Gruppentherapie: OZ - "Burning Leather"

27.11.2011 | 08:36

Manchmal kommen sie wieder. Und selten sogar außergewöhnlich gut. Bei den Finnen OZ ist das der Fall. Sagt zumindest unsere Redaktion, die "Burning Leather" durchgängig gut findet. Ob das an den alten, den neuen oder allen Songs liegt, verraten wir euch hier.


Ein wahres Fest für jeden Traditionalisten. Wenn eine Underground-Legende wie OZ zu einem erneuten Siegeszug antritt, wird einfach allen Anhängern klassisch metallischer Klänge ganz warm ums Herz. So auch mir, denn "Burning Leather" ist ein rundum geglücktes Album geworden. Hier wird die gute, alte Schule von der ersten bis zur letzten Sekunde zelebriert, was nicht nur an den Neueinspielungen alter Sternschnuppen liegt. Auch die neuen Stücke auf "Burning Leather" können sich gut sehen lassen. So haben die Skandinavier mit dem Headbanger 'Dominator' einen ordentlichen Ohrwurm im Gepäck, ehe Gassenhauer wie 'Search Lights', das überaus starke 'Fire In The Brain', das wuchtige 'Seasons In The Darkness' oder der OZ-Hit schlechthin 'Turn The Cross Upside Down' dem "Burning Leather"-Süppchen die gewisse Würze verleihen. Auch wenn es sich hier um etliche Remakes bereits für jeden eingefleischten Fan bekannter Gassenhauer handelt, so schmälert diese Tatsache die Klasse jenes Reunion-Scheibchens nur minimal. Die saftige Produktion tut dabei ihr Übriges. Ein erfolgreiches Comeback einer Truppe, die es anno 2011 noch einmal wissen will und ihren einstigen Status bestätigt, auch wenn hierfür nicht gänzlich neues Material benötigt wird. Aber so schaffen es OZ eben, auf den mit enormer Geschwindigkeit heransausenden Zug der glorreichen 80er-Jahre (Stichwort: HELL-Comeback) aufzuspringen und ihre Duftmarke zu hinterlassen. Bitte mehr davon.

Note: 8,0/10
[Marcel Rapp]

Mehr oder weniger sinnvolle Reunion-Versuche von Neunzehnhundertachtziger-Legenden gab es in den letzten Jahren ja genug, aber ein Comeback der kultigen Finnen OZ hatte wohl kaum jemand auf dem Schirm. Nur alte Säcke und echte Insider konnten sich vermutlich noch an die frischen, eingängigen und kraftvollen Metal-Songs von Alben wie "Fire In The Brain" oder "Role The Dice" und an das Faible der Jungs für ultratrashige Cover erinnern. Umso schöner ist es, dass OZ der erneute Schritt ins Rampenlicht verzüglich gelungen ist. Das nostalgische Flair von "Burning Leather" wird durch die Neuaufnahmen von urzeitlichen Gassenhauern wie 'Fire In The Brain' oder 'Turn The Cross Upside Down' (sic!) besonders betont. Aber auch ohne eigene wehmütige Erinnerungen an diese Zeit, wird der geneigte Hörer feststellen, dass OZ anno 2011 alles am Start haben, was eine tolle Heavy-Metal-Band so braucht: einen charismatischen Sänger, einen ganzen Haufen prägnante, nicht zu komplizierte Riffs, und ein Händchen für sofort im Ohr explodierende, Killer-Hooklines. Neben den alten Hits sticht vor allem der großartige Opener 'Dominator' heraus, eine Edelstahl-Hymne mit Klassiker-Potential. Allerdings - und hier kommt das Wasser in den Wein - können die Herren dieses kompositorische Niveau nicht über die ganze Spielzeit halten. Fatalerweise ist ausgerechnet der Titelsong eher schlapp ausgefallen, dem fehlt einfach die Initialzündung, der letzte Kick. Auch 'Seasons In The Darkness' kommt nicht so richtig aus dem Quark. Somit mache ich mir etwas Sorgen, was wohl mit OZ passiert, wenn sie nicht mehr auf ihre eigenen Forgotten Jewels zurückgreifen können. Das soll uns aber heute noch nicht belasten, genießen wir zunächst mal den neuen Glanz des musikalischen Tafersilbers. Thumbs up!

Note: 8,0/10
[Martin van der Laan]


Auch wenn es kaum jemand für möglich halten dürfte, so ist es doch tatsächlich so, dass OZ eine der ersten zehn Heavy-Metal-Bands war, die mir je bewusst ins Ohr gegangen sind. Grund dafür war schlicht und ergreifend der legendäre "Scandinavian Metal Attack"-Sampler, auf welchem mit BATHORY auch eine meiner ewigen Lieblingsbands debütierte. Die Finnen indes hinterließen seinerzeit einen bleibenden Eindruck und nun, mit drei Fünfteln des kultigen Line-ups aus jener Zeit erneut am Start, schaffen sie es doch tatsächlich, mich wieder völlig umzuhauen. Quasi aus dem Stand heraus, lässige zwanzig Jahre nach dem letzten Studioalbum. Hier stimmt einfach rundum alles, denn Ape singt wie einst im Mai, die Produktion passt wie die Faust aufs Auge, und die neuen Songs fügen sich völlig nahtlos in das Oeuvre aus Klassikern ein. Im Prinzip ist hier jedes Stück ein Volltreffer! Die alten Gassenhauer sowieso, denn wenn man einen Song nach fünfzehn Jahren zum ersten Male wieder hört und sofort mitsingen kann, dann hat die Band irgend etwas richtig gemacht, seinerzeit. Da aber auch neue Songs wie "Dominator" oder "Let Sleeping Dogs Lie" klassisch und vehement im Gebälk krachen, gibt es den einen Punkt Abzug in der B-Note auch nur deshalb, weil es die Band sich mit einem Album, das zur Hälfte aus neu eingespielten Klassikern besteht, natürlich etwas leichter gemacht hat, als Altersgenossen und Comeback-Kollegen, die sich an komplett neues Material wagen. Nachdem die alten Alben aber eh schwer erhältlich geworden sind, lässt sich dieser kleine Makel locker verschmerzen.

Note: 9,0/10
[Rüdiger Stehle]

Eine feine Veröffentlichung hat das finnische Urgestein OZ hier mit "Burning Leather" eingetütet. Die Scheibe versprüht Power von vorne bis hinten. Die Neueinspielungen alter Gassenhauer wie 'Search Lights', 'Fire In The Brain' oder 'Turn The Cross Upside Down' sitzen 1A. Die Band orientiert sich eng an den Original-Versionen, intoniert die Stücke aber – inszeniert durch einen kraftvollen Sound – leidenschaftlicher und das in zeitgemäßem Klanggewand. Bemerkenswert ist die Gesangsleistung des Bodybuilding-gestählten Frontmanns Ape De Martini, der – man glaubt es kaum – überzeugender shoutet als vor knapp fünfundzwanzig Jahren. Auch die neuen Stücke – allen voran natürlich das klasse aufgezogene 'Dominator' – überzeugen und klingen nach den klassischen OZ, ohne dabei angestaubt um die Ecke zu kommen. Die Neueinspielung alter Klassiker macht Sinn, vor allem auch deshalb, weil die alten OZ-Scheiben seit langem nur noch schwer erhältlich sind. Zieht eure Kutte aus dem Schrank und bringt den OZ-Patch an, wenn er dort nicht bereits aufgenäht ist. Traditionsbewusste schlagen hier zu, denn diese Scheibe macht einfach Spaß.

Note: 8,0/10
[Martin Loga]


Es ist sicher ein gutes Zeichen, wenn man einen Song, den man mehr als 25(!) Jahre nicht mehr gehört hat, schon beim ersten Durchlauf wieder mitsingen kann. So geschehen bei 'Fire In The Brain' und 'Turn The Cross Upside Down' der reformierten Finnen OZ. Diese Songs hörte ich das erste Mal 1984 auf dem legendären, von Rüdiger bereits erwähnten, "Scandinavian Metal Attack"-Sampler als 9-jähriger Steppke. Mein Bruder war schuld. Anno 2011 sitze ich hier also, schwelge beim Hören vor allem dieser beider Songs in Kindheitserinnungen und freue mich, dass die neuen Songs kaum einen Qualitätsunterschied erkennen lassen. Kräftiger, klassischer Heavy Metal, der auch heute noch absolut frisch und eigenständig klingt. Das ist exakt das, was man sich von OZ gewünscht hat. Wird Zeit, dass die Band beim Keep It True auftaucht.

Note: 8,0/10

[Peter Kubaschk]

Dieser Sänger! Reicht das? Nein?! Okay. Diese Refrains! Was? Reicht immer noch nicht? Diese Gitarren! Findste' gut? Okay. Aber reicht immer noch nicht?! Alter, was soll ich denn noch schreiben? Dass diese Band ein super-fetzig-krachendes Oldschool-Metal-Album veröffentlicht haben, das einfach jede Menge Spaß macht? Oder dass Bier trinken zwar dick macht, die Umgebung aber schöner erscheinen lässt? Oder dass ich mich schon wahnsinnig auf den Gig von OZ auf dem kommenden KIT freue? Oder dass Motorradfahren zwar einen Heidenspaß macht, aber trotzdem sau-gefährlich ist? Oder dass OZ bei mir ein gewisses SAXON-Feeling entstehen lassen? Oder dass Fragen stellen ohne Antworten zu bekommen ein bisschen dödelig im Kopf macht? Gut. Keine Fragen mehr. Denn die Antwort muss sowieso und zwangsläufig heißen: 'Total Metal'!

Note: 8,0/10
[Julian Rohrer]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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