HAMMER KING: Interview mit Frontmann Titan
15.08.2022 | 12:42Die Schlagzahl an HAMMER KING-Veröffentlichungen ist enorm, kommt die Band doch nach nur 14 Monaten gleich mit dem "Hammer King"-Nachfolger um die Ecke. Und wer glaubt, dass die Qualität darunter leidet, irrt gewaltig, denn "Kingdemonium" ist vollgepackt mit in Stahl geschmiedeten Hits, einer Menge Riff-Action und Hymnen in Hülle und Fülle. Sänger Titan ist ohnehin ein gern gesehener Interviewgast und so stand es außer Frage, dass wir unserem letztjährigen Podcast-Gast auch zum nunmehr fünften HAMMER KING-Bollwerk ein paar schmucke Antworten entlocken.
Hey Titan! Eine neue HAMMER KING-Veröffentlichung steht an und da lassen wir uns natürlich nicht lumpen und haben einige Fragen an dich. Zunächst: Wie geht es euch? Habt ihr den Sommer bisher gut überstanden?
Hallo Marcel, schön, wieder mit Powermetal.de zu sprechen! Uns geht’s sehr gut, wir haben gerade unseren Einstand auf den ganz großen Bühnen gefeiert und beim Rock Harz trotz Sturm und Regen ziemlich abgeräumt. Ansonsten stehen jetzt ein paar wenige freie Tage an, dann geht es auf zum Summer Breeze. Die Hitze ist natürlich echt massiv. Aber man vergisst es ganz schnell: Es ist wunderbar, wieder normal spielen und arbeiten zu können!
Ihr seid richtig fix, denn euer selbstbetiteltes Album ist gerade einmal 14 Monate alt. Was ist seit "Hammer King" im Hause HAMMER KING so passiert?
Da wir nach dem "Hammer King"-Album nur acht Shows spielen konnten, haben wir die Zeit genutzt, um an neuem Material zu arbeiten. Napalm haben uns im Spätjahr das "Go" gegeben und uns war bewusst, dass es perfekt wäre, zur Festivalsaison ein neues Album zu veröffentlichen. Allerdings war auch klar, dass es sportlich werden würde, denn wir mussten im Frühjahr bereits ins Studio, damit der ganze Vorlauf – der primär der Vinylproduktion geschuldet ist – zu schaffen ist. Aber es hat alles geklappt, denn am 27. Juli ist das Vinyl eingetroffen!
Letztlich hat sich der verhältnismäßig knappe Zeitrahmen als Segen herausgestellt, denn wir haben sehr intuitiv gearbeitet. Wenn man sich mal die alten Zeiten des Heavy Metal ansieht, da hat IRON MAIDEN jedes Jahr ein Album herausgebracht, JUDAS PRIEST und SAXON sogar zwei in einem Jahr. Der Spirit ist dann deutlich, weil man nicht so verkopft an die Sache rangeht. Letztlich ist "Hammer King" für die meisten Konzertbesucher natürlich immer noch ein neues Album, weswegen wir jetzt quasi zwei aktuelle Alben live präsentieren. Deshalb haben wir auch die Bühnendeko gemischt: Auf dem Backdrop sieht man "Kingdemonium" auf den Side-Bannern "Hammer King". Für die Setlist ist es prima, denn wir haben nun massiv live-taugliches Material.
Ansonsten haben wir mit Günt von Schratenau, den man vor allem von THE NEW BLACK kennt, unseren Traumbassisten gewonnen. Ein unglaublich angenehmer, bodenständiger Mensch, der als Basser unschlagbar stark ist. Wir klangen live aus dem Stand brutal gut und harmonieren perfekt!
"Kingdemonium", euer fünftes Album, steht in den Startlöchern und das, was ich bisher gehört habe, klingt nach richtig fettem Heavy Metal. Steckt ein bestimmtes Konzept hinter der neuen Scheibe? Ein konzeptionell roter Faden, der sich durch das Album schlängelt? Wie ist das Album in der Historie des Hammer Kings einzuordnen?
Die Frage ist gut! Über eine Historie habe ich bisher nie nachgedacht, aber du hast recht: Das Album ist sehr aktuell. Wie all unsere Alben ist es wieder eine Sammlung kleiner Geschichten zu einem bestimmten Thema geworden. Behandelte "King Is Rising" des Königs Schlachten und "Poseidon Will Carry Us Home" die Seefahrten, so geschieht auf "Kingdemonium" nun Folgendes: Das Königreich und sein friedliches Leben unter dem Hammer des gewaltigen Herrschers werden attackiert. Böse Mächte greifen die Freiheit an und scheinen überall Chaos und Instabilität zu verbreiten – ein Zustand, den man in der echten Welt auch gerade kennt. Selbstverständlich gewinnt der König am Ende, hehe.
Für mich stellt sich natürlich die Frage, ob "Kingdemonium" dort anfängt, wo "Hammer King" mit dem 'Holy'-Outro aufgehört hat.
Fast, denn die "Holy Is The Hammer"-EP, die in der limitierten Box erscheint, fängt tatsächlich dort an, wo das 'Holy'-Outro aufgehört hat… das wird man sofort ab der ersten Sekunde des Titeltracks hören.
Gibt es, eurer Meinung nach, musikalische Unterschiede zwischen beiden Alben in Anbetracht der Kürze der Zeit? Mir kommt das Album ein Stück weit düsterer und kritischer vor als das bisher von HAMMER KING Gehörte.
Musikalisch gesehen macht "Kingdemonium" einen kleinen Schritt. Wir haben das SAVATAGE-Tuning (tiefe Saite einen Ganzton runter), das wir auf der letzten Platte bei 'Atlantis (Epilogue)' zum ersten Mal verwendet hatten, nun bei einigen Songs benutzt. Dadurch ist das Album ein kleinwenig düsterer geworden. Für uns war es tatsächlich inspirierend, weil wir ganz leicht etwas frischer geklungen haben. In Kombination mit Günts sehr brachialem und groovigen Bassspiel war das ein Selbstläufer.
Inwieweit hat sich denn die derzeit etwas kritische Weltsituation auf dem Album bemerkbar gemacht? Hatten Krieg, Corona, etc. überhaupt einen Einfluss auf "Kingdemonium"?
Der Krieg fing an, als wir im Studio waren, daher hat er auf die Songs keinen Einfluss mehr gehabt. Beim letzten Album fing Corona an, als wir im Studio waren – wir sollten mal eine Pause einlegen, damit nicht noch mehr passiert…
Letztlich hat die Stimmung der Welt selten eine Auswirkung auf das Königreich, bei Corona war es schon ein wenig so. Dass man uns Musikern weitgehend die Ausübung unserer Tätigkeit genommen hatte, hat schon Spuren hinterlassen.
Der Song 'Pariah Is My Name' hat es mir angetan. Erzählt der Track lediglich die Geschichte eines Ausgestoßenen oder steckt mehr dahinter?
Der Song ist definitiv einer unserer absoluten Favoriten! Und der einzige neue Song, den wir bereits live gespielt haben. Die Single war digital bereits seit Anfang Juni erhältlich. Es ist eine totale Abrissbirne live, daher macht es massiv Spaß, den Song zu spielen!
Die Geschichte ist in der Tat die eines Charakters, der sich außerhalb der Gesellschaft bewegt. Nur lässt der Text unklar, ob derjenige das nicht sogar zum Teil freiwillig tut. Wenn die Gesellschaft krankt, dann findet man die Freiheit vielleicht außerhalb. Die Zeile "I call my blood my own" ist die Lieblingszeile von Charles Greywolf (POWERWOLF) und eigentlich ein T-Shirt-würdiger Slogan!
In 'Guardians Of The Realm' habt ihr mit Mister ROSS THE BOSS einen sehr lukrativen Gastbeitrag. Wie kam da die abermalige Zusammenarbeit zustande und fühlt es sich wie eine Art Ritterschlag an, den ehemaligen MANOWAR-Klampfer als Gast begrüßen zu dürfen?
Der Kontakt zu Ross ist eigentlich nie abgerissen, nachdem sich die originale ROSS THE BOSS-Band nach der letzten Show in Buenos Aires im Dezember 2011 dann nach und nach aufgelöst hatte. Wir hätten in den letzten zwölf Monaten sogar drei gemeinsame Shows gespielt, aber die erste wurde wegen Corona gestrichen, die zweite ersatzlos abgesagt und die dritte mussten wir leider wegen eines Todesfalls canceln – übrigens die erste Show, die HAMMER KING jemals absagen musste. Als wir im Studio waren, meinte Dolph (A. Macallan – Schlagzeug – Anm. d. Red.), dass der Song eigentlich so ein richtiges ROSS THE BOSS-Solo brauchen könnte – und ob ich Ross nicht einfach fragen mag, da wir wegen der Shows ohnehin gerade Kontakt hatten. Gesagt, getan – vier Tage später hatten wir acht verschiedene Versionen des Solos – und die Qual der Wahl, hehe.
Ich war mehr als positiv überrascht, letztes Jahr Herrn Geremia von TANKARD als Gastsänger bei 'Hammerschlag' zu hören. Hat "Kingdemonium" noch weitere Überraschungen wie ROSS THE BOSS zu bieten?
Gerre ist ein toller Kerl, da sag ich ja nichts Neues, hehe. Wir haben vor ein paar Wochen gemeinsam eine Folge für den Metalkeller, Deutschlands einzige Metal-Latenight-Show bei Radio Regenbogen, aufgenommen. Er ist einfach unwiderstehlich! Ich hoffe, dass wir den "Hammerschlag" bald mal gemeinsam live spielen können! Ross ist unser einziger Gast auf "Kingdemonium", wobei Charles Rytkönen von MORGANA LEFAY beinahe ein Duett mit mir gesungen hätte. Leider hat es nicht geklappt – es wäre für uns als fanatische MORGANA LEFAY-Fans natürlich der absolute Hammer gewesen. Better luck next time!
Was genau zeichnet das Zeitalter von Urizen aus?
Urizen stammt aus der Mythologie William Blakes, der sich BRUCE DICKINSON für sein "Chemical Wedding"-Album seinerzeit auch bedient hat. Urizen ist der Gesetzesbringer und Ordnungshüter – in unserem Fall steht es aber für einen Teil des Angriffs auf das Königreich, denn er bringt Eingriffe, Beschränkung der Freiheit und eine neue Ordnung mit sich. Deshalb endet der Song mit "rule the King of Kings", damit klar ist, dass die ganze Geschichte gut ausgeht, zu Gunsten des Königs und seiner Gefolgschaft.
Sehr viele Songs wie 'Invisible King', das dynamische 'The Four Horsemen' und vor allem 'Live Long, Die Nasty' brennen darauf, auf den hiesigen Bühnen der Republik präsentiert zu werden. Endlich ist das auch wieder möglich! Habt ihr die Lieder auch hinsichtlich ihres Live-Potentials arrangiert oder kam das erst im Laufe der Konzipierung?
Im Prinzip ist unsere Formel ganz einfach: Alle Songs müssen live-tauglich sein, wobei in der Regel zwei Titel dabei sein dürfen, die eher Albumsongs sind. 'The 7th Of The 7 Kings' wäre so einer – wobei ich hierzu beim ersten Interview zu "Kingdemonium" sofort gesagt bekommen habe, dass wir den Song unbedingt live spielen sollen! Wir werden die Songs nach und nach wohl alle live spielen und die besten dann im Set behalten. Natürlich wird dies nun mit jedem Album immer schwerer, da wir nun aus einem Pool von über 50 Songs wählen müssen…
Charles Greywolf hat hinsichtlich der Produktion wieder ganze Arbeit geleistet. Euch verbindet nicht nur die stilistische Ausrichtung im Groben sondern auch die Heimat bei Napalm Records. Welche Vorteile ergeben sich für euch daraus, mit Charles als Produzent zu arbeiten?
Sushi zum Mittagessen! Und ausführliche Gespräche über Musik, haha. Aber natürlich ist Charles ein super Freund und Spezialist darin, genau diesen Stil des Heavy Metal zu produzieren. Wir lieben es, ins Studio zu gehen und das liegt an Charles!
Was hält das Jahr 2022 noch für HAMMER KING bereit? Sind Festival- oder gar einige Konzertauftritte geplant? Oder seid ihr so unermüdlich, dass direkt der "Kingdemonium"-Nachfolger weiter ausgearbeitet wird?
Alle Videos sind bereits abgedreht, an Festivals hatten wir jetzt das Rock Harz, das Album kommt am 19.08., Summer Breeze folgt am 20.08., dann spielen wir am 03.09. unsere Homecoming-Show im 7er Club in Mannheim und am 17.09. ein neues Festival mit GRAVE DIGGER, MYSTIC PROPHECY und WARKINGS. Clubshows folgen dann im Herbst und Winter.
Wir haben uns vorgenommen, zu versuchen, 2023 kein neues Hammer King- Album zu veröffentlichen – mal sehen, ob es klappt, hehe.
Mein Lieber, damit wäre ich mit meinen Fragen schon durch. Gibt es über "Kingdemonium" noch etwas, was du loswerden möchtest? Die letzten Worte an unsere Leser und die HAMMER KING-Gefolgschaft gebühren dir.
Vielen Dank für das wie immer klasse Interview – es freut mich immer, mit meinem deutschen Lieblingsmag zu sprechen! Wir freuen uns über den Support und können es nicht erwarten, "Kingdemonium" auf die Szene loszulassen!
Wir sehen uns alle on the road, wir sind vorbereitet und hochmotiviert, euch eine intensive Show zu liefern! God bless the King, may the King bless all of you.
- Redakteur:
- Marcel Rapp