Gruppentherapie: VOLBEAT - "God Of Angels Trust"

29.06.2025 | 01:00

Wohin nur? Zum sonnigen Metal-Festival oder zur Nacht des deutschen Schlagers?

Kommen wir nach KATATONIA zu einer sommerlicheren und lebensfreudigeren Band aus Skandinavien, nämlich VOLBEAT. Im Juni-Soundcheck landen die Dänen knapp vor KATATONIA, unserem Mario gefällt der Mix aus knackigen Bangern und kommerzielleren Songs auch ziemlich gut und in unserem VOLBEAT-Podcast geht es auch um viel mehr als nur um die Ziege auf dem Cover. Alles gut also?

Nun, die Wahrheit zeigt sich auf dem Therapiesessel und hier erzeugt "God Of Angels Trust" nicht bei allen gute Stimmung. Ein Kollege hört bei einigen Songs Schlager heraus, der andere COLDPLAY, wieder andere erleiden akuten Gedächtnisschwund. Ist es wirklich so schlimm?

Die nimmermüden VOLBEAT-Jungs (für mich eine typische "Summer Breeze"-Band wie J.B.O. und END OF GREEN) legen auf ihrem neuen Album "God Of Angels Trust" mit 'Devils Are Awake' richtig gut los, erinnert der Song doch angenehm an ANGEL WITCH und SATAN. Dann tönt es formidabel nach METALLICA: 'By A Monster's Hand' marschiert durch die Pampa und enthält ein feines Solo, das noch den letzten Kaktus entstachelt. Der Song hätte zwei Minuten mehr verdient!

Der folgende Track ('Acid Rain') ist aber nahezu unhörbar: Er hätte in der Nacht des deutschen Schlagers seinen Platz. Warum baut man so ein Ungetüm an dritter Stelle ein? Ab auf eine B-Seite damit. Doch keine Angst, fünf Minuten später befinden wir uns wieder im Jahr 1980, stählernes Riffing, schräge Vibes, ein melodischer Chorus. Die Band hat gute Ideen, die sie eigenwillig verbaut, so kennt man sie. Ein munterer Mix entfaltet sich: Fast gemahnt es an DANZIG, dann flockt es rockig, ein MAIDEN-Gedächtnispart zieht vorüber; doch auch Schnulziges bleibt uns in der Folge nicht erspart.

Das Album ist eine jener Veröffentlichungen, die ich früher nicht komplett auf eine Musikkassette aufgenommen hätte. Die härteren Tracks gelingen überraschend gut, alles rund um Ilja Richter hätte ich weggelassen. Nach einer weiteren Schnulze folgt noch ein cooles Finale: Warum hat man nicht nur solche Tracks wie 'Enlightening The Disorder (By A Monster's Hand Part 2)' auf das Album gepackt? Die Schnulzen liegen bei vier Punkten, die Härtner bei sieben bis acht und diese sind in der Mehrheit. Also knappe sieben Punkte.

Note: 7,0/10
[Matthias Ehlert]

 

Ich finde VOLBEAT ja immer noch toll und mag Michael Poulsens Stimme, deswegen wird jedes neue Album der Dänen natürlich angetestet. Bislang wurde ich auch nur einmal etwas enttäuscht und nach einigen Durchgängen kann ich sagen, dass "God Of Angels Trust" wieder ein Treffer geworden ist.

Neu oder zumindest intensiver als zuvor sind in der Tat die Ausflüge in den Melodic Rock, bei denen Poulsen zwar eine gute Figur abgibt, die aber tatsächlich gar nicht mehr nach Metal klingen, ja kaum mehr nach Rock. Dabei finde ich 'Acid Rain' noch ganz okay, mich törnt eher 'Time Will Heal' ab. Aber diese beiden und 'Lonely Fields' sind drei Schwachpunkte in einem ansonsten tollen Album; ein Experiment, das auch meiner Meinung nach eher ins Beinkleid gegangen ist und eine höhere Wertung verhindert. Ansonsten: typisch VOLBEAT. Was sollte man auch sonst erwarten?

Note: 7,5/10
[Frank Jaeger]

 

Anders als für Frank war VOLBEAT für mich schon immer eine Band, die nie wirkliche Begeisterung auslösen konnte. Es gab immer mal einen netten Song, dann aber eben auch zahllose Tracks, die bei mir nicht mehr als ein Gähnen auslösen konnten. Und so hätte ich wahrscheinlich "God Of Angels Trust" ohne unseren Soundcheck auch nicht angetestet. Aber auch dieser erneute Versuch mit den Dänen bestätigt nur den Eindruck, dass hier handwerklich zwar vieles richtig gemacht wird, ich emotional aber nie bei der Sache bin.

Dabei stören mich die vermehrt rockig-alternativen Ausflüge nicht einmal so sehr, denn ich habe VOLBEAT sowieso nie als klassische Metalband wahrgenommen, sondern immer eher als Mainstream-Beschallung einsortiert. Da passen dann auch Tracks wie 'Acid Rain' oder 'Time Will Heal' ganz gut ins Bild. Mit 'Lonely Fields' hat Frank aber recht, der Song läuft einfach mal komplett ins Leere und hat kaum einen spannenden Moment zu bieten. Dafür sind 'Devils Are Awake' und 'By A Monster's Hand' gute Tracks, die auch ich in einer Playliste nicht skippen würde.

Zu mehr reicht es aber auch mit "God Of Angels Trust" nicht, sodass ich für eine handwerklich solide Leistung und ein paar gute Tracks 7,5 Zähler vergebe. Und damit landet das Album bei mir in der gefährlichen "ganz nett"-Kategorie, deren Alben man mangels großer Ausschläge in positive oder negative Gefilde bald wieder vergessen hat.

Note: 7,5/10
[Tobias Dahs]

Tatsächlich war ich auf das neue VOLBEAT-Album "God Of Angels Trust" so gespannt wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Ausschlaggebend war dafür der Rock-Radio-Sender meines Vertrauens, der mir morgens im Bad immer die neuen Singles vorspielte. Ich bekam den Eindruck, dass die Ausrichtung der Band wieder deutlich härter werden würde.

Was das angeht, enttäuscht VOLBEAT nicht. "God Of Angels Trust" ist wohl die metallischste Scheibe seit "Beyond Hell / Above Heaven" aus dem Jahr 2010. Dafür vergebe ich gerne einen Bonuspunkt. Der eine oder andere Song wie 'By A Monster's Hand' zündet auch gut, wenn man ihn einzeln anhört. Aber es bleibt das Problem, dass VOLBEAT auf Albumlänge für mich seit "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" nicht mehr funktioniert. Es klingt alles fürchterlich gleich und austauschbar.

Sicherlich verändern auch andere Bands ihren Sound kaum, aber bei VOLBEAT wirkt es für mich so, als fehle das Feuer. Der Esprit ist seit vielen Jahren einfach weg und es fühlt sich wie liebloser VOLBEAT-Einheitsbrei an. Hinzu kommen belanglose Nervsongs wie 'Acid Rain' oder die quasi COLDPLAY-Nummer 'Time Will Heal'. Daher ist es mir leider nicht möglich, die Scheibe am Stück zu hören, so leid es mir tut.

Trotzdem kann ich mit einer gewissen Objektivität nachvollziehen, wieso die Band so groß und im Mainstream erfolgreich ist. Michael Poulsens Gesang und die Melodien sind dafür genau passend. Für eine eigene gute Bewertung reicht dies jedoch nicht aus. Bei jedem neuen Longplayer der Dänen versuche immer wieder zurück zur Band zu finden, da ich die ersten vier Alben extrem gefeiert habe. Doch leider stelle ich jedes Mal fest, dass es nicht klappt. Möglicherweise ist "God Of Angels Trust" mein endgültiger persönlicher Sargnagel.

Note: 5,0/10
[Dominik Feldmann]

 

Es gibt, gab und wird immer Bands geben, welche sich - aus welchem Grund auch immer - größtenteils gleich anhören. Der Running Gag, dass AC/DC mit einem einzigen Song bereits etliche Platten rausgebracht hat, ist ja schließlich nicht komplett aus der Luft gegriffen. Nun steht auch VOLBEAT vor dem Problem, dass die Kombination aus Poulsens Stimme und dem bandeignen Sound zwar einerseits die Grundlage für VOLBEATs Erfolg bildet, andererseits aber im Albumformat schnell zu einem Einheitsbrei verkommt.

In der Vergangenheit hat man dieses Muster einigermaßen aufbrechen können, indem man sich Gastmusiker dazu geholt hat oder doch mal den ein oder anderen Brecher positiv herausstechen ließ. Nun könnte man, wie das ja beispielsweise auch Matthias gemacht hat, sich hinsetzen und versuchen, bei den einzelnen Songs die feinsten Feinheiten und Verweise auf andere Künstlerinnen und Künstler rauszufiltern, aber wenn Musikhören zur Fleißarbeit wird, geht für mich sehr schnell der Spaß verloren.

So ist es dann auch bei "God Of Angels Trust"; die Platte läuft gerade zum wiederholten Male im Loop und ich könnte euch nicht sagen, wo sie anfängt oder aufhört, wenn mein Leben davon abhinge. Einheitsbrei, wie Dominik geschrieben hat, trifft es ganz passend. Klar gibt es hier und da mal kleine Lichtblicke, wie beispielsweise den Mittelteil von 'Demonic Depression', aber grundsätzlich klingt jeder Song dann doch irgendwie gleich und ist schneller vergessen als gehört.

Ich würde jetzt gerne schreiben, dass keiner der Songs von "God Of Angels Trust" je wieder seinen Weg in meine Playlisten finden wird, aber ehrlich gesagt würde ich es wohl nicht einmal merken, falls es doch passiert. Und das ist ja eigentlich noch schlimmer!

Note: 4,0/10
[Chris Schantzen]



Willkommen im Tierreich, die x-te. Während sich KATATONIA und HEAVEN SHALL BURN optisch auf den Hirsch gestürzt haben, erkennt man die Ziege bei VOLBEAT schon von weitem. Ob nun im Titel der neuen Scheibe oder auf dem Artwork - das Haustier Satans ist omnipräsent bei den Dänen. Und was heißt das für die Musik auf "God Of Angels Trust"?

Nun, manche Songs gehen - Gott sei Dank - wieder "back to the roots". Nach Robs Abgang scheint das Trio Bock auf die VOLBEAT-Frühphase zu haben, in der der Teufel gemetalt, der Rebelle gerockt und die Gitarrengangster mit blutigen Cadillacs zwischen Himmel und Hölle an die Wand gegroovt wurden. Zugegeben, nach den letzten doch etwas müde wirkenden Alben war die Luft zwischen mir und VOLBEAT ein wenig raus, doch die 2025er Ziege mäht wieder so wie vor nunmehr 20 Jahren, als man VOLBEAT ins Herz geschlossen hat. Das gilt nicht für alle Songs auf "God Of Angels Trust", aber für den Großteil und das stimmt heutzutage schon mehr als versöhnlich.

Note: 8,0/10
[Marcel Rapp]

 

Oh, danke Marcel! Das tut gut zu lesen, denn wenn ich mir "God Of Angels Trust" so anhöre, macht es mich doch sehr stutzig, dass den Dominik und den Chris eine solche Musik so überhaupt nicht ansprechen kann. Ich bin hingegen erstmal überrascht, dass VOLBEAT doch noch so knackig metallisch klingt wie damals beim Durchbruchalbum "The Strength/The Sound/The Songs". Die ersten beiden Songs zeigen dazu noch richtig coole Gitarrenleads, man ist bei 'Devils Are Awake' tatsächlich nah bei SATAN, wie Herr Ehlert schon angedeutet hat. Ich habe das erst nicht geglaubt.

Ich muss auch immer die Augenbrauen hochziehen, wenn immer mehr Leute in unserer Musik "Schlager" ausmachen wollen. Es geht ein regelrechtes Schlager-Gespenst durch die Szene, das ich irgendwie noch nie ausgemacht habe, auch nicht bei den simplen Melodic-Rock-Songs wie 'Acid Rain' oder 'Time Will Heal'. Mich zumindest stören diese Songs nicht, bin ansonsten aber voll bei den Kollegen, die die knackigeren Songs vorziehen. Und bei denen, die das Album gut finden. Das macht eigentlich richtig Lust auf ein sommerliches Metal-Festival!

Note: 7,5/10
[Thomas Becker]

Fotocredits: Das Foto ist aus dem Livebericht zum Graspop Metal Meeting (GMM) von Frank Jäger und wurde von GMM zur Verfügung gestellt.

Redakteur:
Thomas Becker

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