mit "The Hallowed" überhaupt gar nichts zu tun, denn bei dem neuen Album von JAG PANZER handelt es sich eben mitnichten um totgenudelten, generischen US-Power-Metal, was ein jeder erkennen können sollte, der die Stilrichtung nicht nur vom Weghören kennt. Klar, der Stil ist althergebracht und traditionell in Szene gesetzt, doch haben wir es schon allein durch die unverkennbare Stimme von Harry Conklin, und durch die nicht minder einzigartige Melodieführung der Band, mit einem echten Original im vierzigsten Jahr des Bestehens zu tun, von dem die Fans eben genau dies zu hören gewohnt sind und eben auch genau dieses erwarten. Was indes unerwartet kommt, das ist das Niveau, auf welchem die Band heuer ihr elftes Studioalbum inszeniert, denn obschon auch die letzten Alben immer ein sehr beachtliches Niveau hatten, so wirkten sie teilweise doch ein wenig gebremst im Charme, etwas zurückhaltend in der Verve.

Das hat sich mit "The Hallowed" ganz massiv geändert, denn auf der neuen Scheibe glänzt wirklich jedes einzelne Stück mit großartigen, sehr markanten Hooklines sowohl des Gesangs als auch der Riffs und der Leadgitarren. Harry singt hierbei so energisch, vielseitig und packend wie bei JAG PANZER seit einigen Jahren nicht mehr, Marks Riff strotzen vor Kraft und Hingabe, und dass sich Neuzugang Ken Rodarte an der gefühlvoll gespielten Leadgitarre nicht hinter den ihm voran gegangenen Shredmastern wie Joey Tafolla, Chris Broderick oder Chris Lasegue verstecken muss, ist alles andere als selbstverständlich. Das Album ist trotz des Konzeptes nicht langatmig oder zu sehr auf eine Stimmung oder zu sehr auf Epik festgelegt, sondern fluffig und locker, die Songtypen sind variabler und abwechslungsreicher als bei der von mir sehr verehrten Macbeth-Adaption "Thane To The Throne", die sich der dichten Atmosphäre wegen etwas weniger vielseitig und variantenreich präsentierte.

Warum ist mir "The Hallowed" sogar die Höchstnote wert? Nun, ganz einfach: Es ist 25 Jahre her, dass ich JAG PANZER zum ersten Mal live gesehen habe - auf der "The Age Of Mastery"-Tour - und damals waren die Jungs aus Colorado die erste und bis heute auch die letzte Band, die mich in der ersten Reihe buchstäblich auf die Knie gebracht hat. Seither konnte mich die Band Mal um Mal wieder glücklich machen, doch mit keinem Album seit eben jener "The Age Of Mastery" mehr so sehr wie jetzt. Mich packen die Hooks wie damals, mich verfolgen die Refrains wie damals, so dass ich nicht anders konnte, als mir postwendend die Box mit CD, Konzept-Comic und T-Shirt zu bestellen, und weil das noch nicht genug war, haben wir gestern auch die 850 Kilometer von hier entfernte Ferienwohnung fürs "Headbangers Open Air" gebucht, um JAG PANZER dort sehen zu können. Wenn du bald 50 Jahre alt bist und ein neues Album einer deiner ewigen Lieblingsbands noch solche Euphorie auslösen kann, wenn nicht jetzt, wann dann, soll man noch 10 Punkte zücken?

Note: 10/10
[Rüdiger Stehle]

Welchen Stellenwert JAG PANZER in unseren virtuellen Redaktionshallen besitzt, war vor etwa zwei Wochen deutlich zu beobachten, als Rüdiger seine Euphorie nicht mehr bremsen konnte und beim Umherschlendern im Whatsapp-Vorzimmer unserer Redaktion über die Herrlichkeit von "The Hallowed" anhob: Binnen vier bis fünf Minuten hatte er ebenso viele digitalisiert sabbernde Anfragen für die Downloads des neuen Albums, meine inklusive! Die Hitze dieser Begeisterung war schließlich der Zündfunke für die vorliegende Gruppentherapie.

Ja doch, JAG PANZER hat ein tolles Album abgeliefert! Ich habe diesem gleichfalls nach Komplettbestellung der feilgebotenen Memorabilia ungeduldig entgegengefiebert und wurde nicht enttäuscht. Doch auch wenn ich im Gegensatz zu Stefan "Soundästhet" Rosenthal mit feuchten Augen in die Kutte springe, sobald JAG PANZER einen Gig in der Nähe anberaumen sollte, entdeckte ich während der letzten Woche in mannigfachen Durchgängen so manche kleine Kritikpünktchen, die summiert betrachtet auch bei mir die Höchstnote verhindern: Ach, wäre die Band beispielsweise nur nicht auf einer ihrer letzten Konzertreisen in der Nähe von Krefeld in einen heimtückischen Hobbit-Hinterhalt geraten, bei dem den Mannen um Mark Briody & Harry Conklin offenbar ominöse Tapes mit viel dramatischem Gemurmel und Geflüster aufgezwungen wurden. Begleitet wurde dieser Akt der Nötigung von der Drohung, dem Tyrant wieder eine Kurzhaarfrisur zu verpassen, diesmal rosafarben, wenn das Gebrabbel nicht auf dem nächsten Album zu hören sein würde.

Klartext: Die vielen gesprochenen Intros, die natürlich die Konzeptstory tragen sollen, das verstehe ich durchaus, nerven mich trotzdem schon arg! Das gibt es viel zu oft auf Metal-Alben, bei Konzeptalben im Speziellen, und es reicht mir einfach im Moment. Das führt mich zur Musik, die zwar großartige Riffs, Melodien und Metal-Atmosphäre präsentiert, aber dann eben auch in nahezu allen Songs stereotype Riff- und Melodiephrasierungen enthält, die bei JAG PANZER sehr oft bis ständig auftauchen. Genannt seien hier vor allem die beiden Vorab-Singles 'Onward We Toil', das mit seinem Aufbau und seiner Melodie auch auf "Thane To The Throne" gepasst hätte und 'Stronger Than You Know'. Ebenso klingt 'Edge Of A Knife' zwar qualitativ hervorragend, mir jedoch eben irgendwie zu typisch, auch wenn die schmeichelnde Melodie im Refrain den Song gut aufwertet. 'Weather The Storm', das hat Martin in seiner Hauptrezension gleichfalls in meinen Ohren ganz richtig angedeutet, passt mit seiner beschwingten, fast swingenden Rhythmik, und seiner poppig-gefälligen Abgeschmacktheit nicht so richtig auf dieses Album und kann schon als olfaktorisch auffällig benannt werden, um das böse Wort "Stinker" zu vermeiden. Rüdiger hört in der Tat variablere und abwechslungsreichere Songtypen, als auf meiner "Heiligen Kuh" JAG PANZER betreffend, nämlich "Thane To Throne".

Variabel und abwechslungsreich heißt aber leider auch bei JAG PANZER nicht, das jeder Song deshalb auf Dauer funktioniert und im Gesamtkontext das Album bereichert, man höre wieder 'Weather The Storm'. Und genau das gelang unserem Trüppchen aus Colorado auf dem erwähnten Meisterwerk einfach großartig, nebst der von Rüdiger erwähnten elefantenhaut-dicken Atmosphäre, versteht sich, die auf "The Hallowed" offenbar herbeigeplaudert werden soll. Meine als Kontrapunkt zu aller Majestätskritik ebenfalls vorhandenen Highlights sind das Eröffnungstriple, bestehend aus 'Bound As One', 'Prey', und 'Ties That Bind', das melodisch packende 'Dark Descent' sowie das getragen Druck aufbauende und tolle Leads beinhaltende 'Renewed Flame'. Wirklich meisterlich, und durch die Position am Schluss des Albums wirkt der Song besonders gut, ist 'Last Rites' gelungen. Episch, machtvoll, düster-unheilvolle Stimmung verströmend, wickelt einen dieser doomige (Fast-)Zehnminüter ein, wie eine musikgewordene Anaconda!

Note: 8,5/10
[Timo Reiser]

Lange habe ich nicht verstanden, warum "Ample Destruction" so hoch gehandelt wird. Dauerrotation des vor ein paar Jahren erschienenen Remasters hat in den letzten zwölf Monaten aber meine Meinung stark verändert. Und jetzt rotieren 'The Watching', 'Reign Of Tyrant' oder 'Harder Than Steel' einträchtig neben 'Bound As One', 'Prey' und 'Ties That Bind'. Meine Freundin, die den Panzer erst neulich für sich entdeckt hat, kann kaum unterscheiden, welcher Song jetzt auf dem 1984er- und welcher auf dem 2023er-Album ist. Ja, Marcel, sie klingen tatsächlich sehr ähnlich und die Songs sind ähnlich toll.

Ich meine aber, dass die neuen Songs an manchen Stellen ein klein wenig mehr nach Timos rosa Kurzhaar-Frisur klingen als die alten Feger. Hat 'Bound As One' nicht auch ein wenig neo-powermetallischen Tralala-Faktor? Ich könnte mir hier sehr gut vorstellen, dass auch die junge Generation der "Power Metal"-Fans auf diesen Song steil geht, wenn man ihn in der Metal-Disse zwischen SABATON und GLORYHAMMER einstreuen würde. Für mich ist das übrigens nichts Negatives.

Ansonsten gibt es von meiner Seite nicht arg viel mehr zu sagen als das, was meine Kollegen hier schon zum Besten gegeben haben. Ich bin hier definitiv auf der Seite der Jubelnden, feiere die wunderbar melodischen Leads, Meister Tyrants prägnante Stimme und freue mich über Musik, die einfach ein gutes Gefühl verbreitet. Heavy Metal kann so schön sein!

Note: 9,0/10
[Thomas Becker]

Redakteur:
Thomas Becker

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