LONG DISTANCE CALLING: Live-Tourtagebuch

06.05.2011 | 14:30

Die Chartbreaker von LONG DISTANCE CALLING gehen auf Deutschland-Tour und berichten euch exklusiv, wie sie die Tour erleben. Alle zwei bis drei Tage gibt es ein Update quasi direkt aus dem Tourbus.

Dass die Münsteraner LONG DISTANCE CALLING eine überaus tourfreudige Band sind, haben sie in den vergangenen vier Jahren bewiesen. Immer wieder tauchten sie im Vorprogramm von Bands wie OPETH, COHEED & CAMBRIA, DREDG, KATATONIA, ANATHEMA oder ...TRAIL OF DEAD auf und waren auch schon als Headliner unterwegs. Nach der Record-Release-Tour im Februar entern die Jungs erneut deutschsprachige Bühnen und berichten dabei exklusiv für die Leser von POWERMETAL.de von den folgenden Stationen:

04.05.-DE-Stuttgart/Universum
05.05.-A-Wien/Arena
06.05.-A-Traun/Spinnerei
07.05.-CH-Winterthur/Gaswerk
08.05.-CH-Solothurn/Kofmehl
09.05.-DE-Frankfurt/Das Bett
10.05.-DE-Berlin/Cassiopeia
11.05.-DE-Magdeburg/Projekt 7
12.05.-DE-Dortmund/FZW

Und nun viel Vergnügen mit Dave, Flo, Jan, Janosch & Reimut!
[Peter Kubaschk]


03.05. / Münster
Endlich geht es wieder auf Tour! Wir warten gemeinsam mit unserer Supportband NIHILING vor unserem Proberaum auf den Nightliner und fragen uns, wie das ganze Equipment und die vielen Menschen in dieses schwarze Schlachtschiff passen sollen?! Irgendwie geht es dann aber doch und wir starten in die Nachtfahrt nach Stuttgart. Kaum auf der Autobahn, ist die Stimmung bereits bestens und auch das erste Glas ist zerbrochen und die Nerven unseres Busfahrer Gabriel werden auf eine erste Probe gestellt. Nach einem langen Tag gehen dann alle irgendwann schlafen, schliesslich wollen alle für den Tourstart am Abend in Stuttgart fit sein.


04.05.2011 / Stuttgart
Nachdem alle ausgeschlafen haben (Herr Füntmann natürlich wieder am längsten) (=Gitarrist Flo - PK) und das Equipment im Universum aufgebaut ist, freuen sich alle auf die erste Show. Der Laden ist bereits gut gefuellt als NIHILING anfangen und die Besucher reagieren echt positiv auf die junge Band aus Hamburg, die sich von uns natürlich bereits den einen oder anderen dummen Spruch gefallen lassen mussten, was bei uns ja eine liebgewordene Tradition geworden ist. Als wir anfangen, ist der Club proppevoll und die Leute gehen total steil. Was für ein Tourstart! Nach fast zwei Stunden verlassen wir sehr glücklich und sehr nass die Bühne und verkrümeln uns dann recht zeitig in den Bus, da wir direkt zur nächsten Show nach Wien aufbrechen. Küss die Hand!


05.05.2011 / Wien
Wien verbindet man ja mit einer gewissen verklärten Romantik, davon ist im Industriegebiet, wo die Arena angesiedelt ist, nicht wirklich viel zu spüren. Den halben Tag verbringen wir mit warten und essen aus Langeweile (freiwillig würde man das wohl auch nicht futtern, siehe unten - PK). Irgendwann können wir dann endlich in den Club und was uns dann an der Soundcheckfront erwartet ist...nun ja...interessant. Hier wird alles etwas entspannter gehandhabt als man das hierzulande gewohnt ist, so dass NIHILING  leider etwas wenig Zeit für ihren Soundcheck haben. Dennoch spielt die Band eine tolle Show und kann die Wiener überzeugen. Als wir dann auf die Bühne gehen, steht da erst mal kein Mikro, was natürlich in Punkto Ansagen eine eher dünne Nummer ist. Bis dann ein Mikro aufgebaut ist, spielen wir bereits den zweiten Song, nur um dann festzustellen, dass es nicht funktioniert. Gut, dass wir keinen Sänger haben. Den Mist, den wir zwischen den Songs von uns geben, will ja eh keiner hören. Also alles halb so wild. Die Show wird zum Triumphzug und die Leute gehen komplett steil. Danke, Wien!


06.05.2011 / Traun
Gestern Großstadt Wien und heute Traun, ein 20.000 Seelen-Dorf in Österreich, dessen Rentneranteil quasi von 90% auf 80% gesunken ist, als wir die Stadt erreicht haben. Absolutes Kontrastprogramm also. Hat so ein bisschen was von einem Kurort, was im Prinzip auch gar nicht so schlecht ist. Der gestrige Abend war nicht ohne. Wie dem auch sei, der Club ist technisch eine Ansage: Geile Bühne, geile Anlage und geiles Licht! Wir sind dafür ein wenig im Sack, daher hat es dann wohl auch ein wenig gebraucht, bis wir die Leute auf unserer Seite hatten. Aber ab dann war es für alle super!


07.05.2011 / Winterthur
Das schlimme am Nightliner ist, dass sich der Tagesablauf pro vergangenen Tag um etwa eine Stunde verschiebt. Mittlerweile stehen wir im Durchschnitt um 13:00 Uhr auf. Wenn man das hochrechnet, verpennen wir in vier Tagen den Soundcheck. Oh man! Heute sind wir im sonnigen Winterthur aufgewacht und haben natürlich erst mal das nächste Einkaufzentrum angepeilt, um Schweizer Spezialitäten einzukaufen. Das heißt: Alle holen sich Schokolade und Jan den stinkendsten Appenzeller, damit auch wirklich jeder was davon hat.

Der Club ist zwar klein, aber fein. Die Bühne ist ein bisschen eng, aber zum Glück hat uns der Veranstalter angeboten, die größere Halle zu benutzen. Und das war an diesem Abend auch die beste Entscheidung. Der kleine Raum wäre hoffnungslos überfüllt gewesen. Die schlechteste Entscheidung an diesem Abend war jedoch, beim Umrechnen der Merchandisepreise mit dem Umrechnungsfaktor zu multiplizieren statt zu dividieren. Die Schweizer haben sich gefreut. Wir nicht. Aber noch schlechter war die Entscheidung, beim Ausladen des Equipments Flip-Flops zu tragen (siehe Foto). Humpelfuß galore! Beim Gig hatten aber dennoch alle Spaß!


08.05.2011 / Solothurn
100 km weiter in Solothurn. Hier waren wir letzts Jahr mit KATATONIA und sind mit schönen Erinnerungen abgereist und irgendwas scheint auch heute wieder in der Luft zu liegen. Als ich mich dem Backstage nähere, wird mir auch klar, was es ist: Die ersten haben schon das erste Pils am Hals. Sonntags um 13:00 Uhr. Eine Stunde zuvor hatte jener Kollege noch gemeint: "Heute mache ich mal einen Ruhigen." Das hat auf jeden Fall prima funktioniert.

Wir haben, wie der Veranstalter auch, ein wenig Bedenken, dass an einem Sonntag nicht so viele Leute kommen, doch als wir die Bühne betreten, ist der Laden rappellvoll und das Feedback bei NIHILING hat schon darauf hingedeutet, dass die Leute sehr gut drauf sind. Und es wird von Song zu Song besser. Unglaublich, wie viel Energie die Leute hier freisetzen. Das hat uns ganz schön angesteckt und allen ein fabelhaftes Konzert bereitet. Als dann im Backstage auch noch die LONG DISTANCE CALLING-Begrüßungstorte bereitstand, war alles perfekt. Danke an Solothurn und Danke an die Leute vom Kofmehl. Auf hoffentlich bald!

 

09.05.2011 / Frankfurt

Nachdem die Aftershowparty in Solothurn "ein wenig" eskaliert ist, kommen wir alle etwas zerstört in Frankfurt an. Das Frankfurt ein heisses Pflaster ist, war uns ja vorher klar, aber das es soooo heiss ist, konnte ja keiner vorher ahnen. Zum Ausladen des Equipments muss unser Fahrer Gabriel auf einer stark befahrenen Hauptstrasse halten. Ausladen macht ja bekanntlich am meisten Spass, wenn man dabei dem Tod ins Auge blickt. Währenddessen werden wir von einem Testosteronbomber mit einem freundlichen "WEGRÄUMEN" gebeten die Einfahrt zu räumen, was unser Merchandiser mit den Worten "was glaubst du, was wir hier gerade machen? Eierschaukeln?" kommentiert wird. Schlagfertigkeit siegt. :) Danach erstmal gaaanz entspannt chillen und den gestrigen Abend aus den Gliedern kriegen. Beim Soundcheck merken wir schon, dass der Sound heute Abend ziemlich fett werden wird, was sich dann später auch bestätigt. Auch unser Lichttechniker zeigt sich von den ihm dargeboteten Möglichkeiten sehr angetan. Zum Diner gehts dann in die etwas andere Pizzaria "bei Nadine" direkt auf der anderen Straßenseite, welche an Gemütlichkeit kaum zu toppen ist und wo man auch ganz gerne mal eine gute dreiviertel Stunde auf sein Essen wartet. (siehe Bild) Bei NIHILING ist der Laden schon sehr amtlich gefüllt, was der Band sichtlich Freude bereitet, und auch dem Publikum scheint es sehr zu gefallen. TOP! Als wir dann die Bühne betreten, wird uns ziemlich schnell klar, WIE heiss das Pflaster hier ist. Unfassbar! Der Schweiß tropft schon von der Decke und so spielen wir eine der bisher besten und intensivsten Shows.



10.05.2011 Berlin / Cassiopeia

Ich bin mal wieder der Letzte, der die Koje verlässt und stelle fest, dass wir schon lange da sind. (Wer die ersten Absätze liest, weiß jetzt treffsicher, wer diesen Teil schreibt - PK) Erstmal frisch machen, etwas essen und ganz wichtig: RAUCHEN! (Kinder! Nehmt euch kein Beispiel daran. - PK) Danach gehts ab in die City und da die Sonne wirklich unerbittlich knallt, habe ich vermutlich schon nach kurzer Zeit eine leichten Sonnenbrand. Ein Teil der Tourbelegschaft geht erstmal sehr lecker essen. Diese Käsespätzle können wirklich einiges. :) Zurück am Club wird das Equipment eingeladen und hierbei kommt bei uns langsam die Vermutung auf, dass es heute nochmal erheblich heisser werden könnte als am Tag zuvor. Dies bestätigt sich später während der Show. Die Zeit bis zum Gig überbrücken die Meisten damit in der Sonne zu sitzen und das einen oder anderen alkoholhaltige Kaltgetränks zu sich zu nehmen. Ausserdem freuen wir uns, die Gewinner des "Meet and Greet"-Gewinnspiels auf POWERMETAL.de begrüssen zu dürfen. Wir nehmen uns viel Zeit und erzählen Ralf und Carsten ein bisschen was über die Band, die Enstehungsgeschichte, unser Equipment und unser Songwriting. (inkl. Bühnen- & Equipmentbesichtigung. - PK)



Die Grösse des Clubs lässt uns vermuten, dass es voll werden wird. Dies bestätigt sich, als NIHILING die Bühne betreten, denn bereits jetzt ist der Club so prall gefüllt, dass einige Leute halb draussen stehen müssen. Wenige Minuten später ist die Show offiziell ausverkauft, was uns alle sehr, sehr freut. Die erste ausverkaufte Headlinershow in Berlin. Schon bei NIHILING ist es in dem Laden so dermaßen heiss, das einem das Atmen schwerfällt. Als wir die Bühne betreten, verwandeln wir den Laden entgültig in eine finnische Sauna. Dies ist ungelogen die heisseste Show unseres Lebens. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so heftig geschwitzt! Das hier keiner ohnmächtig wird, grenzt an ein Wunder - ich glaube einigen Leuten, inklusive mir, wird kurzzeitig schwarz vor Augen bei der Hitze. Diese Show wird der reinste Wahnsinn und die bisher beste der Tour. Nach der Show müssen wir uns erstmal ausruhen und unsere nassen Sachen auswringen. Leider stellen wir dann fest, dass irgendein Hampelmann Reimuts Banner mit dem Bandlogo und Janoschs Sticks geklaut hat. Nachdem dieser Schock verdaut ist, gibts lecker Bier. Da unser Bus erst am nächsten Morgen um 10 Uhr abfährt, stürzt sich die komplette Belegschaft heftigst ins Berliner Nachtleben. Dabei isst Jan (b., - PK) den nach eigener Aussage BESTEN Döner seines Lebens. HUT AB!


[LONG DISTANCE CALLING]

Alles, was die Herren hier über die Show in Berlin schreiben, ist die absolute Wahrheit. Das Cassiopaia ist ziemlich winzig, die Location komplett befreit von unnötigen Lichtquellen wie Fenstern oder Dachluken und bis zum Anschlag gefüllt. Nicht wenige Besucher ziehen es vor, bis zum Beginn des LONG DISTANCE CALLING-Gigs draußen im Biergarten zu sitzen, die Abendsonne bei einem Kaltgetränk zu genießen und den Kletterdamen auf den Hintern zu glotzen. Als es pünktlich um 21:45 Uhr mit 'Into The Black Wide Open' losgeht, wird schnell klar, dass uns hier ein wahrer Triumphzug bevorsteht. Die Fans trotzen der tropischen Hitze und bewegen sich munter zu der tighten Performance, die einmal mehr beweist, dass das Quintett mit jeder Tour besser wird. Janosch & Jan harmonieren wie ein Schweizer Uhrwerk, Dave bekommt stellenweise verdienten Sonderapplaus für seine filigrane Saitenarbeit, Flos Posen könnten auch von einem Rockstar sein und Reimut ist der Entertainer aus dem Hintergrund. Kein Wunder, dass die Fans bei dieser Performance und Songs wie 'The Figrin D'An Boogie', 'Timebends', 'I Know You! Stanley Milgran', 'Apparitions', 'Aurora' oder 'Metulsky Curse Revisited' komplett steil gehen. Viel verwunderlicher ist, dass es so viele Leute überhaupt so lange aushalten. Für mich ist bei 'Metulsky Curse Revisited' (letzter Track vor den Zugaben) endgültig Schluss. Völlig naßgeschwitzt & enorm glücklich eigentlich nur auf dem Weg zur Bar, ist es auf dem Rückweg unmöglich das Tropenhaus wieder zu betreten. Halbwegs brauchbare Luft zum Atmen lernt man erst zu schätzen, wenn sie einem zuvor über eine Stunde lang gefehlt hat. Ein fantastischer Gig, der auch beweist, dass man in Zukunft hoffentlich größere Clubs buchen muss. Denn wer heute abend dabei war, der wird wiederkommen. Garantiert.


[Peter Kubaschk]

11.05.2011 / Magdeburg

Nach der Wahnsinnsshow in Berlin und der darauf gefolgten Aftershow-Party sind am nächsten Tag ALLE restlos im Sack. Der ganze Tag ist ziemlich lahm und irgendwie scheint hier der Wurm drin zu sein. Ich quäle mich nach dem Soundcheck ins benachbarte Hotel um zu duschen, was mich und alle anderen auf jeden Fall weit nach vorne bringt. Die Zeit bis zur Show verbringen alle damit, sich Schwachsinn im Internet anzugucken oder einfach so abzuhängen, denn Sightseeing geht zumindest in dieser Ecke von Magdeburg einfach garnicht.

Leider ist der Club noch eher spärlich gefüllt, als NIHILING die Bühne betreten und ihr Set beginnen. Das ist halt das schwere Los einer Supportband. Bei uns ist der Laden zwar auch nicht wirklich prall gefüllt, aber von der Bühne sieht es ganz in Ordnung aus und so wird die Show doch noch gut und wir und das Publikum haben viel Spass. Nach der Show geht nicht mehr wirklich viel. Ein paar von uns versuchen noch einen Film in der Lounge des Busses zu gucken, scheitern aber grandios an sich selbst.



12.05.2011 / Dortmund


Heute ist tatsächlich schon der letzte Tag der Tour. Es geht immer viel zu schnell vorbei. Ich hätte jetzt auch noch eine Woche dranhängen können. Andererseits ist es ja auch schön, wenn man wieder in seinem eigenen Bett schlafen kann. Die Show heute verspricht sehr cool zu werden, denn Erstens ist das neue FZW ein saugeiler Club, mit geiler PA und geilem Licht (siehe Bild) und Zweitens sind heute alle wieder topfit und heiss auf die Show. Einige sind ein bisschen aufgeregt, denn heute kommen ein paar unserer Freundinnen, Eltern usw. Leider ist das Wetter heute nicht mehr so geil wie in den letzten Tagen, was aber wohl daran liegt, dass wir jetzt näher an unserer Heimatstadt Münster sind, denn da is ja bekanntlich irgendwie immer Kackwetter. :)

Als NIHILING die Bühne betreten, ist der Club schon sehr gut gefüllt, was ihnen sehr zu gute kommt. Dementsprechend motiviert gehen sie zu Werke, was dem Publikum sehr zu gefallen scheint. Natürlich bleiben sie vor den obligatorischen Scherzen am letzten Tourtag nicht verschont. Schon irgendwie geil, wenn die Stimme bei Ansagen plötzlich klingt wie nach dem Konsum von Helium. Ich finds megalustig. Genau mein Ding! Auch wir geben noch einmal alles, denn man will sich ja vor der holden Weiblichkeit nicht blamieren. Die Show macht dann auch wirklich sehr viel Spass. Puh, Schwein gehabt! :)

Nach dem Gig heisst es ein letztes mal einladen und sich von NIHILING, welche direkt nach Hamburg abreisen, zu verabschieden - natürlich nicht ohne ein Gruppenfoto. Danke an alle beteiligten und Fans für diese geile Tour.

[LONG DISTANCE CALLING]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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