LOWER HELL: Interview mit Sven Busam

06.05.2008 | 09:58

Zunächst des Covers wegen eher an Stoner Rock oder dergleichen denkend, hatten mich die süddeutschen LOWER HELL mit der fulminanten Melodic-Death-Metal-Melange ihres Debütalbums "Asphyxia" in Windeseile nicht nur aus meiner Irritation in die Realität zurückgeholt, sondern konnten mich damit obendrein auch schwer beeindrucken. Ihre mit dezenten Thrash-Metal-Versatzstücken versehenen Tracks, deren Ursprung hinsichtlich der Inspirationen irgendwo im Drei-Kronen-Land zu suchen sind, kommt mit Schmackes und reichlich Druck aus den Boxen und das ohne sich an etwaige Größen anzubiedern.
Sänger Sven Busam gab sich die Ehre und beantwortete die an ihn übermittelten Fragen.



Walter:
Nachträglich nochmals Gratulation zu eurem sehr gelungenen Album! Meine Meinung kennt ihr ja bereits, wie sind denn die Kritiken auf "Asphyxia" bislang generell ausgefallen?

Sven:
Also bisher haben wir wirklich nur super Resonanzen bekommen. Auf unserer Myspace-Seite werden laufend die aktuellen Reviews verlinkt. Neben eurem Review waren wir auch "Tipp der Redaktion" bei www.metal.de, abgesehen davon erhielten wir aber auch noch weitere Zuckerküsse. Unabhängig von unserer Überzeugung, sind wir uns nun sicher, dass wir uns nicht mehr vor den Bands in der oberen Liga unseres Genre verstecken müssen. So etwas motiviert natürlich zusätzlich.

Walter:
Seid ihr denn schon mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Veröffentlichung des Albums herangegangen?

Sven:
Grundsätzlich stehen wir auf "nichtbierausgehende" Partys, nackte Mädels satt und schwarz verdunkelte Nightliner mit anderen Metalheads an Bord, die mindestens genauso "berbern" wie wir. Ein Majordeal sollte also schon drin sein, um unsere Erwartungen zu befriedigen, hähä.
Spaß beiseite, unsere Erwartungen sind nicht so allzu hoch, da der Markt extrem gesättigt ist und viele potenziell in Frage kommenden Plattenfirmen ihre Rooster voll haben und wohl auch nicht in einen Alkoholikertrupp investieren wollen. Wichtig für uns ist, dass der Name LOWER HELL sich in der Szene etabliert und wir dadurch langzeitlich gesehen zu den angesagten Bands gehören.

Walter:
"Asphyxia" ist zwar in Eigenregie erschienen, Angebote für Plattenverträge, zumindest aber für Vertriebsdeals, sollten jedoch bereits vorliegen, oder etwa doch nicht?

Sven:
Wir haben schon einige Anfragen von Labels bekommen und sind auch an Deals dran, aber noch ist alles offen. Für uns ist wichtig, dass die Kooperationspartner genauso motiviert und zuverlässig mit uns zusammenarbeiten würden, wie wir es mit ihnen tun werden.

Walter:
Sehr interessant finde ich an eurem Album nicht nur die Musik an sich, sondern sehr wohl auch die lyrische Komponente. Kannst du die Texte bzw. die Hintergründe zu den Songs kommentieren?

Sven:
In unseren Texten geht es an sich eher um alltägliche Dinge mit denen wir konfrontiert werden, aber auch fiktive Wunschvorstellungen sind enthalten. So handelt beispielsweise 'Alchemist Academy' (übrigens auch als Videoclip auf "Asphyxia" enthalten) von der "perfekten Bar", in der das Bier nie ausgeht, die Sorgen verflogen sind und jegliche schönen Momente unendlich erscheinen! Im Gegensatz dazu haben wir auch wesentlich ernstere Themen anzubieten. 'Lip Gloss' vermittelt den Eindruck eines plötzlich eintretenden Schicksalsschlags, der wohl jeden, trotz mentaler Standfestigkeit, an den Rande der Verzweiflung führen wird. Es existieren einfach dermaßen schreckliche Dinge rund um uns, die jedem von uns passieren können. Man sollte sich stets vor Augen halten, wie gut es dem Großteil von uns geht.

Walter:
Woher kamen (und kommen) denn die Inspirationen für die Texte?

Sven:
Auf Lyrics schreiben haben wir ehrlich gesagt nicht wirklich Bock, deshalb schauen wir einfach, was andere Bands so schreiben. Wir wählen dann im Proberaum per Zufallsprinzip aus verschiedensten Booklets wahllos Zeilen aus. Es kommt deshalb öfters vor, dass wir Textzeilen zweimal erwischen. So entstehen bei uns dann die Refrains, hähä.

Walter:
Dacht' ich mir doch. :-) Als Tipp für die Zukunft sei euch mitgegeben, dass ihr der Einfachheit halber die Texte einfach ganz aus den Booklets weglassen könnt und die Fans somit auch jede Menge an Interpretationsmöglichkeiten haben.
Jetzt aber zu einem anderen Thema. Das Cover von "Asphyxia" ist fraglos ein sehr ansehnliches Stück geworden. Was kannst du uns dazu mitteilen? War ich denn der einzige bislang, der sich davon stilistisch hat irreführen lassen?

Sven:
Nein. Du hast aber vollkommen Recht, wir sind schon des Öfteren auf den "Stilbruch" unseres Covers angesprochen worden. Wir wollten es, genauso wie unseren neuen Schriftzug auch, eher etwas düsterer und "oldschooliger" gestaltet haben. Markus Ruf, der Gitarrist von FEAR MY THOUGHTS, hat unsere Vorstellungen umgesetzt und der Chose auch noch einen sehr gelungenen und edlen Touch verpasst. Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Markus hat für uns übrigens auch noch die komplette Shirt-Kollektion entworfen.

Walter:
Eine neue Kollektion war wohl nicht zuletzt auf Grund eurer Umbenennung nötig. Was war denn vor dem Wechsel von LIES BEHIND THE SMILE zu LOWER HELL musikalisch anders?

Sven:
Von LIES BEHIND THE SMILE zu LOWER HELL ist es für uns, unabhängig vom musikalischen Aspekt, ein genereller Wechsel, quasi ein vollkommen neuer Abschnitt, da wir jetzt endlich als eine Truppe von leidenschaftlichen Musikern beisammen sind, die alle an einem Strang ziehen und auch das gleiche Ziel verfolgen. Musikalisch gesehen haben wir uns technisch, wie auch beim Songwriting, enorm weiterentwickelt. Das liegt vielleicht auch daran, dass man als Band nie 100% zufrieden sein darf. Man muss immer versuchen, sich weiter verbessern, deshalb arbeiten wir auch ständig an uns und setzen die Messlatte immer höher.

Walter:
Gab es eine bestimmte Intention hinsichtlich der Musik, als ihr LOWER HELL aus der Taufe gehoben habt?

Sven:
Wir wollen mit unserer Musik nicht die Welt verändern, es ist viel mehr unsere Absicht schlicht jene Musik selbst zu machen, die uns auch gefällt. Wenn andere Personen den gleichen Musikgeschmack haben, finden wir das aber natürlich klasse. Wir wollen, dass die Zuhörer und Zuschauer bei den Konzerten ihren Spaß haben und eine gute Zeit mit uns erleben und auch, dass sich jeder Cent lohnt, den sie in LOWER HELL investieren.

Walter:
Welche Bands sind zu nennen, wenn wir über "Inspirationsquellen" sprechen?

Sven:
Da gibt es an sich viel zu viele, aber einige die uns besonders faszinieren sind z.B. LAMB OF GOD, FEAR MY THOUGHTS, THE BLACK DAHLIA MURDER, BACKSTREET BOYS (da klauen wir ja auch die Bühnenperformance, hähä), YNGWIE MALMSTEEN und IRON MAIDEN.

Walter:
Gibt es denn auch Nebenprojekte, in die ihr involviert seid, oder reicht LOWER HELL aus?

Sven:
Momentan haben wir mit LOWER HELL genug zu tun um einen ordentlichen Job abzuliefern, da drei von uns auch der Arbeiterwelt angehören und der Rest am Studieren ist. Bruno, unser Gitarrist, jammt gelegentlich mit diversen anderen Jungs und auch bei CATCH OF THE DAY (einer Melodic-Punk-Band) am Start.

Walter:
Wie sieht es denn an der Live-Front aus? Welche Gigs waren denn bislang die Highlights?

Sven:
Schwierig zu sagen, Shows mit MACHINEMADE GOD, CATARACT, FEAR MY THOUGHTS, NEAERA, MAROON und anderen Größen gehören sicherlich zu den bisherigen Highlights. Aber für uns sind auch solche Gigs Highlights, bei denen ein zunächst armverschränktes, gähnendes Publikum zur tobenden Masse mutiert, wenn wir uns als "BACKSTREET BOYS-Fünfer" raushauen, egal ob 200 oder nur 10 Leute anwesend sind.

Walter:
Die letzten Worte sollen nun die euren sein, aber natürlich nicht bevor du uns noch einen kurzen Ausblick in eure Zukunft gegeben hast.

Sven:
Wir wollen mit unserer neuen Scheibe "Asphyxia" heuer mächtig angreifen und hoffen, dass wir mit unseren Anhängern und Fans eine Menge Spaß haben werden. Weiters befinden wir uns momentan abermals in einer intensiven Songwritingphase, um den von uns angestrebten Longplayer ehestmöglich abliefern zu können. Die letzten Worte wollen wir aber auch dazu nutzen um uns bei allen zu bedanken, die an "Asphyxia" mitgearbeitet haben. Ein großes Dankeschön geht natürlich auch an unsere Fans, Freunde, unsere geliebten Mädels und alle die uns unterstützen!
Stay tuned for the NEW PEARL OF MELODIC DEATH METAL.

Redakteur:
Walter Scheurer

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