Gruppentherapie: OBSCURITY - Várar

09.03.2009 | 14:33

Naturgemäß locken ausufernde Trends die Skeptiker. Ob demnach die Deutschen von OBSCURITY in unserer nicht gerade von passionierten Heidenmetallern dominierten Redaktion einen leichten Stand haben?




Die Südlandwikinger von OBSCURITY rudern wieder in die Schlacht - die vierte. Bereits beim ersten Durchhören fällt auf, dass die Jungs eine ganze Schippe Abwechslungsreichtum draufgelegt haben gegenüber dem Vorgänger "Schlachten und Legenden". Das Tempo wird häufiger variiert, es überraschen Blastbeats und Breaks, obwohl natürlich das Viking-übliche Midtempo-Gestampfe allgegenwärtig ist. Aber auch in Sachen Riffs deutet der Finger klar nach oben, so dass ich OBSCURITY eine deutliche qualitative Weiterentwicklung attestiere. Dazu kommt eine sehr ordentliche, aber raue Produktion. Das ist die Habenseite. Im indifferenten Bereich kommen die Texte zum Tragen, von denen man entweder begeistert sein kann oder die man albern findet. So kriegen Römer und Kurkölner mal ganz nebenbei eine (soweit ich das beurteilen kann, historisch korrekte) saftige Abreibung, und die Met trinkenen Wikingerhorden aus dem Bergischen Land beschwören das romantisch verklärte Nordmannentum. Ja, das waren noch Zeiten, als man mit schartigen Äxten Gliedmaßen abtrennen, boshaft lachend Frauen abfackeln und fremde Häuser missbrauchen konnte. Oder so ähnlich. Für ein Trinkspiel eignen sie sich ganz gut – ihr wisst schon: Wer die Worte "Schlacht", "Walhalla" oder "Tod" hört, muss trinken. Zumindest, falls man sie denn auch verstehen kann. Und da kommen wir zur Kritik: Die teilweise schon kitschigen Arrangements, die in 'Varusschlacht' fast in Schunkel-Metal münden, werden genretypisch ordentlich angebrüllt, was leider insgesamt etwas monoton wirkt. Hier wird mit zwei Gastsängern zwar etwas Abwechslung geboten, doch der Gesang bleibt sicher der Punkt, an dem man sich stören kann. Musikalisch aber ein großer Schritt in die richtige Richtung, weswegen Pagan-Liebhaber unbedingt reinhören müssen, auch wenn das alles sehr plakativ und wenig subtil ist. Und jetzt hoppel, hoppel, noch 'ne Runde, Einherjer!
[Frank Jaeger]

Während etliche aufstrebende Pagan-Bands wie ELUVEITIE, FINSTERFORST oder auch SKYFORGER teilweise recht exzessiv Instrumente wie Flöten, Leiern, Akkordeons und dergleichen mehr in ihren Sound implementieren, halten OBSCURITY von derlei instrumentalem Schmuck offenbar wenig. Die Band aus Nordrhein-Westfalen steht eher für eine ursprüngliche Form des Pagan Metal, die den älteren AMON AMARTH musikalisch deutlich näher ist als den oben erwähnten Bands. Der gelungene Opener 'Nach Asgard wir reiten' deutet an, wohin die Reise führt: Kraftvoller Pagan Metal erwartet den Hörer, der mit recht gut verständlichen deutschen Texten durch blutige Schlachten marschiert und in rauen Meeresstürmen Drachenschiffe durch die eisige See jagt. Shouter und Gitarrist Agalaz ist bei aller Aggressivität trotz des Gekeifes gut verständlich.

Die Stücke auf "Várar" bieten ausreichend Abwechslung in Sachen Tempo und Arrangements, wobei die stampfende Hymne 'Nordmänner', das schnell bretternde Stück 'Wer Wind säht ...' sowie das von feinen Gitarrenleads getragene, überaus schnelle 'Im Herzen des Eises' am längsten in den Gehörgängen und Hirnwindungen verharren. Auch das wuchtig riffende 'Schutt und Asche' lädt zum enthemmten Schütteln des Haupthaares ein. OBSCURITY vermögen es, recht puristisch anmutende Pagan-Hymnen ohne Schnörkel zu inszenieren, bei denen sich selbst im Langzeittest allenfalls geringfügige Abnutzungserscheinungen einstellen. Und so ist "Várar" unter dem Strich ein musikalisch sauber aufgezogenes Pagan-Metal-Scheibchen, das Fans von AMON AMARTH und Co. auf alle Fälle einmal anhören sollten.

[Martin Loga]







"Ein Sturm zieht auf!" - Dieser Sturm, dessen tiefschwarzes Auge im Bergischen Land liegt, treibt seine Ausläufer über ganz Deutschland. Schnelle Gitarren, treibendem Regen gleich, stampfende Rhythmen wie rollender Gewitterdonner und elektrisierende Attacken wie Blitzschläge zeichnen das neueste Werk der nun auch schon seit dreizehn Jahren agierenden Nostalgiker von OBSCURITY aus.

Warum Nostalgiker? Nun, das Themensprektrum, das auf "Várar" abgedeckt wird, bedient nicht nur alle Klischees des Viking Metals, sondern gräbt tief in den Geschichten romantischer Schlachtenschilderungen und winterlicher Nachtspaziergänge. Dabei treibt das Bemühen um Texte in bester Genremanier teilweise recht interessante Stilblüten ("Sterben wir in dieser Schlacht, für Asgard ist es angebracht"), was allerdings nicht von dem absolut hörenswerten, modernen Viking Metal deutscher Prägung ablenken sollte. Dabei verbinden OBSCURITY die modern interpretierten Viking-Klänge der kriegerischen Horden von VARG oder IVENBERG mit dem melodischen Konzept von AMON AMARTH und schaffen daraus einen durchaus eigenen Sound.

Die Black-Metal-Wurzeln des Quartetts und der manchmal mehr, manchmal weniger intensive Hang zur Epik zaubert dem modern orientierten Pagan-Metal-Fan ebenso das ein oder andere Grinsen ins Gesicht wie der immer wieder auftauchende rumpelnde Groove, der gerade live verdammt gut rüberkommen wird. Lediglich die Texte sind zum Teil etwas daneben, da könnte man sich für das nächste Album vielleicht einen externen Schreiberling besorgen. Und was sagt Allvater Odin dazu? "Das Pagan-Jahr 2009 hat mit "Várar" auf jeden Fall ein erstes Highlight zu bieten."
[Julian Rohrer]

Die plakative, aber gleichsam effektive Gestaltung des Covers vermittelt dem Betrachter sofort, welches Liedgut sich auf dem Rundling im Inneren der Schachtel offenbaren wird. Es geht um Wikinger, um Ehre und um Schlachten. Die wackeren Nordmänner, die hier ihre Hymnen digitalisieren ließen, ziehen aus Velbert in den Krieg und beweisen, dass man nicht zwingend aus Skandinavien stammen muss, um dieses Thema musikalisch wirksam umsetzen zu können. Unter Schützenhilfe von Manuel (PATH OF GOLCONDA) und Arkadius (SUIDAKRA), die jeweils bei einer Nummer gesangliche Gastauftritte abliefern, walzen sich OBSCURITY durch die heimische Anlage. Dabei steht ihnen das druckvolle, räudige Klangbild sehr gut zu Gesicht. Ein sehr positiver Aspekt, der mir vor allem die im Midtempo angesiedelten Nummern wie 'Schutt und Asche' oder 'Varusschlacht' schnell ins Ohr treibt. An anderen Stellen drücken die Jungens für meine Bedürfnisse zu sehr auf die sprichwörtliche Tube und wirken dadurch etwas zerfahren. Ein Manko, welches Hörer von Death Metal allerdings nicht weiter stören dürfte. Allerdings muss man grundsätzlich ein Anhänger der Wikingerthematik sein, um bei den Texten nicht ab und an mit einem Schmunzeln zu ringen. An allen Ecken und Enden schwingen Einherjer martialisch ihre Kriegsäxte gegen Römer und alles, was da sonst so im Weg steht. Dass dabei flotte Melodien gejohlt werden, beweist man mit 'Nach Asagrd wir reiten' gleich zu Beginn sehr eindrucksvoll. Somit kann ich OBSCURITY ein gelungenes Album bescheinigen, das in der Zielgruppe sicherlich gut ankommen wird.
[Holger Andrae]

Wenn ihr eine weitere, ausführliche Meinung zu "Várar" lesen möchtet, dann findet ihr eine solche bei den Reviews.

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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