JUDAS PRIEST: Interview mit Tim ´Ripper´Owens

01.01.1970 | 01:00

Was hatte ich Herzklopfen vor diesem Moment. Ein Interview mit meinen „Göttern“ des Heavy Metal. Allerdings wußte ich nicht, mit wem ich dieses Interview führen durfte. Nach kurzer Absprache mit dem Tour-Manager, wußte ich nun, wer mein Interviewpartner sein wird; niemand geringeres als Tim „Ripper“ Owens. Nachdem Ripper noch ein Fernseh-Interview hinter sich gebracht hatte, kam er aus dem Container heraus. Mit einer Tasse in der Hand begrüßte er mich wie einen alten Kumpel. In einem kurzen Vorgeplänkel sagte ich ihm, daß ich seit 1979 PRIEST Fan bin, worauf er trocken meinte, dann sollte ich dort singen, da er erst seit 82 PRIEST Fan wäre ;-)
Doch nun zum offiziellen Interview:

Alex: Hi Tim, wie fühlst Du Dich kurz vor einem Auftritt?

Tim: Ich würde mich wesentlich besser fühlen, wenn ich diese Nacht geschlafen hätte.

Alex: Wieso? Was ist denn los?

Tim: Mich hat’s erwischt. Irgendein Virus, der macht mich ziemlich fertig. Mir läuft die Nase, mein Kopf dröhnt....mir geht’s einfach nicht gut.

Alex: Das tut mir jetzt leid. Was machst Du dagegen? Bist Du in ärztlicher Behandlung?

Tim: Unser Physiotherapeut kümmert sich derzeit um mich. Der päppelt mich schon wieder auf. Täglich zwei Massagen, verschiedenste Naturheilprodukte. Ich denke zum Auftritt werde ich einigermaßen fit sein. (hält eine Tasse hoch) Gesundheitstee! (verzieht dabei das Gesicht)

Alex: Schlägt sich der Virus auf Deine Stimme?

Tim: Das zum Glück nicht, aber ich hab einfach weniger Luft zum Singen. Mittlerweile schmerzt auch mein Zwerchfell. So muß ich teilweise voll aus der Lunge singen, das ist ziemlich anstrengend.

Alex: Dann hoffe ich einmal, daß Du die Show hier durchstehst!

Tim: Ich denke, es gibt keine Probleme. Sobald ich auf der Bühne bin, geht es mir mental zumindest wieder gut. Nach der Show allerdings, bin ich wie gerädert.

Alex: Kommen wir gleich zur Show. Was gibt es Neues von PRIEST auf der Bühne zu sehen?

Tim: Meinst Du jetzt von der Lightshow, Pyros oder von der Setlist her?

Alex: Alles!

Tim: Also wir haben nichts besonderes an Licht oder so. Die Kinkerlitzchen waren in den 80ern Interessant. Pyros werden wir vielleicht auf den Festivals einsetzen, aber was genaueres ist da nicht geplant.
In der Setlist haben wir zwei Songs von der „Jugulator“ und zwei von der neuen Scheibe. Ansonsten gibt es die PRIEST-Klassiker zu hören. Ich denke das ist es auch, was die Fans hören wollen. Wobei wir hier eine kleine Überraschung haben.

Alex: Welche Überraschung denn?

Tim: (grinst) Das sag ich nicht, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr.
(Ich denke daß der Song „United“ damit gemeint ist ; siehe Setlist des Tourberichts – der Verf.)

Alex: Nun gut, dann lasse ich mich überraschen. Kommen wir zum Neuen Album. Wie wurde "Demolition" im Allgemeinen aufgenommen?

Tim: Ich kann Dir dazu herzlich wenig sagen. Ich hatte bisher noch nicht die Zeit, mir Kritiken durchzulesen. Ich kann Dir höchstens meinen Standpunkt zum Album sagen.

Alex: Ich bitte darum.

Tim: Ich finde „Demolition“ ist ein gelungenes und starkes Metal-Album. Uns ist es gelungen, verschiedene Arten des Metal darauf einzufangen. Wir haben sowohl die klassischen Songs, als auch einige moderne Riffs draufgepackt.

Alex: Ja also, das ist jetzt aber ein wenig arg kurz, die Ausführung?

Tim: (lacht) Aber damit ist doch alles gesagt, oder?

Alex: Naja! Ich habe das Album bisher weder gesehen, noch gehört. In wie weit warst Du am Songwriting beteiligt?

Tim: (sein Lächeln schwindet aus dem Gesicht) Also auf dem Album das Du hier in Europa und Amerika zu hören kriegst, gar nicht. Allerdings ist auf dem Japan-Release ein kompletter Song von mir drauf.

Alex: Aha! Und wieso nicht auf dem Europe-Release?

Tim: Keine Ahnung, das mußt Du Glenn (Tipton) fragen!

Alex: Warum durftest Du keine Songs schreiben?

Tim: Ich durfte ja schreiben, aber es wurden eben bis auf den einen, keine Songs von mir genommen!

Alex: Wollte Glenn das nicht?

Tim: Ja!

Alex: Hört sich an, als ob Glenn der Boss ist!

Tim: Ja, er ist der Boss!
(Anm.: Ich spürte, daß Tim darüber nichts mehr hören wollte, also hakte ich auch nicht nach. Owens kam mir ziemlich sauer vor – der Verf.)

Alex: Bisher habe ich lediglich „Machine Man“ gehört. Irgendwie klingt der Song sehr modern. Ist das der neue Weg, den JUDAS PRIEST gehen?

Tim: PRIEST waren bisher immer eigenständig und zeitlos. Das werden wir auch immer sein. „Demoliton“ ist ein Schritt weiter in Richtung Zukunft. Immerhin schreiben wir das Jahr 2001 und nicht mehr 1980! Das soll jetzt nicht heißen, daß wir die klassischen Metalsongs nicht mehr schreiben werden. Immerhin sind mit „One For One“ und „Metal Messiah“ so richtige Old-School-Kracher auf dem Album.

Alex: Heißt Old-School in Richtung „Painkiller“?

Tim: Nein, Old-School heißt, das sind Songs wie sie nur PRIEST fabrizieren können. Wobei, wenn Du gerade „Painkiller“ ansprichst, genau der Song ist es, der eine ganze Metalgeneration geprägt hat. Die gesamte „Painkiller“-Scheibe hat neue Elemente gesetzt und neue Ideen gebracht. Ich denke ohne dieses Album gäbe es viele Bands heutzutage gar nicht.

Alex: Da magst Du recht haben, aber „Painkiller“ war ein Jahrhundertalbum! Warum können PRIEST nicht mehr daran anknüpfen? Wieso schaffen es PRIEST nicht, wenn auch mit neuem Sound, die Welt erneut in Erstaunen zu versetzen?

Tim: (lacht) Weil uns solche Fans wie Du, nicht lassen. Ich will Dir damit nicht zu nahe treten, aber es ist die Engstirnigkeit einiger Fans. „Demolition“ ist ein hervorragendes Metalalbum, das fantastisch produziert wurde. Würden wir eine ähnliches Album wie „Painkiller“ machen, dann wären wir lediglich ein Kopie von uns selbst. Und von PRIEST-Kopien gibt es wahrlich genug!

Alex: Da hast Du allerdings recht. Ich will auch gar nicht länger darauf herumreiten, da ich das Album noch nicht gehört habe. Kommen wir zu einem anderen Punkt. Hast Du HALFORDS "Resurrection" gehört?

Tim: Nur ein paar Songs davon, die mir aber recht gut gefallen haben.

Alex: Du hast Dich ja mit Rob getroffen. Was hältst Du von ihm?

Tim: Rob ist ein sehr netter und zuvorkommender Kollege. Wir haben uns ein wenig unterhalten und er hat mir einige Tips gegeben.

Alex: Welche Tips?

Tim: Na allgemeine Tips. Was das Singen betrifft, was das Buissnes betrifft.

Alex: Also nichts spezielles über PRIEST?

Tim: Nein, was soll er mir über PRIEST sagen? Schließlich hat er vor 10 Jahren die Band verlassen. Er hat also gar keinen Einblick, was bei uns läuft. Wir haben eigentlich überhaupt nicht über JUDAS PRIEST gesprochen. Es war rein ein Treffen zwischen Kollegen.

Alex: Wird es jemals dazu kommen, daß ihr beide zusammen einen PRIEST-Song singt?

Tim: BINGO!!!! (lacht) Du dürftest nun der millionste Mensch sein, der mich das fragt!

Alex: (lacht) Und was hab ich nun gewonnen?

Tim: (hält mir seine Tasse hin) Einen Schluck von der Spezialmischung unseres Physiotherapeuten. (lacht laut; muß aber sofort darauf husten)

Alex: Nein danke! (Ich klopfe ihm auf den Rücken) Ich will ja gesund bleiben!

Tim: Danke! Oh Mann, da kannst Du mal sehen, wie mies es mir derzeit geht. Und da soll noch einer sagen, lachen ist gesund. (grinst)

Alex: Du solltest weniger rauchen!

Tim: Ich rauche eh nur ganz wenig. Heute habe ich lediglich nach dem Frühstück eine Zigarette geraucht. Die muß einfach sein.

Alex: Wie ist das nun mit Rob und Dir? Würdest Du mit Halford zusammen singen?

Tim: Also eigentlich nicht, aber wie heißt es so schön. Sag niemals nie! Von meiner Seite aus, hätte ich damit kein Problem mit Rob einen Song zu singen. Ich könnte mir auch vorstellen, zusammen mit ihm auf einer Bühne zu stehen und gemeinsam mit ihm „Grinder“ zu bangen. Nur denke ich, daß es dazu nicht kommen wird. Rob hat seine eigene, großartige Band. So wie ich das sehe, dürfte auch für ihn das Thema PRIEST abgehakt sein.

Alex: Nur werden aber auch aus dem Lager von Halford die Stimme immer lauter, um eine Reunion! Was meint die Band JUDAS PRIEST dazu?

Tim: Nun, mittlerweile reden Glenn und die anderen wieder mit Rob. Man kann sich ja auch nicht ewig böse sein. Die Differenzen die sie damals hatten, sind ausgemerzt. Immerhin waren die Jungs 25 Jahre lang zusammen. Das ist eine verdammt lange Zeit. Mittlerweile sind ja auch 10 Jahre vergangen, seit Rob damals ausgestiegen ist. Aber eine Reunion? Ich weiß davon absolut nichts und PRIEST würde es mir wohl am ehesten sagen, oder?

Alex: Das denke ich schon. Lassen wir das Thema. Wie lange wird es PRIEST noch geben?

Tim: Solange es uns Spaß macht Songs zu schreiben und auf Tour zu gehen!

Alex: Was machen PRIEST nach dieser Tour und nach den Festivals in Deutschland?

Tim: Wir werden weiter auf Tour sein. Nach den Festivals gehen wir US Tour, danach werden wir Japan einen Besuch abstatten.

Alex: Wird sich eigentlich die Setlist verändern? Werdet ihr auf den Festivals andere Songs spielen als auf dieser Tour jetzt?

Tim: Schwer zu sagen. Schließlich hängt vieles an der Setlist. Die ganze Lightshow ist darauf programmiert und noch unzählige andere Dinge. Das Bedarf einen sehr großen Aufwand, dies alles zu ändern. Was ich allerdings sagen kann, wir haben ein paar Überraschungen in Form von Songs parat. In wie weit wir diese allerdings spielen können, hängt von der Umgebung und den Gegebenheiten ab. Laß Dich überraschen.

Alex: Werde ich. In zwei Jahren feiern PRIEST ihr 30-jähriges Bestehen. Gibt es da für die Fans eine Überraschung für die Fans?

Tim: Puh! Du stellst Fragen? Woher soll ich das wissen? Also geplant ist eigentlich nichts. Wir haben ja erst gerade die alten Scheiben neu released und mit Bonustracks versehen. Also ich weiß wirklich nicht, ob und was geplant ist.

Alex: Okay! Was waren eigentlich Deine musikalischen Vorbilder, bevor Du bei PRIEST eingestiegen bist?

Tim: (lacht) JUDAS PRIEST!

Alex: Okay, ich geb’s zu, eine blöde Frage war das!

Tim: Das war bisher die erste von Dir. Der Typ vorhin vom Fernsehen, der stellte noch viel blödere Fragen, der hielt uns scheinbar für eine Whitemetal Band!? (lacht)

Alex: (lacht) Ich stelle mir gerade vor, wie Du bei „Nightcrawler“ oder „Touch Of Evil“ Bibeln ins Publikum wirfst!

Tim: (lacht) Ich sollte das der Band vorschlagen, wäre ein Riesengag (lacht und hustet zugleich)

Alex: Anderes Thema: was hältst Du vom Internet?

Tim: Das ist auf alle Fälle das Medium der Zukunft. Ich denke in ein paar Jahren wird nichts mehr ohne das Internet gehen. In den Staaten ist mittlerweile fast jeder Haushalt damit ausgerüstet; Du kannst Einkäufe machen; Deine Bankgeschäfte erledigen, usw.
Auch was die Musik betrifft, ist das Angebot ziemlich reichhaltig.

Alex: Und wie siehst Du das mit Napster?

Tim: Ich denke da haben schon so viele Leute darüber gesprochen, daß eigentlich alles gesagt ist. Da muß ich meinen Senf nicht dazu geben!

Alex: Alles klar. Dann danke ich Dir für dieses Gespräch. Alles Gute für heute Abend und vor allem gute Besserung. Vielleicht sehen wir uns in Balingen?

Tim: Danke, das kann ich zur Zeit gebrauchen.
Und wegen Balingen, melde Dich doch bei Alain (Morrison, Tour-Manager - der Verf.), vielleicht, wenn etwas Zeit ist, setzen wir uns auf ein Bierchen zusammen.

Redakteur:
Alex Kragl

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