MANILLA ROAD: Diskografie-Check Teil 2 | Platz 12 - 7

27.10.2023 | 14:10

Weiter geht es mit den Alben der Wichita-Metal-Legende. Das Mittelfeld dieser Band ist natürlich schon episches Metal-Gold. Aber lest und hört selbst!

Platz 12:

The Circus Maximus (1992)

Viele Fans hätten "The Circus Maximus" sicher deutlich weiter hinten erwartet. Ich auch, denn bei mir landet es auf dem vorletzten Platz. Jakob, Rüdiger und Marcel sehen es aber alle am Rande der Top 10. Dieses Album ist durchaus ungewöhnlich, da es vom Klang her eher ein Shelton-Solo-Album ist. Eigentlich wollte Shelton unter dem Namen CIRCUS MAXIMUS weitermachen, aber das Label machte ihm einen Strich durch die Rechnung und bat darum, wenigsten den Bandnamen zu behalten. Stilistisch hatte man sich deutlich verändert nach den teils sehr harten Alben Ende der Achtziger. Bassist Andrew Coss und Schlagzeuger Aaron Brown, zwei Schulfreunde von Shelton, übernahmen Teile des Gesangs, und anders als Hellroadie klingen sie eben überhaupt nicht nach Shelton. Einflüsse aus dem Hard Rock der Siebziger mit deutlich souligeren Noten (denkt an DEEP PURPLE / WHITESNAKE), aber auch aus dem damals aktuelleren Rock, sorgen dafür, dass man das Epic-Metal-Theater weitestgehend verlässt. Auf jeden Fall ist "The Circus Maximus" eines der spannendsten Alben der Band.

 

Platz 11:

Mark Of The Beast (2002)

Dieses Album erschien höchstoffiziell erst 2002, ist aber schon viel älter. Etwa die Hälfte des Materials war 1981 als zweites Album aufgenommen worden. Es hätte unter dem Titel "Dreams Of Eschaton" veröffentlicht werden sollen und kursierte als Bootleg. Für manche Underground-Fans war es eine Art heiliger Gral geworden. 2002 wurde das Material restauriert und bietet uns ein wirklich starkes Metal-Album, das zu Unrecht so lange in der Schublade verschwunden war. Mit einem der besten Metal-Artworks überhaupt (mein Backpatch) und einem Sound, der schon wesentlich mehr nach typischem MANILLA ROAD-Material klingt als der tatsächlich später aufgenommene "Metal"-Langspieler, kann man sogar ein wenig überrascht sein, dass es nicht für die Top 10 gereicht hat. Während gerade Rüdiger das Album noch deutlich weiter vorne platziert hat, reicht es bei Marcel und Jakob aber nur zum drittletzten Platz. Kennt ihr das Album zu schlecht? Es ist ja schon recht lang und erfordert Geduld. Aufgrund des Bonus-Materials und des Remasters macht auch der spätere "Dreams Of Eschaton"-Release Sinn in der Sammlung. Ich würde aber keine der beiden Scheiben abgeben wollen. 'Avatar' oder 'Venusian Sea' sind jedenfalls Songs, die auch auf den späteren Überalben bestehen würden.

 

Platz 10:

Out Of The Abyss (1988)

Mit dem "Thrash-Album" der Diskografie starten wir in die Top 10. Das live weitestgehend ignorierte Album ist hart und schnell, aber bietet mit 'Return Of The Old Ones' doch auch einen absolut epischen Mega-Hit. Außer Rüdiger landen wir alle so bei Platz 11-12, Rüdiger sieht das Album jedoch auf Rang 7 und hievt es so in unsere Top 10. Insgesamt wird das Album leider gerne mal übersehen und kommt sicher zu schlecht weg. Das mag auch am etwas unscheinbaren Artwork liegen. Und wenn von den großen Klassikern geredet wird, meint man eben meist die Alben von 1983-1987, aber dieses Album nicht mehr. Das ist auch nicht unberechtigt, denn die Hitdichte ist fraglos niedriger. Aber: Schwach ist dieses Album eben auch nicht. Randy "Thrasher" Fox verdrischt die Felle noch mal richtig ordentlich, auch Urbasser Scott Park ist weiter dabei.

 

Platz 9:

To Kill A King (2017)

Der Ausstand ist der Band zweifellos gelungen. Bei keiner Scheibe höre ich den Einfluss von Neudi so stark wie bei "To Kill A King", denn sein Schlagzeugspiel ist einfach unfassbar gefühlvoll und prägnant. Mit vielen Hits verabschiedet man sich in höchster Form – und wohl auch mit der besten Produktion der Bandgeschichte. Die Combo war dem Metal-Mainstream wohl nie so nahe, schließlich wurden sie danach für das "Wacken Open Air"-Festival gebucht, aber mainstreamig klingt hier gar nichts. Der eigene Stiefel wird konsequent durchgezogen, mit hoher Hitdichte. Mein Highlight bleibt tatsächlich der Opener, der auch der Titelsong ist. Bei mir landet das Album am höchsten, bei Rüdiger am niedrigsten, aber wir alle sehen es im Mittelfeld der Diskografie. Ach ja, mit Phil Ross steigt tatsächlich noch ein letzter neuer Musiker ein, am Bass. Er war auch bei GLACIER, LEGENDRY und jetzt SENTRY zu hören, und ist damit banduntypisch eher aktiv an anderen Fronten unterwegs.

 

Platz 8:

Mysterium (2013)

Der Einstieg beim Major Label, der Einstieg von Drummer Neudi, ein wunderbares Artwork – "Mysterium" ist definitiv der Start in die letzte Phase der Band. Soundtechnisch schlägt dieses Album den Vorgänger um Längen, und auch das Songwriting wirkt wieder frischer. Der starke Opener 'The Grey God Passes', der Mega-Ohrwurm 'The Hermitage' oder der entspannte Weg zu 'The Fountain', der auch gut zum MARK SHELTON-Soloalbum gepasst hätte, haben jedenfalls echte Qualität. Diese Sicht teilt vor allem Jakob, der das Album vor etlichen Klassikern auf Rang 3 seiner Liste platziert hat! Ganz anders Rüdiger, der den drittletzten Platz verteilt. Mehr (Marcel) oder weniger (ich) im Mittelfeld der Diskografie sortieren wir anderen das Album ein. Auf jeden Fall der Start in den Schlussmarsch, der ja bei uns insgesamt gut abschneidet.

 

Platz 7:

The Blessed Curse (2015)

Ich gebe zu: So hoch hätte ich "The Blessed Curse" wirklich nicht erwartet. Ähnlich wie bei "Playground Of The Damned" scheine ich da etwas anders zu ticken als andere Hörer. Ich weiß noch, dass das Album natürlich vorbestellt war, aber mich erst Mal ernüchterte. Klar reichte es am Ende noch für meine persönlichen damaligen Jahres-Charts, aber nach dem Vorgänger hätte ich irgendwie mehr erwartet. Auch heute noch finde ich das Album (das einzige Doppel-Album der Bandgeschichte) bei jedem Hördurchgang gut, aber anders als beim Vorgänger habe ich danach nie eine besonders prägnante Melodie im Ohr. Einzig 'Tomes Of Clay' hat aus meiner Perspektive das Zeug zum Hit. Wenig überraschend sortiere ich das Album daher auf einem der hinteren Plätze ein, auf Platz 15. Das sehen die Kollegen aber überwiegend ganz anders. Rüdiger wertet es stärker als alle anderen Alben nach 1990 (auf Platz 8), bei Jakob (Platz 7) und Marcel (Platz 6) geht es sogar noch weiter nach oben. Mein Highlight an dieser Veröffentlichung war tatsächlich nie die erste CD, sondern die beigelegte "After The Muse"-Scheibe, die eher im ruhigen, akustischen Bereich unterwegs ist, in dem MANILLA ROAD ja immer überragte.

 

Jetzt steht uns noch der absolute Schlussspurt bevor. Es folgen also nur noch unumstößliche Klassiker.

Jakob Schnapp, ganz links, und Jonathan Walzer, ganz rechts, mit Neudi, zweiter von rechts.

 

Hier geht es zu Teil 1 und Teil 3 des Diskografie-Checks.

Redakteur:
Jonathan Walzer

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