Gruppentherapie: SCREAMER - "Phoenix"
01.03.2013 | 11:49Alles Gute kommt derzeit aus Schweden. So auch unser Soundchecksieger im Februar: SCREAMER mit "Phoenix". Hier die Gruppentherapie.
Einmal mehr junge Wilde aus Schweden. Nach RAM, ENFORCER und STEELWING sind nun SCREAMER an der Reihe, die Schar der Old-School-Worshipper im Sturm zu nehmen. Und das wird mit "Phoenix" auch spielend gelingen. Wie bei STEELWING landet man irgendwo zwischen IRON MAIDEN, leichten ACCEPT-Anleihen und Speed Metal und schreibt eingängige, spritzige, schlicht mitreißende Heavy-Metal-Songs, die auf Namen wie 'Phoenix', 'Demon Rider' oder 'Slavegrinder' hören. Klischeehaft? Natürlich. Nicht die Spur originell? Absolut. Aber wer in den Achtzigern mit den Größen des Edelstahls aufgewachsen ist und den immer noch im Herzen trägt, wird keine andere Chance haben, als mitzusingen, die Faust zu recken, den Kopf vertikal zu schütteln und den Kleiderschrank nach der vergammelten Kutte und der längst nicht mehr passenden Leggins zu durchsuchen (Anm. TB: Warum nimmt immer jeder an, dass traditionelle Mattenschüttler uralt sein müssen?). Daran ändern auch die leichten Qualitätsschwankungen ('No Regrets' mag nicht zünden, während 'Lady Of The River' ein mächtiges Miniepos ist) nullkommanix. Long live Heavy Metal!
Note: 8,0/10
[Peter Kubaschk]
Da gewinnt eine waschechte junge Traditionsstahlkapelle den Februar-Soundcheck und von mir gibt's nur eine Wertung am unteren Rand der Spanne? Was ist da los? Nun, ich kann es auch nicht so recht beschreiben. Denn eigentlich müsste mir der Sound der SCREAMER-Jungs doch mindestens eine Acht abringen, oder nicht? Der Sound ist warm und rockt kraftvoll, gleich beim Opener schreien alle Riffs und Leads ganz laut "MAIDEN!" und dazu hat Bassist und Frontmann Christoffer Svensson auch noch eine bärenstarke Metalröhre, wie man sie sich kaum passender wünschen könnte. Die NWoBHM hat es den jungen Schweden angetan, und das hört man zu jeder Sekunde, doch auch klassisches Hard-Rock-Werk liegt den Herren am Herzen. Was mir zum letzten Schuss Begeisterung fehlt, ist indes eine kleine kantige, auffällige Facette des Bandsounds, die der Band ein wenig mehr Eigenständigkeit und Profil verleihen würde. Dazu vielleicht noch ein etwas unkonventionelleres Herangehen an die Refrains und Hooklines, die mir hier und da ein wenig zu glatt erscheinen. Trotzdem ist "Phoenix" ein starkes Scheibchen, das vor allem in Sachen differenzierter und druckvoller, dabei aber doch klassischer Rockproduktion Maßstäbe setzt und einen Großteil der vom Namen her deutlich etablierteren Genrekollegen ziemlich alt aussehen lässt.
Note: 7,5/10
Tja, da haben mir die Jungspunde von SCREAMER ja wirklich den Monat versüßt. Und dabei springen die Jungs auf den Zug, der in den letzten Jahren mit STEELWING, ENFORCER und Co. ins Rollen gekommen ist. Sie steigen mit "Phoenix" wie selbiger aus der Asche und hinterlassen bei vielen True-Metal-Fanatikern und Hardrockern freudige Gesichter. Dort, wo "Adrenaline Distractions" aufgehört hat, fängt das neue Opus an: Authentisches NWoBHM-Feeling hier, mitreißende Rock-Passagen dort, und die Nostalgiewelle überschwemmt Deutschland. Kurzum: Die Band hat mit 'Demon Rider', 'Far Away From Home', 'Red Moon River', dem finsteren 'No Sleep Till Hamilton', dem ungemein abwechslungsreichen 'Lady Of The River' und dem Rausschmeißer 'Slavegrinder' absolute Granaten auf der Palette. Auch steigen bei diesem Quartett das Niveau und die Spielfreude von Mal zu Mal. SCREAMER (und Konsorten) gehört die Zukunft, auch wenn es etwas paradox erscheint, dass man für gefühlsechte German-/British-Steel-Nostalgie in den hohen Norden gucken muss. Was soll's, Musik ist Musik, bleibt Musik. Spritzig, frisch und unverbraucht: Bitte mehr davon!
Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]
Kraftlos und uninspiriert finde ich "Phoenix". Zum Glück weisen SCREAMER ein gewisses Gespür für Melodien und schlüssiges Songwriting auf, aber der omnipräsente IRON-MAIDEN-Einfluss ödet mich auf Dauer ziemlich an. Ich habe nichts gegen die Jungfrauen, aber warum macht man Musik, trägt sie nach außen, wenn man so gut wie keine eigene Ideen hat? Was möchten diese Schweden musikalisch denn (Neues) ausdrücken? Dass sie Kinder der NWoBHM sind? Das kommt auf jeden Fall rüber, mir ist das aber zu wenig. Also SCREAMER: Werdet kreativ, trauert nicht alten Zeiten nach, und springt über eure Schatten. Denn das Gefühl, dass Raphael in der Review beschreibt, spricht für mich für das ganze Album: Da könnte mehr drin sein! So ist es halt ganz nett, mehr nicht.
Note: 6,5/10
[Jakob Ehmke]
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die Geister an Bands scheiden, die offensichtlich die Tugenden und Recken der Vergangenheit hochhalten. Ganz gleich ob Retro-RockWelle oder Traditionsstahl á la ATTIC oder eben SCREAMER. Aber seien wir doch mal ehrlich: Was ist im Metal denn wirklich noch innovativ? Welches Genre-Stück kann heutzutage noch als wegweisend bezeichnet werden? Die Diskussionen unter Kollegen machen natürlich Spaß, aber man wäre nicht der Erste, der sich damit ganz gewaltig die Lust am Musikhören selbst nimmt. Deshalb also ein Plädoyer, das Ganze etwas sportlicher zu sehen. "Phoenix" macht richtig Laune, hat einige Kracher an Bord und sorgt in unserer doch gut gemischten Redaktion mit Abstand für einen ersten Platz im Soundcheck. Das sollte Grund genug sein, den Schweden ein gutes Maß an Musikalität zuzugestehen und eine Qualität über den Tunnelblick der Genre-Aficionados hinaus festzustellen. Und bevor ich mir einen dabei abbreche, das Rad des gruppentherapeutischen Diskurses neu erfinden zu wollen, konstatiere ich vollkommen banal und polemisch: SCREAMER allein sind bestimmt nicht die Zukunft des Metal, aber sie lassen uns immer wieder daran erinnern, dass Tradition auch heutzutage noch mächtig Spaß macht.
Note: 7,5/10
[Nils Macher]
"Phoenix" lief bei mir nun zu unterschiedlichen Zeiten in komplett verschiedenen Situationen, und trotzdem bleibt dieser eine Gedanke Dreh- und Angelpunkt meiner Beziehung zu der Platte: Das Album wirkt entspannend. Schuld daran dürfte (neben meiner eigenartigen Wahrnehmung) vor allem der wunderbar warme Sound sein, der vor meinem geistigen Auge für das Bild eines prasselnden Kaminfeuers sorgt. SCREAMER haben hier ein tolles Heavy-Metal-Album geschrieben, dem mir, trotz Einflüsse der punkigen MAIDEN-Tage, dabei jedoch ein wenig die Härte abgeht. Zum richtig Abgehen ist das hier deshalb die falsche Platte. Da die Songs aber eigentlich allesamt sitzen ('Demon Rider' = Hit!) und fein eingespielt sowie gesungen wurden, gebe ich mich dem gemütlichen Metallgenuss gerne hin. Komponieren SCREAMER auf dem nächsten Album noch etwas zwingender, bewege ich mich auch aus meinem Sessel und recke die eingeschlafene Faust gen Himmel. Versprochen.
Note: 7,5/10
[Oliver Paßgang]
Mehr zu diesem Album:
Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]
Kraftlos und uninspiriert finde ich "Phoenix". Zum Glück weisen SCREAMER ein gewisses Gespür für Melodien und schlüssiges Songwriting auf, aber der omnipräsente IRON-MAIDEN-Einfluss ödet mich auf Dauer ziemlich an. Ich habe nichts gegen die Jungfrauen, aber warum macht man Musik, trägt sie nach außen, wenn man so gut wie keine eigene Ideen hat? Was möchten diese Schweden musikalisch denn (Neues) ausdrücken? Dass sie Kinder der NWoBHM sind? Das kommt auf jeden Fall rüber, mir ist das aber zu wenig. Also SCREAMER: Werdet kreativ, trauert nicht alten Zeiten nach, und springt über eure Schatten. Denn das Gefühl, dass Raphael in der Review beschreibt, spricht für mich für das ganze Album: Da könnte mehr drin sein! So ist es halt ganz nett, mehr nicht.
Note: 6,5/10
[Jakob Ehmke]
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die Geister an Bands scheiden, die offensichtlich die Tugenden und Recken der Vergangenheit hochhalten. Ganz gleich ob Retro-RockWelle oder Traditionsstahl á la ATTIC oder eben SCREAMER. Aber seien wir doch mal ehrlich: Was ist im Metal denn wirklich noch innovativ? Welches Genre-Stück kann heutzutage noch als wegweisend bezeichnet werden? Die Diskussionen unter Kollegen machen natürlich Spaß, aber man wäre nicht der Erste, der sich damit ganz gewaltig die Lust am Musikhören selbst nimmt. Deshalb also ein Plädoyer, das Ganze etwas sportlicher zu sehen. "Phoenix" macht richtig Laune, hat einige Kracher an Bord und sorgt in unserer doch gut gemischten Redaktion mit Abstand für einen ersten Platz im Soundcheck. Das sollte Grund genug sein, den Schweden ein gutes Maß an Musikalität zuzugestehen und eine Qualität über den Tunnelblick der Genre-Aficionados hinaus festzustellen. Und bevor ich mir einen dabei abbreche, das Rad des gruppentherapeutischen Diskurses neu erfinden zu wollen, konstatiere ich vollkommen banal und polemisch: SCREAMER allein sind bestimmt nicht die Zukunft des Metal, aber sie lassen uns immer wieder daran erinnern, dass Tradition auch heutzutage noch mächtig Spaß macht.
Note: 7,5/10
[Nils Macher]
"Phoenix" lief bei mir nun zu unterschiedlichen Zeiten in komplett verschiedenen Situationen, und trotzdem bleibt dieser eine Gedanke Dreh- und Angelpunkt meiner Beziehung zu der Platte: Das Album wirkt entspannend. Schuld daran dürfte (neben meiner eigenartigen Wahrnehmung) vor allem der wunderbar warme Sound sein, der vor meinem geistigen Auge für das Bild eines prasselnden Kaminfeuers sorgt. SCREAMER haben hier ein tolles Heavy-Metal-Album geschrieben, dem mir, trotz Einflüsse der punkigen MAIDEN-Tage, dabei jedoch ein wenig die Härte abgeht. Zum richtig Abgehen ist das hier deshalb die falsche Platte. Da die Songs aber eigentlich allesamt sitzen ('Demon Rider' = Hit!) und fein eingespielt sowie gesungen wurden, gebe ich mich dem gemütlichen Metallgenuss gerne hin. Komponieren SCREAMER auf dem nächsten Album noch etwas zwingender, bewege ich mich auch aus meinem Sessel und recke die eingeschlafene Faust gen Himmel. Versprochen.
Note: 7,5/10
[Oliver Paßgang]
Mehr zu diesem Album:
- Redakteur:
- Thomas Becker