LONEWOLF: Interview mit Jens "Wolf" Börner
24.09.2020 | 14:56Interviews mit dem LONEWOLF-Oberhaupt Jens "Wolf" Börner gestalten sich immer recht unterhaltsam und zudem äußerst kurzweilig. So auch dieses Mal bei seinem allerersten Interview via Skype. Bisher bevorzugte der große Wolf Interviews immer auf die gute alte Art und Weise, entweder persönlich, schriftlich oder telefonisch, aber für Powermetal.de machte er diesmal eine Ausnahme. Bevor dieses Interview allerdings zustande kam, musste zuerst einmal ein Skype-geeigneter Unterschlupf in der Nähe Grenobles mittels eines Facebook-Aufrufs gefunden werden. Im folgenden Gespräch geht es um die für Wolfsverhältnisse ungewöhnlich lange Zeitspanne zwischen zwei LONEWOLF-Alben, unvorhergesehene Hindernisse, Triple-Sieger, rotes Vinyl und vieles mehr. Here we go.
Glückwunsch zur neuen Platte, Jens - ich bin wieder einmal sehr angetan. Allerdings wollte ich dich zu den vergangenen Monaten befragen, die für dich aufgrund eines Arbeitsunfalls, nach dem lange nicht sicher war, ob du je wieder Gitarre spielen können wirst, und des Verlustes deiner Mutter, sehr hart gewesen sein müssen. Wie geht's dir?
Mir geht's momentan wirklich super! Ich habe hier in Frankreich wieder einen festen Job gefunden, meiner Tochter geht es sehr gut und ich freue mich wirklich auf die Platte, die bald rauskommt. Wir haben meiner Meinung nach einen sehr guten Job abgeliefert.
Dem stimme ich zweifelsohne zu. Klappt das mit dem Gitarre spielen auch wieder?
Manche Akkorde sind für mich schwieriger geworden. Ich spiele sie jetzt vereinfacht oder würde sie bei Bedarf auf der Bühne den anderen Gitarristen spielen lassen. Ich habe ja beinahe zwei Finger verloren und das spüre ich schon. Allerdings ist das nichts im Vergleich zu dem, wie es hätte ausgehen können.
Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage: Hast du beim Komponieren des neuen Albums die Riffs so geschrieben, dass du sie auch sicher spielen kannst?
Meine Parts sind vielleicht etwas einfacher gehalten, was aber nichts an der Gesamtqualität ändert. Die schwierigen Riffs übernimmt dann einfach mein Gitarrist. Man kann ja auch nicht auf Anhieb die Art und Weise wie man komponiert verändern, das hat man sich ja über die Jahre angeeignet, das ist einfach in mir drin.
Ihr habt ja eine für euch lange Pause von drei Jahren eingelegt. Hatte dies mit den oben genannten Gründen zu tun?
Ja. Als meine Mutter gestorben ist, fühlte ich mich plötzlich wie ein verlorenes Kind im Supermarkt. Ich habe meinen Antrieb verloren und wollte dann auch nicht mehr Gitarre spielen. Nach einem Jahr ging es mit mir dann psychisch wieder aufwärts, hatte dann aber den Unfall und konnte anschließend für fast acht Monate nicht Gitarre spielen. Da sind ja dann schon fast zwei Jahre vergangen und das letzte Jahr hat es einfach gedauert, das Album zu schreiben und zu veröffentlichen.
Wir als Fans sind natürlich mächtig froh, dass du die Gitarre nicht an den Nagel gehängt hast!
Das freut mich zu hören. Dieses Album ist für mich tatsächlich wie ein Geschenk. Es ist meiner Meinung nach echt gut geworden, was mir bestätigt, dass es richtig war, weiterzumachen.
Dieses Album beginnt ja in einer für LONEWOLF eher untypischen Art und Weise. Normalerweise kommt ein Intro und im Anschluss eine sehr harte, schnelle Nummer. Diesmal hast du mit 'The Last Goodybe', in welchem du den Verlust deiner Mutter verarbeitest, eine anfänglich etwas ruhigere Nummer vorangestellt, die sich im Laufe härtetechnisch enorm steigert und deutsch gesprochene Textpassagen enthält. 'To Hell And Back' und das anschließende 'Alive' wären doch eigentlich die typischen Opener, oder?
Da hast du absolut recht, mein Freund. Auf dem Vinyl haben wir dann sozusagen 'To Hell And Back' als Intro zur zweiten Seite platziert. Wir sind ja keine Band, die viele Experimente macht, da wir uns auch nicht groß verändern wollen. Wir sind zufrieden, wo wir sind. Allerdings wagen wir uns dann doch mal so kleine Ausreißer, die absolut nicht LONEWOLF entsprechen. Das ist auch eine spannende Überraschung für die Fans, die mit so etwas sicherlich nicht rechnen. Wenn nach eineinhalb Minuten dann die elektrische Gitarre kommt, wird es eben doch typisch und für die Fans vielleicht nicht zu schockierend (lacht). Aber ja, 'The Last Goodbye' bedeutet mir persönlich so viel, dass ich den Song an erster Stelle haben wollte.
Die Worte, die du im Intro sprichst, sind sehr berührend. Ich habe gesehen, dass deine Tochter bei den Lyrics mit aufgeführt wird. Was hat es damit auf sich?
Als ich ihr erzählt habe, dass ich einen Song über ihre Oma schreibe, fragte sie mich direkt, warum ich ihn denn nicht auf Deutsch schreibe. Ich fand die Idee direkt spitze und habe sie aufgefordert, mir ein paar Worte zu nennen, die sie ihr noch gerne sagen würde. Sie war Feuer und Flamme und so haben wir den Text gemeinsam geschrieben. Wir haben das alles zusammen durchgestanden und am Ende war sie eben daran auch beteiligt. Somit hat sich der Kreis geschlossen. Mich macht es sehr stolz, dass meine Tochter auf dem Album mitgewirkt hat. Es war allerdings alles andere als einfach den Song im Studio einzusingen, weil einem da natürlich immer Erinnerungen hochkommen. Aber ich habe es geschafft.
Wollt ihr 'The Last Goodybe' dann auch live spielen?
Ja, auf jeden Fall. Möglicherweise aber ohne Intro. Wir hatten schon mal einen Song, 'Poison Of Mankind', der hatte auch ein Intro, das wir live weggelassen haben. Es ist nicht so unsere Art, das auf der Bühne zu instrumentalisieren. Das Album so beginnen zu lassen, finde ich in Ordnung, aber eben kein Konzert.
Das neue Album ist im Großen und Ganzen schon eine typische LONEWOLF-Produktion. Dennoch unterscheidet es sich meiner Meinung nach etwas von den anderen. Ich habe beispielsweise mehrere Anläufe gebraucht, um die Songs zu verinnerlichen, was bei den anderen Veröffentlichungen nicht der Fall war. Außerdem klingt die Platte für mich aggressiver, wütender. Liege ich da richtig?
Man spielt ja aus dem Herzen. Da all das in einer sehr wütenden, traurigen Zeit entstanden ist, kommt das beim Spielen einfach ganz natürlich auch raus. Ein Freund meinte allerdings, dass die Platte auf ihn weniger wütend wirkt, als die zwei davor. Es ist also auch immer ein subjektives Empfinden. Ich finde das Album eigentlich melodischer als beispielsweise "Raised On Metal" und die Songs sind komplexer. Die Wut ist, glaube ich, erst beim Produzieren entstanden.
Euer Song 'Alive' ist mein absoluter Lieblingssong auf dem Album! Er erinnert mich von seinen Vibes her etwas an den gleichnamigen Titel von HELLOWEEN. Ist das eine gewollte Hommage oder nur Zufall?
Ich würde dabei eher an 'I'm Alive' von W.A.S.P. denken. Die Wut, die in diesen Lyrics steckt, fühle ich eben auch, wenn ich an die vergangenen drei Jahre denke. Die Parallelen zu HELLOWEEN, sollte es die geben, sind absolut unbeabsichtigt.
Hat euch die Corona-Zeit, in der wir uns gerade befinden, in irgendeiner Art und Weise beim Entstehungsprozess eures Albums behindert oder euch vor besondere Herausforderungen gestellt?
Die Kompositionen waren zum Glück alle schon fertig kurz bevor der Lockdown begonnen hat, weshalb wir dadurch überhaupt nicht beeinflusst wurden. Die Aufnahmen wurden lediglich um ein, zwei Wochen verschoben. Mehr ist für uns glücklicherweise nicht passiert.
Es gab leider wieder einen Besetzungswechsel an der Gitarre. Frisst du deine Gitarristen auf?
(Lacht laut) Ich weiß gar nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Ich hoffe jedes Mal, dass es nun das finale Line-Up ist und dann platzt wieder alles. Ich denke, bei Michael sind sowohl persönliche Gründe als auch die Tatsache, dass er noch bei einer anderen Band spielt, für seinen Ausstieg verantwortlich gewesen. Zwei Bands unter einen Hut zu kriegen, ist nicht immer leicht. Ich hatte mir von dem Line-Up mit Michael sehr viel erhofft, da er ja großer LONEWOLF-Fan war, bevor er in die Band einstieg und sich quasi selbst damit einen Traum erfüllt hat. Daher fühlt es sich für mich an wie eine Geschichte, die nicht das richtige Ende findet. Das ist sehr frustrierend. Dann kam aber zum Glück direkt Damien zurück in die Band, woraufhin das Komponieren auch wieder gut gelaufen ist. Naja, wahrscheinlich gehören die wechselnden Gitarren einfach zu LONEWOLF dazu.
Es ist schon erstaunlich, da euer Kern - Bass, Schlagzeug und du - ja immer gleich bleibt und nur die Gitarre stets wechselt. Dabei ist die überragende Gitarrenarbeit ja ein sehr charakteristisches, wichtiges Merkmal in eurer Band. Eure Gitarrenarbeit ist ja jedes Mal großartig.
Danke, das ist schön zu hören! Ich würde aber auch sagen, dass ich das, was die Gitarristen mitbringen, dann LONEWOLF-isiere (lacht). Aber wenn man jetzt das Gute im Bösen sehen will, bringen die unterschiedlichen Gitarristen auch eine Bandbreite an Abwechslung rein. Somit gleicht auch kein Album dem anderen. Auch wenn manche Leute das eventuell wohl so sehen.
Wie kam denn der Kontakt zum neuen alten Gitarristen zustande?
Ich hatte schon vor zwei Alben im Kopf, dass unser zehntes Album den Fans etwas ganz Spezielles bieten sollte. Nachdem wir noch mit Michael an "Raised On Metal" gearbeitet haben, entstand schon die Idee, dass wir für die Fans eine zweite CD mit alten, raren, neu eingespielten Songs von uns als Dankeschön dazu packen wollen. Die Intention dahinter war, dass unser aktuelles Album "Division Hades" mit dem damals aktuellen Line-Up, also mit Michael, hätte eingespielt werden sollen und die Bonusscheibe mit unserer ersten Besetzung. Dies wären Bassist Dryss Boulmedais und Gitarrist Damien Capolongo. Beide waren direkt Feuer und Flamme und somit hatten wir das alte Line-Up wieder beisammen. Dann ging es aber aufgrund der Probleme mit Michael alles sehr langsam voran. Als Michael dann endgültig ging, stand ich wieder einmal ohne festen Gitarristen da und habe direkt Damien angerufen und gefragt, ob ich bei ihm meine Demos aufnehmen kann. Er war direkt dabei und hat mir dann auch sofort konstruktiven Input gegeben und Vorschläge gemacht, wie ich was spielen könnte. Auf einmal waren wir dann mitten drin, einen neuen Song zu schreiben ohne dass wir darüber gesprochen hätten. Ich meine, es war 'Fallen Angel'. Das hat sich dann alles ganz natürlich ergeben und auf einmal war er wieder bei LONEWOLF dabei. Leider hatte er deshalb aber gar keine Zeit mehr, an der Bonus-Scheibe "Into The Past We Ride" weiter zu arbeiten, weil er mit mir neue Songs schreiben musste, sodass unser Bassist Dryss alle Gitarren unserer Bonus-Scheibe fast im Alleingang eingespielt hat.
Du warst bei "Into The Past We Ride" also ausschließlich für Gesang und die neuen Arrangements zuständig, stimmt's?
Ich habe auch etwas Rhythmusgitarre gespielt, aber ja, das war auf jeden Fall der Großteil meiner Aufgaben. Es wäre fast passiert, dass Dryss meine Rhythmusgitarre hätte auch noch komplett spielen müssen, weil ich so viel zu tun hatte.
Ich finde es wirklich beeindruckend, wie die Szene in solchen Notsituationen zusammenhält.
Ja, es war absolut phantastisch so zu arbeiten. Man muss zu den Aufnahmen der Bonus-CD allerdings auch sagen, dass unser erstes Demo bereits 1992 entstand. Da hatten wir noch überhaupt kein Timing drin, sodass wir manche Riffs komplett neu und mit Timing spielen mussten, damit das irgendwie funktionierten konnte. Es war auch lustig, Lyrics aus diesem Jahr neu einzusingen. Ich weiß gar nicht, ob ich mich damals schon rasiert habe (lacht).
Da bekommen die damaligen Songs jetzt neue Aufmerksamkeit, was ich richtig stark finde. Viele Bands bringen eine Neuauflage ihrer alten Songs ja sogar als vollwertiges Album raus, bei euch sind sie einfach ein Zusatz. Das finde ich großartig.
Ja, es ist auch genauso gedacht - als Geschenk für unsere tollen Fans, damit sie etwas Besonderes zum zehnten Album bekommen. Ohne sie würde es uns schon lange nicht mehr geben.
Eine andere Frage von mir: Wo bleibt für mich als Metal-Anhänger der alten Schule endlich eine Live-Platte?
Als wir uns die Frage gestellt haben, was wir eben fürs zehnte Album bieten wollen, kam natürlich auch die Idee für eine Live-Platte auf. Allerdings ist ein Live-Album vom Aufwand her nicht mit einer Studioproduktion vergleichbar. Live-Alben benötigen wesentlich mehr Organisation. Das wäre für mich zu viel Stress gewesen und ich bin froh, dass wir nicht diese Option gewählt haben, da uns Corona definitiv einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte und die Fans würden jetzt mit leeren Händen dastehen. Aber irgendwann muss das Live-Album kommen, man sagt es uns oft genug (lacht).
Jens, hättest du Lust zu jedem der Lyrics auf dem neuen Album ein, zwei Sätze zu sagen?
Ja klar, sehr gerne.
'The Last Goodbye' handelt von dem Tag, an dem ich von meiner Mutter Abschied genommen habe. Was ich auf Deutsch sage, sind meine letzten Worte an sie. Die Zeilen, die auf dem Album zu hören sind, sind tatsächlich in etwa das, was ich zu ihr gesagt habe als ich wusste, dass es zu Ende geht. Da fängt man dann schon an darüber nachzudenken, ob und was da noch kommt.
'The Fallen Angel' ist eine Symbolfigur dafür, nicht immer ja zu sagen und auch zu lernen, Grenzen aufzuzeigen und nein zu sagen. Das ist oft gar nicht so einfach, obwohl jeder Einzelne absolut das Recht dazu hat. Das ist etwas, das man als gutmütiger Mensch wirklich erst noch lernen muss. In Frankreich gibt es ein altes Sprichwort das übersetzt ungefähr bedeutet: gutmütig = dumm.
'Division Hades' ist der Titeltrack und handelt von Dingen, die mir in unserer Gesellschaft so richtig auf den Sack gehen. Es geht darum, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der man überhaupt nichts mehr sagen darf ohne direkt kategorisiert zu werden. Man darf kein Fleisch essen, ohne als Mörder dargestellt zu werden. Man darf nicht viel Bier trinken, ohne als Alkoholiker zu gelten. Man traut sich heutzutage in der Öffentlichkeit gar nicht mehr eine flapsig gemeinte Bemerkung über eine andere Nationalität zu äußern ohne gleich als Rassist an den Pranger gestellt zu werden. Ich könnte dir hier noch viel mehr solcher Beispiele aufzählen, was alles schief läuft in dieser Welt. Wir leben in einer scheinbar freien Welt, die uns aber sehr schnell abstempelt und überhaupt keine Toleranz mehr zulässt.
'Manilla Shark' sagt schon alles! Ich habe Mark Shelton ein paar Mal getroffen und einige Male sogar mit ihm gespielt. Ich glaube, er würde sich über dieses Tribut freuen. Ihm war es so wichtig, für seine Fans da zu sein. Wenn er einen Song wie 'Manilla Shark' hören würde, hätte er sich vermutlich einfach gefreut und mir vielleicht sogar Bier spendiert (lacht).
'Underground Warriors' ist ein Dankeschön an unsere treuen Fans! Ich liebe diese Texte, die einfach nur für unsere Klischees stehen.
'To Hell And Back', da muss ich kurz ausholen. 'Alive' war schon geschrieben, bevor 'The Last Goodbye' fertig war und kristallisierte sich recht früh als potentieller Opener heraus. Wir wollten dem aber noch ein Intro hinzufügen und das ist es geworden. Ich fand es auch passend, das Intro 'To Hell And Back' zu nennen, da dieser Satz auch im Refrain von 'Alive' vorkommt.
'Alive' handelt, wie ja schon besprochen, von den vergangenen drei Jahren.
'Lackeyes Of Fear' handelt von religiösem Fanatismus und den Menschen, die einfach irgendwelchen Anführern hinterherlaufen, ohne auch nur eine einzige Gehirnzelle anzustrengen und nachzudenken.
'Silent Rage' ist der einzige Text, den ich nicht geschrieben habe. Er stammt von Damien, weshalb er da bestimmt besser Auskunft geben könnte. Grob handelt er aber davon, was passiert wäre, wenn er mit der Mutter seines Kindes zusammengeblieben wäre. Es ist ein sehr persönlicher Song, in dem er von den Dämonen, die ihn in dieser schwierigen Zeit der Trennung begleitet haben, spricht. Hier haben wir auch wieder das Thema des sich schließenden Kreises.
'Drowned In Black' ist der letzte Song, auf dem Michael noch mitgewirkt hat. Ich habe ihn gefragt, ob ich ein Riff verwenden kann, das wir gemeinsam geschrieben hatten, was für ihn in Ordnung war. Es geht hierbei um das Gefühl, das ich nach dem Tod meiner Mutter hatte.
Vielen Dank an dieser Stelle für deine Ausführungen! Ich möchte auch gerne auf das grandiose Cover zu sprechen kommen, was ehrlicherweise im Moment sogar mein Desktophintergrund ist. Wer hat es umgesetzt und wer hatte die Idee?
Seit "Army Of The Damned" stammen unsere Cover von Péter Sallai. Er gestaltet auch Artwork für berühmtere Bands wie SABATON und SACRED STEEL. Er macht dabei immer phantastische Arbeit und dieses ist auch eines meiner Lieblingscover. Die Anweisung war einfach: Mach uns was, das aussieht wie eine Division des Todes. Als er uns das Endresultat präsentiert hat, waren wir direkt überzeugt und es gab wirklich nicht mehr viel zu ändern.
Kommen wir nun zur Vinyl-Auflage eurer Scheibe. Du bist ja bekennender FC Bayern München-Fan. War es nach dem erfolgreichen Triple etwa beabsichtigt, dass das Vinyl in schwarz und tollem Bayern-München-Rot erscheint?
Nein, daran habe ich überhaupt nicht gedacht, aber das ist ja mal klasse! (lacht laut) Das werde ich meinen ganzen Kollegen erzählen, die alle nicht unbedingt Bayern-Fans sind.
Dein Bandkollege Rikki Mannhard ist ja glühender Dortmund-Fan. Kann es da zwischen euch auch mal zu Spannungen kommen oder ärgert ihr euch zum Spaß ab und zu?
Ja, spaßeshalber ab und an. Ich bin zwar großer Bayern-Fan, respektiere die hervorragende Arbeit, die in Dortmund geleistet wird, aber total. Bei Rikki ist es das gleiche, nur eben andersrum. Wir ärgern uns zwar manchmal wegen Fußball, aber würden uns deswegen niemals in die Haare kriegen.
Jens, hättest du Lust mir drei Fragen direkt aus dem Bauch raus zu beantworten, ohne groß darüber nachzudenken?
Klar!
Aus dem Bauch, nenne mir die drei besten Alben aller Zeiten.
"Gates To Purgatory" von RUNNING WILD, "Crystal Logic" von MANILLA ROAD und "Tales Of Terror" von STORMWITCH.
Drei Dinge, die du in deinem Leben noch unbedingt erreichen oder tun möchtest.
Ein Live-Album veröffentlichen, meiner Tochter beim Erwachsenwerden zusehen und eine Reise durch die nordischen Länder machen.
Du hast jetzt die Möglichkeit, Gott zu spielen. Welche drei Dinge würdest du ändern, egal, ob sie möglich sind, oder nicht?
Ist jetzt natürlich ein bisschen komisch, wenn ich das als Gott sage, aber ich würde Religionen abschaffen (lacht laut). Ich würde außerdem dafür sorgen, dass es meiner Tochter immer gut geht und als drittes würde ich eine Zeitmaschine erfinden, um die "Gates To Purgatory"-Tour von RUNNING WILD sehen zu können.
Frage von Kollege Timo Reiser: Diese Faszination für die 80er bekommt man ja sehr häufig mit, viele Menschen schwärmen von ihrer Zeit damals. Von anderen Jahrzehnten bekommt man das eher nicht mit. Was glaubst du, ist das Faszinierende an den 80ern?
Das Faszinierende ist, dass viele Wellen genau in diesem Jahrzehnt ins Rollen gekommen sind. Man kann sehr genau ein Davor und ein Danach beobachten. Allein die deutsche Szene hat sich ja gerade im Jahre '84 beispielsweise mit RUNNING WILD und STORMWITCH stark entwickelt. Danach war alles weniger verkopft, alles war spontaner. Wenn sich ein Album mal nicht so gut verkauft hat, hat man als Label nicht direkt die Band fallen lassen, sondern es einfach noch mal versucht. Man war viel freier, konnte mehr sagen, mehr machen ohne direkt dafür verurteilt zu werden. Es war einfach eine Zeit, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Viele Bands haben auch genau in diesen Jahren eben ihre besten Alben rausgebracht, was ja auch stellvertretend für die tolle, legendäre Zeit ist. Heute fehlt die Magie leider sehr oft.
Timo Reiser: Ich finde seit gut 30 Jahren die französische Band TRUST sehr gut. Welchen Status genießt die doch sehr politische Band in Frankreich?
Als allererstes muss ich dir sagen, dass ich überhaupt kein TRUST-Fan bin. Es gibt viele andere französische Bands, die ich bevorzuge. Mir ist der Sänger, Bernie, eine viel zu autoritäre Person, die Menschen seine Meinung aufzwingen möchte. Heutzutage gibt es, wie ich meine, zwei Ansichten, wie die Band wahrgenommen wird. Dem einen Lager geht Sänger Bernie gewaltig auf den Keks, das andere steht vollkommen hinter ihm. Ob ich jetzt politisch so sehr hinter ihm stehe, tut jetzt erstmal nichts zur Sache. Respekt haben sie sich aber durchaus für ihren internationalen Status verdient.
Jens, wie zufrieden bist du mit eurem Label Massacre Records?
Wir sind sehr zufrieden und der Meinung, dass, wenn alles normal weiter läuft, wir nirgends anders hingehen sollten. Es ist genau wie bei unserem Cover-Artist. Für uns ist es perfekt. Als wir ihnen die Idee mit dem Doppelalbum unterbreitet haben, waren sie gleich dafür und auch generell fühlen wir uns dort einfach sehr stark unterstützt.
Die letzten Worte gehören dir!
Ich möchte mich bei euch Jungs bedanken, das Interview war klasse und hat mir sehr viel Freude bereitet. Euren Lesern möchte ich mitteilen, wenn ihr RUNNING WILD, STORMWITCH und GRAVE DIGGER gut findet, dann gebt unserem neuen Album eine Chance. Vielleicht gefällt es euch ja.
- Redakteur:
- Mahoni Ledl