In der Gruppentherapie: DEATH ANGEL - "Relentless Retribution"

13.09.2010 | 23:50

Eine der wenigen Bay-Area-Bands, die sich bis heute so gut wie nie den Vorwurf anhören musste, dass sie früher doch noch viel besser gewesen sei, ist DEATH ANGEL. Das ändert sich auch mit dieser reulosen Vergeltung nicht, denn sonst wäre sie nicht zusammen mit der neuen ACCEPT unser Album des Monats August geworden.

DEATH ANGEL sind eine Bank. Auch nach der erfolgreichen Reunion im Jahr 2004 und dem Comeback-Album "The Art Of Dying" waren die Herren aus der Bay Area immer noch eine Wucht. Vor allem auf den Brettern, die die Welt bedeuten, haben Mark Osegueda, Rob Cavestany & Co. gezeigt, was Energie bedeutet. "Relentless Retribution" ist nun geprägt vom Ausstieg der Rhythmustruppe um Dennis Pepa (b.) und Andy Galeon (dr.). Mit den beiden neuen Männern Damien Sisson (b.) und Will Carroll (dr.) geht es nun wieder thrashiger zu. Um genau zu sein, ist "Relentless Retribution" wohl das thrashigste Album seit "The Ultra Violence". Dennoch wird natürlich nicht an genrefremden Einschüben gespart. 'Claws So Deep' endet mit einem zweiminütigen Akustikgitarrenteil und 'Volcanic' ist eine echte Ballade. Dennoch, die großen Experimente gibt es auf "Relentless Retribution" nicht. Dafür aber mit dem Fast-Titeltrack 'Relentless Revolution', 'River Of Rapture', 'This Hate' oder 'I Chose The Sky' eine ganze Menge amtlicher Abrissbirnen, die mit präzisen Riffs und der schneidenden Stimme Oseguedas glänzen. Mehr braucht es nicht, um einen Fan zufrieden zu stellen. Auch wenn mir die experimentelle Seite ein bisschen fehlt.

Note: 8,5/10
[Peter Kubaschk]

 

Die Jungs machen es einem nicht gerade einfach. Jedes Album klingt anders. Jedes neue Album zeigt neue Facetten im spielerischen Kosmos DEATH ANGELs. Auch auf "Relentless Retribution" ist das so, auch wenn alles wieder deutlich mehr back to the roots geht. Heißt, der Thrash steht wieder mehr im Vordergrund, und die experimentellen Ausflüge sind überschaubar. Dennoch ist eine reinrassige Ballade der Marke wie 'Volcanic' eine echte Überraschung. Vor allem deswegen, weil die auch noch gnadenlos gut ist. Die Jungs sind halt open minded, limitieren sich nicht und machen sich gerade deswegen einzigartig im Thrash-Sektor (wenn man sie dem überhaupt noch zuordnen kann und will). Auffällig ist der brutale, rohe und dreckige Sound, der ungeschliffen und fast live klingt. Das atmet Atmosphäre und lässt die harten Parts förmlich explodieren. Da wuchern Pfunde der Marke 'The Hate' oder 'I Chose The Day' mit einer Dominanz, die für die meisten anderen Bands um Lichtjahre entfernt scheint. Das macht DEATH ANGEL einzigartig und auch heute noch relevant.

Note: 8,5/10
[Alex Straka]

 

DEATH ANGEL sind eine meiner alten Heldenbands, die mich jedes Mal aufs Neue begeistern. Es liegen immer mehrere Jahre zwischen den Alben, und wie es scheint, nutzen die Herren diese Zeit, um ihre Songs zu verfeinern, denn jeder einzelne Track auf "Relentless Retribution" funktioniert tadellos. Zwar ist es richtig, dass es keine wirklichen Experimente gibt, aber bevor man zwanghaft versucht, originell zu klingen, ist mir ehrlich meist lieber. Und ehrlich ist das vorliegende Album, den Verlauf der Diskographie erkennt man in vielen der Songs, die so typisch DEATH ANGEL sind, wie es nur geht. Dass die Selbstfindungsphase, die mit dem unerreichbaren "Act III" ihren Höhepunkt fand, vorrüber ist, sorgt zwar für ein wenig Wehmut, aber dafür kann man sagen, dass der Fan bei jedem neuen Album der Band "Thrash With Class" erhält. Die Filipino-Connection, mittlerweile nicht mehr -familie, hat sich übrigens mit 'Volcano' wohl zu Herzen genommen, dass gerade in Deutschland bei Auftritten immer nach den Akustik-Tracks 'Veil Of Deception' und 'Room With A View' gerufen wird. Auch da wird deutlich, wie stark die Scheibe ist, und wieviel besser dann doch noch "Act III" ist. Das ist der Fluch, wenn man eine solche Überscheibe veröffentlicht hat. Da enden selbst großartige Platten wie "Relentless Retribution" weiter unten auf dem Treppchen.
Note 8,5/10
[Frank Jaeger]

 

Natürlich wäre es übertrieben zu behaupten, DEATH ANGEL haben den Thrash wieder für sich entdeckt, denn das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass sie ihn irgendwann einmal verloren hätten. Obwohl das natürlich blanker Unsinn wäre, steht außer Frage, dass "Relentless Retribution" Thrash atmet, schwitzt und vermutlich auch scheißt. Ich persönlich finde diese, wenn man so will, Rückbesinnung toll, denn das ist es, was DEATH ANGEL für meinen Geschmack immer noch am meisten auszeichnet. Sporadische experimentelle Ausflüge wie beim Ende von 'Claws In So Deep' sind genau richtig und kommen nur deshalb so gut zur Geltung, da sie eben nur gelegentlich eingestreut werden. Ansonsten bekommt der geneigte Hörer die Fönfrisur mit Schmackes nach hinten gebürstet, die Riffkanonade zündet sofort und die Produktion dieser unerbittlichen Abrissbirne ist schlicht als perfekt zu bezeichnen. Und trotz allem wilden Gepolter - langweilig wird einem hier nie, denn die Todesengel beherrschen ihr Handwerk und sorgen stets für erquickliche Unterhaltung im thrashigen Korsett. Sogar die Ballade 'Volcanic' ist toll, wobei das hätte man sich bei den Vorgängern eh denken können.

Note: 8,5/10
[Stephan Voigtländer]

 

Bei allem wohl verdienten Respekt für die Bay-Area-Szene hat es bis heute keine der großen Thrash-Bands der nordkalifornischen Szene geschafft, in die Riege meiner Lieblingsbands vorzudringen. Die Gründe dafür sind mir selbst nicht so recht klar, doch mit "Relentless Retribution" wird mir klar, dass DEATH ANGEL die Band sein dürfte, die am kürzesten vor diesem Sprung steht. Die Band klingt nämlich nach all den Jahren noch immer frisch und zeitlos, sie erfindet sich immer wieder neu, ohne ihre ureigenen Markenzeichen zu verlieren, und sie hat es weder nötig, auf der Retro-Thrash-Welle mitzusurfen, noch muss sie mit brutalen und modernen Versatzstücken beweisen, am Puls der Zeit zu horchen. Die neue Scheibe bietet schlicht und ergreifend zwölf gelungene Songs mit hohem Wiedererkennungswert, einem für Thrash-Verhältnisse fast schon unglaublichen Maß an Vielseitigkeit, rockender Attitüde, messerscharfen Riffs und tollen Melodien im Bereich der Gitarrenleads und des Gesangs. Dazu perfekt und lebendig produziert. Besser kann man diesen Stil heutzutage nicht spielen!

Note: 9,5 / 10
[Rüdiger Stehle]

 

 

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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